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Allgemeine Zeitung. Nr. 51. Augsburg, 20. Februar 1840.

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spanische Cabinet bis jetzt kein solches Verlangen an das englische Ministerium gerichtet hat, und daß nur diejenigen großbritannischen Truppen, deren Dienstzeit abgelaufen ist, in Passages eingeschifft worden sind. Bis zur Entscheidung der Verwicklungen, welche die Lösung der orientalischen Frage herbeiführt, und deren Wirkungen dem eingeweihten Beobachter auch hier nicht entgehen können, dürfte die Aufmerksamkeit des Londoner Cabinets noch mehr als früherhin auf die Häfen der Halbinsel gerichtet seyn. Mit einem gestern hier eingetroffenen Courier hat die englische Gesandtschaft Depeschen von Hrn. Aston erhalten, in denen er die Hoffnung ausdrückt, noch vor Ablauf dieses Monats hier eintreffen zu können. - Um dem Hrn. Mendizabal den Eintritt in den Congreß zu eröffnen, wird Hr. Olozaga seine Ernennung zum Deputirten für Madrid ausschlagen, und dagegen für Sevilla, wo er ebenfalls gewählt wurde, eintreten. Die Exaltirten richten alle ihre Bemühungen dahin, den Herzog de la Victoria mit den Ministern und der moderirten Partei zu überwerfen, und doch haben ihm gerade jetzt die Minister den größten Beweis ihres Vertrauens gegeben, indem sie ihm den Oberbefehl über die Armee von Catalonien übertrugen. Denn dadurch ist er in der That Generalissimus geworden, da nunmehr sämmtliche Armeen unter seinem Befehl stehen. Die wiederholten Vorstellungen der Minister scheinen ihn endlich veranlaßt zu haben, eine Division unter den Befehlen des Generals Hoyos von Aragonien nach der Provinz Cuenca zu entsenden, um dem Unwesen der dortigen Carlisten ein Ende zu machen. Uebrigens wird Espartero demnächst auch in Aragonien seine Linien verändern. Seine Operationsbasis erstreckte sich bisher von Mas de las Matas, auf welchen Punkt sich der linke Flügel stützt, bis el Pobo, woran sich der rechte lehnt. Von beiden Punkten aus hatte er seine Verbindungen mit Saragossa über Alcorisa und mit Teruel; aber die angegebene Linie ist durch das Castell von Aliaga, welches die Carlisten besetzt halten, unterbrochen. Dieses wird Espartero nunmehr unverzüglich zu nehmen suchen, und da der Rücken der bezeichneten Linie so lange nicht gesichert ist, als die Bergveste Segura in den Händen der Carlisten bleibt, so soll zu gleicher Zeit auch dieser Punkt förmlich belagert werden. Drei Divisionen sind zu dieser Unternehmung bestimmt, und schweres Geschütz ist bereits von Saragossa abgegangen. Wie es scheint, hatte der berüchtigte Aviraneta, dessen dortige Verhaftung ich Ihnen neulich meldete, von der Regierung den Auftrag erhalten, sich nach Frankreich zu begeben, um die dort befindlichen Carlisten, mit denen er früherhin Verbindungen unterhielt, zu beobachten, und zur Rückkehr nach Spanien aufzumuntern. Espartero, dem dieser Auftrag unbekannt geblieben war, ließ ihn als verdächtig in Saragossa verhaften. Dort verweilt er noch, ohne daß weiter gegen ihn eingeschritten wäre. - J. M. die Königin Isabelle II ist von ihrer Unpäßlichkeit vollkommen hergestellt, und hat ihre täglichen Spazierfahrten wieder begonnen. - Für die Befriedigung der Tanzlust der schönen Welt von Madrid ist in diesem Winter gesorgt, indem jeden Sonntag abwechselnd der französische Botschafter und der Graf Toreno glänzende Bälle geben.

Großbritannien.

Der Windsor Expreß berichtet pflichtgetreu über den Fortgang der königlichen Flitterwochen in Windsorschloß. Man sieht das glückliche hohe Paar täglich im Schloßgarten lustwandeln oder in einem Pony-Phaethon im Park spazieren fahren. Die Herzogin von Kent und der Herzog nebst dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg speisten am 11 bei der Königin-Wittwe im Malborough-House, und folgten gestern einer Einladung nach Windsor. Die Einwohner von Kensington, das die hohen Herrschaften auf ihrer Hinfahrt passirten, hatten einen Triumphbogen errichtet, von dem Thurm der alten Kirche wehte der "Union Jack," Glockenspiele klangen, und die ganze Bevölkerung stand Vivat rufend in festlichen Kleidern am Wege. - Die Provincialblätter sind mit Beschreibungen der Festlichkeiten angefüllt, die am 10 Febr. in allen Theilen des Reichs stattfanden. - Der Hofmaler Hr. Hayter hat von Ihrer Maj. den Befehl erhalten, die Trauungsscene zu malen; zu diesem Zweck hatte er die Ehre, derselben in der Capelle beizuwohnen. - Da die Engländer gewohnt sind, bei Menschen und Dingen zu fragen, was sie "werth" sind, so gibt der Courier die Notiz, die goldenen Gefäße, die bei der Cerimonie auf dem Communiontisch aufgestellt waren, seyen zu 10,000, das Service aber aus dem Windsorschloß, das bei dem großen Banket im St. James gebraucht wurde, zu 500,000 Pf. St. geschätzt worden. - Die M. Post gibt nachträglich eine diplomatische Beschreibung der drei Hochzeithäubchen (wedding bonnets) Ihrer Maj. - In die Nationalhymne "God save the Queen," die in ihrer glücklichen Elasticität bereits drei bis vier Generationen des brittischen Königshauses überdauert hat, ist mit kleiner Abänderung einer Strophe der Name des Prinzen Albert aufgenommen worden; - wenigstens hat man in den Zeitungen diese Abänderung vorgeschlagen.

Die Unterhaussitzung vom 12 Febr. war kurz und unerheblich. Eine von Sir E. Knatchbull (Tory) eingebrachte Bill zur Verbesserung der Zehntenablösungsacte für England in einigen Nebenpunkten wurde, vom Ministerium unterstützt, mit 77 gegen 21 Stimmen zum zweitenmal gelesen.

Im Anfang der Unterhaussitzung vom 13 Febr. fragte Hr. Parker den Handelsminister, ob der Handelsvertrag zwischen Frankreich und England bereits abgeschlossen sey, und wenn dieß der Fall, wann die Regierung die Bestimmungen desselben dem Hause werde mittheilen können. Hr. Labouchere lehnte es ab, in Erörterungen darüber einzugehen, da der Abschluß des Vertrags noch nicht erfolgt sey. Unterhandlungen mit der französischen Regierung, die den Zweck hätten, die Interessen beider Länder unter billigen und ehrenhaften Bedingungen zu fördern, seyen annoch im Gang; sobald der Vertrag abgeschlossen seyn werde, solle dessen Vorlegung im Parlament ungesäumt erfolgen.

Zu den letzten englischen Nachrichten aus Alexandria und Konstantinopel (bis zum 17 Jan.) bemerkte das M. Chronicle in diesen Tagen Folgendes: "Kiamil Pascha ist von Alexandria mit einer entschiedenen Verwerfung aller Bedingungen, die hinter dem vollständigen Besitze Syriens zurückblieben, nach Konstantinopel zurückgekehrt, und eine unmittelbare Uebereinkunft zwischen dem englischen und dem russischen Gesandten soll die Folge davon gewesen seyn. Ohne Zweifel wird dieß die Folge seyn. Frankreich hat offenbar nicht die Macht, wenn es auch den Willen hätte, Mehemed Ali ohne Anwendung von Zwangsmaaßregeln zur Nachgiebigkeit zu bringen. Es müssen also jedenfalls solche Maaßregeln angewandt werden. Mehemed Ali rüstet sich zum Widerstande; unser Alexandrinischer Correspondent spricht von nicht weniger als 100,000 Mann arabischer Truppen. Aber selbst mehrere hunderttausend Araber, wenn sie vorhanden wären, können Europa keine Gesetze dictiren. Und auch Mehemed Ali wird dabei nicht beharren, sobald er Europa ernstlich zu Zwangsmaaßregeln entschlossen findet. Nach unserer Correspondenz aus Alexandria scheint es, als wenn Mehemed erwarte, daß eine österreichische, nicht eine russische

spanische Cabinet bis jetzt kein solches Verlangen an das englische Ministerium gerichtet hat, und daß nur diejenigen großbritannischen Truppen, deren Dienstzeit abgelaufen ist, in Passages eingeschifft worden sind. Bis zur Entscheidung der Verwicklungen, welche die Lösung der orientalischen Frage herbeiführt, und deren Wirkungen dem eingeweihten Beobachter auch hier nicht entgehen können, dürfte die Aufmerksamkeit des Londoner Cabinets noch mehr als früherhin auf die Häfen der Halbinsel gerichtet seyn. Mit einem gestern hier eingetroffenen Courier hat die englische Gesandtschaft Depeschen von Hrn. Aston erhalten, in denen er die Hoffnung ausdrückt, noch vor Ablauf dieses Monats hier eintreffen zu können. – Um dem Hrn. Mendizabal den Eintritt in den Congreß zu eröffnen, wird Hr. Olozaga seine Ernennung zum Deputirten für Madrid ausschlagen, und dagegen für Sevilla, wo er ebenfalls gewählt wurde, eintreten. Die Exaltirten richten alle ihre Bemühungen dahin, den Herzog de la Victoria mit den Ministern und der moderirten Partei zu überwerfen, und doch haben ihm gerade jetzt die Minister den größten Beweis ihres Vertrauens gegeben, indem sie ihm den Oberbefehl über die Armee von Catalonien übertrugen. Denn dadurch ist er in der That Generalissimus geworden, da nunmehr sämmtliche Armeen unter seinem Befehl stehen. Die wiederholten Vorstellungen der Minister scheinen ihn endlich veranlaßt zu haben, eine Division unter den Befehlen des Generals Hoyos von Aragonien nach der Provinz Cuenca zu entsenden, um dem Unwesen der dortigen Carlisten ein Ende zu machen. Uebrigens wird Espartero demnächst auch in Aragonien seine Linien verändern. Seine Operationsbasis erstreckte sich bisher von Mas de las Matas, auf welchen Punkt sich der linke Flügel stützt, bis el Pobo, woran sich der rechte lehnt. Von beiden Punkten aus hatte er seine Verbindungen mit Saragossa über Alcorisa und mit Teruel; aber die angegebene Linie ist durch das Castell von Aliaga, welches die Carlisten besetzt halten, unterbrochen. Dieses wird Espartero nunmehr unverzüglich zu nehmen suchen, und da der Rücken der bezeichneten Linie so lange nicht gesichert ist, als die Bergveste Segura in den Händen der Carlisten bleibt, so soll zu gleicher Zeit auch dieser Punkt förmlich belagert werden. Drei Divisionen sind zu dieser Unternehmung bestimmt, und schweres Geschütz ist bereits von Saragossa abgegangen. Wie es scheint, hatte der berüchtigte Aviraneta, dessen dortige Verhaftung ich Ihnen neulich meldete, von der Regierung den Auftrag erhalten, sich nach Frankreich zu begeben, um die dort befindlichen Carlisten, mit denen er früherhin Verbindungen unterhielt, zu beobachten, und zur Rückkehr nach Spanien aufzumuntern. Espartero, dem dieser Auftrag unbekannt geblieben war, ließ ihn als verdächtig in Saragossa verhaften. Dort verweilt er noch, ohne daß weiter gegen ihn eingeschritten wäre. – J. M. die Königin Isabelle II ist von ihrer Unpäßlichkeit vollkommen hergestellt, und hat ihre täglichen Spazierfahrten wieder begonnen. – Für die Befriedigung der Tanzlust der schönen Welt von Madrid ist in diesem Winter gesorgt, indem jeden Sonntag abwechselnd der französische Botschafter und der Graf Toreno glänzende Bälle geben.

Großbritannien.

Der Windsor Expreß berichtet pflichtgetreu über den Fortgang der königlichen Flitterwochen in Windsorschloß. Man sieht das glückliche hohe Paar täglich im Schloßgarten lustwandeln oder in einem Pony-Phaëthon im Park spazieren fahren. Die Herzogin von Kent und der Herzog nebst dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg speisten am 11 bei der Königin-Wittwe im Malborough-House, und folgten gestern einer Einladung nach Windsor. Die Einwohner von Kensington, das die hohen Herrschaften auf ihrer Hinfahrt passirten, hatten einen Triumphbogen errichtet, von dem Thurm der alten Kirche wehte der „Union Jack,“ Glockenspiele klangen, und die ganze Bevölkerung stand Vivat rufend in festlichen Kleidern am Wege. – Die Provincialblätter sind mit Beschreibungen der Festlichkeiten angefüllt, die am 10 Febr. in allen Theilen des Reichs stattfanden. – Der Hofmaler Hr. Hayter hat von Ihrer Maj. den Befehl erhalten, die Trauungsscene zu malen; zu diesem Zweck hatte er die Ehre, derselben in der Capelle beizuwohnen. – Da die Engländer gewohnt sind, bei Menschen und Dingen zu fragen, was sie „werth“ sind, so gibt der Courier die Notiz, die goldenen Gefäße, die bei der Cerimonie auf dem Communiontisch aufgestellt waren, seyen zu 10,000, das Service aber aus dem Windsorschloß, das bei dem großen Banket im St. James gebraucht wurde, zu 500,000 Pf. St. geschätzt worden. – Die M. Post gibt nachträglich eine diplomatische Beschreibung der drei Hochzeithäubchen (wedding bonnets) Ihrer Maj. – In die Nationalhymne „God save the Queen,“ die in ihrer glücklichen Elasticität bereits drei bis vier Generationen des brittischen Königshauses überdauert hat, ist mit kleiner Abänderung einer Strophe der Name des Prinzen Albert aufgenommen worden; – wenigstens hat man in den Zeitungen diese Abänderung vorgeschlagen.

Die Unterhaussitzung vom 12 Febr. war kurz und unerheblich. Eine von Sir E. Knatchbull (Tory) eingebrachte Bill zur Verbesserung der Zehntenablösungsacte für England in einigen Nebenpunkten wurde, vom Ministerium unterstützt, mit 77 gegen 21 Stimmen zum zweitenmal gelesen.

Im Anfang der Unterhaussitzung vom 13 Febr. fragte Hr. Parker den Handelsminister, ob der Handelsvertrag zwischen Frankreich und England bereits abgeschlossen sey, und wenn dieß der Fall, wann die Regierung die Bestimmungen desselben dem Hause werde mittheilen können. Hr. Labouchère lehnte es ab, in Erörterungen darüber einzugehen, da der Abschluß des Vertrags noch nicht erfolgt sey. Unterhandlungen mit der französischen Regierung, die den Zweck hätten, die Interessen beider Länder unter billigen und ehrenhaften Bedingungen zu fördern, seyen annoch im Gang; sobald der Vertrag abgeschlossen seyn werde, solle dessen Vorlegung im Parlament ungesäumt erfolgen.

Zu den letzten englischen Nachrichten aus Alexandria und Konstantinopel (bis zum 17 Jan.) bemerkte das M. Chronicle in diesen Tagen Folgendes: „Kiamil Pascha ist von Alexandria mit einer entschiedenen Verwerfung aller Bedingungen, die hinter dem vollständigen Besitze Syriens zurückblieben, nach Konstantinopel zurückgekehrt, und eine unmittelbare Uebereinkunft zwischen dem englischen und dem russischen Gesandten soll die Folge davon gewesen seyn. Ohne Zweifel wird dieß die Folge seyn. Frankreich hat offenbar nicht die Macht, wenn es auch den Willen hätte, Mehemed Ali ohne Anwendung von Zwangsmaaßregeln zur Nachgiebigkeit zu bringen. Es müssen also jedenfalls solche Maaßregeln angewandt werden. Mehemed Ali rüstet sich zum Widerstande; unser Alexandrinischer Correspondent spricht von nicht weniger als 100,000 Mann arabischer Truppen. Aber selbst mehrere hunderttausend Araber, wenn sie vorhanden wären, können Europa keine Gesetze dictiren. Und auch Mehemed Ali wird dabei nicht beharren, sobald er Europa ernstlich zu Zwangsmaaßregeln entschlossen findet. Nach unserer Correspondenz aus Alexandria scheint es, als wenn Mehemed erwarte, daß eine österreichische, nicht eine russische

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spanische Cabinet bis jetzt kein solches Verlangen an das englische Ministerium gerichtet hat, und daß nur diejenigen großbritannischen Truppen, deren Dienstzeit abgelaufen ist, in Passages eingeschifft worden sind. Bis zur Entscheidung der Verwicklungen, welche die Lösung der orientalischen Frage herbeiführt, und deren Wirkungen dem eingeweihten Beobachter auch hier nicht entgehen können, dürfte die Aufmerksamkeit des Londoner Cabinets noch mehr als früherhin auf die Häfen der Halbinsel gerichtet seyn. Mit einem gestern hier eingetroffenen Courier hat die englische Gesandtschaft Depeschen von Hrn. Aston erhalten, in denen er die Hoffnung ausdrückt, noch vor Ablauf dieses Monats hier eintreffen zu können. &#x2013; Um dem Hrn. Mendizabal den Eintritt in den Congreß zu eröffnen, wird Hr. Olozaga seine Ernennung zum Deputirten für Madrid ausschlagen, und dagegen für Sevilla, wo er ebenfalls gewählt wurde, eintreten. Die Exaltirten richten alle ihre Bemühungen dahin, den Herzog de la Victoria mit den Ministern und der moderirten Partei zu überwerfen, und doch haben ihm gerade jetzt die Minister den größten Beweis ihres Vertrauens gegeben, indem sie ihm den Oberbefehl über die Armee von Catalonien übertrugen. Denn dadurch ist er in der That Generalissimus geworden, da nunmehr sämmtliche Armeen unter seinem Befehl stehen. Die wiederholten Vorstellungen der Minister scheinen ihn endlich veranlaßt zu haben, eine Division unter den Befehlen des Generals Hoyos von Aragonien nach der Provinz Cuenca zu entsenden, um dem Unwesen der dortigen Carlisten ein Ende zu machen. Uebrigens wird Espartero demnächst auch in Aragonien seine Linien verändern. Seine Operationsbasis erstreckte sich bisher von Mas de las Matas, auf welchen Punkt sich der linke Flügel stützt, bis el Pobo, woran sich der rechte lehnt. Von beiden Punkten aus hatte er seine Verbindungen mit Saragossa über Alcorisa und mit Teruel; aber die angegebene Linie ist durch das Castell von Aliaga, welches die Carlisten besetzt halten, unterbrochen. Dieses wird Espartero nunmehr unverzüglich zu nehmen suchen, und da der Rücken der bezeichneten Linie so lange nicht gesichert ist, als die Bergveste Segura in den Händen der Carlisten bleibt, so soll zu gleicher Zeit auch dieser Punkt förmlich belagert werden. Drei Divisionen sind zu dieser Unternehmung bestimmt, und schweres Geschütz ist bereits von Saragossa abgegangen. Wie es scheint, hatte der berüchtigte Aviraneta, dessen dortige Verhaftung ich Ihnen neulich meldete, von der Regierung den Auftrag erhalten, sich nach Frankreich zu begeben, um die dort befindlichen Carlisten, mit denen er früherhin Verbindungen unterhielt, zu beobachten, und zur Rückkehr nach Spanien aufzumuntern. Espartero, dem dieser Auftrag unbekannt geblieben war, ließ ihn als verdächtig in Saragossa verhaften. Dort verweilt er noch, ohne daß weiter gegen ihn eingeschritten wäre. &#x2013; J. M. die Königin Isabelle II ist von ihrer Unpäßlichkeit vollkommen hergestellt, und hat ihre täglichen Spazierfahrten wieder begonnen. &#x2013; Für die Befriedigung der Tanzlust der schönen Welt von Madrid ist in diesem Winter gesorgt, indem jeden Sonntag abwechselnd der französische Botschafter und der Graf Toreno glänzende Bälle geben.</p>
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[0402/0002] spanische Cabinet bis jetzt kein solches Verlangen an das englische Ministerium gerichtet hat, und daß nur diejenigen großbritannischen Truppen, deren Dienstzeit abgelaufen ist, in Passages eingeschifft worden sind. Bis zur Entscheidung der Verwicklungen, welche die Lösung der orientalischen Frage herbeiführt, und deren Wirkungen dem eingeweihten Beobachter auch hier nicht entgehen können, dürfte die Aufmerksamkeit des Londoner Cabinets noch mehr als früherhin auf die Häfen der Halbinsel gerichtet seyn. Mit einem gestern hier eingetroffenen Courier hat die englische Gesandtschaft Depeschen von Hrn. Aston erhalten, in denen er die Hoffnung ausdrückt, noch vor Ablauf dieses Monats hier eintreffen zu können. – Um dem Hrn. Mendizabal den Eintritt in den Congreß zu eröffnen, wird Hr. Olozaga seine Ernennung zum Deputirten für Madrid ausschlagen, und dagegen für Sevilla, wo er ebenfalls gewählt wurde, eintreten. Die Exaltirten richten alle ihre Bemühungen dahin, den Herzog de la Victoria mit den Ministern und der moderirten Partei zu überwerfen, und doch haben ihm gerade jetzt die Minister den größten Beweis ihres Vertrauens gegeben, indem sie ihm den Oberbefehl über die Armee von Catalonien übertrugen. Denn dadurch ist er in der That Generalissimus geworden, da nunmehr sämmtliche Armeen unter seinem Befehl stehen. Die wiederholten Vorstellungen der Minister scheinen ihn endlich veranlaßt zu haben, eine Division unter den Befehlen des Generals Hoyos von Aragonien nach der Provinz Cuenca zu entsenden, um dem Unwesen der dortigen Carlisten ein Ende zu machen. Uebrigens wird Espartero demnächst auch in Aragonien seine Linien verändern. Seine Operationsbasis erstreckte sich bisher von Mas de las Matas, auf welchen Punkt sich der linke Flügel stützt, bis el Pobo, woran sich der rechte lehnt. Von beiden Punkten aus hatte er seine Verbindungen mit Saragossa über Alcorisa und mit Teruel; aber die angegebene Linie ist durch das Castell von Aliaga, welches die Carlisten besetzt halten, unterbrochen. Dieses wird Espartero nunmehr unverzüglich zu nehmen suchen, und da der Rücken der bezeichneten Linie so lange nicht gesichert ist, als die Bergveste Segura in den Händen der Carlisten bleibt, so soll zu gleicher Zeit auch dieser Punkt förmlich belagert werden. Drei Divisionen sind zu dieser Unternehmung bestimmt, und schweres Geschütz ist bereits von Saragossa abgegangen. Wie es scheint, hatte der berüchtigte Aviraneta, dessen dortige Verhaftung ich Ihnen neulich meldete, von der Regierung den Auftrag erhalten, sich nach Frankreich zu begeben, um die dort befindlichen Carlisten, mit denen er früherhin Verbindungen unterhielt, zu beobachten, und zur Rückkehr nach Spanien aufzumuntern. Espartero, dem dieser Auftrag unbekannt geblieben war, ließ ihn als verdächtig in Saragossa verhaften. Dort verweilt er noch, ohne daß weiter gegen ihn eingeschritten wäre. – J. M. die Königin Isabelle II ist von ihrer Unpäßlichkeit vollkommen hergestellt, und hat ihre täglichen Spazierfahrten wieder begonnen. – Für die Befriedigung der Tanzlust der schönen Welt von Madrid ist in diesem Winter gesorgt, indem jeden Sonntag abwechselnd der französische Botschafter und der Graf Toreno glänzende Bälle geben. Großbritannien. _ London, 13 Febr. Der Windsor Expreß berichtet pflichtgetreu über den Fortgang der königlichen Flitterwochen in Windsorschloß. Man sieht das glückliche hohe Paar täglich im Schloßgarten lustwandeln oder in einem Pony-Phaëthon im Park spazieren fahren. Die Herzogin von Kent und der Herzog nebst dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg speisten am 11 bei der Königin-Wittwe im Malborough-House, und folgten gestern einer Einladung nach Windsor. Die Einwohner von Kensington, das die hohen Herrschaften auf ihrer Hinfahrt passirten, hatten einen Triumphbogen errichtet, von dem Thurm der alten Kirche wehte der „Union Jack,“ Glockenspiele klangen, und die ganze Bevölkerung stand Vivat rufend in festlichen Kleidern am Wege. – Die Provincialblätter sind mit Beschreibungen der Festlichkeiten angefüllt, die am 10 Febr. in allen Theilen des Reichs stattfanden. – Der Hofmaler Hr. Hayter hat von Ihrer Maj. den Befehl erhalten, die Trauungsscene zu malen; zu diesem Zweck hatte er die Ehre, derselben in der Capelle beizuwohnen. – Da die Engländer gewohnt sind, bei Menschen und Dingen zu fragen, was sie „werth“ sind, so gibt der Courier die Notiz, die goldenen Gefäße, die bei der Cerimonie auf dem Communiontisch aufgestellt waren, seyen zu 10,000, das Service aber aus dem Windsorschloß, das bei dem großen Banket im St. James gebraucht wurde, zu 500,000 Pf. St. geschätzt worden. – Die M. Post gibt nachträglich eine diplomatische Beschreibung der drei Hochzeithäubchen (wedding bonnets) Ihrer Maj. – In die Nationalhymne „God save the Queen,“ die in ihrer glücklichen Elasticität bereits drei bis vier Generationen des brittischen Königshauses überdauert hat, ist mit kleiner Abänderung einer Strophe der Name des Prinzen Albert aufgenommen worden; – wenigstens hat man in den Zeitungen diese Abänderung vorgeschlagen. Die Unterhaussitzung vom 12 Febr. war kurz und unerheblich. Eine von Sir E. Knatchbull (Tory) eingebrachte Bill zur Verbesserung der Zehntenablösungsacte für England in einigen Nebenpunkten wurde, vom Ministerium unterstützt, mit 77 gegen 21 Stimmen zum zweitenmal gelesen. Im Anfang der Unterhaussitzung vom 13 Febr. fragte Hr. Parker den Handelsminister, ob der Handelsvertrag zwischen Frankreich und England bereits abgeschlossen sey, und wenn dieß der Fall, wann die Regierung die Bestimmungen desselben dem Hause werde mittheilen können. Hr. Labouchère lehnte es ab, in Erörterungen darüber einzugehen, da der Abschluß des Vertrags noch nicht erfolgt sey. Unterhandlungen mit der französischen Regierung, die den Zweck hätten, die Interessen beider Länder unter billigen und ehrenhaften Bedingungen zu fördern, seyen annoch im Gang; sobald der Vertrag abgeschlossen seyn werde, solle dessen Vorlegung im Parlament ungesäumt erfolgen. Zu den letzten englischen Nachrichten aus Alexandria und Konstantinopel (bis zum 17 Jan.) bemerkte das M. Chronicle in diesen Tagen Folgendes: „Kiamil Pascha ist von Alexandria mit einer entschiedenen Verwerfung aller Bedingungen, die hinter dem vollständigen Besitze Syriens zurückblieben, nach Konstantinopel zurückgekehrt, und eine unmittelbare Uebereinkunft zwischen dem englischen und dem russischen Gesandten soll die Folge davon gewesen seyn. Ohne Zweifel wird dieß die Folge seyn. Frankreich hat offenbar nicht die Macht, wenn es auch den Willen hätte, Mehemed Ali ohne Anwendung von Zwangsmaaßregeln zur Nachgiebigkeit zu bringen. Es müssen also jedenfalls solche Maaßregeln angewandt werden. Mehemed Ali rüstet sich zum Widerstande; unser Alexandrinischer Correspondent spricht von nicht weniger als 100,000 Mann arabischer Truppen. Aber selbst mehrere hunderttausend Araber, wenn sie vorhanden wären, können Europa keine Gesetze dictiren. Und auch Mehemed Ali wird dabei nicht beharren, sobald er Europa ernstlich zu Zwangsmaaßregeln entschlossen findet. Nach unserer Correspondenz aus Alexandria scheint es, als wenn Mehemed erwarte, daß eine österreichische, nicht eine russische

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 51. Augsburg, 20. Februar 1840, S. 0402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_051_18400220/2>, abgerufen am 29.04.2024.