Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846.welches den einzigen Fehler hat, daß ich selbst darin die passive Hauptrolle spiele. Ich rufe alle freien Männer auf zu meinen Advokaten! Sie werden nicht dulden, daß eine Frau so gewaltsamer Bevormundung unterworfen, daß ihre Seele polizeilich in den Himmel escortirt wird. Auch wir sind mündig, und wollen kämpfen für unsre Freiheit, für unser Recht! Die höchste Freiheit aber ist, daß wir wählen dürfen zwischen Himmel und Hölle! -- Ich rufe das deutsche Volk auf zu meinem Richter. Mag es eine Ueberzeugung verdammen, die es nicht theilen kann: es wird wenigstens meine Entrüstung theilen über eine polizeiliche Willkühr, die kein Recht der Persönlichkeit anerkennt! Dies ist das Damoklesschwert, das über dem Haupte eines Jeden schwebt; und die gleiche Furcht muß vereinigen, was ein ungleicher Glauben trennt. Auf die Verweisung der würdigen Veteranen der Freiheit, Itzstein und Hecker, folgt die Verweisung einer Frau, wie eine Posse auf ein Trauerspiel. Doch in der Posse zeigt sich oft der Zeitgeist offen in seinem ganzen Wesen, während er im Trauerspiel in verhüllter Größe einherschreitet. welches den einzigen Fehler hat, daß ich selbst darin die passive Hauptrolle spiele. Ich rufe alle freien Männer auf zu meinen Advokaten! Sie werden nicht dulden, daß eine Frau so gewaltsamer Bevormundung unterworfen, daß ihre Seele polizeilich in den Himmel escortirt wird. Auch wir sind mündig, und wollen kämpfen für unsre Freiheit, für unser Recht! Die höchste Freiheit aber ist, daß wir wählen dürfen zwischen Himmel und Hölle! — Ich rufe das deutsche Volk auf zu meinem Richter. Mag es eine Ueberzeugung verdammen, die es nicht theilen kann: es wird wenigstens meine Entrüstung theilen über eine polizeiliche Willkühr, die kein Recht der Persönlichkeit anerkennt! Dies ist das Damoklesschwert, das über dem Haupte eines Jeden schwebt; und die gleiche Furcht muß vereinigen, was ein ungleicher Glauben trennt. Auf die Verweisung der würdigen Veteranen der Freiheit, Itzstein und Hecker, folgt die Verweisung einer Frau, wie eine Posse auf ein Trauerspiel. Doch in der Posse zeigt sich oft der Zeitgeist offen in seinem ganzen Wesen, während er im Trauerspiel in verhüllter Größe einherschreitet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="52"/> welches den einzigen Fehler hat, daß ich selbst darin die passive Hauptrolle spiele.</p> <p>Ich rufe alle freien Männer auf zu meinen Advokaten! Sie werden nicht dulden, daß eine Frau so gewaltsamer Bevormundung unterworfen, daß ihre Seele polizeilich in den Himmel escortirt wird. Auch wir sind mündig, und wollen kämpfen für unsre Freiheit, für unser Recht! Die höchste Freiheit aber ist, daß wir <hi rendition="#g">wählen</hi> dürfen zwischen Himmel und Hölle! —</p> <p>Ich rufe das deutsche Volk auf zu meinem Richter. Mag es eine Ueberzeugung verdammen, die es nicht theilen kann: es wird wenigstens meine Entrüstung theilen über eine polizeiliche Willkühr, die kein Recht der Persönlichkeit anerkennt! Dies ist das Damoklesschwert, das über dem Haupte eines Jeden schwebt; und die gleiche Furcht muß vereinigen, was ein ungleicher Glauben trennt. Auf die Verweisung der würdigen Veteranen der Freiheit, <hi rendition="#g">Itzstein</hi> und <hi rendition="#g">Hecker</hi>, folgt die Verweisung einer Frau, wie eine Posse auf ein Trauerspiel. Doch in der Posse zeigt sich oft der Zeitgeist offen in seinem ganzen Wesen, während er im Trauerspiel in verhüllter Größe einherschreitet. </p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0052]
welches den einzigen Fehler hat, daß ich selbst darin die passive Hauptrolle spiele.
Ich rufe alle freien Männer auf zu meinen Advokaten! Sie werden nicht dulden, daß eine Frau so gewaltsamer Bevormundung unterworfen, daß ihre Seele polizeilich in den Himmel escortirt wird. Auch wir sind mündig, und wollen kämpfen für unsre Freiheit, für unser Recht! Die höchste Freiheit aber ist, daß wir wählen dürfen zwischen Himmel und Hölle! —
Ich rufe das deutsche Volk auf zu meinem Richter. Mag es eine Ueberzeugung verdammen, die es nicht theilen kann: es wird wenigstens meine Entrüstung theilen über eine polizeiliche Willkühr, die kein Recht der Persönlichkeit anerkennt! Dies ist das Damoklesschwert, das über dem Haupte eines Jeden schwebt; und die gleiche Furcht muß vereinigen, was ein ungleicher Glauben trennt. Auf die Verweisung der würdigen Veteranen der Freiheit, Itzstein und Hecker, folgt die Verweisung einer Frau, wie eine Posse auf ein Trauerspiel. Doch in der Posse zeigt sich oft der Zeitgeist offen in seinem ganzen Wesen, während er im Trauerspiel in verhüllter Größe einherschreitet.
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/52>, abgerufen am 17.06.2024. |