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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Vermahn. u. Lehre zur gottsel. etc.
[Spaltenumbruch]

Darum ist das licht/ nemlich Christus/ der
rechte Geist der lebendigen verstandes/ ein köst-
licher schatz denen/ die es haben/ dann welche
das in ihrer seelen haben/ die wandeln/ erlu-
stigen sich und leben darinnen/ ja sie trösten/
erhöhen und erfreuen sich darinnen weit mehr/
dann der reiche in seinem reichthum/ oder der
Edle in seinem Adel.

Jacob thäte seiner mutter rath/ darum
bekame er den segen seines vaters. Also auch
alle weise kinder lauffen nicht mit Esau nach
dem wilde/ das ist/ mit den fleischlichen;
sondern sie folgen mit Jacob ihrer mutter/ der
weißheit rath. Darum werden sie von ihrem
Vater/ dem Geiste des verstandes/ mit
dem brod des lebens gespeiset/ dadurch sie
macht bekommen ewig zu leben. Der HErr
Die le-
bendige
wasser
sind die
worte des
Geistes/
die aus
den glau-
bigen als
ein brünn-
lein flies-
sen.
hat gesagt: Wer an mich glaubet/ von
dessen leibe sollen lebendige wasser fliessen.
Darum ist es je ein groß ding/ wer seine
inwendige ohren zur weißheit kehret/ und das
lebendige wasser allda fleissig auß dem lebendi-
gen empfängt/ oder auß den glaubigen wahr-
nimmt. Wer das in seinen eimer oder krug em-
pfängt/ das ist/ in seinen sinn fasset und bewah-
ret/ der soll in der grossen hitze und dürre/ mit den
gottlosen nicht wie graß verdorren/ sondern
grünen/ und als eine rose blühen/ vor
dem angesichte seines Geliebten/ zu einem
süssen geruch/ in seinem lust-hofe ewi-
glich.

Alles was man von hertzen liebet/ das
siehet und höret man gerne/ und dencket und
dichtet auch stetig darauff. Wer nun den
Wer sei-
nen freund
nach sei-
nem wil-
len freund-
schafft be-
weiset/
der streu-
et rosen
vor sei-
nen freund.
HErrn über alle dinge liebet/ erwehlet und
sich ihm vertrauet hat/ der beweise es nun
auch mit der liebe/ und streue rosen vor seinen
freund/ damit er wieder zur freundschafft ge-
kehret/ seine krafft mit seiner braut oder lieb-
sten vermische/ und ihr den lebendigen samen
nicht entziehe.

Salomon/ CHristus/ der gloriöse Kö-
nig deß lebens und friedens/ vereiniget und
vermischet sich nun mit niemanden in der war-
heit/ als mit den gutwilligen: Er hält
mit niemanden friede/ als mit den gutwil-
ligen. Und wiewohl er in seinem gantzen lei-
be nichts als leben und friede ist/ so ist er
dannoch den verkehrten oder bößwilligen ein
tod/ eine last/ und eine erschreckliche wie-
drigkeit/ darinnen sie ohne unterlaß/ ver-
Der
Geist der
weißheit
gehet nit
in eine
boßhaff-
tige seele.
Weißh. I.
4.
mittelst ihrer eigenen verkehrtheit oder boß-
heit gequälet und gepeiniget werden. Dar-
um ist kein schöners/ vergnügters und auffrich-
tigers wesen/ als in GOTTES gunst/
liebe und beschirmung zu stehen/ in seinen lie-
bes-armen zu ruhen/ in seiner freundlichkeit
zu wohnen/ unter seiner rose und lilien zu wey-
den/ und in seinen gewissen verheissungen mit
den auffrichtigen glaubig zu bleiben; ange-
sehen der Allmächtige in seiner treue und war-
heit nicht betriegen kan.

Der sohn ehret den vater/ eine fromme
tochter ehret die mutter/ der verständige eh-
ret den verstand/ und der weise die weißheit.
Also thun auch alle tugendsame/ auffrichti-
ge hertzen/ die ehren die tugend und preisen
alle auffrichtigkeit. Sie erfreuen sich allezeit
[Spaltenumbruch] in ihrer gestalt/ art/ geist und wesen: sie
geben ihre seele williglich darvor hin/ und be-
quämen ihre sinnen leichthertzig mit verlangen
zu ihrer einigkeit und gesellschafft. Dann tu-
gend führet zur freuden/ untugend bringt in das
leiden. Die tugend ist durchleuchtig und blei-
bet ewig.

Grosser reichthum/ geld und gut wird
wohl leichtlich ohne arbeit/ mühe oder
sorge durch unachtsamkeit versäumet und
verzehret/ aber es ist nicht so leicht zu krie-
gen. Also auch mit dem himmlischen/ e-
wigen gut. Darum sind zu dieser heilrei-
chen zeit die zwey teuffelgen oder kleine füch-
se in dem weinberge des HERRN sehr
schädlich/ wiewohl sie klein geachtet wer-
den/ nemlich/ die trägheit und unachtsam-
keit/ darwider und dagegen kein löblicher/
nützlicher und besser ding/ als munterkeit/
frölichkeit und fleiß im guten ist. Dann
durch ämsigkeit werden auß pfennigen schil-
linge/ auß schillingen gülden/ auß zehen
zwantzig/ auß hunderten tausend gemacht/
ja unzehliche schätze gesammlet. Aber imDer eini-
ge Abra-
ham
ward ein
unzehlbar
geschlech-
te.

unvergänglichen hat es seinen wucher und
lauff viel lustiger als in dem vergänglichen.
Dann aller solcher gewinst oder gänge des
mannes werden von dem HERRN ge-
fördert und befestiget/ damit die gutwilli-
gen ohne abweichen im guten/ glücklich
auffwachsen mögen. Dann gleich wie ein
gold das andere gewinnet; also bringet o-
der gebiehret eine tugend die andere. Das
gute wircket/ wuchert und vollendet seinen
lauff von einem wenigen zum überfluß/ von ei-
nem zum unzehlichen/ von der niedrigsten nie-
drigkeit zur höchsten hoheit.

Also bringet das einige weitzen-körnlein
oder senffkorn-sämlein von dem gütigen
GOTT/ wann es auff hoffnung in die
gute erde gesäet und im glauben empfangenDie gut-
willigen
sind die
gute erde.

ist/ unzehliche/ überflüssige früchte/ wann
nemlich der Winter außgestanden/ alle stür-
me des ungewitters vorbey gangen/ alle wie-
derwärtigkeit erdultet und der Sommer her-
an kommen ist. Darum wer dasselbe glau-
big empfangt/ der darff nicht eilen. Es
ist vonnöthen/ daß es erst von allem unge-
witter und wiederwärtigkeit geprüffet/ und
mit mancherley anstoß untersuchet werde/
alsdann kan man mit langmuth/ als ein
ackermann/ die neue außerkohrne früchte da-Die neue
früchte
sind die
geprüffte
tugenden/
so nicht
zu erst/
sondern
zuletzt
hervor-
kommen.

von erwarten/ darinnen aller appetit liegt/
und mancherley geschmack der süssigkeit dem
menschen durch die benedeyung des HERRN
hervorkommt. Alle lebendige/ die da dau-
ren/ wachsen und kommen (so sie nicht ver-
hindert oder beschädiget werden) zu ihrer be-
stimmten grösse und manchfaltigkeit. Al-
le grüne kräuter/ bäume und pflantzen wachsen
und bleiben nicht in einem wesen/ sie kom-
men aber doch alle zu früchten/ ein jeder nach
seiner art.

Diß nehmet zu hertzen/ o ihr pflan-Der vor-
hof ist der
Glaube.

tzen/ die ihr in dem vorhofe des HERRN
gepflantzet seyd. Versäumet den zeiti-
gen regen/ und den thau vom himmel
nicht/ damit ihr heran wachset und euere

knopf-
Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Vermahn. u. Lehre zur gottſel. ꝛc.
[Spaltenumbruch]

Darum iſt das licht/ nemlich Chriſtus/ der
rechte Geiſt der lebendigen verſtandes/ ein koͤſt-
licher ſchatz denen/ die es haben/ dann welche
das in ihrer ſeelen haben/ die wandeln/ erlu-
ſtigen ſich und leben darinnen/ ja ſie troͤſten/
erhoͤhen und erfreuen ſich darinnen weit mehr/
dann der reiche in ſeinem reichthum/ oder der
Edle in ſeinem Adel.

Jacob thaͤte ſeiner mutter rath/ darum
bekame er den ſegen ſeines vaters. Alſo auch
alle weiſe kinder lauffen nicht mit Eſau nach
dem wilde/ das iſt/ mit den fleiſchlichen;
ſondern ſie folgen mit Jacob ihrer mutter/ der
weißheit rath. Darum werden ſie von ihrem
Vater/ dem Geiſte des verſtandes/ mit
dem brod des lebens geſpeiſet/ dadurch ſie
macht bekommen ewig zu leben. Der HErr
Die le-
bendige
waſſer
ſind die
worte des
Geiſtes/
die aus
den glau-
bigen als
ein bruͤñ-
lein flieſ-
ſen.
hat geſagt: Wer an mich glaubet/ von
deſſen leibe ſollen lebendige waſſer flieſſen.
Darum iſt es je ein groß ding/ wer ſeine
inwendige ohren zur weißheit kehret/ und das
lebendige waſſer allda fleiſſig auß dem lebendi-
gen empfaͤngt/ oder auß den glaubigen wahr-
nimmt. Wer das in ſeinen eimer oder krug em-
pfaͤngt/ das iſt/ in ſeinen ſinn faſſet und bewah-
ret/ der ſoll in der groſſen hitze und duͤrre/ mit den
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gruͤnen/ und als eine roſe bluͤhen/ vor
dem angeſichte ſeines Geliebten/ zu einem
ſuͤſſen geruch/ in ſeinem luſt-hofe ewi-
glich.

Alles was man von hertzen liebet/ das
ſiehet und hoͤret man gerne/ und dencket und
dichtet auch ſtetig darauff. Wer nun den
Wer ſei-
nẽ freund
nach ſei-
nem wil-
lẽ freund-
ſchafft be-
weiſet/
der ſtreu-
et roſen
vor ſei-
nẽ freund.
HErrn uͤber alle dinge liebet/ erwehlet und
ſich ihm vertrauet hat/ der beweiſe es nun
auch mit der liebe/ und ſtreue roſen vor ſeinen
freund/ damit er wieder zur freundſchafft ge-
kehret/ ſeine krafft mit ſeiner braut oder lieb-
ſten vermiſche/ und ihr den lebendigen ſamen
nicht entziehe.

Salomon/ CHriſtus/ der glorioͤſe Koͤ-
nig deß lebens und friedens/ vereiniget und
vermiſchet ſich nun mit niemanden in der war-
heit/ als mit den gutwilligen: Er haͤlt
mit niemanden friede/ als mit den gutwil-
ligen. Und wiewohl er in ſeinem gantzen lei-
be nichts als leben und friede iſt/ ſo iſt er
dannoch den verkehrten oder boͤßwilligen ein
tod/ eine laſt/ und eine erſchreckliche wie-
drigkeit/ darinnen ſie ohne unterlaß/ ver-
Der
Geiſt der
weißheit
gehet nit
in eine
boßhaff-
tige ſeele.
Weißh. I.
4.
mittelſt ihrer eigenen verkehrtheit oder boß-
heit gequaͤlet und gepeiniget werden. Dar-
um iſt kein ſchoͤners/ vergnuͤgters und auffrich-
tigers weſen/ als in GOTTES gunſt/
liebe und beſchirmung zu ſtehen/ in ſeinen lie-
bes-armen zu ruhen/ in ſeiner freundlichkeit
zu wohnen/ unter ſeiner roſe und lilien zu wey-
den/ und in ſeinen gewiſſen verheiſſungen mit
den auffrichtigen glaubig zu bleiben; ange-
ſehen der Allmaͤchtige in ſeiner treue und war-
heit nicht betriegen kan.

Der ſohn ehret den vater/ eine fromme
tochter ehret die mutter/ der verſtaͤndige eh-
ret den verſtand/ und der weiſe die weißheit.
Alſo thun auch alle tugendſame/ auffrichti-
ge hertzen/ die ehren die tugend und preiſen
alle auffrichtigkeit. Sie erfreuen ſich allezeit
[Spaltenumbruch] in ihrer geſtalt/ art/ geiſt und weſen: ſie
geben ihre ſeele williglich darvor hin/ und be-
quaͤmen ihre ſinnen leichthertzig mit verlangen
zu ihrer einigkeit und geſellſchafft. Dann tu-
gend fuͤhret zur freuden/ untugend bringt in das
leiden. Die tugend iſt durchleuchtig und blei-
bet ewig.

Groſſer reichthum/ geld und gut wird
wohl leichtlich ohne arbeit/ muͤhe oder
ſorge durch unachtſamkeit verſaͤumet und
verzehret/ aber es iſt nicht ſo leicht zu krie-
gen. Alſo auch mit dem himmliſchen/ e-
wigen gut. Darum ſind zu dieſer heilrei-
chen zeit die zwey teuffelgen oder kleine fuͤch-
ſe in dem weinberge des HERRN ſehr
ſchaͤdlich/ wiewohl ſie klein geachtet wer-
den/ nemlich/ die traͤgheit und unachtſam-
keit/ darwider und dagegen kein loͤblicher/
nuͤtzlicher und beſſer ding/ als munterkeit/
froͤlichkeit und fleiß im guten iſt. Dann
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zwantzig/ auß hunderten tauſend gemacht/
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lauff viel luſtiger als in dem vergaͤnglichen.
Dann aller ſolcher gewinſt oder gaͤnge des
mannes werden von dem HERRN ge-
foͤrdert und befeſtiget/ damit die gutwilli-
gen ohne abweichen im guten/ gluͤcklich
auffwachſen moͤgen. Dann gleich wie ein
gold das andere gewinnet; alſo bringet o-
der gebiehret eine tugend die andere. Das
gute wircket/ wuchert und vollendet ſeinen
lauff von einem wenigen zum uͤberfluß/ von ei-
nem zum unzehlichen/ von der niedrigſten nie-
drigkeit zur hoͤchſten hoheit.

Alſo bringet das einige weitzen-koͤrnlein
oder ſenffkorn-ſaͤmlein von dem guͤtigen
GOTT/ wann es auff hoffnung in die
gute erde geſaͤet und im glauben empfangenDie gut-
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nemlich der Winter außgeſtanden/ alle ſtuͤr-
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witter und wiederwaͤrtigkeit gepruͤffet/ und
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alsdann kan man mit langmuth/ als ein
ackermann/ die neue außerkohrne fruͤchte da-Die neue
fruͤchte
ſind die
gepruͤffte
tugenden/
ſo nicht
zu erſt/
ſondern
zuletzt
hervor-
kommen.

von erwarten/ darinnen aller appetit liegt/
und mancherley geſchmack der ſuͤſſigkeit dem
menſchen durch die benedeyung des HERRN
hervorkommt. Alle lebendige/ die da dau-
ren/ wachſen und kommen (ſo ſie nicht ver-
hindert oder beſchaͤdiget werden) zu ihrer be-
ſtimmten groͤſſe und manchfaltigkeit. Al-
le gruͤne kraͤuter/ baͤume und pflantzen wachſen
und bleiben nicht in einem weſen/ ſie kom-
men aber doch alle zu fruͤchten/ ein jeder nach
ſeiner art.

Diß nehmet zu hertzen/ o ihr pflan-Der vor-
hof iſt der
Glaube.

tzen/ die ihr in dem vorhofe des HERRN
gepflantzet ſeyd. Verſaͤumet den zeiti-
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[398/0694] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Vermahn. u. Lehre zur gottſel. ꝛc. Darum iſt das licht/ nemlich Chriſtus/ der rechte Geiſt der lebendigen verſtandes/ ein koͤſt- licher ſchatz denen/ die es haben/ dann welche das in ihrer ſeelen haben/ die wandeln/ erlu- ſtigen ſich und leben darinnen/ ja ſie troͤſten/ erhoͤhen und erfreuen ſich darinnen weit mehr/ dann der reiche in ſeinem reichthum/ oder der Edle in ſeinem Adel. Jacob thaͤte ſeiner mutter rath/ darum bekame er den ſegen ſeines vaters. Alſo auch alle weiſe kinder lauffen nicht mit Eſau nach dem wilde/ das iſt/ mit den fleiſchlichen; ſondern ſie folgen mit Jacob ihrer mutter/ der weißheit rath. Darum werden ſie von ihrem Vater/ dem Geiſte des verſtandes/ mit dem brod des lebens geſpeiſet/ dadurch ſie macht bekommen ewig zu leben. Der HErr hat geſagt: Wer an mich glaubet/ von deſſen leibe ſollen lebendige waſſer flieſſen. Darum iſt es je ein groß ding/ wer ſeine inwendige ohren zur weißheit kehret/ und das lebendige waſſer allda fleiſſig auß dem lebendi- gen empfaͤngt/ oder auß den glaubigen wahr- nimmt. Wer das in ſeinen eimer oder krug em- pfaͤngt/ das iſt/ in ſeinen ſinn faſſet und bewah- ret/ der ſoll in der groſſen hitze und duͤrre/ mit den gottloſen nicht wie graß verdorren/ ſondern gruͤnen/ und als eine roſe bluͤhen/ vor dem angeſichte ſeines Geliebten/ zu einem ſuͤſſen geruch/ in ſeinem luſt-hofe ewi- glich. Die le- bendige waſſer ſind die worte des Geiſtes/ die aus den glau- bigen als ein bruͤñ- lein flieſ- ſen. Alles was man von hertzen liebet/ das ſiehet und hoͤret man gerne/ und dencket und dichtet auch ſtetig darauff. Wer nun den HErrn uͤber alle dinge liebet/ erwehlet und ſich ihm vertrauet hat/ der beweiſe es nun auch mit der liebe/ und ſtreue roſen vor ſeinen freund/ damit er wieder zur freundſchafft ge- kehret/ ſeine krafft mit ſeiner braut oder lieb- ſten vermiſche/ und ihr den lebendigen ſamen nicht entziehe. Wer ſei- nẽ freund nach ſei- nem wil- lẽ freund- ſchafft be- weiſet/ der ſtreu- et roſen vor ſei- nẽ freund. Salomon/ CHriſtus/ der glorioͤſe Koͤ- nig deß lebens und friedens/ vereiniget und vermiſchet ſich nun mit niemanden in der war- heit/ als mit den gutwilligen: Er haͤlt mit niemanden friede/ als mit den gutwil- ligen. Und wiewohl er in ſeinem gantzen lei- be nichts als leben und friede iſt/ ſo iſt er dannoch den verkehrten oder boͤßwilligen ein tod/ eine laſt/ und eine erſchreckliche wie- drigkeit/ darinnen ſie ohne unterlaß/ ver- mittelſt ihrer eigenen verkehrtheit oder boß- heit gequaͤlet und gepeiniget werden. Dar- um iſt kein ſchoͤners/ vergnuͤgters und auffrich- tigers weſen/ als in GOTTES gunſt/ liebe und beſchirmung zu ſtehen/ in ſeinen lie- bes-armen zu ruhen/ in ſeiner freundlichkeit zu wohnen/ unter ſeiner roſe und lilien zu wey- den/ und in ſeinen gewiſſen verheiſſungen mit den auffrichtigen glaubig zu bleiben; ange- ſehen der Allmaͤchtige in ſeiner treue und war- heit nicht betriegen kan. Der Geiſt der weißheit gehet nit in eine boßhaff- tige ſeele. Weißh. I. 4. Der ſohn ehret den vater/ eine fromme tochter ehret die mutter/ der verſtaͤndige eh- ret den verſtand/ und der weiſe die weißheit. Alſo thun auch alle tugendſame/ auffrichti- ge hertzen/ die ehren die tugend und preiſen alle auffrichtigkeit. Sie erfreuen ſich allezeit in ihrer geſtalt/ art/ geiſt und weſen: ſie geben ihre ſeele williglich darvor hin/ und be- quaͤmen ihre ſinnen leichthertzig mit verlangen zu ihrer einigkeit und geſellſchafft. Dann tu- gend fuͤhret zur freuden/ untugend bringt in das leiden. Die tugend iſt durchleuchtig und blei- bet ewig. Groſſer reichthum/ geld und gut wird wohl leichtlich ohne arbeit/ muͤhe oder ſorge durch unachtſamkeit verſaͤumet und verzehret/ aber es iſt nicht ſo leicht zu krie- gen. Alſo auch mit dem himmliſchen/ e- wigen gut. Darum ſind zu dieſer heilrei- chen zeit die zwey teuffelgen oder kleine fuͤch- ſe in dem weinberge des HERRN ſehr ſchaͤdlich/ wiewohl ſie klein geachtet wer- den/ nemlich/ die traͤgheit und unachtſam- keit/ darwider und dagegen kein loͤblicher/ nuͤtzlicher und beſſer ding/ als munterkeit/ froͤlichkeit und fleiß im guten iſt. Dann durch aͤmſigkeit werden auß pfennigen ſchil- linge/ auß ſchillingen guͤlden/ auß zehen zwantzig/ auß hunderten tauſend gemacht/ ja unzehliche ſchaͤtze geſammlet. Aber im unvergaͤnglichen hat es ſeinen wucher und lauff viel luſtiger als in dem vergaͤnglichen. Dann aller ſolcher gewinſt oder gaͤnge des mannes werden von dem HERRN ge- foͤrdert und befeſtiget/ damit die gutwilli- gen ohne abweichen im guten/ gluͤcklich auffwachſen moͤgen. Dann gleich wie ein gold das andere gewinnet; alſo bringet o- der gebiehret eine tugend die andere. Das gute wircket/ wuchert und vollendet ſeinen lauff von einem wenigen zum uͤberfluß/ von ei- nem zum unzehlichen/ von der niedrigſten nie- drigkeit zur hoͤchſten hoheit. Der eini- ge Abra- ham ward ein unzehlbar geſchlech- te. Alſo bringet das einige weitzen-koͤrnlein oder ſenffkorn-ſaͤmlein von dem guͤtigen GOTT/ wann es auff hoffnung in die gute erde geſaͤet und im glauben empfangen iſt/ unzehliche/ uͤberfluͤſſige fruͤchte/ wann nemlich der Winter außgeſtanden/ alle ſtuͤr- me des ungewitters vorbey gangen/ alle wie- derwaͤrtigkeit erdultet und der Sommer her- an kommen iſt. Darum wer daſſelbe glau- big empfangt/ der darff nicht eilen. Es iſt vonnoͤthen/ daß es erſt von allem unge- witter und wiederwaͤrtigkeit gepruͤffet/ und mit mancherley anſtoß unterſuchet werde/ alsdann kan man mit langmuth/ als ein ackermann/ die neue außerkohrne fruͤchte da- von erwarten/ darinnen aller appetit liegt/ und mancherley geſchmack der ſuͤſſigkeit dem menſchen durch die benedeyung des HERRN hervorkommt. Alle lebendige/ die da dau- ren/ wachſen und kommen (ſo ſie nicht ver- hindert oder beſchaͤdiget werden) zu ihrer be- ſtimmten groͤſſe und manchfaltigkeit. Al- le gruͤne kraͤuter/ baͤume und pflantzen wachſen und bleiben nicht in einem weſen/ ſie kom- men aber doch alle zu fruͤchten/ ein jeder nach ſeiner art. Die gut- willigen ſind die gute erde. Die neue fruͤchte ſind die gepruͤffte tugenden/ ſo nicht zu erſt/ ſondern zuletzt hervor- kommen. Diß nehmet zu hertzen/ o ihr pflan- tzen/ die ihr in dem vorhofe des HERRN gepflantzet ſeyd. Verſaͤumet den zeiti- gen regen/ und den thau vom himmel nicht/ damit ihr heran wachſet und euere knopf- Der vor- hof iſt der Glaube.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/694>, abgerufen am 28.04.2024.