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Allgemeine Zeitung. Nr. 92. Augsburg, 1. April 1840.

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und ad b) zur Errichtung einer besondern selbstständigen Forstschule für höhere forsttechnische Ausbildung ebenfalls per majora angenommen. Hr. Dekan Meinel hatte sich als Redner bezüglich dieses Berathungsgegenstandes einschreiben lassen, beschränkte jedoch seinen ganzen Vortrag auf die Position "Erziehung und Bildung," wobei er Gelegenheit nahm, über Vernachlässigung der Sonntagsfeier und Zunahme der Demoralisirung u. s. w. zu sprechen, dann auf die beklagenswerthe Lage der meisten Volksschullehrer, vorzüglich jener auf dem Lande, überging, und seine Rede noch mit wenigen Worten über die Nothwendigkeit der Positionserhöhung für den Etat des Straßen- und Brückenbaues schloß. - Der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, trug hiernächst zur Abkürzung der Discussion vor, mit welcher Sorgfalt die Regierung ohnehin jenen Gegenständen ihre Aufmerksamkeit zuwende, und dießfalls die geeigneten Mittel handhabe, welche nunmehr als Anträge vorgebracht werden. Hierauf äußerten sich noch während der allgemeinen Debatte die HH. Bestelmeyer, Frhr. v. Welden, Meyer, Stöcker, Fischer Frhr. v. Fraunhofen, Tischer, Frhr. v. Kreß, Frhr. v. Thon-Dittmer, Lambert und Frhr. v. Gumppenberg, hauptsächlich in ihren Reden zunächst nur einzelne Positionen berührend. - Bei der darauf folgenden speciellen Discussion über die Kreislasten, welche heute bis zur 5ten Abtheilung incl. noch gedieh, wurden fünf Modificationen eingebracht, wovon aber nur eine, nämlich die des Hrn. Bar. v. Thon-Dittmer die Annahme der Kammer erhielt. Diese für die Position "Erziehung und Bildung," als Wunsch bestimmt, geht dahin, "es wolle Sr. K. Majestät gefallen, allergnädigste Berücksichtigung der von den Ständen des Reichs im Jahre 1837 über die Werk- und Feiertagsschulpflicht an den Thron gebrachten gemeinsamen Wünsche eintreten zu lassen." Gegen die Positionen von 1 - 5 selbst rücksichtlich der Ziffer wurde nichts erinnert. (Forts. folgt.)

Gewohnt, in Ihrem sehr geschätzten Blatte alles erscheinen zu sehen, was nur immer dem In- und Auslande nützlich ist und frommen kann, halte ich es für Pflicht, dasselbe in Anspruch zu nehmen, um durch dasselbe unser deutsches Vaterland mit einer Anstalt bekannt zu machen, welche allgemeine Beachtung und Würdigung verdient.

Bei meiner jüngsten Rückkehr von Paris beabsichtigte ich das mir seit Jahren gerühmte Institut in Straßburg, in welchem der Sohn eines meiner Freunde erzogen wird, zu besuchen, um mich persönlich von den Leistungen desselben zu überzeugen. Ich war auch wirklich von den großen Vortheilen, welche diese musterhafte Anstalt sowohl Eingebornen als Ausländern gewährt, so sehr überrascht, daß ich es für Pflicht erachte, zu Gunsten der Familienväter getreue Rechenschaft hievon abzulegen.

Der Vorsteher dieser Anstalt ist Professor Goguel, ein Mann, ebenso ausgezeichnet durch seinen trefflichen Charakter, als durch seine gründlichen Kenntnisse, welche er sich hauptsächlich in Deutschland, wo er seine Studien vollendete, erworben hat. Dieser scheint sich die Gründung einer Musterschule für Knaben zum Zweck seines thätigen Lebens gemacht zu haben, und gestärkt durch seinen festen Entschluß und edlen Beruf brachte er alle zu Erreichung seines schönen Zieles erforderlichen Mittel durch große Opfer und beharrliche Ausdauer in Anwendung.

Wohl einsehend, daß die moralische und intellectuelle Erziehung nur eine und dieselbe seyn können, jedoch verschieden seyn müssen nach dem verschiedenen Berufe, welcher die Zöglinge nach dem Austritt aus der Schule erwartet, theilt Professor Goguel den Unterricht in zwei Hauptabtheilungen, wovon die erste jene Schüler aufnimmt, welche sich auf die hohe Schule vorbereiten wollen, und hier werden die alten Sprachen und die verschiedenen mathematischen, philosophischen und historischen Zweige der Wissenschaft gelehrt; die zweite aber ist für jene bestimmt, welche sich dem Gewerb- und Handlungsfache widmen; hier kommen als Lehrgegenstände vor: die lebendigen Sprachen, Mathematik, Buchhaltung, Naturlehre, Chemie und Gewerbskunde.

Mit den rein litterarischen Studien der ersten Abtheilung werden die Gegenstände der zweiten, so wie mit dieser jene der ersten untergeordnet verbunden, und kann man folglich den, wenn gleich auf einzelne Berufsarten Rücksicht nehmenden Unterricht dennoch allgemein nennen.

Kalligraphie, Musik, Zeichnenkunst, Mathematik, Geschichte, Gymnastik, deutsche und französische Sprache in ihrer vollen Reinheit, sind Unterrichtsgegenstände, welchen sämmtliche Zöglinge der Anstalt anzuwohnen verbunden sind.

Die schönste Ordnung und genaueste Aufsicht zeichnen diese Anstalt eben so sehr aus, als sie sich durch die Vortrefflichkeit des Unterrichts, der von den geschicktesten Lehrern dieser wissenschaftlichen Stadt gegeben wird, rühmlichst hervorthut.

Die neuesten Unterrichts-Methoden werden mit seltener Einsicht und Gewandtheit angewendet, und hierdurch dem Zöglinge auch die rauhern Pfade des Lernens bequemer gemacht. In der Anstalt, die auch insofern den Namen einer Musterschule verdient, herrscht vollkommene Duldung. - Ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher ertheilen den Religionsunterricht, und wachen für die Ausübung religiöser Pflichten, so wie ein Rabbiner die israelitischen Glaubensgenossen unterrichtet, und sie auf Erfüllung ihrer Religionsgesetze hinführt. Diese letztern speisen abgesondert von den übrigen Zöglingen nach israelitischer Weise.

Die Anstalt, die gegen zwanzig Lehrer und mehr als hundert Zöglinge zählt, an Deutschlands Gränzen gelegen, in einem angenehmen und gesunden Locale, bietet in jeder Hinsicht alles dar, was man nur immer erwarten und wünschen kann; und ich schmeichle mir, durch Schilderung derselben Familienvätern, welche ihren Söhnen eine gute moralische Erziehung und einen gründlichen Unterricht geben lassen wollen, einen Dienst erwiesen zu haben.

-
C.

Der Unterzeichnete, welchem obiger Aufsatz von seinem Verfasser, einem mit ihm befreundeten, höchst achtungswerthen Manne, mitgetheilt worden ist, erklärt mit Vergnügen, daß Hr. Professor Goguel einst zu den talentvollsten, fleißigsten und ernstesten Schülern des obern Gymnasiums zu Stuttgart gehört hat, in welchem Urtheile über ihn die HH. Professoren dieser Anstalt, deren College damals der Unterzeichnete war, gewiß übereinstimmen. Später hat er sowohl in Straßburg als in Stuttgart Hrn. Goguel als einem reifen Mann begegnet, und in ihm jene vorzüglichen Eigenschaften vereinigt gefunden, welche der Hr. Verfasser des vorstehenden Artikels an demselben rühmt. - Gomaringen, den 8 März 1840.

Professor G. Schwab, Pfarrer.

und ad b) zur Errichtung einer besondern selbstständigen Forstschule für höhere forsttechnische Ausbildung ebenfalls per majora angenommen. Hr. Dekan Meinel hatte sich als Redner bezüglich dieses Berathungsgegenstandes einschreiben lassen, beschränkte jedoch seinen ganzen Vortrag auf die Position „Erziehung und Bildung,“ wobei er Gelegenheit nahm, über Vernachlässigung der Sonntagsfeier und Zunahme der Demoralisirung u. s. w. zu sprechen, dann auf die beklagenswerthe Lage der meisten Volksschullehrer, vorzüglich jener auf dem Lande, überging, und seine Rede noch mit wenigen Worten über die Nothwendigkeit der Positionserhöhung für den Etat des Straßen- und Brückenbaues schloß. – Der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, trug hiernächst zur Abkürzung der Discussion vor, mit welcher Sorgfalt die Regierung ohnehin jenen Gegenständen ihre Aufmerksamkeit zuwende, und dießfalls die geeigneten Mittel handhabe, welche nunmehr als Anträge vorgebracht werden. Hierauf äußerten sich noch während der allgemeinen Debatte die HH. Bestelmeyer, Frhr. v. Welden, Meyer, Stöcker, Fischer Frhr. v. Fraunhofen, Tischer, Frhr. v. Kreß, Frhr. v. Thon-Dittmer, Lambert und Frhr. v. Gumppenberg, hauptsächlich in ihren Reden zunächst nur einzelne Positionen berührend. – Bei der darauf folgenden speciellen Discussion über die Kreislasten, welche heute bis zur 5ten Abtheilung incl. noch gedieh, wurden fünf Modificationen eingebracht, wovon aber nur eine, nämlich die des Hrn. Bar. v. Thon-Dittmer die Annahme der Kammer erhielt. Diese für die Position „Erziehung und Bildung,“ als Wunsch bestimmt, geht dahin, „es wolle Sr. K. Majestät gefallen, allergnädigste Berücksichtigung der von den Ständen des Reichs im Jahre 1837 über die Werk- und Feiertagsschulpflicht an den Thron gebrachten gemeinsamen Wünsche eintreten zu lassen.“ Gegen die Positionen von 1 - 5 selbst rücksichtlich der Ziffer wurde nichts erinnert. (Forts. folgt.)

Gewohnt, in Ihrem sehr geschätzten Blatte alles erscheinen zu sehen, was nur immer dem In- und Auslande nützlich ist und frommen kann, halte ich es für Pflicht, dasselbe in Anspruch zu nehmen, um durch dasselbe unser deutsches Vaterland mit einer Anstalt bekannt zu machen, welche allgemeine Beachtung und Würdigung verdient.

Bei meiner jüngsten Rückkehr von Paris beabsichtigte ich das mir seit Jahren gerühmte Institut in Straßburg, in welchem der Sohn eines meiner Freunde erzogen wird, zu besuchen, um mich persönlich von den Leistungen desselben zu überzeugen. Ich war auch wirklich von den großen Vortheilen, welche diese musterhafte Anstalt sowohl Eingebornen als Ausländern gewährt, so sehr überrascht, daß ich es für Pflicht erachte, zu Gunsten der Familienväter getreue Rechenschaft hievon abzulegen.

Der Vorsteher dieser Anstalt ist Professor Goguel, ein Mann, ebenso ausgezeichnet durch seinen trefflichen Charakter, als durch seine gründlichen Kenntnisse, welche er sich hauptsächlich in Deutschland, wo er seine Studien vollendete, erworben hat. Dieser scheint sich die Gründung einer Musterschule für Knaben zum Zweck seines thätigen Lebens gemacht zu haben, und gestärkt durch seinen festen Entschluß und edlen Beruf brachte er alle zu Erreichung seines schönen Zieles erforderlichen Mittel durch große Opfer und beharrliche Ausdauer in Anwendung.

Wohl einsehend, daß die moralische und intellectuelle Erziehung nur eine und dieselbe seyn können, jedoch verschieden seyn müssen nach dem verschiedenen Berufe, welcher die Zöglinge nach dem Austritt aus der Schule erwartet, theilt Professor Goguel den Unterricht in zwei Hauptabtheilungen, wovon die erste jene Schüler aufnimmt, welche sich auf die hohe Schule vorbereiten wollen, und hier werden die alten Sprachen und die verschiedenen mathematischen, philosophischen und historischen Zweige der Wissenschaft gelehrt; die zweite aber ist für jene bestimmt, welche sich dem Gewerb- und Handlungsfache widmen; hier kommen als Lehrgegenstände vor: die lebendigen Sprachen, Mathematik, Buchhaltung, Naturlehre, Chemie und Gewerbskunde.

Mit den rein litterarischen Studien der ersten Abtheilung werden die Gegenstände der zweiten, so wie mit dieser jene der ersten untergeordnet verbunden, und kann man folglich den, wenn gleich auf einzelne Berufsarten Rücksicht nehmenden Unterricht dennoch allgemein nennen.

Kalligraphie, Musik, Zeichnenkunst, Mathematik, Geschichte, Gymnastik, deutsche und französische Sprache in ihrer vollen Reinheit, sind Unterrichtsgegenstände, welchen sämmtliche Zöglinge der Anstalt anzuwohnen verbunden sind.

Die schönste Ordnung und genaueste Aufsicht zeichnen diese Anstalt eben so sehr aus, als sie sich durch die Vortrefflichkeit des Unterrichts, der von den geschicktesten Lehrern dieser wissenschaftlichen Stadt gegeben wird, rühmlichst hervorthut.

Die neuesten Unterrichts-Methoden werden mit seltener Einsicht und Gewandtheit angewendet, und hierdurch dem Zöglinge auch die rauhern Pfade des Lernens bequemer gemacht. In der Anstalt, die auch insofern den Namen einer Musterschule verdient, herrscht vollkommene Duldung. – Ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher ertheilen den Religionsunterricht, und wachen für die Ausübung religiöser Pflichten, so wie ein Rabbiner die israelitischen Glaubensgenossen unterrichtet, und sie auf Erfüllung ihrer Religionsgesetze hinführt. Diese letztern speisen abgesondert von den übrigen Zöglingen nach israelitischer Weise.

Die Anstalt, die gegen zwanzig Lehrer und mehr als hundert Zöglinge zählt, an Deutschlands Gränzen gelegen, in einem angenehmen und gesunden Locale, bietet in jeder Hinsicht alles dar, was man nur immer erwarten und wünschen kann; und ich schmeichle mir, durch Schilderung derselben Familienvätern, welche ihren Söhnen eine gute moralische Erziehung und einen gründlichen Unterricht geben lassen wollen, einen Dienst erwiesen zu haben.


C.

Der Unterzeichnete, welchem obiger Aufsatz von seinem Verfasser, einem mit ihm befreundeten, höchst achtungswerthen Manne, mitgetheilt worden ist, erklärt mit Vergnügen, daß Hr. Professor Goguel einst zu den talentvollsten, fleißigsten und ernstesten Schülern des obern Gymnasiums zu Stuttgart gehört hat, in welchem Urtheile über ihn die HH. Professoren dieser Anstalt, deren College damals der Unterzeichnete war, gewiß übereinstimmen. Später hat er sowohl in Straßburg als in Stuttgart Hrn. Goguel als einem reifen Mann begegnet, und in ihm jene vorzüglichen Eigenschaften vereinigt gefunden, welche der Hr. Verfasser des vorstehenden Artikels an demselben rühmt. – Gomaringen, den 8 März 1840.

Professor G. Schwab, Pfarrer.
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[0734/0014] und ad b) zur Errichtung einer besondern selbstständigen Forstschule für höhere forsttechnische Ausbildung ebenfalls per majora angenommen. Hr. Dekan Meinel hatte sich als Redner bezüglich dieses Berathungsgegenstandes einschreiben lassen, beschränkte jedoch seinen ganzen Vortrag auf die Position „Erziehung und Bildung,“ wobei er Gelegenheit nahm, über Vernachlässigung der Sonntagsfeier und Zunahme der Demoralisirung u. s. w. zu sprechen, dann auf die beklagenswerthe Lage der meisten Volksschullehrer, vorzüglich jener auf dem Lande, überging, und seine Rede noch mit wenigen Worten über die Nothwendigkeit der Positionserhöhung für den Etat des Straßen- und Brückenbaues schloß. – Der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, trug hiernächst zur Abkürzung der Discussion vor, mit welcher Sorgfalt die Regierung ohnehin jenen Gegenständen ihre Aufmerksamkeit zuwende, und dießfalls die geeigneten Mittel handhabe, welche nunmehr als Anträge vorgebracht werden. Hierauf äußerten sich noch während der allgemeinen Debatte die HH. Bestelmeyer, Frhr. v. Welden, Meyer, Stöcker, Fischer Frhr. v. Fraunhofen, Tischer, Frhr. v. Kreß, Frhr. v. Thon-Dittmer, Lambert und Frhr. v. Gumppenberg, hauptsächlich in ihren Reden zunächst nur einzelne Positionen berührend. – Bei der darauf folgenden speciellen Discussion über die Kreislasten, welche heute bis zur 5ten Abtheilung incl. noch gedieh, wurden fünf Modificationen eingebracht, wovon aber nur eine, nämlich die des Hrn. Bar. v. Thon-Dittmer die Annahme der Kammer erhielt. Diese für die Position „Erziehung und Bildung,“ als Wunsch bestimmt, geht dahin, „es wolle Sr. K. Majestät gefallen, allergnädigste Berücksichtigung der von den Ständen des Reichs im Jahre 1837 über die Werk- und Feiertagsschulpflicht an den Thron gebrachten gemeinsamen Wünsche eintreten zu lassen.“ Gegen die Positionen von 1 - 5 selbst rücksichtlich der Ziffer wurde nichts erinnert. (Forts. folgt.) Gewohnt, in Ihrem sehr geschätzten Blatte alles erscheinen zu sehen, was nur immer dem In- und Auslande nützlich ist und frommen kann, halte ich es für Pflicht, dasselbe in Anspruch zu nehmen, um durch dasselbe unser deutsches Vaterland mit einer Anstalt bekannt zu machen, welche allgemeine Beachtung und Würdigung verdient. Bei meiner jüngsten Rückkehr von Paris beabsichtigte ich das mir seit Jahren gerühmte Institut in Straßburg, in welchem der Sohn eines meiner Freunde erzogen wird, zu besuchen, um mich persönlich von den Leistungen desselben zu überzeugen. Ich war auch wirklich von den großen Vortheilen, welche diese musterhafte Anstalt sowohl Eingebornen als Ausländern gewährt, so sehr überrascht, daß ich es für Pflicht erachte, zu Gunsten der Familienväter getreue Rechenschaft hievon abzulegen. Der Vorsteher dieser Anstalt ist Professor Goguel, ein Mann, ebenso ausgezeichnet durch seinen trefflichen Charakter, als durch seine gründlichen Kenntnisse, welche er sich hauptsächlich in Deutschland, wo er seine Studien vollendete, erworben hat. Dieser scheint sich die Gründung einer Musterschule für Knaben zum Zweck seines thätigen Lebens gemacht zu haben, und gestärkt durch seinen festen Entschluß und edlen Beruf brachte er alle zu Erreichung seines schönen Zieles erforderlichen Mittel durch große Opfer und beharrliche Ausdauer in Anwendung. 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Mit den rein litterarischen Studien der ersten Abtheilung werden die Gegenstände der zweiten, so wie mit dieser jene der ersten untergeordnet verbunden, und kann man folglich den, wenn gleich auf einzelne Berufsarten Rücksicht nehmenden Unterricht dennoch allgemein nennen. Kalligraphie, Musik, Zeichnenkunst, Mathematik, Geschichte, Gymnastik, deutsche und französische Sprache in ihrer vollen Reinheit, sind Unterrichtsgegenstände, welchen sämmtliche Zöglinge der Anstalt anzuwohnen verbunden sind. Die schönste Ordnung und genaueste Aufsicht zeichnen diese Anstalt eben so sehr aus, als sie sich durch die Vortrefflichkeit des Unterrichts, der von den geschicktesten Lehrern dieser wissenschaftlichen Stadt gegeben wird, rühmlichst hervorthut. Die neuesten Unterrichts-Methoden werden mit seltener Einsicht und Gewandtheit angewendet, und hierdurch dem Zöglinge auch die rauhern Pfade des Lernens bequemer gemacht. In der Anstalt, die auch insofern den Namen einer Musterschule verdient, herrscht vollkommene Duldung. – Ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher ertheilen den Religionsunterricht, und wachen für die Ausübung religiöser Pflichten, so wie ein Rabbiner die israelitischen Glaubensgenossen unterrichtet, und sie auf Erfüllung ihrer Religionsgesetze hinführt. Diese letztern speisen abgesondert von den übrigen Zöglingen nach israelitischer Weise. Die Anstalt, die gegen zwanzig Lehrer und mehr als hundert Zöglinge zählt, an Deutschlands Gränzen gelegen, in einem angenehmen und gesunden Locale, bietet in jeder Hinsicht alles dar, was man nur immer erwarten und wünschen kann; und ich schmeichle mir, durch Schilderung derselben Familienvätern, welche ihren Söhnen eine gute moralische Erziehung und einen gründlichen Unterricht geben lassen wollen, einen Dienst erwiesen zu haben. – Stuttgart, den 6 März 1840. C. Der Unterzeichnete, welchem obiger Aufsatz von seinem Verfasser, einem mit ihm befreundeten, höchst achtungswerthen Manne, mitgetheilt worden ist, erklärt mit Vergnügen, daß Hr. Professor Goguel einst zu den talentvollsten, fleißigsten und ernstesten Schülern des obern Gymnasiums zu Stuttgart gehört hat, in welchem Urtheile über ihn die HH. Professoren dieser Anstalt, deren College damals der Unterzeichnete war, gewiß übereinstimmen. Später hat er sowohl in Straßburg als in Stuttgart Hrn. Goguel als einem reifen Mann begegnet, und in ihm jene vorzüglichen Eigenschaften vereinigt gefunden, welche der Hr. Verfasser des vorstehenden Artikels an demselben rühmt. – Gomaringen, den 8 März 1840. Professor G. Schwab, Pfarrer.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 92. Augsburg, 1. April 1840, S. 0734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_092_18400401/14>, abgerufen am 28.04.2024.