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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaesen/ Herberts Stevarto,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
des landes freyheit überall treulich annahm.
Womit er denn/ und weil er auch die freyheit
der gewissen wider die herrschafft der Reformir-
Und über
dem ge-
wissens-
zwang.
ten Prediger daselbst behauptete/ viel feind-
schafft auff sich lud/ und mit einigen hefftigen
eifferern/ wie der auctor seiner lebens-beschrei-
bung redet/ in streit gerieth darüber er auch mit
einwilligung Printz Wilhelms von Oranien
und der Staden zu Leyden in die Academia und
zum Haag in dem hofe zweymal mit denen
Praedicanten öffentlich und gantz allein dispu-
tir
et hat. Und damit er seine sache desto besser
entführen konte/ zog er gar mit seiner familie
nach dem Haag/ gab unterschtedliche schrifften
so wol an die Staaten als die Prediger und an
den synodum zu Goude ein/ worinnen er theils
viel irrthümer in dem Heidelbergischen Cate-
chismo anzeigte/ theils/ wie der auctor p. 4.
schreibet/ die politiquen den Papistischen/ Lu-
therischen und Calvinischen Clerisey entdeckte/
und sonderlich die confusion des geistlichen und
weltlichen regiments.

Erlittene
verfol-
gung des-
wegen.

3. Deswegen wurde er nun auff den can-
tzeln und sonsten sehr blamiret und gescholten/
und bey sehr vielen verhasst gemacht. Wie-
wol er dabey sich sehr klug/ standhafftig und
auffrichtig auffführte. Die Prediger brach-
tens dahin/ daß seine schrifft wieder den Hei-
delbergischen catechismum confisciret wurde/
wie auch seine andern schrifften/ darinnen er son-
derlich denen reformirten wegen des absoluti
decreti
und der erb-sünde widersprochen hatte.
Es geschahe aber/ daß Jacobo Arminio damals
Predigern in Amsterdam von dem Consistorio
auffgetragen wurde/ Cornherts schrifften zu
widerlegen. Welcher denn durch dieselbe so
überzeuget wurde/ daß er hernach mit eben den
gründen Cornherts wieder die Reformirten
ausbrach. Dieser aber fuhr indessen fort die
freyheit der gewissen und die freyheit zu weissa-
gen/ oder zu lehren wider die Clerisey zu be-
haupten/ ungeachtet die Praedicanten hefftig
dawider stritten. Er hat seine zeit hernach guten
theils mit schreiben zugebracht/ und ist endlich
anno 1590. verstorben im 68. jahr seines alters/
und ist zu Goude, allwo er zuletzt gewohnet/ begra-
ben worden. Sein Epitaphium ist folgendes:

[Spaltenumbruch]
Nu rust
diens lust,
en vreught
was deught,
en't waer
hoe swaer
'took viel.
[Spaltenumbruch]
Noch sticht
siin dicht
gheschriif.
maer't liif,
hier bleeft
God heeft
de ziel.
Urtheile
von Corn-
hert
en.

4. So viel aber nun die nähern umstände
von diesem mann betrifft/ wollen wir zuförderst
die judicia einiger scribenten von ihm anmer-
cken/ welche dann nachdem etwan diese passio-
ni
rt gewesen/ auch unterschiedlich von ihm ge-
fallen. Der berühmte Gisbertus Voetius, der
sonst nicht mit ihm zu frieden ist/ lobet sie doch
in seiner Politia Ecclesiastica, daß er Lipsium
in seinen schrifften also in die enge getrieben/ daß
er sich von denen Papistischen und Heidnisch-
Machiavellischen betrügereyen nicht entschul-
digen können L. IV. p. l. cap. 3. p. 433. Seyle-
rus
im Anabaptist. larvato p. I. cap. V. p. 98.
schreibet: Er sey ein mann zwar von et-
was geistes gewesen/ aber auch ein ertz-
hässer und feind des Predigamts. Der

[Spaltenumbruch] auctor seines lebenslauffs schreibet p. 5. daß dieJahr
MDC.
biß
MDCC.

härtesten critici unter den Reformierten eben
mit ihren verläumdungen ihn nur gelobet/ und
seine bekäntnisse eben damit als lehren des H.
Geistes/ die mit der schrifft überein kämen/ er-
klärt hätten. Dabey er auch eine schrifft anzie-
het/ Remonstrants contra discours tot scherm
van de afgesonderte remonstrantsche vergaa-
deringen anno 1621. p.
21. Jngleichen alle-
gir
et er aus Isaaci Pontani Historia de statu &
rebus urbis Amstelod. L. XI. c.
28. der Corn-
hert
enals einen gelehrten und berühm-Lobsprü-
che von
ihm.

ten mann daselbst gelobet/ sonderlich
daß er die Griechische und Lateinische
sprache gründlich verstanden/ und viel

auctores sehr accurat übersetzet habe. Jn-
gleichen daß er hernach in 8
Theologie de-
nen
Theologen viel zu schaffen gemacht/
und daß alle frommen aus seinen schriff-
ten sehen könten/ wie er allerdings der
gottseligkeit und wahrheit nachgespü-
ret/ und ihm dieses zu hertzen gegangen
wäre.

5. Lipsius hat auch anfänglich dessen Ethi-
cam
in einem brieff anno 1587. gar sehr gerüh-
met/ auch noch anno 91. betauert/ daß er et-
was hefftiger wieder Cornherten geschrieben.
Hugo Grotius urtheilet gleichfals von ihm in
einem schreiben anno 1629. daß er Cornherts
arbeit zum höchsten
aestimire/ weil er die
sachen wieder die Clerisey gründlich ver-
standen/ und die leute von dem zäncki-
schen
disputiren auff die praxin der Christ-
lichen
Religion gewiesen. Dahero sei-
ne schrifften wegen seines klugen ver-
standes sehr nützlich wären.
Johannes
Angelius Werdenhagen
gedencket auch seiner in
dem Appendice Psychologiae p. 549. als eines
mannes von einem hoch verständigen
geiste in Göttlichen dingen/ der nicht
nur herrliche bücher von der wahren lie-
be CHristi und einem Göttlichen leben
geschrieben/ sondern auch
Lipsio und an-
dern wegen des gewissen-zwangs sich
muthig entgegen gesetzet/ und ihnen
nebst den andern eiteln liebhabern der
Heidnischen bücher und redens-arten
bewiesen/ was sie in die Christenheit
vor greuel eingeführt unter dem schein
eines heuchlerischen geschwätzes. Sei-
ne schrifften wären auch sehr werth zu-
lesen/ würden aber auff allerhand art
unterdruckt.
Welches judicium auch Ot-
tius in Annalibus Anabaptist. p.
247. wiederho-
let hat.

6. Was hier von unterdruckung seiner
schrifften stehet/ davon hat sich auch Hornbe-
ckius
ziemlich herausgelassen/ wenn er in der
summa controversiarum Lib. VI. p. 469. setzet:
Es dürffte Cornherts bücher niemand soSeine
schrifften.

hoch achten/ daß er sie kauffen oder lesen
wolte/ weil er nur das geld/ die zeit/ und
fleiß vergeblich anwenden würde.
Es
sind abe seiner opera erstlich eintzeln/ hernach alle
zusammen in Amsterdam in Holländischer
sprache anno 1630. in 3. grossen folianten her-
ausgekommen/ davon ich nur zur probe die
tractaten im ersten und andern Tomo hier nach
ihren tituln benennen will.

Jm er-

Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaeſen/ Herberts Stevarto,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
des landes freyheit uͤberall treulich annahm.
Womit er denn/ und weil er auch die freyheit
der gewiſſen wider die herꝛſchafft der Reformir-
Und uͤber
dem ge-
wiſſens-
zwang.
ten Prediger daſelbſt behauptete/ viel feind-
ſchafft auff ſich lud/ und mit einigen hefftigen
eifferern/ wie der auctor ſeiner lebens-beſchrei-
bung redet/ in ſtreit gerieth daruͤber er auch mit
einwilligung Printz Wilhelms von Oranien
und der Staden zu Leyden in die Academia und
zum Haag in dem hofe zweymal mit denen
Prædicanten oͤffentlich und gantz allein diſpu-
tir
et hat. Und damit er ſeine ſache deſto beſſer
entfuͤhren konte/ zog er gar mit ſeiner familie
nach dem Haag/ gab unterſchtedliche ſchrifften
ſo wol an die Staaten als die Prediger und an
den ſynodum zu Goude ein/ worinnen er theils
viel irꝛthuͤmer in dem Heidelbergiſchen Cate-
chiſmo anzeigte/ theils/ wie der auctor p. 4.
ſchreibet/ die politiquen den Papiſtiſchen/ Lu-
theriſchen und Calviniſchen Cleriſey entdeckte/
und ſondeꝛlich die confuſion des geiſtlichen und
weltlichen regiments.

Erlittene
verfol-
gung des-
wegen.

3. Deswegen wurde er nun auff den can-
tzeln und ſonſten ſehr blamiret und geſcholten/
und bey ſehr vielen verhaſſt gemacht. Wie-
wol er dabey ſich ſehr klug/ ſtandhafftig und
auffrichtig aufffuͤhrte. Die Prediger brach-
tens dahin/ daß ſeine ſchrifft wieder den Hei-
delbergiſchen catechiſmum confiſciret wurde/
wie auch ſeine andeꝛn ſchrifften/ darinnen er ſon-
derlich denen reformirten wegen des abſoluti
decreti
und der erb-ſuͤnde widerſprochen hatte.
Es geſchahe aber/ daß Jacobo Arminio damals
Predigern in Amſterdam von dem Conſiſtorio
auffgetragen wurde/ Cornherts ſchrifften zu
widerlegen. Welcher denn durch dieſelbe ſo
uͤberzeuget wurde/ daß er hernach mit eben den
gruͤnden Cornherts wieder die Reformirten
ausbrach. Dieſer aber fuhr indeſſen fort die
freyheit der gewiſſen und die freyheit zu weiſſa-
gen/ oder zu lehren wider die Cleriſey zu be-
haupten/ ungeachtet die Prædicanten hefftig
dawider ſtritten. Er hat ſeine zeit hernach guten
theils mit ſchreiben zugebracht/ und iſt endlich
anno 1590. verſtorben im 68. jahr ſeines alters/
uñ iſt zu Goude, allwo er zuletzt gewohnet/ begra-
ben worden. Sein Epitaphium iſt folgendes:

[Spaltenumbruch]
Nu ruſt
diens luſt,
en vreught
was deught,
en’t waer
hoe ſwaer
’took viel.
[Spaltenumbruch]
Noch ſticht
ſiin dicht
gheſchriif.
maer’t liif,
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God heeft
de ziel.
Urtheile
von Corn-
hert
en.

4. So viel aber nun die naͤhern umſtaͤnde
von dieſem mann betrifft/ wollen wir zufoͤrderſt
die judicia einiger ſcribenten von ihm anmer-
cken/ welche dann nachdem etwan dieſe paſſio-
ni
rt geweſen/ auch unterſchiedlich von ihm ge-
fallen. Der beruͤhmte Gisbertus Voëtius, der
ſonſt nicht mit ihm zu frieden iſt/ lobet ſie doch
in ſeiner Politia Eccleſiaſtica, daß er Lipſium
in ſeinen ſchrifften alſo in die enge getrieben/ daß
er ſich von denen Papiſtiſchen und Heidniſch-
Machiavelliſchen betruͤgereyen nicht entſchul-
digen koͤnnen L. IV. p. l. cap. 3. p. 433. Seyle-
rus
im Anabaptiſt. larvato p. I. cap. V. p. 98.
ſchreibet: Er ſey ein mann zwar von et-
was geiſtes geweſen/ aber auch ein ertz-
haͤſſer und feind des Predigamts. Der

[Spaltenumbruch] auctor ſeines lebenslauffs ſchreibet p. 5. daß dieJahr
MDC.
biß
MDCC.

haͤrteſten critici unter den Reformierten eben
mit ihren verlaͤumdungen ihn nur gelobet/ und
ſeine bekaͤntniſſe eben damit als lehren des H.
Geiſtes/ die mit der ſchrifft uͤberein kaͤmen/ er-
klaͤrt haͤtten. Dabey er auch eine ſchrifft anzie-
het/ Remonſtrants contra diſcours tot ſcherm
van de afgeſonderte remonſtrantſche vergaa-
deringen anno 1621. p.
21. Jngleichen alle-
gir
et er aus Iſaaci Pontani Hiſtoria de ſtatu &
rebus urbis Amſtelod. L. XI. c.
28. der Corn-
hert
enals einen gelehrten und beruͤhm-Lobſpruͤ-
che von
ihm.

ten mann daſelbſt gelobet/ ſonderlich
daß er die Griechiſche und Lateiniſche
ſprache gruͤndlich verſtanden/ und viel

auctores ſehr accurat uͤberſetzet habe. Jn-
gleichen daß er heꝛnach in 8
Theologie de-
nen
Theologen viel zu ſchaffen gemacht/
und daß alle frommen aus ſeinen ſchriff-
ten ſehen koͤnten/ wie er allerdings der
gottſeligkeit und wahrheit nachgeſpuͤ-
ret/ und ihm dieſes zu hertzen gegangen
waͤre.

5. Lipſius hat auch anfaͤnglich deſſen Ethi-
cam
in einem brieff anno 1587. gar ſehr geruͤh-
met/ auch noch anno 91. betauert/ daß er et-
was hefftiger wieder Cornherten geſchrieben.
Hugo Grotius urtheilet gleichfals von ihm in
einem ſchreiben anno 1629. daß er Cornherts
arbeit zum hoͤchſten
æſtimire/ weil er die
ſachen wieder die Cleriſey gruͤndlich ver-
ſtanden/ und die leute von dem zaͤncki-
ſchen
diſputiren auff die praxin der Chriſt-
lichen
Religion gewieſen. Dahero ſei-
ne ſchrifften wegen ſeines klugen ver-
ſtandes ſehr nuͤtzlich waͤren.
Johannes
Angelius Werdenhagen
gedencket auch ſeiner in
dem Appendice Pſychologiæ p. 549. als eines
mannes von einem hoch verſtaͤndigen
geiſte in Goͤttlichen dingen/ der nicht
nur herrliche buͤcher von der wahren lie-
be CHriſti und einem Goͤttlichen leben
geſchrieben/ ſondern auch
Lipſio und an-
dern wegen des gewiſſen-zwangs ſich
muthig entgegen geſetzet/ und ihnen
nebſt den andern eiteln liebhabern der
Heidniſchen buͤcher und redens-arten
bewieſen/ was ſie in die Chriſtenheit
vor greuel eingefuͤhrt unter dem ſchein
eines heuchleriſchen geſchwaͤtzes. Sei-
ne ſchrifften waͤren auch ſehr werth zu-
leſen/ wuͤrden aber auff allerhand art
unterdruckt.
Welches judicium auch Ot-
tius in Annalibus Anabaptiſt. p.
247. wiederho-
let hat.

6. Was hier von unterdruckung ſeiner
ſchrifften ſtehet/ davon hat ſich auch Hornbe-
ckius
ziemlich herausgelaſſen/ wenn er in der
ſumma controverſiarum Lib. VI. p. 469. ſetzet:
Es duͤrffte Cornherts buͤcher niemand ſoSeine
ſchrifften.

hoch achten/ daß er ſie kauffen oder leſen
wolte/ weil er nur das geld/ die zeit/ und
fleiß vergeblich anwenden wuͤrde.
Es
ſind abe ſeineꝛ opera erſtlich eintzeln/ hernach alle
zuſammen in Amſterdam in Hollaͤndiſcher
ſprache anno 1630. in 3. groſſen folianten her-
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[60/0072] Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaeſen/ Herberts Stevarto, des landes freyheit uͤberall treulich annahm. Womit er denn/ und weil er auch die freyheit der gewiſſen wider die herꝛſchafft der Reformir- ten Prediger daſelbſt behauptete/ viel feind- ſchafft auff ſich lud/ und mit einigen hefftigen eifferern/ wie der auctor ſeiner lebens-beſchrei- bung redet/ in ſtreit gerieth daruͤber er auch mit einwilligung Printz Wilhelms von Oranien und der Staden zu Leyden in die Academia und zum Haag in dem hofe zweymal mit denen Prædicanten oͤffentlich und gantz allein diſpu- tiret hat. Und damit er ſeine ſache deſto beſſer entfuͤhren konte/ zog er gar mit ſeiner familie nach dem Haag/ gab unterſchtedliche ſchrifften ſo wol an die Staaten als die Prediger und an den ſynodum zu Goude ein/ worinnen er theils viel irꝛthuͤmer in dem Heidelbergiſchen Cate- chiſmo anzeigte/ theils/ wie der auctor p. 4. ſchreibet/ die politiquen den Papiſtiſchen/ Lu- theriſchen und Calviniſchen Cleriſey entdeckte/ und ſondeꝛlich die confuſion des geiſtlichen und weltlichen regiments. Jahr MDC. biß MDCC. Und uͤber dem ge- wiſſens- zwang. 3. Deswegen wurde er nun auff den can- tzeln und ſonſten ſehr blamiret und geſcholten/ und bey ſehr vielen verhaſſt gemacht. Wie- wol er dabey ſich ſehr klug/ ſtandhafftig und auffrichtig aufffuͤhrte. Die Prediger brach- tens dahin/ daß ſeine ſchrifft wieder den Hei- delbergiſchen catechiſmum confiſciret wurde/ wie auch ſeine andeꝛn ſchrifften/ darinnen er ſon- derlich denen reformirten wegen des abſoluti decreti und der erb-ſuͤnde widerſprochen hatte. Es geſchahe aber/ daß Jacobo Arminio damals Predigern in Amſterdam von dem Conſiſtorio auffgetragen wurde/ Cornherts ſchrifften zu widerlegen. Welcher denn durch dieſelbe ſo uͤberzeuget wurde/ daß er hernach mit eben den gruͤnden Cornherts wieder die Reformirten ausbrach. Dieſer aber fuhr indeſſen fort die freyheit der gewiſſen und die freyheit zu weiſſa- gen/ oder zu lehren wider die Cleriſey zu be- haupten/ ungeachtet die Prædicanten hefftig dawider ſtritten. Er hat ſeine zeit hernach guten theils mit ſchreiben zugebracht/ und iſt endlich anno 1590. verſtorben im 68. jahr ſeines alters/ uñ iſt zu Goude, allwo er zuletzt gewohnet/ begra- ben worden. Sein Epitaphium iſt folgendes: Nu ruſt diens luſt, en vreught was deught, en’t waer hoe ſwaer ’took viel. Noch ſticht ſiin dicht gheſchriif. maer’t liif, hier bleeft God heeft de ziel. 4. So viel aber nun die naͤhern umſtaͤnde von dieſem mann betrifft/ wollen wir zufoͤrderſt die judicia einiger ſcribenten von ihm anmer- cken/ welche dann nachdem etwan dieſe paſſio- nirt geweſen/ auch unterſchiedlich von ihm ge- fallen. Der beruͤhmte Gisbertus Voëtius, der ſonſt nicht mit ihm zu frieden iſt/ lobet ſie doch in ſeiner Politia Eccleſiaſtica, daß er Lipſium in ſeinen ſchrifften alſo in die enge getrieben/ daß er ſich von denen Papiſtiſchen und Heidniſch- Machiavelliſchen betruͤgereyen nicht entſchul- digen koͤnnen L. IV. p. l. cap. 3. p. 433. Seyle- rus im Anabaptiſt. larvato p. I. cap. V. p. 98. ſchreibet: Er ſey ein mann zwar von et- was geiſtes geweſen/ aber auch ein ertz- haͤſſer und feind des Predigamts. Der auctor ſeines lebenslauffs ſchreibet p. 5. daß die haͤrteſten critici unter den Reformierten eben mit ihren verlaͤumdungen ihn nur gelobet/ und ſeine bekaͤntniſſe eben damit als lehren des H. Geiſtes/ die mit der ſchrifft uͤberein kaͤmen/ er- klaͤrt haͤtten. Dabey er auch eine ſchrifft anzie- het/ Remonſtrants contra diſcours tot ſcherm van de afgeſonderte remonſtrantſche vergaa- deringen anno 1621. p. 21. Jngleichen alle- giret er aus Iſaaci Pontani Hiſtoria de ſtatu & rebus urbis Amſtelod. L. XI. c. 28. der Corn- hertenals einen gelehrten und beruͤhm- ten mann daſelbſt gelobet/ ſonderlich daß er die Griechiſche und Lateiniſche ſprache gruͤndlich verſtanden/ und viel auctores ſehr accurat uͤberſetzet habe. Jn- gleichen daß er heꝛnach in 8 Theologie de- nen Theologen viel zu ſchaffen gemacht/ und daß alle frommen aus ſeinen ſchriff- ten ſehen koͤnten/ wie er allerdings der gottſeligkeit und wahrheit nachgeſpuͤ- ret/ und ihm dieſes zu hertzen gegangen waͤre. Jahr MDC. biß MDCC. Lobſpruͤ- che von ihm. 5. Lipſius hat auch anfaͤnglich deſſen Ethi- cam in einem brieff anno 1587. gar ſehr geruͤh- met/ auch noch anno 91. betauert/ daß er et- was hefftiger wieder Cornherten geſchrieben. Hugo Grotius urtheilet gleichfals von ihm in einem ſchreiben anno 1629. daß er Cornherts arbeit zum hoͤchſten æſtimire/ weil er die ſachen wieder die Cleriſey gruͤndlich ver- ſtanden/ und die leute von dem zaͤncki- ſchen diſputiren auff die praxin der Chriſt- lichen Religion gewieſen. Dahero ſei- ne ſchrifften wegen ſeines klugen ver- ſtandes ſehr nuͤtzlich waͤren. Johannes Angelius Werdenhagen gedencket auch ſeiner in dem Appendice Pſychologiæ p. 549. als eines mannes von einem hoch verſtaͤndigen geiſte in Goͤttlichen dingen/ der nicht nur herrliche buͤcher von der wahren lie- be CHriſti und einem Goͤttlichen leben geſchrieben/ ſondern auch Lipſio und an- dern wegen des gewiſſen-zwangs ſich muthig entgegen geſetzet/ und ihnen nebſt den andern eiteln liebhabern der Heidniſchen buͤcher und redens-arten bewieſen/ was ſie in die Chriſtenheit vor greuel eingefuͤhrt unter dem ſchein eines heuchleriſchen geſchwaͤtzes. Sei- ne ſchrifften waͤren auch ſehr werth zu- leſen/ wuͤrden aber auff allerhand art unterdruckt. Welches judicium auch Ot- tius in Annalibus Anabaptiſt. p. 247. wiederho- let hat. 6. Was hier von unterdruckung ſeiner ſchrifften ſtehet/ davon hat ſich auch Hornbe- ckius ziemlich herausgelaſſen/ wenn er in der ſumma controverſiarum Lib. VI. p. 469. ſetzet: Es duͤrffte Cornherts buͤcher niemand ſo hoch achten/ daß er ſie kauffen oder leſen wolte/ weil er nur das geld/ die zeit/ und fleiß vergeblich anwenden wuͤrde. Es ſind abe ſeineꝛ opera erſtlich eintzeln/ hernach alle zuſammen in Amſterdam in Hollaͤndiſcher ſprache anno 1630. in 3. groſſen folianten her- ausgekommen/ davon ich nur zur probe die tractaten im erſten und andern Tomo hier nach ihren tituln benennen will. Seine ſchrifften. Jm er-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/72>, abgerufen am 28.04.2024.