Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

verändert hatte. Als er zuletzt sagte, daß er morgen auf dem Markte vier Pferde einkaufe, beschloßen unter Jubel der Feldwebel und einige Kameraden, auch auf den Markt zu kommen, um zu sehen, wie der Pfifferling das mache.

Stolz aufgerichtet mit gespanntem Selbstgefühle kehrte Munde in den Rautenkranz zurück, er wollte seiner Fränz Abbitte thun, daß er so bös gegen sie gewesen sei, und ihr sagen, wie er sich nun wacker ins Geschirr legen wolle, daß es ihm landauf landab Keiner voraus thun könne.

Als er in den Rautenkranz trat, hörte er in der Küche die Stimme der Fränz, sie sagte:

Das ist ja prächtig, daß Sie Kellner im Wildbad geworden sind. Ich komme diesen Sommer mit meinen Eltern auch dahin.

Aber Sie sind Braut, sagte eine Männerstimme.

Ja, mit mir, sagte Munde eintretend, er sah einen Mann -- es war der älteste Haussohn aus dem Rautenkranz -- der die Hand der Fränz hielt.

Ich gratulire, sagte der Nebenbuhler schnell, die Hand loslassend, und Munde erwiderte:

Dank' schön. Komm mit, Fränz, in die Stube. Er faßte sie nicht eben zart am Arm, und Fränz machte große Augen, als er ihr allein sagte, daß das Scharmuziren ein Ende habe, und ob sie mit den Eltern ins Wildbad gehe, darein habe er auch noch ein Wort zu reden. Fränz widersprach heftig, und Munde erklärte, daß er von dieser Stunde zu regieren anfange über Alles, was ihm gehöre, und das sei vor Allem seine Frau, es müsse ja Fränz recht sein, daß er sich als Mann zeige.

Zeig's zuerst beim Vater. Bei mir brauchst nicht anfangen, stachelte Fränz, der diese Wendung gar nicht lieb war. Munde sprach wiederholt und in verstärkter Weise seinen Herrscherplan aus, und der Abend dieses unruhvollen, verhetzten Tages schien doch noch erwünscht auszuklingen.

Schon am frühen Morgen hatte Munde einen gewal-

verändert hatte. Als er zuletzt sagte, daß er morgen auf dem Markte vier Pferde einkaufe, beschloßen unter Jubel der Feldwebel und einige Kameraden, auch auf den Markt zu kommen, um zu sehen, wie der Pfifferling das mache.

Stolz aufgerichtet mit gespanntem Selbstgefühle kehrte Munde in den Rautenkranz zurück, er wollte seiner Fränz Abbitte thun, daß er so bös gegen sie gewesen sei, und ihr sagen, wie er sich nun wacker ins Geschirr legen wolle, daß es ihm landauf landab Keiner voraus thun könne.

Als er in den Rautenkranz trat, hörte er in der Küche die Stimme der Fränz, sie sagte:

Das ist ja prächtig, daß Sie Kellner im Wildbad geworden sind. Ich komme diesen Sommer mit meinen Eltern auch dahin.

Aber Sie sind Braut, sagte eine Männerstimme.

Ja, mit mir, sagte Munde eintretend, er sah einen Mann — es war der älteste Haussohn aus dem Rautenkranz — der die Hand der Fränz hielt.

Ich gratulire, sagte der Nebenbuhler schnell, die Hand loslassend, und Munde erwiderte:

Dank' schön. Komm mit, Fränz, in die Stube. Er faßte sie nicht eben zart am Arm, und Fränz machte große Augen, als er ihr allein sagte, daß das Scharmuziren ein Ende habe, und ob sie mit den Eltern ins Wildbad gehe, darein habe er auch noch ein Wort zu reden. Fränz widersprach heftig, und Munde erklärte, daß er von dieser Stunde zu regieren anfange über Alles, was ihm gehöre, und das sei vor Allem seine Frau, es müsse ja Fränz recht sein, daß er sich als Mann zeige.

Zeig's zuerst beim Vater. Bei mir brauchst nicht anfangen, stachelte Fränz, der diese Wendung gar nicht lieb war. Munde sprach wiederholt und in verstärkter Weise seinen Herrscherplan aus, und der Abend dieses unruhvollen, verhetzten Tages schien doch noch erwünscht auszuklingen.

Schon am frühen Morgen hatte Munde einen gewal-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="24">
        <p><pb facs="#f0178"/>
verändert hatte. Als er zuletzt                sagte, daß er morgen auf dem Markte vier Pferde einkaufe, beschloßen unter Jubel der                Feldwebel und einige Kameraden, auch auf den Markt zu kommen, um zu sehen, wie der                Pfifferling das mache.</p><lb/>
        <p>Stolz aufgerichtet mit gespanntem Selbstgefühle kehrte Munde in den Rautenkranz                zurück, er wollte seiner Fränz Abbitte thun, daß er so bös gegen sie gewesen sei, und                ihr sagen, wie er sich nun wacker ins Geschirr legen wolle, daß es ihm landauf landab                Keiner voraus thun könne.</p><lb/>
        <p>Als er in den Rautenkranz trat, hörte er in der Küche die Stimme der Fränz, sie                sagte:</p><lb/>
        <p>Das ist ja prächtig, daß Sie Kellner im Wildbad geworden sind. Ich komme diesen                Sommer mit meinen Eltern auch dahin.</p><lb/>
        <p>Aber Sie sind Braut, sagte eine Männerstimme.</p><lb/>
        <p>Ja, mit mir, sagte Munde eintretend, er sah einen Mann &#x2014; es war der älteste Haussohn                aus dem Rautenkranz &#x2014; der die Hand der Fränz hielt.</p><lb/>
        <p>Ich gratulire, sagte der Nebenbuhler schnell, die Hand loslassend, und Munde                erwiderte:</p><lb/>
        <p>Dank' schön. Komm mit, Fränz, in die Stube. Er faßte sie nicht eben zart am Arm, und                Fränz machte große Augen, als er ihr allein sagte, daß das Scharmuziren ein Ende                habe, und ob sie mit den Eltern ins Wildbad gehe, darein habe er auch noch ein Wort                zu reden. Fränz widersprach heftig, und Munde erklärte, daß er von dieser Stunde zu                regieren anfange über Alles, was ihm gehöre, und das sei vor Allem seine Frau, es                müsse ja Fränz recht sein, daß er sich als Mann zeige.</p><lb/>
        <p>Zeig's zuerst beim Vater. Bei mir brauchst nicht anfangen, stachelte Fränz, der diese                Wendung gar nicht lieb war. Munde sprach wiederholt und in verstärkter Weise seinen                Herrscherplan aus, und der Abend dieses unruhvollen, verhetzten Tages schien doch                noch erwünscht auszuklingen.</p><lb/>
        <p>Schon am frühen Morgen hatte Munde einen gewal-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0178] verändert hatte. Als er zuletzt sagte, daß er morgen auf dem Markte vier Pferde einkaufe, beschloßen unter Jubel der Feldwebel und einige Kameraden, auch auf den Markt zu kommen, um zu sehen, wie der Pfifferling das mache. Stolz aufgerichtet mit gespanntem Selbstgefühle kehrte Munde in den Rautenkranz zurück, er wollte seiner Fränz Abbitte thun, daß er so bös gegen sie gewesen sei, und ihr sagen, wie er sich nun wacker ins Geschirr legen wolle, daß es ihm landauf landab Keiner voraus thun könne. Als er in den Rautenkranz trat, hörte er in der Küche die Stimme der Fränz, sie sagte: Das ist ja prächtig, daß Sie Kellner im Wildbad geworden sind. Ich komme diesen Sommer mit meinen Eltern auch dahin. Aber Sie sind Braut, sagte eine Männerstimme. Ja, mit mir, sagte Munde eintretend, er sah einen Mann — es war der älteste Haussohn aus dem Rautenkranz — der die Hand der Fränz hielt. Ich gratulire, sagte der Nebenbuhler schnell, die Hand loslassend, und Munde erwiderte: Dank' schön. Komm mit, Fränz, in die Stube. Er faßte sie nicht eben zart am Arm, und Fränz machte große Augen, als er ihr allein sagte, daß das Scharmuziren ein Ende habe, und ob sie mit den Eltern ins Wildbad gehe, darein habe er auch noch ein Wort zu reden. Fränz widersprach heftig, und Munde erklärte, daß er von dieser Stunde zu regieren anfange über Alles, was ihm gehöre, und das sei vor Allem seine Frau, es müsse ja Fränz recht sein, daß er sich als Mann zeige. Zeig's zuerst beim Vater. Bei mir brauchst nicht anfangen, stachelte Fränz, der diese Wendung gar nicht lieb war. Munde sprach wiederholt und in verstärkter Weise seinen Herrscherplan aus, und der Abend dieses unruhvollen, verhetzten Tages schien doch noch erwünscht auszuklingen. Schon am frühen Morgen hatte Munde einen gewal-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: nicht gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/178
Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/178>, abgerufen am 06.05.2024.