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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch] für allerley plage/ kranckheit/ pestilentz/
theurer zeit/ krieg/ auffruhr etc. Tomo 6.
sub anno
1535. Jn der einfältigen weise zu
beten/ an einen guten freund/ hat er das auch.
Nicht weniger Tomo 8. in seinem gesang/
Vater unser im himmelreich/ etc. und in den
beyden Catechismis. Denn im kleinen fraget
er: Was heisset täglich brod? und antwortet:
Alles was zur leibes-nahrung und nothdurfft
gehöret etc. Und im grossen Catechismo spricht
er: Hier bedencken wir den armen brodt-korb/
unsers leibes und zeitlichen lebens nothdurfft.
Diese bitte will mit eingeschlossen haben alles/
was zu diesem gantzen leben in der welt gehöret.
Darauß siehet männiglich/ was des HErrn
Lutheri meynung und deutung sey. Worauß
ich 8. billich also schliesse: Den Cate-
chismum Lutheri
und dessen gesang: Vater
unser im himmelreich etc. behält mein Adversa-
rius
in der Kirchen/ oder thut es nicht. Thut
er es nicht/ so verräth er sich für aller welt/
daß er kein Lutherischer Pastor mehr sey/ denn
die beyden Catechismi gehören zu unsern bey-
den libris symbolicis, darzu sich unsere kirchen
in allen und jeden puncten mit hertz und mun-
de bekennen; behält er aber beydes/ die erklä-
rung und den gesang/ so lehret er anders auff
der cantzel/ nemlich/ daß das brod in der vier-
ten bitte vom himmlischen gut handele/ und
lässet anders singen und beten in der Kirche.
Wormit er sich je selbst zuwider ist/ und die ar-
men einfältigen zuhörer hoch-gefährlicher mas-
sen ärgert und verwirret. Will man aber 9.
unserer außlegung der vierten bitte von zeit-
lichen gütern fundamenta wissen und zwingen-
de ursachen/ so behertzige man fleissig nachgesetz-
tes: 1. Jst das der gnädige wille unsers lieben
himlischen Vatters/ daß wir auff ihn werffen
sollen alle unsere sorgen. 1. Pet. 5. v. 7.
Freylich nicht nur die geistlichen/ zu unserer se-
ligkeit nöthig/ sondern auch die leiblichen/ zur
unterhaltung unsers nothdürfftigen lebens.
Drum gleichwie wir ihn um viel zu bitten
schuldig sind/ also müssen wir ihm auch trauen/
und um diese in unserm gebet ansprechen. Be-
vorab/ weilen er dadurch von uns miterken-
net werden will/ daß er es sey/ von dem wir
alles empfangen/ 1. Corinth. 4. v. 7. und zürnet
über die zumahlen hoch/ die solches nicht erken-
nen wollen. Hos. 2. v. 8. Joel. 2. v. 22. wel-
ches seinem netze und garn opffern heisset.
Habac. 1. v. 16. Drum hat er auch gebotten
und verstattet/ 1. Reg. 8. v. 35. man soll um
den regen bitten/ wenn der himmel verschlos-
sen ist. Jnmassen ihn auch der Ertzvatter
Jacob, um sein brod zu essen und um seine
kleider anzuziehen/ angeruffen hat. Gen. 28.
v.
20. Nichts zuwider holen von dem/ was dro-
ben allbereit erinnert ist. Wolte das also ei-
ne grosse sünde seyn/ nicht erkennen/ daß die
zeitliche güter gaben Gottes sind/ und ihn
nicht/ wiewohl mit bedingung/ darum ersu-
chen und anruffen wollen. 2. Jst das heilige
Vater unser ein so vollkommenes gebet aller
gebete/ und eine so unerschöpffliche weißheit/
wie es Lutherus tituliret/ ja ein grund aller an-
derer bitten/ nach dem elogio Cypriani, darin-
nen durchauß nichts außgelassen/ das zu unse-
rer Nothdurfft gehöret/ an seel und leib/ und
[Spaltenumbruch] in welchem alles/ worum wir bitten sollen/ geist-
reich und künstlich verfasset ist. Sollen wir
nun Gott den HErrn auch anruffen um das
irrdische/ wie das namen haben mag/ in allen
Ständen/ geschlechtern und altern/ wie
jetzt bewiesen/ so muß je solche bitte auch ihren
raum und stelle im Vater unser finden.
Welches in keiner andern bitte als in der 4.
geschehen kan. 3. Wird um die geistlichen gü-
ter nicht allein in denen 3. letzten/ sondern auch
in denen 3. ersten bitten/ ihrer unterschiedlichen
arten wegen/ unterschiedlich gebeten. Und
kan keine erhebliche ursache angedeutet werden/
warum die auch in der 4. das objectum petitio-
nis
seyn sollen. Es wird auch mitten unter die
6. andere das zeitliche darum gesetzet/ daß wir
uns mehr um das geistliche bewerben sollen/
als welches vor und nach gehet. Wie denn
auch darum wohl gläublich/ daß des himmels
im Vater unser zu zweyen mahlen gedacht wird/
und der erde nur einmahl. 4. Daß wörtlein
brod wird billich in seinem verstande/ von dem
uns keine wichtige motiv abdringet/ wil ge-
schweigen/ einiger spruch des worts Gottes
an andern orten/ accepriret/ darinnen es be-
deutet entweder das speise-brod am gemein-
sten/ oder das getreidig/ darauß es gebacken
wird/ Gen. 47. v. 13. Ps. 104. v. 15. oder
allerley speise/ 2. Reg. 6. v. 32. oder eine gantze
mahlzeit/ Exod. 18. v. 12. Luc. 14. v. 1. oder al-
les/ was sonsten zur nahrung gehöret/ Prov. 31.
v.
14. als da ist victus et amictus, wie es an-
derswo genennet wird/ Gen. 28. v. 20. Matth.
6. v. 32. 1. Tim. 6. v.
18. 5. Das Griechische wört-
lein [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] betreffend/ mit dem solch brodt
per epitheton beschrieben wird/ in der vierten
bitte/ so wohl beym Matthaeo, als beym Luca,
mag man von ihm herrliche sachen lesen apud
Chemnitium in Harm. Ev. c. 51. p. m. 427. 428. 429.
et apud Schilterum in Catech. Luth. p. 393. 394. nec
minus ap. Forsterum Dec. 2. de Or. Dom. prob. 4.
et Meisnerum part. 2. Phil. Sob. sect. 1. cap. 2. q. 19.
Sub finem
achte ich nicht undienlich seyn/ hieher
zu setzen die schöne worte Schelhammeri, des al-
ten wolverdienten Hamburgischen Theologi auß
seiner gründlichen der vermeinten postill des
verfluchten Ertzketzers Weigelii widerlegung/
die publice approbiret worden/ nicht nur von ei-
nem ehr würdigen Ministerio zu Hamburg/ son-
dern auch von den löblichen Theologischen fa-
cultaeten
zu Leipzig und Wittenberg: Es ist zu-
vernehmen/ schreibet er pag. 569. 570. 571. daß
Weigel immer schreyet/ blosse nothdurfft/ blosse
nothdurfft/ ohne eigenthum/ ohne vorrath/ etc.
Antwort/ wer seine viel liebe Kinder hat/ und soll
sie lassen studiren/ oder sonst was ehrlichs ler-
nen/ dem wird seine nothdurfft bloß gnug/ und
ist bey vielen ernsten Gottes-dienern mangel
vom armuth. Denn die welt lauffet reinen
dienern und lehrern nicht so bald mit ihren gaben
zu/ wie den schleichern und heuchlern/ die was
neues bringen. Denn die welt ist des alten
zu satt und müde/ hat gerne neue klipperer. So
ist es auch zu betrachten/ daß der Heilige Geist
durch Paulum saget 1. Tim. 5. So jemand
die seinigen etc. Aber die grossen himmel-
heiligen können alles zeitliche verachten/
ihrenthalben hätte der HErr Christus
die vierte bitte im Vater unser wohl

mögen

Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch] fuͤr allerley plage/ kranckheit/ peſtilentz/
theurer zeit/ krieg/ auffruhr ꝛc. Tomo 6.
ſub anno
1535. Jn der einfaͤltigen weiſe zu
beten/ an einen guten freund/ hat er das auch.
Nicht weniger Tomo 8. in ſeinem geſang/
Vater unſer im himmelreich/ ꝛc. und in den
beyden Catechiſmis. Denn im kleinen fraget
er: Was heiſſet taͤglich brod? und antwortet:
Alles was zur leibes-nahrung und nothdurfft
gehoͤret ꝛc. Und im groſſen Catechiſmo ſpricht
er: Hier bedencken wir den armen brodt-korb/
unſers leibes und zeitlichen lebens nothdurfft.
Dieſe bitte will mit eingeſchloſſen haben alles/
was zu dieſem gantzẽ leben in der welt gehoͤret.
Darauß ſiehet maͤnniglich/ was des HErꝛn
Lutheri meynung und deutung ſey. Worauß
ich 8. billich alſo ſchlieſſe: Den Cate-
chiſmum Lutheri
und deſſen geſang: Vater
unſer im himmelreich ꝛc. behaͤlt mein Adverſa-
rius
in der Kirchen/ oder thut es nicht. Thut
er es nicht/ ſo verraͤth er ſich fuͤr aller welt/
daß er kein Lutheriſcher Paſtor mehr ſey/ denn
die beyden Catechiſmi gehoͤren zu unſern bey-
den libris ſymbolicis, darzu ſich unſere kirchen
in allen und jeden puncten mit hertz und mun-
de bekennen; behaͤlt er aber beydes/ die erklaͤ-
rung und den geſang/ ſo lehret er anders auff
der cantzel/ nemlich/ daß das brod in der vier-
ten bitte vom himmliſchen gut handele/ und
laͤſſet anders ſingen und beten in der Kirche.
Wormit er ſich je ſelbſt zuwider iſt/ und die ar-
men einfaͤltigen zuhoͤrer hoch-gefaͤhrlicheꝛ maſ-
ſen aͤrgert und verwirret. Will man aber 9.
unſerer außlegung der vierten bitte von zeit-
lichen guͤtern fundamenta wiſſen und zwingen-
de urſachen/ ſo behertzige man fleiſſig nachgeſetz-
tes: 1. Jſt das der gnaͤdige wille unſers liebẽ
himliſchen Vatters/ daß wir auff ihn werffen
ſollen alle unſere ſorgen. 1. Pet. 5. v. 7.
Freylich nicht nur die geiſtlichen/ zu unſerer ſe-
ligkeit noͤthig/ ſondern auch die leiblichen/ zur
unterhaltung unſers nothduͤrfftigen lebens.
Drum gleichwie wir ihn um viel zu bitten
ſchuldig ſind/ alſo muͤſſen wir ihm auch trauen/
und um dieſe in unſerm gebet anſprechen. Be-
vorab/ weilen er dadurch von uns miterken-
net werden will/ daß er es ſey/ von dem wir
alles empfangen/ 1. Corinth. 4. v. 7. und zuͤrnet
uͤber die zumahlen hoch/ die ſolches nicht erken-
nen wollen. Hoſ. 2. v. 8. Joel. 2. v. 22. wel-
ches ſeinem netze und garn opffern heiſſet.
Habac. 1. v. 16. Drum hat er auch gebotten
und verſtattet/ 1. Reg. 8. v. 35. man ſoll um
den regen bitten/ wenn der himmel verſchloſ-
ſen iſt. Jnmaſſen ihn auch der Ertzvatter
Jacob, um ſein brod zu eſſen und um ſeine
kleider anzuziehen/ angeruffen hat. Gen. 28.
v.
20. Nichts zuwider holen von dem/ was dro-
ben allbereit erinnert iſt. Wolte das alſo ei-
ne groſſe ſuͤnde ſeyn/ nicht erkennen/ daß die
zeitliche guͤter gaben Gottes ſind/ und ihn
nicht/ wiewohl mit bedingung/ darum erſu-
chen und anruffen wollen. 2. Jſt das heilige
Vater unſer ein ſo vollkommenes gebet aller
gebete/ und eine ſo unerſchoͤpffliche weißheit/
wie es Lutherus tituliret/ ja ein grund aller an-
derer bitten/ nach dem elogio Cypriani, darin-
nen durchauß nichts außgelaſſen/ das zu unſe-
rer Nothdurfft gehoͤret/ an ſeel und leib/ und
[Spaltenumbruch] in welchem alles/ worum wir bitten ſollen/ geiſt-
reich und kuͤnſtlich verfaſſet iſt. Sollen wir
nun Gott den HErꝛn auch anruffen um das
irꝛdiſche/ wie das namen haben mag/ in allen
Staͤnden/ geſchlechtern und altern/ wie
jetzt bewieſen/ ſo muß je ſolche bitte auch ihren
raum und ſtelle im Vater unſer finden.
Welches in keiner andern bitte als in der 4.
geſchehen kan. 3. Wird um die geiſtlichen guͤ-
ter nicht allein in denen 3. letzten/ ſondern auch
in denen 3. erſten bitten/ ihrer unterſchiedlichen
arten wegen/ unterſchiedlich gebeten. Und
kan keine erhebliche urſache angedeutet werden/
warum die auch in der 4. das objectum petitio-
nis
ſeyn ſollen. Es wird auch mitten unter die
6. andere das zeitliche darum geſetzet/ daß wir
uns mehr um das geiſtliche bewerben ſollen/
als welches vor und nach gehet. Wie denn
auch darum wohl glaͤublich/ daß des himmels
im Vater unſer zu zweyen mahlẽ gedacht wird/
und der erde nur einmahl. 4. Daß woͤrtlein
brod wird billich in ſeinem verſtande/ von dem
uns keine wichtige motiv abdringet/ wil ge-
ſchweigen/ einiger ſpruch des worts Gottes
an andern orten/ accepriret/ darinnen es be-
deutet entweder das ſpeiſe-brod am gemein-
ſten/ oder das getreidig/ darauß es gebacken
wird/ Gen. 47. v. 13. Pſ. 104. v. 15. oder
allerley ſpeiſe/ 2. Reg. 6. v. 32. oder eine gantze
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v.
14. als da iſt victus et amictus, wie es an-
derswo genennet wird/ Gen. 28. v. 20. Matth.
6. v. 32. 1. Tim. 6. v.
18. 5. Das Griechiſche woͤrt-
lein [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] betreffend/ mit dem ſolch brodt
per epitheton beſchrieben wird/ in der vierten
bitte/ ſo wohl beym Matthæo, als beym Luca,
mag man von ihm herꝛliche ſachen leſen apud
Chemnitium in Harm. Ev. c. 51. p. m. 427. 428. 429.
et apud Schilterum in Catech. Luth. p. 393. 394. nec
minus ap. Forſterum Dec. 2. de Or. Dom. prob. 4.
et Meiſnerum part. 2. Phil. Sob. ſect. 1. cap. 2. q. 19.
Sub finem
achte ich nicht undienlich ſeyn/ hieher
zu ſetzen die ſchoͤne worte Schelhammeri, des al-
ten wolverdientẽ Hamburgiſchen Theologi auß
ſeiner gruͤndlichen der vermeinten poſtill des
verfluchten Ertzketzers Weigelii widerlegung/
die publicè approbiret worden/ nicht nur von ei-
nem ehr wuͤrdigen Miniſterio zu Hamburg/ ſon-
dern auch von den loͤblichen Theologiſchen fa-
cultæten
zu Leipzig und Wittenberg: Es iſt zu-
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Weigel im̃er ſchreyet/ bloſſe nothdurfft/ bloſſe
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iſt bey vielen ernſten Gottes-dienern mangel
vom armuth. Deñ die welt lauffet reinen
dienern uñ lehrern nicht ſo bald mit ihren gaben
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zu ſatt und muͤde/ hat gerne neue klipperer. So
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[606/0914] Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. fuͤr allerley plage/ kranckheit/ peſtilentz/ theurer zeit/ krieg/ auffruhr ꝛc. Tomo 6. ſub anno 1535. Jn der einfaͤltigen weiſe zu beten/ an einen guten freund/ hat er das auch. Nicht weniger Tomo 8. in ſeinem geſang/ Vater unſer im himmelreich/ ꝛc. und in den beyden Catechiſmis. Denn im kleinen fraget er: Was heiſſet taͤglich brod? und antwortet: Alles was zur leibes-nahrung und nothdurfft gehoͤret ꝛc. Und im groſſen Catechiſmo ſpricht er: Hier bedencken wir den armen brodt-korb/ unſers leibes und zeitlichen lebens nothdurfft. Dieſe bitte will mit eingeſchloſſen haben alles/ was zu dieſem gantzẽ leben in der welt gehoͤret. Darauß ſiehet maͤnniglich/ was des HErꝛn Lutheri meynung und deutung ſey. Worauß ich 8. billich alſo ſchlieſſe: Den Cate- chiſmum Lutheri und deſſen geſang: Vater unſer im himmelreich ꝛc. behaͤlt mein Adverſa- rius in der Kirchen/ oder thut es nicht. Thut er es nicht/ ſo verraͤth er ſich fuͤr aller welt/ daß er kein Lutheriſcher Paſtor mehr ſey/ denn die beyden Catechiſmi gehoͤren zu unſern bey- den libris ſymbolicis, darzu ſich unſere kirchen in allen und jeden puncten mit hertz und mun- de bekennen; behaͤlt er aber beydes/ die erklaͤ- rung und den geſang/ ſo lehret er anders auff der cantzel/ nemlich/ daß das brod in der vier- ten bitte vom himmliſchen gut handele/ und laͤſſet anders ſingen und beten in der Kirche. Wormit er ſich je ſelbſt zuwider iſt/ und die ar- men einfaͤltigen zuhoͤrer hoch-gefaͤhrlicheꝛ maſ- ſen aͤrgert und verwirret. Will man aber 9. unſerer außlegung der vierten bitte von zeit- lichen guͤtern fundamenta wiſſen und zwingen- de urſachen/ ſo behertzige man fleiſſig nachgeſetz- tes: 1. Jſt das der gnaͤdige wille unſers liebẽ himliſchen Vatters/ daß wir auff ihn werffen ſollen alle unſere ſorgen. 1. Pet. 5. v. 7. Freylich nicht nur die geiſtlichen/ zu unſerer ſe- ligkeit noͤthig/ ſondern auch die leiblichen/ zur unterhaltung unſers nothduͤrfftigen lebens. Drum gleichwie wir ihn um viel zu bitten ſchuldig ſind/ alſo muͤſſen wir ihm auch trauen/ und um dieſe in unſerm gebet anſprechen. Be- vorab/ weilen er dadurch von uns miterken- net werden will/ daß er es ſey/ von dem wir alles empfangen/ 1. Corinth. 4. v. 7. und zuͤrnet uͤber die zumahlen hoch/ die ſolches nicht erken- nen wollen. Hoſ. 2. v. 8. Joel. 2. v. 22. wel- ches ſeinem netze und garn opffern heiſſet. Habac. 1. v. 16. Drum hat er auch gebotten und verſtattet/ 1. Reg. 8. v. 35. man ſoll um den regen bitten/ wenn der himmel verſchloſ- ſen iſt. Jnmaſſen ihn auch der Ertzvatter Jacob, um ſein brod zu eſſen und um ſeine kleider anzuziehen/ angeruffen hat. Gen. 28. v. 20. Nichts zuwider holen von dem/ was dro- ben allbereit erinnert iſt. Wolte das alſo ei- ne groſſe ſuͤnde ſeyn/ nicht erkennen/ daß die zeitliche guͤter gaben Gottes ſind/ und ihn nicht/ wiewohl mit bedingung/ darum erſu- chen und anruffen wollen. 2. Jſt das heilige Vater unſer ein ſo vollkommenes gebet aller gebete/ und eine ſo unerſchoͤpffliche weißheit/ wie es Lutherus tituliret/ ja ein grund aller an- derer bitten/ nach dem elogio Cypriani, darin- nen durchauß nichts außgelaſſen/ das zu unſe- rer Nothdurfft gehoͤret/ an ſeel und leib/ und in welchem alles/ worum wir bitten ſollen/ geiſt- reich und kuͤnſtlich verfaſſet iſt. Sollen wir nun Gott den HErꝛn auch anruffen um das irꝛdiſche/ wie das namen haben mag/ in allen Staͤnden/ geſchlechtern und altern/ wie jetzt bewieſen/ ſo muß je ſolche bitte auch ihren raum und ſtelle im Vater unſer finden. Welches in keiner andern bitte als in der 4. geſchehen kan. 3. Wird um die geiſtlichen guͤ- ter nicht allein in denen 3. letzten/ ſondern auch in denen 3. erſten bitten/ ihrer unterſchiedlichen arten wegen/ unterſchiedlich gebeten. Und kan keine erhebliche urſache angedeutet werden/ warum die auch in der 4. das objectum petitio- nis ſeyn ſollen. Es wird auch mitten unter die 6. andere das zeitliche darum geſetzet/ daß wir uns mehr um das geiſtliche bewerben ſollen/ als welches vor und nach gehet. Wie denn auch darum wohl glaͤublich/ daß des himmels im Vater unſer zu zweyen mahlẽ gedacht wird/ und der erde nur einmahl. 4. Daß woͤrtlein brod wird billich in ſeinem verſtande/ von dem uns keine wichtige motiv abdringet/ wil ge- ſchweigen/ einiger ſpruch des worts Gottes an andern orten/ accepriret/ darinnen es be- deutet entweder das ſpeiſe-brod am gemein- ſten/ oder das getreidig/ darauß es gebacken wird/ Gen. 47. v. 13. Pſ. 104. v. 15. oder allerley ſpeiſe/ 2. Reg. 6. v. 32. oder eine gantze mahlzeit/ Exod. 18. v. 12. Luc. 14. v. 1. oder al- les/ was ſonſten zur nahrung gehoͤret/ Prov. 31. v. 14. als da iſt victus et amictus, wie es an- derswo genennet wird/ Gen. 28. v. 20. Matth. 6. v. 32. 1. Tim. 6. v. 18. 5. Das Griechiſche woͤrt- lein _ betreffend/ mit dem ſolch brodt per epitheton beſchrieben wird/ in der vierten bitte/ ſo wohl beym Matthæo, als beym Luca, mag man von ihm herꝛliche ſachen leſen apud Chemnitium in Harm. Ev. c. 51. p. m. 427. 428. 429. et apud Schilterum in Catech. Luth. p. 393. 394. nec minus ap. Forſterum Dec. 2. de Or. Dom. prob. 4. et Meiſnerum part. 2. Phil. Sob. ſect. 1. cap. 2. q. 19. Sub finem achte ich nicht undienlich ſeyn/ hieher zu ſetzen die ſchoͤne worte Schelhammeri, des al- ten wolverdientẽ Hamburgiſchen Theologi auß ſeiner gruͤndlichen der vermeinten poſtill des verfluchten Ertzketzers Weigelii widerlegung/ die publicè approbiret worden/ nicht nur von ei- nem ehr wuͤrdigen Miniſterio zu Hamburg/ ſon- dern auch von den loͤblichen Theologiſchen fa- cultæten zu Leipzig und Wittenberg: Es iſt zu- vernehmen/ ſchreibet er pag. 569. 570. 571. daß Weigel im̃er ſchreyet/ bloſſe nothdurfft/ bloſſe nothdurfft/ ohne eigenthum/ ohne vorrath/ ꝛc. Antwort/ wer ſeine viel liebe Kinder hat/ uñ ſoll ſie laſſen ſtudiren/ oder ſonſt was ehrlichs ler- nen/ dem wird ſeine nothdurfft bloß gnug/ und iſt bey vielen ernſten Gottes-dienern mangel vom armuth. Deñ die welt lauffet reinen dienern uñ lehrern nicht ſo bald mit ihren gaben zu/ wie den ſchleichern und heuchlern/ die was neues bringen. Denn die welt iſt des alten zu ſatt und muͤde/ hat gerne neue klipperer. So iſt es auch zu betrachten/ daß der Heilige Geiſt durch Paulum ſaget 1. Tim. 5. So jemand die ſeinigen ꝛc. Aber die groſſen himmel- heiligen koͤnnen alles zeitliche verachten/ ihrenthalben haͤtte der HErꝛ Chriſtus die vierte bitte im Vater unſer wohl moͤgen

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/914>, abgerufen am 02.05.2024.