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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/
[Spaltenumbruch] "sers Christenthums sich auff allerley irrwege
"verleiten lassen/ seinen GOtt/ der uns herrli-
"che/ klare/ gnugsame/ kräfftige/ würckende
"mittel zum Christenthum gegeben/ mit ver-
"achtung derselben/ auch schnödem undanck/
"welches Moses und Christus ernstlich verbo-
"ten/ den bund GOTTES verlassen und
"schändlich von ihm abgefallen: Fürs andere
"ist dieser mensch auch den actis nach vor einen
"rechten Atheum zu halten; denn weil er an Chri-
"stum den einigen Sohn GOTTes nicht
"glauben will/ so ist er ein Atheus, wie
"S. Paulus Eph. II. 12. die Atheos beschreibet;
"Wer den Sohn leugnet/ sagt Joh. 1. Epist. II.
"23. der hat auch den Vater nicht 2. Epist v. 9.
"Wer übertritt/ und bleibet nicht in der lehre
"CHristi/ der hat keinen GOtt. Weraber in
"der lehre CHristi bleibet/ der hat beyde Va-
"ter und den Sohn; und in seiner 1. Epist. c. V.
"23. spricht Johannes abermal: Wer den Sohn
"nicht ehret/ der ehret den Vater nicht. Und
"ob er schon vorgeben will/ er ehre und bleibe
"bey dem Schöpffer himmels und der erden/ an
"denselben glaubeer; so ist doch kein anderer
"Schöpffer himmels und der erden/ als GOtt
"Vater/ Sohn und H. Geist; der GOtt/
"welcher seyn soll der Schöpffer himmels und
"der erden ausser GOtt Vater/ Sohn und H.
"Geist/ ist ein figmentum cordis humani, sed
"malum, Gen. VI.
5. es ist ein commentum rati-
"onis humanae,
welches unsere blinde vernunfft
"schwärmet/ es ist ein rechtes indolum mentis,
"ein Hirrn-götze/ ein abgott/ ein affter-gott/
"der an und für sich nichts ist; in der Schrifft
"heissen dergleichen Elilim/ nichtige/ nichts-
"werthe Götter; er ist der Türcken/ Juden
"und blinden Heiden abgott/ der nirgends im
"heiligen und unfehlbahren wort GOttes of-
"fenbaret/ sondern der gantzen H. Schrifft/
"sonderlich aber der gantzen historie von der
"schöpffung Gen. I. & II. zu wieder ist. Fürs
"dritte ist dieser Peter Günther auch vor einen
"blasphemum und offenbaren ärgerlichen Got-
"teslästerer zuhalten/ weil er den HErrn JE-
"sum seinen Schöpffer und Erlöser in öffentli-
"cher versamlung schmählich/ schändlich und
"greulich gelästert/ seine GOttheit ihm
"geraubet/ ihn selbst als seinen Heiland ver-
"leugnet/ von dem thron seines Vaters zur
"rechten GOttes/ so viel an ihm ist/ denselben
"verstossen/ und/ nach beständiger aussage
"der zeugen/ ihn vor einen (sit venia blasphe-
"miae repetitae
) verfluchten schelm und vor
"der Jesuiten gemachten GOtt gescholten. Hier
"will zwar eingewendet werden; (1.) daß er diese
"GOtteslästerung beständig leugne/ weil aber
"in der confrontation unterschiedliche zeugen/
"auch auff hartes zureden/ und hohe bedrauung
"beständig solches aussagen/ die umstände/
"wie auch sein verstockter sinn und beharrlicher
"irrthum/ solches nicht unklar darthun/ kan er
"mit seinem blossem leugnen solches nicht ableh-
"nen; wenn er die Jesuiter für schelme und
"diebe gescholten hätte/ würde Dohrman und
"andere darüber nicht entrüstet seyn/ noch je-
"ner deßwegen auff ihn geschlagen haben. (2.)
"Daß er ein Christlich leben geführet; wie will
"aber der ein Christlich leben führen/ der CHri-
"stum verleugnet/ und als einen ungott/ als ei-
"nen gemachten GOtt verlästert/ sich selbst aus
"dem tauffbund des Christenthums setzet/ sich
[Spaltenumbruch] weder zum beichtstuhl noch H. Nachtmahl"
hält/ noch die CHristliche Lehre vor wahr"
halten will? Hat er die geistliche lieder: Jch"
dancke dir lieber HErre/ Aus meines hertzens"
grunde etc. gesungen/ so hat er sie nur gemiß-"
braucht/ weil darinne der Herr CHristus als"
ein wahrer GOtt geehret/ der glaube an"
CHristum eingeführet/ er selbst als ein wah-"
rer Gott angebetet/ und ihm als einem wahrem"
GOtt vor die Göttliche wolthaten lob und"
danck gesaget wird. Lieset er fleißig in dem"
worte GOttes/ auch in des seligen Arnds"
Paradießgärtlein/ so ist es nichts anders als"
ein schnöder mißbrauch dieser heiligen und"
GOttseligen bücher/ zumal weil er die Christ-"
liche Lehre verleugnet/ so darinne verfasset ist/"
ja er verkehrt dieselbe/ weil er an statt des na-"
mens JEsu oder CHristi allein seinen abgott"
verstehet und substituirt. (3.) Will auch die"
trunckenheit vorgeschützet werden. Aber die-"
jenigen berichten/ daß Inquisit nicht gar trun-"
cken gewesen; Inquisitus verräth sich auch"
selbst/ daß er wissen will/ er habe die grobe"
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gestossen/ will auch gar gewiß asseveriren/ er ha-"
be so geredet/ die Jesuiter/ die schelme/ die diebe"
haben unserm Herrn Gott die ehre abgestohlen;"
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führt werden/ daß inquisit corruptaementis"
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und gebärden viel geplagt zu Königsberg/"
allda in der Medicorum hände gerathen/"
welche denselben mit aderlassen und sonst"
als einen hominem corruptae & perturbatae"
mentis curiret.
Aber hier müssen die di-"
stincta tempora
nicht confundiret werden."
Was vor etlichen jahren in Königsberg ge-"
schehen/ das kan jetzo nicht von diesem men-"
schen in Lübeck applicirt werden; zumal weil"
dergleichen aus den Actis gar nicht zu ersehen/"
sondern er hat sich vor dieser zusammenkunfft/"
bey der zusammenkunfft/ und auch nach der"
zeit/ als ein anderer verständiger Schmiede-"
knecht in allem bezeuget. (5) Daß derselbe sei-"
nem bericht nach/ mit vielen teufflischen an-"
fechtungen geplaget worden/ und deswegen"
billig ein mitleiden zu tragen; davon ist aber"
in den Actis nichts sonderliches zu sehen/ und"
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ligen beweiß zu achten haben. Jedennoch a-"
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von dem wahren GOTT abgefallen/ den"
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phemum
nicht liberiren. Halten wir also"
dafür/ daß dieser mensch allerdings für einen"

Gottes-

Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/
[Spaltenumbruch] „ſers Chriſtenthums ſich auff allerley irꝛwege
„verleiten laſſen/ ſeinen GOtt/ der uns herꝛli-
„che/ klare/ gnugſame/ kraͤfftige/ wuͤrckende
„mittel zum Chriſtenthum gegeben/ mit ver-
„achtung derſelben/ auch ſchnoͤdem undanck/
„welches Moſes und Chriſtus ernſtlich verbo-
„ten/ den bund GOTTES verlaſſen und
„ſchaͤndlich von ihm abgefallen: Fuͤrs andere
„iſt dieſer menſch auch den actis nach vor einen
„rechten Atheum zu halten; deñ weil er an Chri-
„ſtum den einigen Sohn GOTTes nicht
„glauben will/ ſo iſt er ein Atheus, wie
S. Paulus Eph. II. 12. die Atheos beſchreibet;
„Wer den Sohn leugnet/ ſagt Joh. 1. Epiſt. II.
„23. der hat auch den Vater nicht 2. Epiſt v. 9.
„Wer uͤbertritt/ und bleibet nicht in der lehre
„CHriſti/ der hat keinen GOtt. Weraber in
„der lehre CHriſti bleibet/ der hat beyde Va-
„ter und den Sohn; und in ſeiner 1. Epiſt. c. V.
„23. ſpricht Johannes abermal: Wer den Sohn
„nicht ehret/ der ehret den Vater nicht. Und
„ob er ſchon vorgeben will/ er ehre und bleibe
„bey dem Schoͤpffer himmels und der erden/ an
„denſelben glaubeer; ſo iſt doch kein anderer
„Schoͤpffer himmels und der erden/ als GOtt
„Vater/ Sohn und H. Geiſt; der GOtt/
„welcher ſeyn ſoll der Schoͤpffer himmels und
„der erden auſſer GOtt Vater/ Sohn und H.
„Geiſt/ iſt ein figmentum cordis humani, ſed
„malum, Gen. VI.
5. es iſt ein commentum rati-
„onis humanæ,
welches unſere blinde vernunfft
„ſchwaͤrmet/ es iſt ein rechtes indolum mentis,
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„verſtoſſen/ und/ nach beſtaͤndiger auſſage
„der zeugen/ ihn vor einen (ſit venia blasphe-
„miæ repetitæ
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„der Jeſuiten gemachten GOtt geſcholten. Hier
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„dem tauffbund des Chriſtenthums ſetzet/ ſich
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reꝛ Gott angebetet/ und ihm als einem wahrem“
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haben unſerm Herꝛn Gott die ehre abgeſtohlẽ;“
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ſigna extremè ebrii. (4) Will auch ange-“
fuͤhrt werden/ daß inquiſit corruptæmentis
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nicht confundiret werden.“
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bey der zuſammenkunfft/ und auch nach der“
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[490/0798] Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/ „ſers Chriſtenthums ſich auff allerley irꝛwege „verleiten laſſen/ ſeinen GOtt/ der uns herꝛli- „che/ klare/ gnugſame/ kraͤfftige/ wuͤrckende „mittel zum Chriſtenthum gegeben/ mit ver- „achtung derſelben/ auch ſchnoͤdem undanck/ „welches Moſes und Chriſtus ernſtlich verbo- „ten/ den bund GOTTES verlaſſen und „ſchaͤndlich von ihm abgefallen: Fuͤrs andere „iſt dieſer menſch auch den actis nach vor einen „rechten Atheum zu halten; deñ weil er an Chri- „ſtum den einigen Sohn GOTTes nicht „glauben will/ ſo iſt er ein Atheus, wie „S. Paulus Eph. II. 12. die Atheos beſchreibet; „Wer den Sohn leugnet/ ſagt Joh. 1. Epiſt. II. „23. der hat auch den Vater nicht 2. Epiſt v. 9. „Wer uͤbertritt/ und bleibet nicht in der lehre „CHriſti/ der hat keinen GOtt. Weraber in „der lehre CHriſti bleibet/ der hat beyde Va- „ter und den Sohn; und in ſeiner 1. Epiſt. c. 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Fuͤrs „dritte iſt dieſer Peter Guͤnther auch vor einen „blaſphemum und offenbaren aͤrgerlichen Got- „teslaͤſterer zuhalten/ weil er den HErꝛn JE- „ſum ſeinen Schoͤpffer und Erloͤſer in oͤffentli- „cher verſamlung ſchmaͤhlich/ ſchaͤndlich und „greulich gelaͤſtert/ ſeine GOttheit ihm „geraubet/ ihn ſelbſt als ſeinen Heiland ver- „leugnet/ von dem thron ſeines Vaters zur „rechten GOttes/ ſo viel an ihm iſt/ denſelben „verſtoſſen/ und/ nach beſtaͤndiger auſſage „der zeugen/ ihn vor einen (ſit venia blasphe- „miæ repetitæ) verfluchten ſchelm und vor „der Jeſuiten gemachten GOtt geſcholten. Hier „will zwar eingewendet werden; (1.) daß er dieſe „GOtteslaͤſterung beſtaͤndig leugne/ weil aber „in der confrontation unterſchiedliche zeugen/ „auch auff hartes zureden/ und hohe bedrauung „beſtaͤndig ſolches auſſagen/ die umſtaͤnde/ „wie auch ſein verſtockter ſinn und beharꝛlicher „irꝛthum/ ſolches nicht unklar darthun/ kan er „mit ſeinem bloſſem leugnen ſolches nicht ableh- „nen; wenn er die Jeſuiter fuͤr ſchelme und „diebe geſcholten haͤtte/ wuͤrde Dohrman und „andere daruͤber nicht entruͤſtet ſeyn/ noch je- „ner deßwegen auff ihn geſchlagen haben. (2.) „Daß er ein Chriſtlich leben gefuͤhret; wie will „aber der ein Chriſtlich leben fuͤhren/ der CHri- „ſtum verleugnet/ und als einen ungott/ als ei- „nen gemachten GOtt verlaͤſtert/ ſich ſelbſt aus „dem tauffbund des Chriſtenthums ſetzet/ ſich weder zum beichtſtuhl noch H. Nachtmahl“ haͤlt/ noch die CHriſtliche Lehre vor wahr“ halten will? Hat er die geiſtliche lieder: Jch“ dancke dir lieber HErre/ Aus meines hertzens“ grunde ꝛc. geſungen/ ſo hat er ſie nur gemiß-“ braucht/ weil darinne der Herꝛ CHriſtus als“ ein wahrer GOtt geehret/ der glaube an“ CHriſtum eingefuͤhret/ er ſelbſt als ein wah-“ reꝛ Gott angebetet/ und ihm als einem wahrem“ GOtt vor die Goͤttliche wolthaten lob und“ danck geſaget wird. Lieſet er fleißig in dem“ worte GOttes/ auch in des ſeligen Arnds“ Paradießgaͤrtlein/ ſo iſt es nichts anders als“ ein ſchnoͤder mißbrauch dieſer heiligen und“ GOttſeligen buͤcher/ zumal weil er die Chriſt-“ liche Lehre verleugnet/ ſo darinne verfaſſet iſt/“ ja er verkehrt dieſelbe/ weil er an ſtatt des na-“ mens JEſu oder CHriſti allein ſeinen abgott“ verſtehet und ſubſtituirt. (3.) Will auch die“ trunckenheit vorgeſchuͤtzet werden. Aber die-“ jenigen berichten/ daß Inquiſit nicht gar trun-“ cken geweſen; Inquiſitus verraͤth ſich auch“ ſelbſt/ daß er wiſſen will/ er habe die grobe“ Gotteslaͤſterung mit dieſen worten nicht aus-“ geſtoſſen/ will auch gar gewiß aſſeverirẽ/ er ha-“ be ſo geredet/ die Jeſuiter/ die ſchelme/ die diebe“ haben unſerm Herꝛn Gott die ehre abgeſtohlẽ;“ vor einen verfluchten ſchelm habe er den Herꝛn“ CHriſtum nicht gehalten ꝛc. Diß ſind keine“ ſigna extremè ebrii. (4) Will auch ange-“ fuͤhrt werden/ daß inquiſit corruptæmentis“ ſey/ und daß er ſich mit phantaſtiſchen reden“ und gebaͤrden viel geplagt zu Koͤnigsberg/“ allda in der Medicorum haͤnde gerathen/“ welche denſelben mit aderlaſſen und ſonſt“ als einen hominem corruptæ & perturbatæ“ mentis curiret. Aber hier muͤſſen die di-“ ſtincta tempora nicht confundiret werden.“ Was vor etlichen jahren in Koͤnigsberg ge-“ ſchehen/ das kan jetzo nicht von dieſem men-“ ſchen in Luͤbeck applicirt werden; zumal weil“ dergleichen aus den Actis gar nicht zu erſehen/“ ſondern er hat ſich vor dieſer zuſammenkunfft/“ bey der zuſammenkunfft/ und auch nach der“ zeit/ als ein anderer verſtaͤndiger Schmiede-“ knecht in allem bezeuget. (5) Daß derſelbe ſei-“ nem bericht nach/ mit vielen teuffliſchen an-“ fechtungen geplaget worden/ und deswegen“ billig ein mitleiden zu tragen; davon iſt aber“ in den Actis nichts ſonderliches zu ſehen/ und“ wird ſich der Judex hierinnen nach dem voͤl-“ ligen beweiß zu achten haben. Jedennoch a-“ ber diß zu beobachten/ daß dieſer menſch an“ allem ſolchem ſelbſt ſchuldig ſey/ in dem er“ von dem wahren GOTT abgefallen/ den“ HErrn Chriſtum verleugnet/ ſeinen Tauff-“ bund verlaſſen/ ſich einen andern Gott erdich-“ tet/ oder von andern beybringen laſſen/ und“ dieſem Abgott/ welcher niemand anders iſt/“ als des leidigen Satans Hirn-Goͤtze/ oder“ dem ſatan ſelbſt gedienet/ denſelben um offen-“ barungẽ fleißig/ ſeinẽ eigenen bericht nach/ an-“ geruffen/ dahero ihm wiederfahren/ was er be-“ gehret. Die andern einwuͤrffe ex Jure muͤſſen“ ex circumſtantiis decidirt werden/ koͤnnen“ etwas zur milderung der aͤuſſerlichen ſtraffe“ beytragen/ aber à blasphemiæ reatu koͤnnen ſie“ in foro divino vel conſcientiæ den blas-“ phemum nicht liberiren. Halten wir alſo“ dafuͤr/ daß dieſer menſch allerdings fuͤr einen“ Gottes-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/798>, abgerufen am 07.05.2024.