Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 75. Augsburg, 15. März 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

geltende Preßgesetz Dänemarks sey. Er bemerkte, daß das Verhältniß, in dem ein Schriftsteller durch die Verordnung vom 27 Sept. 1799 zu dem Gesetze stehe, durch eine Menge späterer Gesetze verwickelt worden, welche eben so drückend als unnatürlich seyen. Er zeigte, wie die Journalisten im Laufe der letzten Jahre mit Beschlagnahmen und Anklagen gleichsam verfolgt worden, und zwar meist höchst kleinlicher Collisionen halber, was er mit verschiedenen Beispielen beleuchtete. Der Vorschlag wurde fast einstimmig angenommen. Der bevorstehenden Ständeversammlung wird also von der aus vielen Tausenden Mitgliedern bestehenden Preßfreiheitsgesellschaft der Vorschlag gemacht werden, daß alle unter der Regierung Friederichs VI emanirten Gesetze, welche die Presse betreffen, annullirt werden. - Die Redaction des Frisindede ist kürzlich von der dänischen Kanzlei in Anklagestand versetzt worden, und zwar wegen dreier in jenem Blatte sich befindenden Artikel. - Der Verfasser einiger geistreichen politischen Blätter, Mag. Monrad, ist gestern von der dänischen Kanzlei wegen Uebertretung des Preßfreiheitsgesetzes belangt worden. Der erwähnte Artikel enthält eine Prüfung der jetzigen Verhältnisse mit Hinblick auf eine eventuelle Constitution. Da in demselben kein unvorsichtiger Ausdruck vorkommt, so ist demnach nur die Frage, welche bei den Instanzen abgemacht werden soll, ob man über eine Constitution schreiben und sprechen darf oder nicht. - Der König hat gestern unserm ausgezeichneten Juristen, Conferenzrath Oersted, den Auftrag ertheilt, ein neues Criminalgesetzbuch für Dänemark zu verfassen, und behufs der erforderlichen Analogie des Criminalrechts in den Herzogthümern und des Königreichs mit der zu gleichem Zwecke daselbst ernannten Commission in Beziehung zu treten. (Dän. Bl.)

Oesterreich.

Die Rückreise II. MM. des Königs und der Königin von Sachsen, nach Dresden, ist auf Sonnabend den 14 d. festgesetzt. - Eben einlaufenden Nachrichten aus Preßburg zufolge ist der Vorschlag des Pesther Comitats: "Den Israeliten in Ungarn das Incolat und alle Rechte der Nicht-Adeligen zu ertheilen", von den Ständen einstimmig angenommen worden.

Der französische Botschafter, Graf St. Aulaire, reist heute von hier ab, um auf Urlaub nach Paris zu gehen. - Aus Ofen wird gemeldet, daß in dem königlichen Palais daselbst große Vorbereitungen geschehen, und Alles in Stand gesetzt werde, um im künftigen Sommer die kaiserliche Familie aufnehmen zu können. Man glaubt nämlich, daß Se. Maj. der Kaiser einen Theil des Sommers in Ungarn zubringen wolle. - Graf Moriz Esterhazy ist von Berlin nach Stockholm abgereist, um daselbst bis zur Ankunft des Grafen v. Woyna die Leitung der österreichischen Mission in Schweden zu übernehmen.

Türkei.

Ein Schreiben aus Konstantinopel vom 18 Februar im Journal des Debats bestätigt die Umtriebe der Partei der Sultanin Valide gegen den alten Großwessier Chosrew-Pascha. Die Ulemas und einige armenische Bankiers hätten ihre Beistimmung zu dem Plan der Verschworenen gegeben, welche Halil Pascha zum Großwessier erheben, und Reschid Pascha's so wie der übrigen Anhänger der Reformen durch einen Aufstand sich entledigen wollten. Weiter sagt das Schreiben über die Stellung des französischen Botschafters: "Zwischen Hrn. v. Pontois und der Pforte ist es, wie ich Ihnen bereits früher gesagt, zu keinem offenen Bruch gekommen. Aber in Folge ziemlich lebhafter Erklärungen zwischen diesem Diplomaten und Reschid Pascha ist ihr gegenseitiger Verkehr noch peinlicher geworden, und Jedermann hält für gewiß, daß diese Kälte jeden Augenblick mit irgend einem unseligen Entschluß enden wird. Es ist dieß um so mehr zu befürchten, als Reschid Pascha sich offen in die Arme Rußlands geworfen, und keine Rücksicht mehr gegen ein Cabinet zeigen zu wollen scheint, welches, seiner Meinung nach, das ottomanische Reich der Macht Mehemed Ali's opfern will. - Der Streit zwischen Lord Ponsonby und der hohen Pforte hinsichtlich der Absetzung des griechischen Patriarchen nimmt einen steigend bittern Ton an. Hr. v. Butenieff widersetzt sich der Absetzung des Patriarchen, und hat vor einigen Tagen einen außerordentlichen Courier deßhalb nach St. Petersburg abgefertigt. Man sieht der Antwort des Hrn. v. Nesselrode mit Spannung entgegen; denn nach dieser Antwort wird die Pforte unfehlbar agiren. Lord Ponsonby ist wüthend."

Hr. Zographos wird uns morgen verlassen. Nachdem der griechische Minister bereits überall seine Abschiedsbesuche abgestattet hatte, wußte er geschickt den Faden der von ihm mit der Pforte eingeleiteten Unterhandlungen wieder aufzunehmen und den Handelsvertrag, dessen Abschluß für den Augenblick bereits aufgegeben schien, zu Stande zu bringen. Hr. Zographos gab in einigen Punkten nach, wogegen sich die Pforte in andern minder exigent zeigte. Daß der englisch-türkische Tractat vom Jahr 1838 auch hier den meisten Bestimmungen zu Grunde gelegt wurde, habe ich bereits gemeldet. - Man spricht viel von der Abberufung des Hrn. v. Pontois von Konstantinopel, indem man in Paris sich überzeugt habe, daß er zwar glänzende Eigenschaften und eine unermüdete Thätigkeit zu entwickeln wisse, in seinen Unternehmungen jedoch bisher wenig vom Glück begünstigt zu werden scheine. Wahr ist es nun zwar, daß Hrn. v. Pontois fast alle hier gemachten Versuche mißlangen; doch lag es offenbar nicht an ihm, sondern an den Umständen, in denen eben so wenig ein Anderer hätte reussiren können. Ob indessen das Gerücht von seiner bevorstehenden Abberufung irgend einen Grund habe, bleibt dahingestellt. - Während der vier Tage, die dem Kurban-Bairam geweiht waren, hat der Sultan mehrere Moscheen besucht und sich seinem Volke wieder gezeigt. Se. Hoh. hatte dießmal ein etwas frischeres Aussehen als seit einigen Monaten her. Seit den letzten Entdeckungen, die hinsichtlich der Umtriebe, welche Mehemed Ali hier in der Hauptstadt, selbst in dem Schooß der kaiserlichen Familie spielen läßt, gemacht worden, scheint die Sultana Valide sich die Ungnade ihres Sohnes zugezogen zu haben. Der Sultan weicht mit einer gewissen Aengstlichkeit jeder Gelegenheit aus, mit derselben in Berührung zu kommen. Vor einigen Tagen sind neuerdings einige Eunuchen aus dem großherrlichen Serail entlassen worden. Sey es aus Menschlichkeit oder weil vielleicht die Mutter des Sultans selbst in das Complot verwickelt war, hat man dießmal eine Milde vorwalten lassen, die in frühern Zeiten unerhört war. Außer den bekannten stattgehabten Destitutionen ist keine Maaßregel der Strenge angewendet worden. Die Valide scheint aber fortwährend der Meinung zu huldigen, daß Mehemed Ali der beste Großwessier für ihren Sohn wäre, und daß der ehrliche Mann weiter nichts ambitionire! - Es ist bereits nach Paris an Nuri Effendi der Befehl erlassen worden, sich nach London zu begeben, um an den daselbst zu pflegenden Conferenzen Theil zu nehmen. Die Idee Lord Palmerstons, daß ein türkischer Bevollmächtigter den Berathungen über die orientalische Frage als Conferenzmitglied beizuwohnen habe, wurde von dem Sultan mit Wohlwollen aufgenommen, der sich wiederholt äußerte, daß er dieß als einen neuen Beweis von den freundschaftlichen Gesinnungen

geltende Preßgesetz Dänemarks sey. Er bemerkte, daß das Verhältniß, in dem ein Schriftsteller durch die Verordnung vom 27 Sept. 1799 zu dem Gesetze stehe, durch eine Menge späterer Gesetze verwickelt worden, welche eben so drückend als unnatürlich seyen. Er zeigte, wie die Journalisten im Laufe der letzten Jahre mit Beschlagnahmen und Anklagen gleichsam verfolgt worden, und zwar meist höchst kleinlicher Collisionen halber, was er mit verschiedenen Beispielen beleuchtete. Der Vorschlag wurde fast einstimmig angenommen. Der bevorstehenden Ständeversammlung wird also von der aus vielen Tausenden Mitgliedern bestehenden Preßfreiheitsgesellschaft der Vorschlag gemacht werden, daß alle unter der Regierung Friederichs VI emanirten Gesetze, welche die Presse betreffen, annullirt werden. – Die Redaction des Frisindede ist kürzlich von der dänischen Kanzlei in Anklagestand versetzt worden, und zwar wegen dreier in jenem Blatte sich befindenden Artikel. – Der Verfasser einiger geistreichen politischen Blätter, Mag. Monrad, ist gestern von der dänischen Kanzlei wegen Uebertretung des Preßfreiheitsgesetzes belangt worden. Der erwähnte Artikel enthält eine Prüfung der jetzigen Verhältnisse mit Hinblick auf eine eventuelle Constitution. Da in demselben kein unvorsichtiger Ausdruck vorkommt, so ist demnach nur die Frage, welche bei den Instanzen abgemacht werden soll, ob man über eine Constitution schreiben und sprechen darf oder nicht. – Der König hat gestern unserm ausgezeichneten Juristen, Conferenzrath Oersted, den Auftrag ertheilt, ein neues Criminalgesetzbuch für Dänemark zu verfassen, und behufs der erforderlichen Analogie des Criminalrechts in den Herzogthümern und des Königreichs mit der zu gleichem Zwecke daselbst ernannten Commission in Beziehung zu treten. (Dän. Bl.)

Oesterreich.

Die Rückreise II. MM. des Königs und der Königin von Sachsen, nach Dresden, ist auf Sonnabend den 14 d. festgesetzt. – Eben einlaufenden Nachrichten aus Preßburg zufolge ist der Vorschlag des Pesther Comitats: „Den Israeliten in Ungarn das Incolat und alle Rechte der Nicht-Adeligen zu ertheilen“, von den Ständen einstimmig angenommen worden.

Der französische Botschafter, Graf St. Aulaire, reist heute von hier ab, um auf Urlaub nach Paris zu gehen. – Aus Ofen wird gemeldet, daß in dem königlichen Palais daselbst große Vorbereitungen geschehen, und Alles in Stand gesetzt werde, um im künftigen Sommer die kaiserliche Familie aufnehmen zu können. Man glaubt nämlich, daß Se. Maj. der Kaiser einen Theil des Sommers in Ungarn zubringen wolle. – Graf Moriz Esterhazy ist von Berlin nach Stockholm abgereist, um daselbst bis zur Ankunft des Grafen v. Woyna die Leitung der österreichischen Mission in Schweden zu übernehmen.

Türkei.

Ein Schreiben aus Konstantinopel vom 18 Februar im Journal des Débats bestätigt die Umtriebe der Partei der Sultanin Valide gegen den alten Großwessier Chosrew-Pascha. Die Ulemas und einige armenische Bankiers hätten ihre Beistimmung zu dem Plan der Verschworenen gegeben, welche Halil Pascha zum Großwessier erheben, und Reschid Pascha's so wie der übrigen Anhänger der Reformen durch einen Aufstand sich entledigen wollten. Weiter sagt das Schreiben über die Stellung des französischen Botschafters: „Zwischen Hrn. v. Pontois und der Pforte ist es, wie ich Ihnen bereits früher gesagt, zu keinem offenen Bruch gekommen. Aber in Folge ziemlich lebhafter Erklärungen zwischen diesem Diplomaten und Reschid Pascha ist ihr gegenseitiger Verkehr noch peinlicher geworden, und Jedermann hält für gewiß, daß diese Kälte jeden Augenblick mit irgend einem unseligen Entschluß enden wird. Es ist dieß um so mehr zu befürchten, als Reschid Pascha sich offen in die Arme Rußlands geworfen, und keine Rücksicht mehr gegen ein Cabinet zeigen zu wollen scheint, welches, seiner Meinung nach, das ottomanische Reich der Macht Mehemed Ali's opfern will. – Der Streit zwischen Lord Ponsonby und der hohen Pforte hinsichtlich der Absetzung des griechischen Patriarchen nimmt einen steigend bittern Ton an. Hr. v. Butenieff widersetzt sich der Absetzung des Patriarchen, und hat vor einigen Tagen einen außerordentlichen Courier deßhalb nach St. Petersburg abgefertigt. Man sieht der Antwort des Hrn. v. Nesselrode mit Spannung entgegen; denn nach dieser Antwort wird die Pforte unfehlbar agiren. Lord Ponsonby ist wüthend.“

Hr. Zographos wird uns morgen verlassen. Nachdem der griechische Minister bereits überall seine Abschiedsbesuche abgestattet hatte, wußte er geschickt den Faden der von ihm mit der Pforte eingeleiteten Unterhandlungen wieder aufzunehmen und den Handelsvertrag, dessen Abschluß für den Augenblick bereits aufgegeben schien, zu Stande zu bringen. Hr. Zographos gab in einigen Punkten nach, wogegen sich die Pforte in andern minder exigent zeigte. Daß der englisch-türkische Tractat vom Jahr 1838 auch hier den meisten Bestimmungen zu Grunde gelegt wurde, habe ich bereits gemeldet. – Man spricht viel von der Abberufung des Hrn. v. Pontois von Konstantinopel, indem man in Paris sich überzeugt habe, daß er zwar glänzende Eigenschaften und eine unermüdete Thätigkeit zu entwickeln wisse, in seinen Unternehmungen jedoch bisher wenig vom Glück begünstigt zu werden scheine. Wahr ist es nun zwar, daß Hrn. v. Pontois fast alle hier gemachten Versuche mißlangen; doch lag es offenbar nicht an ihm, sondern an den Umständen, in denen eben so wenig ein Anderer hätte reussiren können. Ob indessen das Gerücht von seiner bevorstehenden Abberufung irgend einen Grund habe, bleibt dahingestellt. – Während der vier Tage, die dem Kurban-Bairam geweiht waren, hat der Sultan mehrere Moscheen besucht und sich seinem Volke wieder gezeigt. Se. Hoh. hatte dießmal ein etwas frischeres Aussehen als seit einigen Monaten her. Seit den letzten Entdeckungen, die hinsichtlich der Umtriebe, welche Mehemed Ali hier in der Hauptstadt, selbst in dem Schooß der kaiserlichen Familie spielen läßt, gemacht worden, scheint die Sultana Valide sich die Ungnade ihres Sohnes zugezogen zu haben. Der Sultan weicht mit einer gewissen Aengstlichkeit jeder Gelegenheit aus, mit derselben in Berührung zu kommen. Vor einigen Tagen sind neuerdings einige Eunuchen aus dem großherrlichen Serail entlassen worden. Sey es aus Menschlichkeit oder weil vielleicht die Mutter des Sultans selbst in das Complot verwickelt war, hat man dießmal eine Milde vorwalten lassen, die in frühern Zeiten unerhört war. Außer den bekannten stattgehabten Destitutionen ist keine Maaßregel der Strenge angewendet worden. Die Valide scheint aber fortwährend der Meinung zu huldigen, daß Mehemed Ali der beste Großwessier für ihren Sohn wäre, und daß der ehrliche Mann weiter nichts ambitionire! – Es ist bereits nach Paris an Nuri Effendi der Befehl erlassen worden, sich nach London zu begeben, um an den daselbst zu pflegenden Conferenzen Theil zu nehmen. Die Idee Lord Palmerstons, daß ein türkischer Bevollmächtigter den Berathungen über die orientalische Frage als Conferenzmitglied beizuwohnen habe, wurde von dem Sultan mit Wohlwollen aufgenommen, der sich wiederholt äußerte, daß er dieß als einen neuen Beweis von den freundschaftlichen Gesinnungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0007" n="0599"/>
geltende Preßgesetz Dänemarks sey. Er bemerkte, daß das Verhältniß, in dem ein Schriftsteller durch die Verordnung vom 27 Sept. 1799 zu dem Gesetze stehe, durch eine Menge späterer Gesetze verwickelt worden, welche eben so drückend als unnatürlich seyen. Er zeigte, wie die Journalisten im Laufe der letzten Jahre mit Beschlagnahmen und Anklagen gleichsam verfolgt worden, und zwar meist höchst kleinlicher Collisionen halber, was er mit verschiedenen Beispielen beleuchtete. Der Vorschlag wurde fast einstimmig angenommen. Der bevorstehenden Ständeversammlung wird also von der aus vielen Tausenden Mitgliedern bestehenden Preßfreiheitsgesellschaft der Vorschlag gemacht werden, daß alle unter der Regierung Friederichs VI emanirten Gesetze, welche die Presse betreffen, annullirt werden. &#x2013; Die Redaction des Frisindede ist kürzlich von der dänischen Kanzlei in Anklagestand versetzt worden, und zwar wegen dreier in jenem Blatte sich befindenden Artikel. &#x2013; Der Verfasser einiger geistreichen politischen Blätter, Mag. Monrad, ist gestern von der dänischen Kanzlei wegen Uebertretung des Preßfreiheitsgesetzes belangt worden. Der erwähnte Artikel enthält eine Prüfung der jetzigen Verhältnisse mit Hinblick auf eine eventuelle Constitution. Da in demselben kein unvorsichtiger Ausdruck vorkommt, so ist demnach nur die Frage, welche bei den Instanzen abgemacht werden soll, ob man über eine Constitution schreiben und sprechen darf oder nicht. &#x2013; Der König hat gestern unserm ausgezeichneten Juristen, Conferenzrath Oersted, den Auftrag ertheilt, ein neues Criminalgesetzbuch für Dänemark zu verfassen, und behufs der erforderlichen Analogie des Criminalrechts in den Herzogthümern und des Königreichs mit der zu gleichem Zwecke daselbst ernannten Commission in Beziehung zu treten. (<hi rendition="#g">Dän</hi>. <hi rendition="#g">Bl</hi>.)</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 10 März.</dateline>
          <p> Die Rückreise II. MM. des Königs und der Königin von Sachsen, nach Dresden, ist auf Sonnabend den 14 d. festgesetzt. &#x2013; Eben einlaufenden Nachrichten aus Preßburg zufolge ist der Vorschlag des Pesther Comitats: &#x201E;Den Israeliten in Ungarn das Incolat und alle Rechte der Nicht-Adeligen zu ertheilen&#x201C;, von den Ständen einstimmig angenommen worden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 10 März.</dateline>
          <p> Der französische Botschafter, Graf St. Aulaire, reist heute von hier ab, um auf Urlaub nach Paris zu gehen. &#x2013; Aus Ofen wird gemeldet, daß in dem königlichen Palais daselbst große Vorbereitungen geschehen, und Alles in Stand gesetzt werde, um im künftigen Sommer die kaiserliche Familie aufnehmen zu können. Man glaubt nämlich, daß Se. Maj. der Kaiser einen Theil des Sommers in Ungarn zubringen wolle. &#x2013; Graf Moriz Esterhazy ist von Berlin nach Stockholm abgereist, um daselbst bis zur Ankunft des Grafen v. Woyna die Leitung der österreichischen Mission in Schweden zu übernehmen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/>
        <p>Ein Schreiben aus <hi rendition="#b">Konstantinopel</hi> vom 18 Februar im <hi rendition="#g">Journal des Débats</hi> bestätigt die Umtriebe der Partei der Sultanin Valide gegen den alten Großwessier Chosrew-Pascha. Die Ulemas und einige armenische Bankiers hätten ihre Beistimmung zu dem Plan der Verschworenen gegeben, welche Halil Pascha zum Großwessier erheben, und Reschid Pascha's so wie der übrigen Anhänger der Reformen durch einen Aufstand sich entledigen wollten. Weiter sagt das Schreiben über die Stellung des französischen Botschafters: &#x201E;Zwischen Hrn. v. Pontois und der Pforte ist es, wie ich Ihnen bereits früher gesagt, zu keinem offenen Bruch gekommen. Aber in Folge ziemlich lebhafter Erklärungen zwischen diesem Diplomaten und Reschid Pascha ist ihr gegenseitiger Verkehr noch peinlicher geworden, und Jedermann hält für gewiß, daß diese Kälte jeden Augenblick mit irgend einem unseligen Entschluß enden wird. Es ist dieß um so mehr zu befürchten, als Reschid Pascha sich offen in die Arme Rußlands geworfen, und keine Rücksicht mehr gegen ein Cabinet zeigen zu wollen scheint, welches, seiner Meinung nach, das ottomanische Reich der Macht Mehemed Ali's opfern will. &#x2013; Der Streit zwischen Lord Ponsonby und der hohen Pforte hinsichtlich der Absetzung des griechischen Patriarchen nimmt einen steigend bittern Ton an. Hr. v. Butenieff widersetzt sich der Absetzung des Patriarchen, und hat vor einigen Tagen einen außerordentlichen Courier deßhalb nach St. Petersburg abgefertigt. Man sieht der Antwort des Hrn. v. Nesselrode mit Spannung entgegen; denn nach dieser Antwort wird die Pforte unfehlbar agiren. Lord Ponsonby ist wüthend.&#x201C;</p><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 26 Febr.</dateline>
          <p> Hr. Zographos wird uns morgen verlassen. Nachdem der griechische Minister bereits überall seine Abschiedsbesuche abgestattet hatte, wußte er geschickt den Faden der von ihm mit der Pforte eingeleiteten Unterhandlungen wieder aufzunehmen und den Handelsvertrag, dessen Abschluß für den Augenblick bereits aufgegeben schien, zu Stande zu bringen. Hr. Zographos gab in einigen Punkten nach, wogegen sich die Pforte in andern minder exigent zeigte. Daß der englisch-türkische Tractat vom Jahr 1838 auch hier den meisten Bestimmungen zu Grunde gelegt wurde, habe ich bereits gemeldet. &#x2013; Man spricht viel von der Abberufung des Hrn. v. Pontois von Konstantinopel, indem man in Paris sich überzeugt habe, daß er zwar glänzende Eigenschaften und eine unermüdete Thätigkeit zu entwickeln wisse, in seinen Unternehmungen jedoch bisher wenig vom Glück begünstigt zu werden scheine. Wahr ist es nun zwar, daß Hrn. v. Pontois fast alle hier gemachten Versuche mißlangen; doch lag es offenbar nicht an ihm, sondern an den Umständen, in denen eben so wenig ein Anderer hätte reussiren können. Ob indessen das Gerücht von seiner bevorstehenden Abberufung irgend einen Grund habe, bleibt dahingestellt. &#x2013; Während der vier Tage, die dem Kurban-Bairam geweiht waren, hat der Sultan mehrere Moscheen besucht und sich seinem Volke wieder gezeigt. Se. Hoh. hatte dießmal ein etwas frischeres Aussehen als seit einigen Monaten her. Seit den letzten Entdeckungen, die hinsichtlich der Umtriebe, welche Mehemed Ali hier in der Hauptstadt, selbst in dem Schooß der kaiserlichen Familie spielen läßt, gemacht worden, scheint die Sultana Valide sich die Ungnade ihres Sohnes zugezogen zu haben. Der Sultan weicht mit einer gewissen Aengstlichkeit jeder Gelegenheit aus, mit derselben in Berührung zu kommen. Vor einigen Tagen sind neuerdings einige Eunuchen aus dem großherrlichen Serail entlassen worden. Sey es aus Menschlichkeit oder weil vielleicht die Mutter des Sultans selbst in das Complot verwickelt war, hat man dießmal eine Milde vorwalten lassen, die in frühern Zeiten unerhört war. Außer den bekannten stattgehabten Destitutionen ist keine Maaßregel der Strenge angewendet worden. Die Valide scheint aber fortwährend der Meinung zu huldigen, daß Mehemed Ali der beste Großwessier für ihren Sohn wäre, und daß der ehrliche Mann weiter nichts ambitionire! &#x2013; Es ist bereits nach Paris an Nuri Effendi der Befehl erlassen worden, sich nach London zu begeben, um an den daselbst zu pflegenden Conferenzen Theil zu nehmen. Die Idee Lord Palmerstons, daß ein türkischer Bevollmächtigter den Berathungen über die orientalische Frage als Conferenzmitglied beizuwohnen habe, wurde von dem Sultan mit Wohlwollen aufgenommen, der sich wiederholt äußerte, daß er dieß als einen neuen Beweis von den freundschaftlichen Gesinnungen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0599/0007] geltende Preßgesetz Dänemarks sey. Er bemerkte, daß das Verhältniß, in dem ein Schriftsteller durch die Verordnung vom 27 Sept. 1799 zu dem Gesetze stehe, durch eine Menge späterer Gesetze verwickelt worden, welche eben so drückend als unnatürlich seyen. Er zeigte, wie die Journalisten im Laufe der letzten Jahre mit Beschlagnahmen und Anklagen gleichsam verfolgt worden, und zwar meist höchst kleinlicher Collisionen halber, was er mit verschiedenen Beispielen beleuchtete. Der Vorschlag wurde fast einstimmig angenommen. Der bevorstehenden Ständeversammlung wird also von der aus vielen Tausenden Mitgliedern bestehenden Preßfreiheitsgesellschaft der Vorschlag gemacht werden, daß alle unter der Regierung Friederichs VI emanirten Gesetze, welche die Presse betreffen, annullirt werden. – Die Redaction des Frisindede ist kürzlich von der dänischen Kanzlei in Anklagestand versetzt worden, und zwar wegen dreier in jenem Blatte sich befindenden Artikel. – Der Verfasser einiger geistreichen politischen Blätter, Mag. Monrad, ist gestern von der dänischen Kanzlei wegen Uebertretung des Preßfreiheitsgesetzes belangt worden. Der erwähnte Artikel enthält eine Prüfung der jetzigen Verhältnisse mit Hinblick auf eine eventuelle Constitution. Da in demselben kein unvorsichtiger Ausdruck vorkommt, so ist demnach nur die Frage, welche bei den Instanzen abgemacht werden soll, ob man über eine Constitution schreiben und sprechen darf oder nicht. – Der König hat gestern unserm ausgezeichneten Juristen, Conferenzrath Oersted, den Auftrag ertheilt, ein neues Criminalgesetzbuch für Dänemark zu verfassen, und behufs der erforderlichen Analogie des Criminalrechts in den Herzogthümern und des Königreichs mit der zu gleichem Zwecke daselbst ernannten Commission in Beziehung zu treten. (Dän. Bl.) Oesterreich. _ Wien, 10 März. Die Rückreise II. MM. des Königs und der Königin von Sachsen, nach Dresden, ist auf Sonnabend den 14 d. festgesetzt. – Eben einlaufenden Nachrichten aus Preßburg zufolge ist der Vorschlag des Pesther Comitats: „Den Israeliten in Ungarn das Incolat und alle Rechte der Nicht-Adeligen zu ertheilen“, von den Ständen einstimmig angenommen worden. _ Wien, 10 März. Der französische Botschafter, Graf St. Aulaire, reist heute von hier ab, um auf Urlaub nach Paris zu gehen. – Aus Ofen wird gemeldet, daß in dem königlichen Palais daselbst große Vorbereitungen geschehen, und Alles in Stand gesetzt werde, um im künftigen Sommer die kaiserliche Familie aufnehmen zu können. Man glaubt nämlich, daß Se. Maj. der Kaiser einen Theil des Sommers in Ungarn zubringen wolle. – Graf Moriz Esterhazy ist von Berlin nach Stockholm abgereist, um daselbst bis zur Ankunft des Grafen v. Woyna die Leitung der österreichischen Mission in Schweden zu übernehmen. Türkei. Ein Schreiben aus Konstantinopel vom 18 Februar im Journal des Débats bestätigt die Umtriebe der Partei der Sultanin Valide gegen den alten Großwessier Chosrew-Pascha. Die Ulemas und einige armenische Bankiers hätten ihre Beistimmung zu dem Plan der Verschworenen gegeben, welche Halil Pascha zum Großwessier erheben, und Reschid Pascha's so wie der übrigen Anhänger der Reformen durch einen Aufstand sich entledigen wollten. Weiter sagt das Schreiben über die Stellung des französischen Botschafters: „Zwischen Hrn. v. Pontois und der Pforte ist es, wie ich Ihnen bereits früher gesagt, zu keinem offenen Bruch gekommen. Aber in Folge ziemlich lebhafter Erklärungen zwischen diesem Diplomaten und Reschid Pascha ist ihr gegenseitiger Verkehr noch peinlicher geworden, und Jedermann hält für gewiß, daß diese Kälte jeden Augenblick mit irgend einem unseligen Entschluß enden wird. Es ist dieß um so mehr zu befürchten, als Reschid Pascha sich offen in die Arme Rußlands geworfen, und keine Rücksicht mehr gegen ein Cabinet zeigen zu wollen scheint, welches, seiner Meinung nach, das ottomanische Reich der Macht Mehemed Ali's opfern will. – Der Streit zwischen Lord Ponsonby und der hohen Pforte hinsichtlich der Absetzung des griechischen Patriarchen nimmt einen steigend bittern Ton an. Hr. v. Butenieff widersetzt sich der Absetzung des Patriarchen, und hat vor einigen Tagen einen außerordentlichen Courier deßhalb nach St. Petersburg abgefertigt. Man sieht der Antwort des Hrn. v. Nesselrode mit Spannung entgegen; denn nach dieser Antwort wird die Pforte unfehlbar agiren. Lord Ponsonby ist wüthend.“ _ Konstantinopel, 26 Febr. Hr. Zographos wird uns morgen verlassen. Nachdem der griechische Minister bereits überall seine Abschiedsbesuche abgestattet hatte, wußte er geschickt den Faden der von ihm mit der Pforte eingeleiteten Unterhandlungen wieder aufzunehmen und den Handelsvertrag, dessen Abschluß für den Augenblick bereits aufgegeben schien, zu Stande zu bringen. Hr. Zographos gab in einigen Punkten nach, wogegen sich die Pforte in andern minder exigent zeigte. Daß der englisch-türkische Tractat vom Jahr 1838 auch hier den meisten Bestimmungen zu Grunde gelegt wurde, habe ich bereits gemeldet. – Man spricht viel von der Abberufung des Hrn. v. Pontois von Konstantinopel, indem man in Paris sich überzeugt habe, daß er zwar glänzende Eigenschaften und eine unermüdete Thätigkeit zu entwickeln wisse, in seinen Unternehmungen jedoch bisher wenig vom Glück begünstigt zu werden scheine. Wahr ist es nun zwar, daß Hrn. v. Pontois fast alle hier gemachten Versuche mißlangen; doch lag es offenbar nicht an ihm, sondern an den Umständen, in denen eben so wenig ein Anderer hätte reussiren können. Ob indessen das Gerücht von seiner bevorstehenden Abberufung irgend einen Grund habe, bleibt dahingestellt. – Während der vier Tage, die dem Kurban-Bairam geweiht waren, hat der Sultan mehrere Moscheen besucht und sich seinem Volke wieder gezeigt. Se. Hoh. hatte dießmal ein etwas frischeres Aussehen als seit einigen Monaten her. Seit den letzten Entdeckungen, die hinsichtlich der Umtriebe, welche Mehemed Ali hier in der Hauptstadt, selbst in dem Schooß der kaiserlichen Familie spielen läßt, gemacht worden, scheint die Sultana Valide sich die Ungnade ihres Sohnes zugezogen zu haben. Der Sultan weicht mit einer gewissen Aengstlichkeit jeder Gelegenheit aus, mit derselben in Berührung zu kommen. Vor einigen Tagen sind neuerdings einige Eunuchen aus dem großherrlichen Serail entlassen worden. Sey es aus Menschlichkeit oder weil vielleicht die Mutter des Sultans selbst in das Complot verwickelt war, hat man dießmal eine Milde vorwalten lassen, die in frühern Zeiten unerhört war. Außer den bekannten stattgehabten Destitutionen ist keine Maaßregel der Strenge angewendet worden. Die Valide scheint aber fortwährend der Meinung zu huldigen, daß Mehemed Ali der beste Großwessier für ihren Sohn wäre, und daß der ehrliche Mann weiter nichts ambitionire! – Es ist bereits nach Paris an Nuri Effendi der Befehl erlassen worden, sich nach London zu begeben, um an den daselbst zu pflegenden Conferenzen Theil zu nehmen. Die Idee Lord Palmerstons, daß ein türkischer Bevollmächtigter den Berathungen über die orientalische Frage als Conferenzmitglied beizuwohnen habe, wurde von dem Sultan mit Wohlwollen aufgenommen, der sich wiederholt äußerte, daß er dieß als einen neuen Beweis von den freundschaftlichen Gesinnungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_075_18400315
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_075_18400315/7
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 75. Augsburg, 15. März 1840, S. 0599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_075_18400315/7>, abgerufen am 29.04.2024.