Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 62. Augsburg, 2. März 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Rolle, die er ihm bei der ministeriellen Combination bestimme, dargelegt. Der Marschall wiederholte, was er schon im vorigen Jahre gesagt, daß zwischen ihm und Hrn. Thiers ein unübersteigbarer Abgrund bestehe, und daß er um keinen Preis in ein Cabinet treten würde, worin Hr. Thiers den Haupteinfluß hätte. Der Marschall soll sogar in sehr förmlichen Ausdrücken die Beweggründe seines unüberwindlichen Widerwillens deducirt haben. Dieß ist nicht die einzige Schlappe, welche Hr. v. Broglie erfahren hat. Die Combination, die er für so leicht gehalten, und zu der er sich als officiöser Vermittler hergegeben hatte, bot ihm Schwierigkeiten über Schwierigkeiten dar. In Folge des Mißlingens seiner Versuche verzichtete Hr. v. Broglie diesen Abend auf die ihm von Sr. Maj. gegebenen Vollmachten. Man glaubt, Hr. Thiers, der über dieses Scheitern der Versuche nicht sehr betrübt ist, werde morgen in die Tuilerien berufen werden, und umfassende Vollmachten erhalten. Hr. Thiers erwartet dieß so sehr, daß schon diesen Abend seine Freunde die Liste seines Cabinets umlaufen lassen. Nach dieser Combination würde er die Präsidentschaft des Conseils und die auswärtigen Angelegenheiten für sich nehmen. Die andern Departements würden ganz untergeordneten Männern übertragen werden, die Hrn. Thiers nur dazu mit ihrer officiellen Dunkelheit umgeben würden, um dessen Wichtigkeit desto mehr hervorzuheben. So hat man Hrn. Billaut für die öffentlichen Arbeiten, Hrn. Remusat für den Handel, Hrn. Dumont oder Hrn. Vivien für die Justiz, Hrn. Cubieres für den Krieg, Hrn. Duperre für das Seewesen, Hrn. Pelet (de la Lozere) für die Finanzen genannt. Von dem Ministerium des 12 Mai sollten nur Hr. Villemain und Hr. Duperre amnestirt und von Hrn. Thiers beibehalten werden. (Wie man bemerkt, sind dieß dieselben Namen, die gestern schon unser Pariser Correspondent anführte.)

Das Journal des Debats sagt, am 25 Febr. Abends sey das Gerücht allgemein verbreitet gewesen, daß Hr. Thiers auf den folgenden Tag in die Tuilerien berufen werden würde.

Die Gazette schreibt: "Ein klägliches, schmachvolles Schauspiel wird vor unsern Augen aufgeführt: Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich mit Geräusch getrennt, einer den andern beschuldigend, daß er Frankreich zu Grund richte; heute geben sie einander Versicherungen ihres Zutrauens. Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich gegen Hrn. v. Mole coalisirt, und jetzt zweifelt Hr. v. Broglie nicht daran, daß es ihm gelingen werde, sie zusammen zu bringen, und um das Maaß voll zu machen, möchte er mit ihnen den Marschall Soult zum Eintritt bewegen, den beide angegriffen haben, und welchen Hr. Thiers eben stürzte."

Der Marquis d'Eyragues, Hr. Martin und Hr. Lagrenee, Ministerresidenten zu Karlsruhe, Hannover und Athen, haben den Titel als bevollmächtigte Minister bei besagten Höfen erhalten.

Hr. Devaines, Mitglied der Pairskammer, ist am 25 Febr. in Paris gestorben.

Das Tribunal der ersten Instanz der Seine hat am 26 Febr. in der Sache des Hrn. Gros gegen Hrn. v. Montalivet entschieden, Hrn. Gros mit allen seinen Forderungen als unbegründet abgewiesen, und ihn in die Kosten verurtheilt.

Gegen die der Vergiftung ihres Mannes verdächtige Frau Laffarge in Glandier ist auch eine Untersuchung wegen eines Diamantendiebstahls eingeleitet. Der Vicomtesse von ... verschwand eines Tags ein reicher Diamantenschmuck, ohne daß man eine Spur von dem Dieb entdeckte. Mad. Laffarge, damals noch unverheirathet, befand sich unter den Gästen des Schlosses der Vicomtesse. Seitdem die furchtbare Anklage der Vergiftung auf ihr lastet, erinnert man sich mehrerer Umstände, welche Mad. Laffarge der Entwendung jenes Schmucks so verdächtig machen, daß auch hierüber eine gerichtliche Hausuntersuchung vorgenommen worden, welche zu wichtigen Entdeckungen geführt haben soll. (Gaz. des Trib.)

Von Capitän Laplace, dem Commandeur der auf einer Südseefahrt begriffenen französischen Fregatte Artemise, sind Berichte bis zum 18 Jul. 1839 eingelaufen. Am 10 war die Artemise in den Haupthafen der Sandwichsinseln, Honororu, eingelaufen. Hier verlangte Capitän Laplace von dem Könige Tameameha eine Erklärung wegen der Verfolgung, welcher die katholischen Missionäre, dem im Jahr 1837 abgeschlossenen Vertrage zuwider, von neuem ausgesetzt waren. Tameameha schloß sogleich einen neuen Vertrag ab, nach welchem der französische Handel mit dem der am meisten begünstigten Nationen gleichgestellt und die katholischen Missionäre in der Ausübung ihres Cultus nicht beschränkt werden sollen.

Belgien.

Hr. v. Falck, Gesandter der Niederlande bei unserm Hofe, ist am 22 d. M. Abends von einem Schlagflusse getroffen worden, wodurch er auf der Stelle alles Bewußtseyn verlor. Vier Aerzte wurden gerufen und verließen ihn die ganze Nacht nicht. Der ihm geleistete Beistand hat wenig gefruchtet. (In Berichten vom 25 wird bloß von einer "leichten Congestion nach dem Gehirn" gesprochen. Er soll bereits wieder seine Depeschen unterzeichnen.) (Brüss. Bl.)

Niederlande

Der Ministerrath hat die Prüfung der Protokolle vollendet, in denen die Bemerkungen der Generalstaaten über die fünf Gesetzesvorschläge, welche ihnen vorgelegt worden, enthalten sind. Auch befinden sich in denselben Protokollen Bemerkungen über die in dem Staatsgrundgesetz anzubringenden Veränderungen. Der Ministerrath war einstimmig der Meinung, daß man nicht länger den allgemein ausgesprochenen Wünschen des gebildeten Theils des Königreichs widerstehen könne. Man darf daher einen Antrag der Regierung erwarten; allein er dürfte schwerlich die zweite Kammer befriedigen. (Aach. Ztg.)

Italien.

Der längst erwartete erste Legationssecretär der hiesigen russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist vorgestern Abend von St. Petersburg hier eingetroffen, und allgemein nimmt man an, daß er genügende Aufschlüsse über die kirchlichen Verhältnisse der Katholiken in Rußland mittheilen werde. - Die vier Straßenräuber, welche Dom Miguel im vorigen Jahr auf der Jagd im Walde von Nettuno anfielen und ausplünderten, sind von der Behörde in Velletri eingefangen worden. Die ausgezeichnet schönen Flinten, welche sie ihm damals abgenommen hatten, und welche die Räuber später frech genug zu ihrer eigenen Jagdunterhaltung brauchten, führten auf die That, von der sie nicht ganz leichten Kaufs befreit werden dürften, indem sie vielleicht als Majestätsverbrecher verurtheilt werden. - Der hannover'sche Kriegsminister, General Graf v. Alten, hat in einer Privataudienz Sr. Heiligkeit dem Papst seine Aufwartung gemacht. - So eben ist die Feier des Carnevals, vom schönsten Wetter begünstigt, unter den üblichen Gebräuchen auf dem Capitol, von dessem Thurm die große Glocke läutet, als Zeichen, daß die Masken nunmehr in den Straßen erscheinen dürfen, eröffnet. Man hofft, daß er eben so fröhlich und belebt wie das vorige Jahr ausfallen werde.

Rolle, die er ihm bei der ministeriellen Combination bestimme, dargelegt. Der Marschall wiederholte, was er schon im vorigen Jahre gesagt, daß zwischen ihm und Hrn. Thiers ein unübersteigbarer Abgrund bestehe, und daß er um keinen Preis in ein Cabinet treten würde, worin Hr. Thiers den Haupteinfluß hätte. Der Marschall soll sogar in sehr förmlichen Ausdrücken die Beweggründe seines unüberwindlichen Widerwillens deducirt haben. Dieß ist nicht die einzige Schlappe, welche Hr. v. Broglie erfahren hat. Die Combination, die er für so leicht gehalten, und zu der er sich als officiöser Vermittler hergegeben hatte, bot ihm Schwierigkeiten über Schwierigkeiten dar. In Folge des Mißlingens seiner Versuche verzichtete Hr. v. Broglie diesen Abend auf die ihm von Sr. Maj. gegebenen Vollmachten. Man glaubt, Hr. Thiers, der über dieses Scheitern der Versuche nicht sehr betrübt ist, werde morgen in die Tuilerien berufen werden, und umfassende Vollmachten erhalten. Hr. Thiers erwartet dieß so sehr, daß schon diesen Abend seine Freunde die Liste seines Cabinets umlaufen lassen. Nach dieser Combination würde er die Präsidentschaft des Conseils und die auswärtigen Angelegenheiten für sich nehmen. Die andern Departements würden ganz untergeordneten Männern übertragen werden, die Hrn. Thiers nur dazu mit ihrer officiellen Dunkelheit umgeben würden, um dessen Wichtigkeit desto mehr hervorzuheben. So hat man Hrn. Billaut für die öffentlichen Arbeiten, Hrn. Remusat für den Handel, Hrn. Dumont oder Hrn. Vivien für die Justiz, Hrn. Cubieres für den Krieg, Hrn. Duperré für das Seewesen, Hrn. Pelet (de la Lozere) für die Finanzen genannt. Von dem Ministerium des 12 Mai sollten nur Hr. Villemain und Hr. Duperré amnestirt und von Hrn. Thiers beibehalten werden. (Wie man bemerkt, sind dieß dieselben Namen, die gestern schon unser Pariser Correspondent anführte.)

Das Journal des Débats sagt, am 25 Febr. Abends sey das Gerücht allgemein verbreitet gewesen, daß Hr. Thiers auf den folgenden Tag in die Tuilerien berufen werden würde.

Die Gazette schreibt: „Ein klägliches, schmachvolles Schauspiel wird vor unsern Augen aufgeführt: Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich mit Geräusch getrennt, einer den andern beschuldigend, daß er Frankreich zu Grund richte; heute geben sie einander Versicherungen ihres Zutrauens. Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich gegen Hrn. v. Molé coalisirt, und jetzt zweifelt Hr. v. Broglie nicht daran, daß es ihm gelingen werde, sie zusammen zu bringen, und um das Maaß voll zu machen, möchte er mit ihnen den Marschall Soult zum Eintritt bewegen, den beide angegriffen haben, und welchen Hr. Thiers eben stürzte.“

Der Marquis d'Eyragues, Hr. Martin und Hr. Lagrénée, Ministerresidenten zu Karlsruhe, Hannover und Athen, haben den Titel als bevollmächtigte Minister bei besagten Höfen erhalten.

Hr. Devaines, Mitglied der Pairskammer, ist am 25 Febr. in Paris gestorben.

Das Tribunal der ersten Instanz der Seine hat am 26 Febr. in der Sache des Hrn. Gros gegen Hrn. v. Montalivet entschieden, Hrn. Gros mit allen seinen Forderungen als unbegründet abgewiesen, und ihn in die Kosten verurtheilt.

Gegen die der Vergiftung ihres Mannes verdächtige Frau Laffarge in Glandier ist auch eine Untersuchung wegen eines Diamantendiebstahls eingeleitet. Der Vicomtesse von ... verschwand eines Tags ein reicher Diamantenschmuck, ohne daß man eine Spur von dem Dieb entdeckte. Mad. Laffarge, damals noch unverheirathet, befand sich unter den Gästen des Schlosses der Vicomtesse. Seitdem die furchtbare Anklage der Vergiftung auf ihr lastet, erinnert man sich mehrerer Umstände, welche Mad. Laffarge der Entwendung jenes Schmucks so verdächtig machen, daß auch hierüber eine gerichtliche Hausuntersuchung vorgenommen worden, welche zu wichtigen Entdeckungen geführt haben soll. (Gaz. des Trib.)

Von Capitän Laplace, dem Commandeur der auf einer Südseefahrt begriffenen französischen Fregatte Artémise, sind Berichte bis zum 18 Jul. 1839 eingelaufen. Am 10 war die Artémise in den Haupthafen der Sandwichsinseln, Honororu, eingelaufen. Hier verlangte Capitän Laplace von dem Könige Tameameha eine Erklärung wegen der Verfolgung, welcher die katholischen Missionäre, dem im Jahr 1837 abgeschlossenen Vertrage zuwider, von neuem ausgesetzt waren. Tameameha schloß sogleich einen neuen Vertrag ab, nach welchem der französische Handel mit dem der am meisten begünstigten Nationen gleichgestellt und die katholischen Missionäre in der Ausübung ihres Cultus nicht beschränkt werden sollen.

Belgien.

Hr. v. Falck, Gesandter der Niederlande bei unserm Hofe, ist am 22 d. M. Abends von einem Schlagflusse getroffen worden, wodurch er auf der Stelle alles Bewußtseyn verlor. Vier Aerzte wurden gerufen und verließen ihn die ganze Nacht nicht. Der ihm geleistete Beistand hat wenig gefruchtet. (In Berichten vom 25 wird bloß von einer „leichten Congestion nach dem Gehirn“ gesprochen. Er soll bereits wieder seine Depeschen unterzeichnen.) (Brüss. Bl.)

Niederlande

Der Ministerrath hat die Prüfung der Protokolle vollendet, in denen die Bemerkungen der Generalstaaten über die fünf Gesetzesvorschläge, welche ihnen vorgelegt worden, enthalten sind. Auch befinden sich in denselben Protokollen Bemerkungen über die in dem Staatsgrundgesetz anzubringenden Veränderungen. Der Ministerrath war einstimmig der Meinung, daß man nicht länger den allgemein ausgesprochenen Wünschen des gebildeten Theils des Königreichs widerstehen könne. Man darf daher einen Antrag der Regierung erwarten; allein er dürfte schwerlich die zweite Kammer befriedigen. (Aach. Ztg.)

Italien.

Der längst erwartete erste Legationssecretär der hiesigen russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist vorgestern Abend von St. Petersburg hier eingetroffen, und allgemein nimmt man an, daß er genügende Aufschlüsse über die kirchlichen Verhältnisse der Katholiken in Rußland mittheilen werde. – Die vier Straßenräuber, welche Dom Miguel im vorigen Jahr auf der Jagd im Walde von Nettuno anfielen und ausplünderten, sind von der Behörde in Velletri eingefangen worden. Die ausgezeichnet schönen Flinten, welche sie ihm damals abgenommen hatten, und welche die Räuber später frech genug zu ihrer eigenen Jagdunterhaltung brauchten, führten auf die That, von der sie nicht ganz leichten Kaufs befreit werden dürften, indem sie vielleicht als Majestätsverbrecher verurtheilt werden. – Der hannover'sche Kriegsminister, General Graf v. Alten, hat in einer Privataudienz Sr. Heiligkeit dem Papst seine Aufwartung gemacht. – So eben ist die Feier des Carnevals, vom schönsten Wetter begünstigt, unter den üblichen Gebräuchen auf dem Capitol, von dessem Thurm die große Glocke läutet, als Zeichen, daß die Masken nunmehr in den Straßen erscheinen dürfen, eröffnet. Man hofft, daß er eben so fröhlich und belebt wie das vorige Jahr ausfallen werde.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0003" n="0491"/>
Rolle, die er ihm bei der ministeriellen Combination bestimme, dargelegt. Der Marschall wiederholte, was er schon im vorigen Jahre gesagt, daß zwischen ihm und Hrn. Thiers ein unübersteigbarer Abgrund bestehe, und daß er um keinen Preis in ein Cabinet treten würde, worin Hr. Thiers den Haupteinfluß hätte. Der Marschall soll sogar in sehr förmlichen Ausdrücken die Beweggründe seines unüberwindlichen Widerwillens deducirt haben. Dieß ist nicht die einzige Schlappe, welche Hr. v. Broglie erfahren hat. Die Combination, die er für so leicht gehalten, und zu der er sich als officiöser Vermittler hergegeben hatte, bot ihm Schwierigkeiten über Schwierigkeiten dar. In Folge des Mißlingens seiner Versuche verzichtete Hr. v. Broglie diesen Abend auf die ihm von Sr. Maj. gegebenen Vollmachten. Man glaubt, Hr. Thiers, der über dieses Scheitern der Versuche nicht sehr betrübt ist, werde morgen in die Tuilerien berufen werden, und umfassende Vollmachten erhalten. Hr. Thiers erwartet dieß so sehr, daß schon diesen Abend seine Freunde die Liste seines Cabinets umlaufen lassen. Nach dieser Combination würde er die Präsidentschaft des Conseils und die auswärtigen Angelegenheiten für sich nehmen. Die andern Departements würden ganz untergeordneten Männern übertragen werden, die Hrn. Thiers nur dazu mit ihrer officiellen Dunkelheit umgeben würden, um dessen Wichtigkeit desto mehr hervorzuheben. So hat man Hrn. Billaut für die öffentlichen Arbeiten, Hrn. Remusat für den Handel, Hrn. Dumont oder Hrn. Vivien für die Justiz, Hrn. Cubieres für den Krieg, Hrn. Duperré für das Seewesen, Hrn. Pelet (de la Lozere) für die Finanzen genannt. Von dem Ministerium des 12 Mai sollten nur Hr. Villemain und Hr. Duperré amnestirt und von Hrn. Thiers beibehalten werden. (Wie man bemerkt, sind dieß dieselben Namen, die gestern schon unser Pariser Correspondent anführte.)</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#g">Journal des Débats</hi> sagt, am 25 Febr. Abends sey das Gerücht allgemein verbreitet gewesen, daß Hr. Thiers auf den folgenden Tag in die Tuilerien berufen werden würde.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Gazette</hi> schreibt: &#x201E;Ein klägliches, schmachvolles Schauspiel wird vor unsern Augen aufgeführt: Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich mit Geräusch getrennt, einer den andern beschuldigend, daß er Frankreich zu Grund richte; heute geben sie einander Versicherungen ihres Zutrauens. Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich gegen Hrn. v. Molé coalisirt, und jetzt zweifelt Hr. v. Broglie nicht daran, daß es ihm gelingen werde, sie zusammen zu bringen, und um das Maaß voll zu machen, möchte er mit ihnen den Marschall Soult zum Eintritt bewegen, den beide angegriffen haben, und welchen Hr. Thiers eben stürzte.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Der Marquis d'Eyragues, Hr. Martin und Hr. Lagrénée, Ministerresidenten zu Karlsruhe, Hannover und Athen, haben den Titel als bevollmächtigte Minister bei besagten Höfen erhalten.</p><lb/>
          <p>Hr. Devaines, Mitglied der Pairskammer, ist am 25 Febr. in Paris gestorben.</p><lb/>
          <p>Das Tribunal der ersten Instanz der Seine hat am 26 Febr. in der Sache des Hrn. Gros gegen Hrn. v. Montalivet entschieden, Hrn. Gros mit allen seinen Forderungen als unbegründet abgewiesen, und ihn in die Kosten verurtheilt.</p><lb/>
          <p>Gegen die der Vergiftung ihres Mannes verdächtige Frau Laffarge in Glandier ist auch eine Untersuchung wegen eines Diamantendiebstahls eingeleitet. Der Vicomtesse von ... verschwand eines Tags ein reicher Diamantenschmuck, ohne daß man eine Spur von dem Dieb entdeckte. Mad. Laffarge, damals noch unverheirathet, befand sich unter den Gästen des Schlosses der Vicomtesse. Seitdem die furchtbare Anklage der Vergiftung auf ihr lastet, erinnert man sich mehrerer Umstände, welche Mad. Laffarge der Entwendung jenes Schmucks so verdächtig machen, daß auch hierüber eine gerichtliche Hausuntersuchung vorgenommen worden, welche zu wichtigen Entdeckungen geführt haben soll. (<hi rendition="#g">Gaz</hi>. <hi rendition="#g">des Trib</hi>.)</p><lb/>
          <p>Von Capitän Laplace, dem Commandeur der auf einer Südseefahrt begriffenen französischen Fregatte Artémise, sind Berichte bis zum 18 Jul. 1839 eingelaufen. Am 10 war die Artémise in den Haupthafen der Sandwichsinseln, Honororu, eingelaufen. Hier verlangte Capitän Laplace von dem Könige Tameameha eine Erklärung wegen der Verfolgung, welcher die katholischen Missionäre, dem im Jahr 1837 abgeschlossenen Vertrage zuwider, von neuem ausgesetzt waren. Tameameha schloß sogleich einen neuen Vertrag ab, nach welchem der französische Handel mit dem der am meisten begünstigten Nationen gleichgestellt und die katholischen Missionäre in der Ausübung ihres Cultus nicht beschränkt werden sollen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Belgien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Brüssel,</hi> 24 Febr.</dateline>
          <p> Hr. v. Falck, Gesandter der Niederlande bei unserm Hofe, ist am 22 d. M. Abends von einem Schlagflusse getroffen worden, wodurch er auf der Stelle alles Bewußtseyn verlor. Vier Aerzte wurden gerufen und verließen ihn die ganze Nacht nicht. Der ihm geleistete Beistand hat wenig gefruchtet. (In Berichten vom 25 wird bloß von einer &#x201E;leichten Congestion nach dem Gehirn&#x201C; gesprochen. Er soll bereits wieder seine Depeschen unterzeichnen.) (<hi rendition="#g">Brüss</hi>. <hi rendition="#g">Bl</hi>.)</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Niederlande</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Amsterdam,</hi> 19 Febr.</dateline>
          <p> Der Ministerrath hat die Prüfung der Protokolle vollendet, in denen die Bemerkungen der Generalstaaten über die fünf Gesetzesvorschläge, welche ihnen vorgelegt worden, enthalten sind. Auch befinden sich in denselben Protokollen Bemerkungen über die in dem Staatsgrundgesetz anzubringenden Veränderungen. Der Ministerrath war einstimmig der Meinung, daß man nicht länger den allgemein ausgesprochenen Wünschen des gebildeten Theils des Königreichs widerstehen könne. Man darf daher einen Antrag der Regierung erwarten; allein er dürfte schwerlich die zweite Kammer befriedigen. (<hi rendition="#g">Aach</hi>. <hi rendition="#g">Ztg</hi>.)</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 22 Febr.</dateline>
          <p> Der längst erwartete erste Legationssecretär der hiesigen russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist vorgestern Abend von St. Petersburg hier eingetroffen, und allgemein nimmt man an, daß er genügende Aufschlüsse über die kirchlichen Verhältnisse der Katholiken in Rußland mittheilen werde. &#x2013; Die vier Straßenräuber, welche Dom Miguel im vorigen Jahr auf der Jagd im Walde von Nettuno anfielen und ausplünderten, sind von der Behörde in Velletri eingefangen worden. Die ausgezeichnet schönen Flinten, welche sie ihm damals abgenommen hatten, und welche die Räuber später frech genug zu ihrer eigenen Jagdunterhaltung brauchten, führten auf die That, von der sie nicht ganz leichten Kaufs befreit werden dürften, indem sie vielleicht als Majestätsverbrecher verurtheilt werden. &#x2013; Der hannover'sche Kriegsminister, General Graf v. Alten, hat in einer Privataudienz Sr. Heiligkeit dem Papst seine Aufwartung gemacht. &#x2013; So eben ist die Feier des Carnevals, vom schönsten Wetter begünstigt, unter den üblichen Gebräuchen auf dem Capitol, von dessem Thurm die große Glocke läutet, als Zeichen, daß die Masken nunmehr in den Straßen erscheinen dürfen, eröffnet. Man hofft, daß er eben so fröhlich und belebt wie das vorige Jahr ausfallen werde.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0491/0003] Rolle, die er ihm bei der ministeriellen Combination bestimme, dargelegt. Der Marschall wiederholte, was er schon im vorigen Jahre gesagt, daß zwischen ihm und Hrn. Thiers ein unübersteigbarer Abgrund bestehe, und daß er um keinen Preis in ein Cabinet treten würde, worin Hr. Thiers den Haupteinfluß hätte. Der Marschall soll sogar in sehr förmlichen Ausdrücken die Beweggründe seines unüberwindlichen Widerwillens deducirt haben. Dieß ist nicht die einzige Schlappe, welche Hr. v. Broglie erfahren hat. Die Combination, die er für so leicht gehalten, und zu der er sich als officiöser Vermittler hergegeben hatte, bot ihm Schwierigkeiten über Schwierigkeiten dar. In Folge des Mißlingens seiner Versuche verzichtete Hr. v. Broglie diesen Abend auf die ihm von Sr. Maj. gegebenen Vollmachten. Man glaubt, Hr. Thiers, der über dieses Scheitern der Versuche nicht sehr betrübt ist, werde morgen in die Tuilerien berufen werden, und umfassende Vollmachten erhalten. Hr. Thiers erwartet dieß so sehr, daß schon diesen Abend seine Freunde die Liste seines Cabinets umlaufen lassen. Nach dieser Combination würde er die Präsidentschaft des Conseils und die auswärtigen Angelegenheiten für sich nehmen. Die andern Departements würden ganz untergeordneten Männern übertragen werden, die Hrn. Thiers nur dazu mit ihrer officiellen Dunkelheit umgeben würden, um dessen Wichtigkeit desto mehr hervorzuheben. So hat man Hrn. Billaut für die öffentlichen Arbeiten, Hrn. Remusat für den Handel, Hrn. Dumont oder Hrn. Vivien für die Justiz, Hrn. Cubieres für den Krieg, Hrn. Duperré für das Seewesen, Hrn. Pelet (de la Lozere) für die Finanzen genannt. Von dem Ministerium des 12 Mai sollten nur Hr. Villemain und Hr. Duperré amnestirt und von Hrn. Thiers beibehalten werden. (Wie man bemerkt, sind dieß dieselben Namen, die gestern schon unser Pariser Correspondent anführte.) Das Journal des Débats sagt, am 25 Febr. Abends sey das Gerücht allgemein verbreitet gewesen, daß Hr. Thiers auf den folgenden Tag in die Tuilerien berufen werden würde. Die Gazette schreibt: „Ein klägliches, schmachvolles Schauspiel wird vor unsern Augen aufgeführt: Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich mit Geräusch getrennt, einer den andern beschuldigend, daß er Frankreich zu Grund richte; heute geben sie einander Versicherungen ihres Zutrauens. Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich gegen Hrn. v. Molé coalisirt, und jetzt zweifelt Hr. v. Broglie nicht daran, daß es ihm gelingen werde, sie zusammen zu bringen, und um das Maaß voll zu machen, möchte er mit ihnen den Marschall Soult zum Eintritt bewegen, den beide angegriffen haben, und welchen Hr. Thiers eben stürzte.“ Der Marquis d'Eyragues, Hr. Martin und Hr. Lagrénée, Ministerresidenten zu Karlsruhe, Hannover und Athen, haben den Titel als bevollmächtigte Minister bei besagten Höfen erhalten. Hr. Devaines, Mitglied der Pairskammer, ist am 25 Febr. in Paris gestorben. Das Tribunal der ersten Instanz der Seine hat am 26 Febr. in der Sache des Hrn. Gros gegen Hrn. v. Montalivet entschieden, Hrn. Gros mit allen seinen Forderungen als unbegründet abgewiesen, und ihn in die Kosten verurtheilt. Gegen die der Vergiftung ihres Mannes verdächtige Frau Laffarge in Glandier ist auch eine Untersuchung wegen eines Diamantendiebstahls eingeleitet. Der Vicomtesse von ... verschwand eines Tags ein reicher Diamantenschmuck, ohne daß man eine Spur von dem Dieb entdeckte. Mad. Laffarge, damals noch unverheirathet, befand sich unter den Gästen des Schlosses der Vicomtesse. Seitdem die furchtbare Anklage der Vergiftung auf ihr lastet, erinnert man sich mehrerer Umstände, welche Mad. Laffarge der Entwendung jenes Schmucks so verdächtig machen, daß auch hierüber eine gerichtliche Hausuntersuchung vorgenommen worden, welche zu wichtigen Entdeckungen geführt haben soll. (Gaz. des Trib.) Von Capitän Laplace, dem Commandeur der auf einer Südseefahrt begriffenen französischen Fregatte Artémise, sind Berichte bis zum 18 Jul. 1839 eingelaufen. Am 10 war die Artémise in den Haupthafen der Sandwichsinseln, Honororu, eingelaufen. Hier verlangte Capitän Laplace von dem Könige Tameameha eine Erklärung wegen der Verfolgung, welcher die katholischen Missionäre, dem im Jahr 1837 abgeschlossenen Vertrage zuwider, von neuem ausgesetzt waren. Tameameha schloß sogleich einen neuen Vertrag ab, nach welchem der französische Handel mit dem der am meisten begünstigten Nationen gleichgestellt und die katholischen Missionäre in der Ausübung ihres Cultus nicht beschränkt werden sollen. Belgien. _ Brüssel, 24 Febr. Hr. v. Falck, Gesandter der Niederlande bei unserm Hofe, ist am 22 d. M. Abends von einem Schlagflusse getroffen worden, wodurch er auf der Stelle alles Bewußtseyn verlor. Vier Aerzte wurden gerufen und verließen ihn die ganze Nacht nicht. Der ihm geleistete Beistand hat wenig gefruchtet. (In Berichten vom 25 wird bloß von einer „leichten Congestion nach dem Gehirn“ gesprochen. Er soll bereits wieder seine Depeschen unterzeichnen.) (Brüss. Bl.) Niederlande _ Amsterdam, 19 Febr. Der Ministerrath hat die Prüfung der Protokolle vollendet, in denen die Bemerkungen der Generalstaaten über die fünf Gesetzesvorschläge, welche ihnen vorgelegt worden, enthalten sind. Auch befinden sich in denselben Protokollen Bemerkungen über die in dem Staatsgrundgesetz anzubringenden Veränderungen. Der Ministerrath war einstimmig der Meinung, daß man nicht länger den allgemein ausgesprochenen Wünschen des gebildeten Theils des Königreichs widerstehen könne. Man darf daher einen Antrag der Regierung erwarten; allein er dürfte schwerlich die zweite Kammer befriedigen. (Aach. Ztg.) Italien. _ Rom, 22 Febr. Der längst erwartete erste Legationssecretär der hiesigen russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist vorgestern Abend von St. Petersburg hier eingetroffen, und allgemein nimmt man an, daß er genügende Aufschlüsse über die kirchlichen Verhältnisse der Katholiken in Rußland mittheilen werde. – Die vier Straßenräuber, welche Dom Miguel im vorigen Jahr auf der Jagd im Walde von Nettuno anfielen und ausplünderten, sind von der Behörde in Velletri eingefangen worden. Die ausgezeichnet schönen Flinten, welche sie ihm damals abgenommen hatten, und welche die Räuber später frech genug zu ihrer eigenen Jagdunterhaltung brauchten, führten auf die That, von der sie nicht ganz leichten Kaufs befreit werden dürften, indem sie vielleicht als Majestätsverbrecher verurtheilt werden. – Der hannover'sche Kriegsminister, General Graf v. Alten, hat in einer Privataudienz Sr. Heiligkeit dem Papst seine Aufwartung gemacht. – So eben ist die Feier des Carnevals, vom schönsten Wetter begünstigt, unter den üblichen Gebräuchen auf dem Capitol, von dessem Thurm die große Glocke läutet, als Zeichen, daß die Masken nunmehr in den Straßen erscheinen dürfen, eröffnet. Man hofft, daß er eben so fröhlich und belebt wie das vorige Jahr ausfallen werde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_062_18400302
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_062_18400302/3
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 62. Augsburg, 2. März 1840, S. 0491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_062_18400302/3>, abgerufen am 02.05.2024.