Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.7. Um vier Uhr hielten die gesattelten Reitpferde vor dem Wiesenthale. Madame Oburn sah reizend aus in ihrem stahlgrünen, enganschließenden Reitkleide, mit dem keck in die Locken gedrückten schwarzen Sammetbarett. Sie ritt sicher und kühn, mit Grazie in jeder Bewegung. Stolz auf seine Begleiterinn ritt Stein ihr zur Seite. Unter leichten, scherzhaften Gesprächen, den Eingebungen des Augenblickes, erreichten sie den Schloßgarten Schlackenwerths. Leicht sprang die Reiterinn vom Pferde, übergab es dem Diener und warf sich nachlässig auf eine geflochtene Weidenbank, die in der alten Kastanienallee, unter dem Schatten hoher Bäume, stand. "Hier ist mir wohl und heimlich," rief sie aus; hier erinnert mich alles an meine Jugendzeit! Drüben die alte Dorfkirche, das kleine trauliche Pfarrhaus. O welches friedliche Glück mag jene engen Räume bewohnen! Wie 7. Um vier Uhr hielten die gesattelten Reitpferde vor dem Wiesenthale. Madame Oburn sah reizend aus in ihrem stahlgrünen, enganschließenden Reitkleide, mit dem keck in die Locken gedrückten schwarzen Sammetbarett. Sie ritt sicher und kühn, mit Grazie in jeder Bewegung. Stolz auf seine Begleiterinn ritt Stein ihr zur Seite. Unter leichten, scherzhaften Gesprächen, den Eingebungen des Augenblickes, erreichten sie den Schloßgarten Schlackenwerths. Leicht sprang die Reiterinn vom Pferde, übergab es dem Diener und warf sich nachlässig auf eine geflochtene Weidenbank, die in der alten Kastanienallee, unter dem Schatten hoher Bäume, stand. „Hier ist mir wohl und heimlich,“ rief sie aus; hier erinnert mich alles an meine Jugendzeit! Drüben die alte Dorfkirche, das kleine trauliche Pfarrhaus. O welches friedliche Glück mag jene engen Räume bewohnen! Wie <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0091" n="79"/> <div n="1"> <head>7.</head><lb/> <p> Um vier Uhr hielten die gesattelten Reitpferde vor dem Wiesenthale. Madame Oburn sah reizend aus in ihrem stahlgrünen, enganschließenden Reitkleide, mit dem keck in die Locken gedrückten schwarzen Sammetbarett. Sie ritt sicher und kühn, mit Grazie in jeder Bewegung. Stolz auf seine Begleiterinn ritt Stein ihr zur Seite. Unter leichten, scherzhaften Gesprächen, den Eingebungen des Augenblickes, erreichten sie den Schloßgarten <hi rendition="#g">Schlackenwerths</hi>. Leicht sprang die Reiterinn vom Pferde, übergab es dem Diener und warf sich nachlässig auf eine geflochtene Weidenbank, die in der alten Kastanienallee, unter dem Schatten hoher Bäume, stand. „Hier ist mir wohl und heimlich,“ rief sie aus; hier erinnert mich alles an meine Jugendzeit! Drüben die alte Dorfkirche, das kleine trauliche Pfarrhaus. O welches friedliche Glück mag jene engen Räume bewohnen! Wie </p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0091]
7.
Um vier Uhr hielten die gesattelten Reitpferde vor dem Wiesenthale. Madame Oburn sah reizend aus in ihrem stahlgrünen, enganschließenden Reitkleide, mit dem keck in die Locken gedrückten schwarzen Sammetbarett. Sie ritt sicher und kühn, mit Grazie in jeder Bewegung. Stolz auf seine Begleiterinn ritt Stein ihr zur Seite. Unter leichten, scherzhaften Gesprächen, den Eingebungen des Augenblickes, erreichten sie den Schloßgarten Schlackenwerths. Leicht sprang die Reiterinn vom Pferde, übergab es dem Diener und warf sich nachlässig auf eine geflochtene Weidenbank, die in der alten Kastanienallee, unter dem Schatten hoher Bäume, stand. „Hier ist mir wohl und heimlich,“ rief sie aus; hier erinnert mich alles an meine Jugendzeit! Drüben die alte Dorfkirche, das kleine trauliche Pfarrhaus. O welches friedliche Glück mag jene engen Räume bewohnen! Wie
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/91>, abgerufen am 24.03.2023. |