Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution.
[Spaltenumbruch] hauffen: ich dencke sie sollen theils auch noch in
meine fäuste gerathen. Den cörper haben die
henckers-knechte hingerissen/ und hin und her
geschleifft/ daß die fültzame strümpff sich dar-
über abgestrichen; als ihn die leute vor wol be-
schauet/ und ein solch gedreng umb ihn gewesen/
daß der cörper mit füssen getreten worden/ und
man ihn wegschaffen müssen.

§. 4. Was sonsten die Auctores dieses ge-
gen-berichts unter andern von D. Polycarpo
Leysern geschrieben/ daß er bey Crellens hin-
richtung woldas seinige auch beygetragen/ ha-
ben sie ohne zweiffel aus einigen umbständen
geschlossen. Unter seinen schrifften findet man in
einer landtags-predigt/ so er Anno 1601. den
9. Decembr. zu Torgau gehalten/ und die An-
no 1602. zu Leipzig gedruckt worden/ diese wor-
te von Crellio/ woraus man seinen grund und
"sinn gnugsam sehen kan/ p. 36. Jn der welt
"thut immer einer dem andern einen eingriff in
"sein ampt/ und läst unterdessen sein eignes an-
"stehen. Jm Pabstthum wolten die geistliche
"Herren alle weltliche ämpter|bedienen/ sie wa-
"ren Cantzler/ Hoffrichter/ Stadthalter/ ja
"mengeten sich auch ins kriegswesen ein. Aber
"wenn Jesuiten und Capuciner/ Mönch krieg
"führen wollen/ ey so nimmt es einen feinen auß-
"gang/ wie jetzo vor Canischa geschehen. Bey
"uns unter dem Evangelio/ wollen immerzu die
"weltlichen das Directorium haben/ in Reli-
"gions-sachen. Aber mich bedünckt/ diese lan-
"de soltens schter weiß worden seyn/ was es für
"nutz und frommen bringe/ wenn ein politischer
"Crell das Directorium in kirchen- und schul-
"sachen hält. O wie kan doch ein solcher hei-
"mischer und verschlagener kopff/ der sein leb-
"tag nie öffentlich vor der gemeine sich in Reli-
"gions sachen hören lässet/ in den winckeln und
"in geheim so grossen schaden thun/ ehe man
"desselben gewahr wird/ daß hernach/ wenns
"endlich außbricht/ man schier nicht mehr weiß/
"wie den sachen zu helffen oder zu rathen stehe.

§. 5. Die drey Prediger/ so Crellium zum
tod begleitet/ haben dergleichen sinn in dem
Examine examinis Pierii auch sehr deutlich ent-
decket/ daraus nur zur probe folgendes aus
p. 95. anzuführen gnug seyn wird: Es dancke
euch solches der teuffel/ daß ihr (Calvini-
sten) solche gesellen seyd/ daß/ wenn ihr die O-
brigkeit wider ihre unterthanen zum blutbade
angemahnet/ ein gantz land in gefahr leibes und
lebens/ guts und bluts gesetzt/ und wider den
landfrieden gehandelt/ man auch solches über
euch erweiset/ und urtheil und recht gibt/ sie als
landfriedbrecher sollen NB. mit dem schwerd
getödtet werden; daß ihr pfleget gute worte
aus falschen hertzen zu geben/ und sich erbieten
gegen GOtt/ gegen den Predigampt und der
Obrigkeit und den Nächsten sich also zu ver-
halten/ u. s. f. da sagen wir noch: Es dancke
es euch der teuffel/ daß ihr solche lose leu-
te seyd/ und hätten nicht vermeint/ daß ihr
solche personen de tribu Levi seyn solt. u. s. w.

Und p. 99. Jhr (D. Pieri) habt sehr übel ge-
than/ daß ihr D. Crellen als euren Messiam al-
so jämmerlich in der patsche habt stecken lassen/
und gar verlassen NB. nicht anders/ als die
Jünger und Apostel zur zeit der paßion den
HErrn CHRistum verliessen. Dergleichen
leichtsinnige und übel-klingende exprossiones
[Spaltenumbruch] sind allenthalben in dieser und andern solchen
schrifften anzutreffen.

§. 6. Folget hierauff die Supplication an
Hertzog Friedrich Wilhelmen zu Sachsen/
Administratorn der Chur-Sachsen etc. 1601.
aus der antwort auff die leich-predigt D. Crel-
lens von seinen freunden publicirt 1605. p. 69.

Gnädigster Herr/ E. F. G. kan ich aus
betrübtem gemüthe unterthänigst klagend
nicht bergen/ wie daß heute früh der Amtschös-
ser zu Dreßden/ und Amtsverwalter auffm al-
ten berge/ in gegenwart 2. Notarien, und der
angebohrnen landschafft Syndici, so wol des
Fiscals und meiner/ in E. F. G. namen/ auf den
wider mich geführten Inquisitions-proceß ein
urtheil allhier publiciret/ daß man mir wegen
meiner daheim fürgegebenen/ und mit fremder
Herrschafft/ und derselbigen abgefertigten/ wi-
der den landfrieden gebrauchten böser practi-
ken und anderer fürnehmen/ so/ wie zu Recht
gnugsam auff mich dargethan seyn sol/ mein
leib und leben vermeintlich abgesprochen/ und
das schwerdt zuerkannt. Nun hätte ich mich
ehe himmels-fallens/ denn eines solchen urtheils/
auff den geführten proceß und beweiß verse-
hen/ sintemal ich mich vor GOttes angesicht
dergleichen bösen practiken und fürnehmen un-
schuldig weiß/ auch gewiß bin/ daß nicht allein
kein mensch auff dieser welt/ einige böse practi-
ken und fürnehmen von mir mit bestande wahr
sagen könne/ sondern daß auch in dem geführ-
ten beweiß/ wenn derselbige mit unpartheyischen
augen angesehen/ mehr für mich als wider mich
dargethan; Und hätte ich hierüber gerad das
gegenspiel alles deß/ so ich vermeintlich beschul-
diget/ wenn man mich nur gebührlich gehört
(wie Rechtens/ und vom Käyserl. Cammer-
Gericht vorlängst befohlen/ und sonder zweiffel
auch erkant) beständiglich darthun/ und auß-
führen wollen. So ist auch unverneinlich und
offenbar/ daß vermöge des klaren buchstabens
des auffgerichteten land-friedens niemanden
lebens-straffe zuerkant werden kan/ er habe
denn gemeldte thaten geübt/ deren ich aber nie
beschuldiget/ viel weniger überwiesen. Es be-
zeugen auch die ergangenen Acta |klärlich/ daß
dasjenige/ so erkannt/ dergestalt wie es gespro-
chen/ nie geklagt/ ich geschweige/ wie zu Recht
gnugsam/ erwiesen; sondern es seyn im grund
allein etliche/ in Religions- und dann je wenig
politischen sachen/ ergangene geschicht angezo-
gen; welche/ wenn sie gleich über mich bewie-
sen/ als doch nicht ist/ einige leibs- und lebens-
straffe nicht auff sich tragen oder wegen. Denn
das urtheil gar extra acta & petita, und wie ge-
meldt/ auch wider den klaren innhalt des land-
friedens gesprochen; immassen dann auch solch
urtheil gar wider den gebräuchlichen stylum
verfast/ auch wort in sich hat/ so sonsten in ur-
theilen nicht gesetzet worden. So ist es auch
nicht an dem orte/ da vermöge der inquisition
befehl/ geurtheilt werden sollen/ ergangen;
Darum ich alsbald gebeten/ mir das beler-
nungs-urtheil in originali vorzulegen/ dasselbe
aber nicht erhalten können. So habe ich auch
von stund an nachmals gesucht/ meinem Wei-
be/ und meinen Freunden und Rechtsgelehrten
einen freyen unverhinderten zutritt zu mir zu
verstatten; welches aber/ neben vorgemeldtem
meinem suchen allein zu referiren verzeichnet

wor-

Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution.
[Spaltenumbruch] hauffen: ich dencke ſie ſollen theils auch noch in
meine faͤuſte gerathen. Den coͤrper haben die
henckers-knechte hingeriſſen/ und hin und her
geſchleifft/ daß die fuͤltzame ſtruͤmpff ſich dar-
uͤber abgeſtrichen; als ihn die leute vor wol be-
ſchauet/ und ein ſolch gedreng umb ihn geweſen/
daß der coͤrper mit fuͤſſen getreten worden/ und
man ihn wegſchaffen muͤſſen.

§. 4. Was ſonſten die Auctores dieſes ge-
gen-berichts unter andern von D. Polycarpo
Leyſern geſchrieben/ daß er bey Crellens hin-
richtung woldas ſeinige auch beygetragen/ ha-
ben ſie ohne zweiffel aus einigen umbſtaͤnden
geſchloſſen. Unter ſeinen ſchrifften findet man in
einer landtags-predigt/ ſo er Anno 1601. den
9. Decembr. zu Torgau gehalten/ und die An-
no 1602. zu Leipzig gedruckt worden/ dieſe wor-
te von Crellio/ woraus man ſeinen grund und
„ſinn gnugſam ſehen kan/ p. 36. Jn der welt
„thut immer einer dem andern einen eingriff in
„ſein ampt/ und laͤſt unterdeſſen ſein eignes an-
„ſtehen. Jm Pabſtthum wolten die geiſtliche
„Herren alle weltliche aͤmpter|bedienen/ ſie wa-
„ren Cantzler/ Hoffrichter/ Stadthalter/ ja
„mengeten ſich auch ins kriegsweſen ein. Aber
„wenn Jeſuiten und Capuciner/ Moͤnch krieg
„fuͤhren wollen/ ey ſo nim̃t es einen feinen auß-
„gang/ wie jetzo vor Caniſcha geſchehen. Bey
„uns unter dem Evangelio/ wollen immerzu die
„weltlichen das Directorium haben/ in Reli-
„gions-ſachen. Aber mich beduͤnckt/ dieſe lan-
„de ſoltens ſchter weiß worden ſeyn/ was es fuͤr
„nutz und frommen bringe/ wenn ein politiſcher
„Crell das Directorium in kirchen- und ſchul-
„ſachen haͤlt. O wie kan doch ein ſolcher hei-
„miſcher und verſchlagener kopff/ der ſein leb-
„tag nie oͤffentlich vor der gemeine ſich in Reli-
„gions ſachen hoͤren laͤſſet/ in den winckeln und
„in geheim ſo groſſen ſchaden thun/ ehe man
„deſſelben gewahr wird/ daß hernach/ wenns
„endlich außbricht/ man ſchier nicht mehr weiß/
„wie den ſachen zu helffen oder zu rathen ſtehe.

§. 5. Die drey Prediger/ ſo Crellium zum
tod begleitet/ haben dergleichen ſinn in dem
Examine examinis Pierii auch ſehr deutlich ent-
decket/ daraus nur zur probe folgendes aus
p. 95. anzufuͤhren gnug ſeyn wird: Es dancke
euch ſolches der teuffel/ daß ihr (Calvini-
ſten) ſolche geſellen ſeyd/ daß/ wenn ihr die O-
brigkeit wider ihre unterthanen zum blutbade
angemahnet/ ein gantz land in gefahr leibes und
lebens/ guts und bluts geſetzt/ und wider den
landfrieden gehandelt/ man auch ſolches uͤber
euch erweiſet/ und urtheil und recht gibt/ ſie als
landfriedbrecher ſollen NB. mit dem ſchwerd
getoͤdtet werden; daß ihr pfleget gute worte
aus falſchen hertzen zu geben/ und ſich erbieten
gegen GOtt/ gegen den Predigampt und der
Obrigkeit und den Naͤchſten ſich alſo zu ver-
halten/ u. ſ. f. da ſagen wir noch: Es dancke
es euch der teuffel/ daß ihr ſolche loſe leu-
te ſeyd/ und haͤtten nicht vermeint/ daß ihr
ſolche perſonen de tribu Levi ſeyn ſolt. u. ſ. w.

Und p. 99. Jhr (D. Pieri) habt ſehr uͤbel ge-
than/ daß ihr D. Crellen als euren Meſſiam al-
ſo jaͤmmerlich in der patſche habt ſtecken laſſen/
und gar verlaſſen NB. nicht anders/ als die
Juͤnger und Apoſtel zur zeit der paßion den
HErrn CHRiſtum verlieſſen. Dergleichen
leichtſinnige und uͤbel-klingende exproſſiones
[Spaltenumbruch] ſind allenthalben in dieſer und andern ſolchen
ſchrifften anzutreffen.

§. 6. Folget hierauff die Supplication an
Hertzog Friedrich Wilhelmen zu Sachſen/
Adminiſtratorn der Chur-Sachſen ꝛc. 1601.
aus der antwort auff die leich-predigt D. Crel-
lens von ſeinen freunden publicirt 1605. p. 69.

Gnaͤdigſter Herr/ E. F. G. kan ich aus
betruͤbtem gemuͤthe unterthaͤnigſt klagend
nicht bergen/ wie daß heute fruͤh der Amtſchoͤſ-
ſer zu Dreßden/ und Amtsverwalter auffm al-
ten berge/ in gegenwart 2. Notarien, und der
angebohrnen landſchafft Syndici, ſo wol des
Fiſcals und meiner/ in E. F. G. namen/ auf den
wider mich gefuͤhrten Inquiſitions-proceß ein
urtheil allhier publiciret/ daß man mir wegen
meiner daheim fuͤrgegebenen/ und mit fremder
Herrſchafft/ und derſelbigen abgefertigten/ wi-
der den landfrieden gebrauchten boͤſer practi-
ken und anderer fuͤrnehmen/ ſo/ wie zu Recht
gnugſam auff mich dargethan ſeyn ſol/ mein
leib und leben vermeintlich abgeſprochen/ und
das ſchwerdt zuerkannt. Nun haͤtte ich mich
ehe himmels-fallens/ deñ eines ſolchen urtheils/
auff den gefuͤhrten proceß und beweiß verſe-
hen/ ſintemal ich mich vor GOttes angeſicht
dergleichen boͤſen practiken und fuͤrnehmen un-
ſchuldig weiß/ auch gewiß bin/ daß nicht allein
kein menſch auff dieſer welt/ einige boͤſe practi-
ken und fuͤrnehmen von mir mit beſtande wahr
ſagen koͤnne/ ſondern daß auch in dem gefuͤhr-
ten beweiß/ weñ derſelbige mit unpartheyiſchen
augen angeſehen/ mehr fuͤr mich als wider mich
dargethan; Und haͤtte ich hieruͤber gerad das
gegenſpiel alles deß/ ſo ich vermeintlich beſchul-
diget/ wenn man mich nur gebuͤhrlich gehoͤrt
(wie Rechtens/ und vom Kaͤyſerl. Cammer-
Gericht vorlaͤngſt befohlen/ und ſonder zweiffel
auch erkant) beſtaͤndiglich darthun/ und auß-
fuͤhren wollen. So iſt auch unverneinlich und
offenbar/ daß vermoͤge des klaren buchſtabens
des auffgerichteten land-friedens niemanden
lebens-ſtraffe zuerkant werden kan/ er habe
denn gemeldte thaten geuͤbt/ deren ich aber nie
beſchuldiget/ viel weniger uͤberwieſen. Es be-
zeugen auch die ergangenen Acta |klaͤrlich/ daß
dasjenige/ ſo erkannt/ dergeſtalt wie es geſpro-
chen/ nie geklagt/ ich geſchweige/ wie zu Recht
gnugſam/ erwieſen; ſondern es ſeyn im grund
allein etliche/ in Religions- und dann je wenig
politiſchen ſachen/ ergangene geſchicht angezo-
gen; welche/ wenn ſie gleich uͤber mich bewie-
ſen/ als doch nicht iſt/ einige leibs- und lebens-
ſtraffe nicht auff ſich tragen oder wegen. Denn
das urtheil gar extra acta & petita, und wie ge-
meldt/ auch wider den klaren innhalt des land-
friedens geſprochen; immaſſen dann auch ſolch
urtheil gar wider den gebraͤuchlichen ſtylum
verfaſt/ auch wort in ſich hat/ ſo ſonſten in ur-
theilen nicht geſetzet worden. So iſt es auch
nicht an dem orte/ da vermoͤge der inquiſition
befehl/ geurtheilt werden ſollen/ ergangen;
Darum ich alsbald gebeten/ mir das beler-
nungs-urtheil in originali vorzulegen/ daſſelbe
aber nicht erhalten koͤnnen. So habe ich auch
von ſtund an nachmals geſucht/ meinem Wei-
be/ und meinen Freunden und Rechtsgelehrten
einen freyen unverhinderten zutritt zu mir zu
verſtatten; welches aber/ neben vorgemeldtem
meinem ſuchen allein zu referiren verzeichnet

wor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0768"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. LXIII.</hi> von des Cantzlers <hi rendition="#aq">Crellii Execution.</hi></fw><lb/><cb/>
hauffen: ich dencke &#x017F;ie &#x017F;ollen theils auch noch in<lb/>
meine fa&#x0364;u&#x017F;te gerathen. Den co&#x0364;rper haben die<lb/>
henckers-knechte hingeri&#x017F;&#x017F;en/ und hin und her<lb/>
ge&#x017F;chleifft/ daß die fu&#x0364;ltzame &#x017F;tru&#x0364;mpff &#x017F;ich dar-<lb/>
u&#x0364;ber abge&#x017F;trichen; als ihn die leute vor wol be-<lb/>
&#x017F;chauet/ und ein &#x017F;olch gedreng umb ihn gewe&#x017F;en/<lb/>
daß der co&#x0364;rper mit fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en getreten worden/ und<lb/>
man ihn weg&#x017F;chaffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>§. 4. Was &#x017F;on&#x017F;ten die <hi rendition="#aq">Auctores</hi> die&#x017F;es ge-<lb/>
gen-berichts unter andern von <hi rendition="#aq">D. Polycarpo<lb/>
Ley&#x017F;ern</hi> ge&#x017F;chrieben/ daß er bey Crellens hin-<lb/>
richtung woldas &#x017F;einige auch beygetragen/ ha-<lb/>
ben &#x017F;ie ohne zweiffel aus einigen umb&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Unter &#x017F;einen &#x017F;chrifften findet man in<lb/>
einer landtags-predigt/ &#x017F;o er Anno 1601. den<lb/>
9. Decembr. zu Torgau gehalten/ und die An-<lb/>
no 1602. zu Leipzig gedruckt worden/ die&#x017F;e wor-<lb/>
te von Crellio/ woraus man &#x017F;einen grund und<lb/>
&#x201E;&#x017F;inn gnug&#x017F;am &#x017F;ehen kan/ <hi rendition="#aq">p.</hi> 36. Jn der welt<lb/>
&#x201E;thut immer einer dem andern einen eingriff in<lb/>
&#x201E;&#x017F;ein ampt/ und la&#x0364;&#x017F;t unterde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein eignes an-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tehen. Jm Pab&#x017F;tthum wolten die gei&#x017F;tliche<lb/>
&#x201E;Herren alle weltliche a&#x0364;mpter|bedienen/ &#x017F;ie wa-<lb/>
&#x201E;ren Cantzler/ Hoffrichter/ Stadthalter/ ja<lb/>
&#x201E;mengeten &#x017F;ich auch ins kriegswe&#x017F;en ein. Aber<lb/>
&#x201E;wenn Je&#x017F;uiten und Capuciner/ Mo&#x0364;nch krieg<lb/>
&#x201E;fu&#x0364;hren wollen/ ey &#x017F;o nim&#x0303;t es einen feinen auß-<lb/>
&#x201E;gang/ wie jetzo vor Cani&#x017F;cha ge&#x017F;chehen. Bey<lb/>
&#x201E;uns unter dem Evangelio/ wollen immerzu die<lb/>
&#x201E;weltlichen das <hi rendition="#aq">Directorium</hi> haben/ in Reli-<lb/>
&#x201E;gions-&#x017F;achen. Aber mich bedu&#x0364;nckt/ die&#x017F;e lan-<lb/>
&#x201E;de &#x017F;oltens &#x017F;chter weiß worden &#x017F;eyn/ was es fu&#x0364;r<lb/>
&#x201E;nutz und frommen bringe/ wenn ein politi&#x017F;cher<lb/>
&#x201E;Crell das <hi rendition="#aq">Directorium</hi> in kirchen- und &#x017F;chul-<lb/>
&#x201E;&#x017F;achen ha&#x0364;lt. O wie kan doch ein &#x017F;olcher hei-<lb/>
&#x201E;mi&#x017F;cher und ver&#x017F;chlagener kopff/ der &#x017F;ein leb-<lb/>
&#x201E;tag nie o&#x0364;ffentlich vor der gemeine &#x017F;ich in Reli-<lb/>
&#x201E;gions &#x017F;achen ho&#x0364;ren la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ in den winckeln und<lb/>
&#x201E;in geheim &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chaden thun/ ehe man<lb/>
&#x201E;de&#x017F;&#x017F;elben gewahr wird/ daß hernach/ wenns<lb/>
&#x201E;endlich außbricht/ man &#x017F;chier nicht mehr weiß/<lb/>
&#x201E;wie den &#x017F;achen zu helffen oder zu rathen &#x017F;tehe.</p><lb/>
            <p>§. 5. Die drey Prediger/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">Crellium</hi> zum<lb/>
tod begleitet/ haben dergleichen &#x017F;inn in dem<lb/><hi rendition="#aq">Examine examinis Pierii</hi> auch &#x017F;ehr deutlich ent-<lb/>
decket/ daraus nur zur probe folgendes aus<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 95. anzufu&#x0364;hren gnug &#x017F;eyn wird: <hi rendition="#fr">Es dancke<lb/>
euch &#x017F;olches der teuffel/</hi> daß ihr (Calvini-<lb/>
&#x017F;ten) &#x017F;olche ge&#x017F;ellen &#x017F;eyd/ daß/ wenn ihr die O-<lb/>
brigkeit wider ihre unterthanen zum blutbade<lb/>
angemahnet/ ein gantz land in gefahr leibes und<lb/>
lebens/ guts und bluts ge&#x017F;etzt/ und wider den<lb/>
landfrieden gehandelt/ man auch &#x017F;olches u&#x0364;ber<lb/>
euch erwei&#x017F;et/ und urtheil und recht gibt/ &#x017F;ie als<lb/>
landfriedbrecher &#x017F;ollen <hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#fr">mit dem &#x017F;chwerd<lb/>
geto&#x0364;dtet werden;</hi> daß ihr pfleget gute worte<lb/>
aus fal&#x017F;chen hertzen zu geben/ und &#x017F;ich erbieten<lb/>
gegen GOtt/ gegen den Predigampt und der<lb/>
Obrigkeit und den Na&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;ich al&#x017F;o zu ver-<lb/>
halten/ u. &#x017F;. f. da &#x017F;agen wir noch: <hi rendition="#fr">Es dancke<lb/>
es euch der teuffel/</hi> daß ihr &#x017F;olche lo&#x017F;e leu-<lb/>
te &#x017F;eyd/ und ha&#x0364;tten nicht vermeint/ daß ihr<lb/>
&#x017F;olche per&#x017F;onen <hi rendition="#aq">de tribu Levi</hi> &#x017F;eyn &#x017F;olt. u. &#x017F;. w.</p><lb/>
            <p>Und <hi rendition="#aq">p.</hi> 99. Jhr (<hi rendition="#aq">D. Pieri</hi>) habt &#x017F;ehr u&#x0364;bel ge-<lb/>
than/ daß ihr <hi rendition="#aq">D.</hi> Crellen als euren <hi rendition="#aq">Me&#x017F;&#x017F;iam</hi> al-<lb/>
&#x017F;o ja&#x0364;mmerlich in der pat&#x017F;che habt &#x017F;tecken la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
und gar verla&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">NB.</hi> nicht anders/ als die<lb/>
Ju&#x0364;nger und Apo&#x017F;tel zur zeit der paßion den<lb/>
HErrn CHRi&#x017F;tum verlie&#x017F;&#x017F;en. Dergleichen<lb/>
leicht&#x017F;innige und u&#x0364;bel-klingende <hi rendition="#aq">expro&#x017F;&#x017F;iones</hi><lb/><cb/>
&#x017F;ind allenthalben in die&#x017F;er und andern &#x017F;olchen<lb/>
&#x017F;chrifften anzutreffen.</p><lb/>
            <p>§. 6. Folget hierauff die <hi rendition="#aq">Supplication</hi> an<lb/>
Hertzog Friedrich Wilhelmen zu Sach&#x017F;en/<lb/><hi rendition="#aq">Admini&#x017F;tratorn</hi> der Chur-Sach&#x017F;en &#xA75B;c. 1601.<lb/>
aus der antwort auff die leich-predigt <hi rendition="#aq">D.</hi> Crel-<lb/>
lens von &#x017F;einen freunden <hi rendition="#aq">publici</hi>rt 1605. <hi rendition="#aq">p.</hi> 69.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Gna&#x0364;dig&#x017F;ter Herr/</hi> E. F. G. kan ich aus<lb/>
betru&#x0364;btem gemu&#x0364;the untertha&#x0364;nig&#x017F;t klagend<lb/>
nicht bergen/ wie daß heute fru&#x0364;h der Amt&#x017F;cho&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er zu Dreßden/ und Amtsverwalter auffm al-<lb/>
ten berge/ in gegenwart 2. <hi rendition="#aq">Notarien,</hi> und der<lb/>
angebohrnen land&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">Syndici,</hi> &#x017F;o wol des<lb/><hi rendition="#aq">Fi&#x017F;cals</hi> und meiner/ in E. F. G. namen/ auf den<lb/>
wider mich gefu&#x0364;hrten <hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;itions-</hi>proceß ein<lb/>
urtheil allhier <hi rendition="#aq">publici</hi>ret/ daß man mir wegen<lb/>
meiner daheim fu&#x0364;rgegebenen/ und mit fremder<lb/>
Herr&#x017F;chafft/ und der&#x017F;elbigen abgefertigten/ wi-<lb/>
der den landfrieden gebrauchten bo&#x0364;&#x017F;er <hi rendition="#aq">practi-</hi><lb/>
ken und anderer fu&#x0364;rnehmen/ &#x017F;o/ wie zu Recht<lb/>
gnug&#x017F;am auff mich dargethan &#x017F;eyn &#x017F;ol/ mein<lb/>
leib und leben vermeintlich abge&#x017F;prochen/ und<lb/>
das &#x017F;chwerdt zuerkannt. Nun ha&#x0364;tte ich mich<lb/>
ehe himmels-fallens/ den&#x0303; eines &#x017F;olchen urtheils/<lb/>
auff den gefu&#x0364;hrten proceß und beweiß ver&#x017F;e-<lb/>
hen/ &#x017F;intemal ich mich vor GOttes ange&#x017F;icht<lb/>
dergleichen bo&#x0364;&#x017F;en practiken und fu&#x0364;rnehmen un-<lb/>
&#x017F;chuldig weiß/ auch gewiß bin/ daß nicht allein<lb/>
kein men&#x017F;ch auff die&#x017F;er welt/ einige bo&#x0364;&#x017F;e practi-<lb/>
ken und fu&#x0364;rnehmen von mir mit be&#x017F;tande wahr<lb/>
&#x017F;agen ko&#x0364;nne/ &#x017F;ondern daß auch in dem gefu&#x0364;hr-<lb/>
ten beweiß/ wen&#x0303; der&#x017F;elbige mit unpartheyi&#x017F;chen<lb/>
augen ange&#x017F;ehen/ mehr fu&#x0364;r mich als wider mich<lb/>
dargethan; Und ha&#x0364;tte ich hieru&#x0364;ber gerad das<lb/>
gegen&#x017F;piel alles deß/ &#x017F;o ich vermeintlich be&#x017F;chul-<lb/>
diget/ wenn man mich nur gebu&#x0364;hrlich geho&#x0364;rt<lb/>
(wie Rechtens/ und vom Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Cammer-<lb/>
Gericht vorla&#x0364;ng&#x017F;t befohlen/ und &#x017F;onder zweiffel<lb/>
auch erkant) be&#x017F;ta&#x0364;ndiglich darthun/ und auß-<lb/>
fu&#x0364;hren wollen. So i&#x017F;t auch unverneinlich und<lb/>
offenbar/ daß vermo&#x0364;ge des klaren buch&#x017F;tabens<lb/>
des auffgerichteten land-friedens niemanden<lb/>
lebens-&#x017F;traffe zuerkant werden kan/ er habe<lb/>
denn gemeldte thaten geu&#x0364;bt/ deren ich aber nie<lb/>
be&#x017F;chuldiget/ viel weniger u&#x0364;berwie&#x017F;en. Es be-<lb/>
zeugen auch die ergangenen <hi rendition="#aq">Acta</hi> |kla&#x0364;rlich/ daß<lb/>
dasjenige/ &#x017F;o erkannt/ derge&#x017F;talt wie es ge&#x017F;pro-<lb/>
chen/ nie geklagt/ ich ge&#x017F;chweige/ wie zu Recht<lb/>
gnug&#x017F;am/ erwie&#x017F;en; &#x017F;ondern es &#x017F;eyn im grund<lb/>
allein etliche/ in Religions- und dann je wenig<lb/>
politi&#x017F;chen &#x017F;achen/ ergangene ge&#x017F;chicht angezo-<lb/>
gen; welche/ wenn &#x017F;ie gleich u&#x0364;ber mich bewie-<lb/>
&#x017F;en/ als doch nicht i&#x017F;t/ einige leibs- und lebens-<lb/>
&#x017F;traffe nicht auff &#x017F;ich tragen oder wegen. Denn<lb/>
das urtheil gar <hi rendition="#aq">extra acta &amp; petita,</hi> und wie ge-<lb/>
meldt/ auch wider den klaren innhalt des land-<lb/>
friedens ge&#x017F;prochen; imma&#x017F;&#x017F;en dann auch &#x017F;olch<lb/>
urtheil gar wider den gebra&#x0364;uchlichen <hi rendition="#aq">&#x017F;tylum</hi><lb/>
verfa&#x017F;t/ auch wort in &#x017F;ich hat/ &#x017F;o &#x017F;on&#x017F;ten in ur-<lb/>
theilen nicht ge&#x017F;etzet worden. So i&#x017F;t es auch<lb/>
nicht an dem orte/ da vermo&#x0364;ge der <hi rendition="#aq">inqui&#x017F;ition</hi><lb/>
befehl/ geurtheilt werden &#x017F;ollen/ ergangen;<lb/>
Darum ich alsbald gebeten/ mir das beler-<lb/>
nungs-urtheil <hi rendition="#aq">in originali</hi> vorzulegen/ da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
aber nicht erhalten ko&#x0364;nnen. So habe ich auch<lb/>
von &#x017F;tund an nachmals ge&#x017F;ucht/ meinem Wei-<lb/>
be/ und meinen Freunden und Rechtsgelehrten<lb/>
einen freyen unverhinderten zutritt zu mir zu<lb/>
ver&#x017F;tatten; welches aber/ neben vorgemeldtem<lb/>
meinem &#x017F;uchen allein zu <hi rendition="#aq">referi</hi>ren verzeichnet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wor-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0768] Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution. hauffen: ich dencke ſie ſollen theils auch noch in meine faͤuſte gerathen. Den coͤrper haben die henckers-knechte hingeriſſen/ und hin und her geſchleifft/ daß die fuͤltzame ſtruͤmpff ſich dar- uͤber abgeſtrichen; als ihn die leute vor wol be- ſchauet/ und ein ſolch gedreng umb ihn geweſen/ daß der coͤrper mit fuͤſſen getreten worden/ und man ihn wegſchaffen muͤſſen. §. 4. Was ſonſten die Auctores dieſes ge- gen-berichts unter andern von D. Polycarpo Leyſern geſchrieben/ daß er bey Crellens hin- richtung woldas ſeinige auch beygetragen/ ha- ben ſie ohne zweiffel aus einigen umbſtaͤnden geſchloſſen. Unter ſeinen ſchrifften findet man in einer landtags-predigt/ ſo er Anno 1601. den 9. Decembr. zu Torgau gehalten/ und die An- no 1602. zu Leipzig gedruckt worden/ dieſe wor- te von Crellio/ woraus man ſeinen grund und „ſinn gnugſam ſehen kan/ p. 36. Jn der welt „thut immer einer dem andern einen eingriff in „ſein ampt/ und laͤſt unterdeſſen ſein eignes an- „ſtehen. Jm Pabſtthum wolten die geiſtliche „Herren alle weltliche aͤmpter|bedienen/ ſie wa- „ren Cantzler/ Hoffrichter/ Stadthalter/ ja „mengeten ſich auch ins kriegsweſen ein. Aber „wenn Jeſuiten und Capuciner/ Moͤnch krieg „fuͤhren wollen/ ey ſo nim̃t es einen feinen auß- „gang/ wie jetzo vor Caniſcha geſchehen. Bey „uns unter dem Evangelio/ wollen immerzu die „weltlichen das Directorium haben/ in Reli- „gions-ſachen. Aber mich beduͤnckt/ dieſe lan- „de ſoltens ſchter weiß worden ſeyn/ was es fuͤr „nutz und frommen bringe/ wenn ein politiſcher „Crell das Directorium in kirchen- und ſchul- „ſachen haͤlt. O wie kan doch ein ſolcher hei- „miſcher und verſchlagener kopff/ der ſein leb- „tag nie oͤffentlich vor der gemeine ſich in Reli- „gions ſachen hoͤren laͤſſet/ in den winckeln und „in geheim ſo groſſen ſchaden thun/ ehe man „deſſelben gewahr wird/ daß hernach/ wenns „endlich außbricht/ man ſchier nicht mehr weiß/ „wie den ſachen zu helffen oder zu rathen ſtehe. §. 5. Die drey Prediger/ ſo Crellium zum tod begleitet/ haben dergleichen ſinn in dem Examine examinis Pierii auch ſehr deutlich ent- decket/ daraus nur zur probe folgendes aus p. 95. anzufuͤhren gnug ſeyn wird: Es dancke euch ſolches der teuffel/ daß ihr (Calvini- ſten) ſolche geſellen ſeyd/ daß/ wenn ihr die O- brigkeit wider ihre unterthanen zum blutbade angemahnet/ ein gantz land in gefahr leibes und lebens/ guts und bluts geſetzt/ und wider den landfrieden gehandelt/ man auch ſolches uͤber euch erweiſet/ und urtheil und recht gibt/ ſie als landfriedbrecher ſollen NB. mit dem ſchwerd getoͤdtet werden; daß ihr pfleget gute worte aus falſchen hertzen zu geben/ und ſich erbieten gegen GOtt/ gegen den Predigampt und der Obrigkeit und den Naͤchſten ſich alſo zu ver- halten/ u. ſ. f. da ſagen wir noch: Es dancke es euch der teuffel/ daß ihr ſolche loſe leu- te ſeyd/ und haͤtten nicht vermeint/ daß ihr ſolche perſonen de tribu Levi ſeyn ſolt. u. ſ. w. Und p. 99. Jhr (D. Pieri) habt ſehr uͤbel ge- than/ daß ihr D. Crellen als euren Meſſiam al- ſo jaͤmmerlich in der patſche habt ſtecken laſſen/ und gar verlaſſen NB. nicht anders/ als die Juͤnger und Apoſtel zur zeit der paßion den HErrn CHRiſtum verlieſſen. Dergleichen leichtſinnige und uͤbel-klingende exproſſiones ſind allenthalben in dieſer und andern ſolchen ſchrifften anzutreffen. §. 6. Folget hierauff die Supplication an Hertzog Friedrich Wilhelmen zu Sachſen/ Adminiſtratorn der Chur-Sachſen ꝛc. 1601. aus der antwort auff die leich-predigt D. Crel- lens von ſeinen freunden publicirt 1605. p. 69. Gnaͤdigſter Herr/ E. F. G. kan ich aus betruͤbtem gemuͤthe unterthaͤnigſt klagend nicht bergen/ wie daß heute fruͤh der Amtſchoͤſ- ſer zu Dreßden/ und Amtsverwalter auffm al- ten berge/ in gegenwart 2. Notarien, und der angebohrnen landſchafft Syndici, ſo wol des Fiſcals und meiner/ in E. F. G. namen/ auf den wider mich gefuͤhrten Inquiſitions-proceß ein urtheil allhier publiciret/ daß man mir wegen meiner daheim fuͤrgegebenen/ und mit fremder Herrſchafft/ und derſelbigen abgefertigten/ wi- der den landfrieden gebrauchten boͤſer practi- ken und anderer fuͤrnehmen/ ſo/ wie zu Recht gnugſam auff mich dargethan ſeyn ſol/ mein leib und leben vermeintlich abgeſprochen/ und das ſchwerdt zuerkannt. Nun haͤtte ich mich ehe himmels-fallens/ deñ eines ſolchen urtheils/ auff den gefuͤhrten proceß und beweiß verſe- hen/ ſintemal ich mich vor GOttes angeſicht dergleichen boͤſen practiken und fuͤrnehmen un- ſchuldig weiß/ auch gewiß bin/ daß nicht allein kein menſch auff dieſer welt/ einige boͤſe practi- ken und fuͤrnehmen von mir mit beſtande wahr ſagen koͤnne/ ſondern daß auch in dem gefuͤhr- ten beweiß/ weñ derſelbige mit unpartheyiſchen augen angeſehen/ mehr fuͤr mich als wider mich dargethan; Und haͤtte ich hieruͤber gerad das gegenſpiel alles deß/ ſo ich vermeintlich beſchul- diget/ wenn man mich nur gebuͤhrlich gehoͤrt (wie Rechtens/ und vom Kaͤyſerl. Cammer- Gericht vorlaͤngſt befohlen/ und ſonder zweiffel auch erkant) beſtaͤndiglich darthun/ und auß- fuͤhren wollen. So iſt auch unverneinlich und offenbar/ daß vermoͤge des klaren buchſtabens des auffgerichteten land-friedens niemanden lebens-ſtraffe zuerkant werden kan/ er habe denn gemeldte thaten geuͤbt/ deren ich aber nie beſchuldiget/ viel weniger uͤberwieſen. Es be- zeugen auch die ergangenen Acta |klaͤrlich/ daß dasjenige/ ſo erkannt/ dergeſtalt wie es geſpro- chen/ nie geklagt/ ich geſchweige/ wie zu Recht gnugſam/ erwieſen; ſondern es ſeyn im grund allein etliche/ in Religions- und dann je wenig politiſchen ſachen/ ergangene geſchicht angezo- gen; welche/ wenn ſie gleich uͤber mich bewie- ſen/ als doch nicht iſt/ einige leibs- und lebens- ſtraffe nicht auff ſich tragen oder wegen. Denn das urtheil gar extra acta & petita, und wie ge- meldt/ auch wider den klaren innhalt des land- friedens geſprochen; immaſſen dann auch ſolch urtheil gar wider den gebraͤuchlichen ſtylum verfaſt/ auch wort in ſich hat/ ſo ſonſten in ur- theilen nicht geſetzet worden. So iſt es auch nicht an dem orte/ da vermoͤge der inquiſition befehl/ geurtheilt werden ſollen/ ergangen; Darum ich alsbald gebeten/ mir das beler- nungs-urtheil in originali vorzulegen/ daſſelbe aber nicht erhalten koͤnnen. So habe ich auch von ſtund an nachmals geſucht/ meinem Wei- be/ und meinen Freunden und Rechtsgelehrten einen freyen unverhinderten zutritt zu mir zu verſtatten; welches aber/ neben vorgemeldtem meinem ſuchen allein zu referiren verzeichnet wor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/768
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/768>, abgerufen am 28.04.2024.