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Allgemeine Zeitung. Nr. 103. Augsburg, 12. April 1840.

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dieselbe Volkszahl wie Preußen 1763, als es den siebenjährigen Krieg wider alle Hauptmächte Europa's ruhmvoll ausgestritten hatte. Bayerns Hülfsquellen sind noch lange nicht überbenutzt. Welche wohlfeilen und unblutigen Eroberungen hat es nicht noch in seinem eigenen Innern zu machen in zahllosen Einöden, im Lechfeld, im Isarmoos, im Donaumoos, ohne sich etwa damit eine Bevölkerung bloßer Proletarier aufzujochen! Hier können die Moorcolonien der Holländer und des deutschen Nordens ein lehrreiches Beispiel geben. Trotz jener Einöden hat Bayern jetzt schon einen herrlichen Bodenreichthum. Es zählt die meisten und die blühendsten Städte, deren Erzeugnisse längst nicht mehr bloß auf den Absatz im Zollverein beschränkt sind. Preußen hat für sein gewerbsames Thüringen (Suhl, Erfurt, Langensalza, Mühlhausen, Nordhausen, Heiligenstadt etc.) dasselbe Interesse der Weser - und wie erst Kurhessen für sein Korn, Linnen, Holz, Eisen, Obst, Thon- und Töpferwaaren, Steine, Steinkohlen etc., wie unendlich aber würde aller Export, insonderheit Bayerns, sich heben, wenn die Weserschifffahrtsacte endlich einmal - eine Wahrheit würde; wenn eine Bahn vom Main zur Werra, wenn eine Schleuse bei Hannöverisch-Münden, wenn die Befreiung vom Weserzoll und die Verbesserung des Strombettes der Weser den Frachtsatz vom Main bis Bremen, z. B. für Getreide, beinahe eben so niedrig machte, als derselbe bisher für kurhessisches Getreide aus dem Werralande war, welches in so großen Massen in den Bremer Handel kommt und nach allen Richtungen Auswege findet! - Die bremische Schiffsrhederei bietet eine Erleichterung solcher Ausfuhr dar, wie sie in Holland gewiß vergeblich gesucht wird, denn es wäre ein Leichtes, Beispiele anzuführen, wo bremische Schiffe schon Massen deutschen Getreides und deutschen Mehls über den Ocean gebracht haben, als andere große Handelsplätze noch gar nicht an die Möglichkeit solchen Transports dachten. Was steht ferner im Wege, im Donaulande den Weizen in Mehl nach amerikanischer Weise zu verwandeln und solches vermittelst Bremen nach Mittel- und Südamerika in Concurrenz mit den Vereinigten Staaten zu führen? Amerikanische Maschinen, amerikanische Mehlmeister sind zu bekommen, wenn für den Anfang deutsche Kunde nicht ausreicht, dem Mehl die gehörige Feinheit und Dauerhaftigkeit zu verschaffen. Ist aber nur der Wille da, so kann die That nicht auf sich warten lassen. Schon jetzt sind die Hanseaten die Hauptversorger Westindiens mit Fleisch, welches sie von den Provinzen des Laplatastroms holen. Was kann sie hindern, ein Gleiches mit deutschem Mehl zu thun, sobald man es nur von gleicher Güte macht, wie das nordamerikanische? Wie erst, wenn die Motionen auf Abschaffung der brittischen Korngesetze (gleich der Katholiken-Bill) noch ein paarmal verworfen, alsdann aber diese Gesetze vielfach modificirt werden? (Bis dahin kann auch Bayerns agrarische Production wiederum bedeutend vorgerückt seyn.) Welch ein großes Hülfsmittel bietet alsdann nebst dem Rhein die Weser allem Getreide der Main-, Donau- und Isargegenden! Aber nicht allein der Getreideabsatz muß durch den Ludwigscanal und durch eine Bahn auf die Werra unendlich gewinnen, die neue Handelsstraße muß auf alle landwirthschaftlichen und auf alle Industriezweige auf das günstigste zurückwirken und den segensreichsten Einfluß üben auf den zunehmenden Wohlstand des ganzen Königreichs Bayern, aber auch des östlichen Würtembergs, Kurhessens, der sächsischen Herzogslande etc. (Sonnenberg, Hildburghausen etc.)

Der Ludwigscanal kann demnach seinen wahrhaft großen Zweck: das Gebiet der mächtigen Donau dem Welthandel des deutschen Nordens zu vermählen, erst dann vollständig für die Jahrhunderte erfüllen, wenn die Weser nach der Wiener Congreß- und Mindener Schifffahrtsacte endlich einmal eine wahrhaft brauchbare Handelsstraße wird, und hiedurch die süd- und mitteldeutsche Ausfuhr vom Fuße der Alpen bis zu den Küsten der Nordsee unter rein deutscher Flagge den sichern Weg über alle Meere findet.

Viel, unendlich viel dankt bereits nicht nur Bayern, sondern das gesammte deutsche Vaterland Sr. Maj. dem König Ludwig. Die Wissenschaft, die redende und bildende Kunst verehren in ihm den kundigsten und großmüthigsten Beschützer. Die inmitten der tiefsten Erniedrigung Deutschlands beschlossene Walhalla mahnt mächtig, daß wir nicht Ursache haben, andere Völker um ihre großen Männer schamroth zu beneiden. Die umfassendste Förderung des großen Zoll- und Handelsvereins, und hiedurch die Unterdrückung jener argen Demoralisation durch den Schmuggel, diese furchtbare Pflanzschule der Revolution, bezeugen des edlen Monarchen Hochgefühl für den deutschen Nationalcharakter. Sollte das Vaterland vergebens hoffend zu ihm aufblicken, daß seinem oft verkannten großen Werke, dem Ludwigscanal, die Weihe der Vollendung dadurch werde, daß er denselben durch eine Verbindung und Aufhülfe der bisher unverantwortlich und tractatenwidrig verkümmerten Wasserstraße der Weser nach dem Weltmeer emporhöbe zu einem - monumentum aere perennius, quod nec ignis, nec ferrum poterit, nec abolere vetustas? - Deutschland hofft auf ihn, Deutschland vertraut seinen Regierungen, daß sie ihren Schutz und Schirm der Integrität des deutschen Seehandels und der ganzen vaterländischen Industrie verleihen zunächst in der Förderung solcher Werke, die den deutschen Süden der Suprematie der Fremden entziehen und ihn dem deutschen Norden um so enger verbinden zu gemeinschaftlichem Heile, zur gegenseitigen Hebung des materiellen Wohls und zur Erstarkung volksthümlicher Einigkeit und dauernder Zufriedenheit!

[1263]

Verzeichniss der Vorlesungen, welche an der königl. bayerischen Friedrich-Alexanders-Universität zu Erlangen im Sommer-Semester 1840gehalten werden sollen.

Der gesetzliche Anfang derselben ist der 27 April.

Theologische Facultät.

Dr. Kaiser: Uebungen des exegetischen Seminariums, das Buch Hiob, den andern Theil der christl. Dogmatik, die christl. Moral. - Dr. Engelhardt: Kirchengeschichte von Anfang des achtzehnten Jahrhunderts bis auf unsere Zeiten, Uebungen des kirchenhistorischen Seminariums, Reformationsgeschichte, Dogmengeschichte in Verbindung mit bibl. Theologie. - Dr. Höfling: Uebungen des homiletischen und des katechetischen Seminariums, Katechetik u. Pastorale. - Dr. Harleß: theol. Encyklopädie, Symbolik u. Polemik. - Dr. Ranke: biblische Dogmatik. - Dr. Krafft: den ersten Theil der Dogmatik. - Dr. v. Ammon: Uebungen im Pastoralinstitute, Symbolik u. Polemik, pfarramtliche Geschäftspraxis. - Dr. Hofmann: den Brief an die Hebräer, Geschichte des alten Bundes, das Verhältniß des alten und des neuen Testaments. - Dr. Wiener: Symbolik, Brief an die Römer.

Die vier angestellten Repetenten werden unter Aufsicht und Leitung des k. Ephorus wissenschaftliche Conversatorien in lateinischer

dieselbe Volkszahl wie Preußen 1763, als es den siebenjährigen Krieg wider alle Hauptmächte Europa's ruhmvoll ausgestritten hatte. Bayerns Hülfsquellen sind noch lange nicht überbenutzt. Welche wohlfeilen und unblutigen Eroberungen hat es nicht noch in seinem eigenen Innern zu machen in zahllosen Einöden, im Lechfeld, im Isarmoos, im Donaumoos, ohne sich etwa damit eine Bevölkerung bloßer Proletarier aufzujochen! Hier können die Moorcolonien der Holländer und des deutschen Nordens ein lehrreiches Beispiel geben. Trotz jener Einöden hat Bayern jetzt schon einen herrlichen Bodenreichthum. Es zählt die meisten und die blühendsten Städte, deren Erzeugnisse längst nicht mehr bloß auf den Absatz im Zollverein beschränkt sind. Preußen hat für sein gewerbsames Thüringen (Suhl, Erfurt, Langensalza, Mühlhausen, Nordhausen, Heiligenstadt etc.) dasselbe Interesse der Weser – und wie erst Kurhessen für sein Korn, Linnen, Holz, Eisen, Obst, Thon- und Töpferwaaren, Steine, Steinkohlen etc., wie unendlich aber würde aller Export, insonderheit Bayerns, sich heben, wenn die Weserschifffahrtsacte endlich einmal – eine Wahrheit würde; wenn eine Bahn vom Main zur Werra, wenn eine Schleuse bei Hannöverisch-Münden, wenn die Befreiung vom Weserzoll und die Verbesserung des Strombettes der Weser den Frachtsatz vom Main bis Bremen, z. B. für Getreide, beinahe eben so niedrig machte, als derselbe bisher für kurhessisches Getreide aus dem Werralande war, welches in so großen Massen in den Bremer Handel kommt und nach allen Richtungen Auswege findet! – Die bremische Schiffsrhederei bietet eine Erleichterung solcher Ausfuhr dar, wie sie in Holland gewiß vergeblich gesucht wird, denn es wäre ein Leichtes, Beispiele anzuführen, wo bremische Schiffe schon Massen deutschen Getreides und deutschen Mehls über den Ocean gebracht haben, als andere große Handelsplätze noch gar nicht an die Möglichkeit solchen Transports dachten. Was steht ferner im Wege, im Donaulande den Weizen in Mehl nach amerikanischer Weise zu verwandeln und solches vermittelst Bremen nach Mittel- und Südamerika in Concurrenz mit den Vereinigten Staaten zu führen? Amerikanische Maschinen, amerikanische Mehlmeister sind zu bekommen, wenn für den Anfang deutsche Kunde nicht ausreicht, dem Mehl die gehörige Feinheit und Dauerhaftigkeit zu verschaffen. Ist aber nur der Wille da, so kann die That nicht auf sich warten lassen. Schon jetzt sind die Hanseaten die Hauptversorger Westindiens mit Fleisch, welches sie von den Provinzen des Laplatastroms holen. Was kann sie hindern, ein Gleiches mit deutschem Mehl zu thun, sobald man es nur von gleicher Güte macht, wie das nordamerikanische? Wie erst, wenn die Motionen auf Abschaffung der brittischen Korngesetze (gleich der Katholiken-Bill) noch ein paarmal verworfen, alsdann aber diese Gesetze vielfach modificirt werden? (Bis dahin kann auch Bayerns agrarische Production wiederum bedeutend vorgerückt seyn.) Welch ein großes Hülfsmittel bietet alsdann nebst dem Rhein die Weser allem Getreide der Main-, Donau- und Isargegenden! Aber nicht allein der Getreideabsatz muß durch den Ludwigscanal und durch eine Bahn auf die Werra unendlich gewinnen, die neue Handelsstraße muß auf alle landwirthschaftlichen und auf alle Industriezweige auf das günstigste zurückwirken und den segensreichsten Einfluß üben auf den zunehmenden Wohlstand des ganzen Königreichs Bayern, aber auch des östlichen Würtembergs, Kurhessens, der sächsischen Herzogslande etc. (Sonnenberg, Hildburghausen etc.)

Der Ludwigscanal kann demnach seinen wahrhaft großen Zweck: das Gebiet der mächtigen Donau dem Welthandel des deutschen Nordens zu vermählen, erst dann vollständig für die Jahrhunderte erfüllen, wenn die Weser nach der Wiener Congreß- und Mindener Schifffahrtsacte endlich einmal eine wahrhaft brauchbare Handelsstraße wird, und hiedurch die süd- und mitteldeutsche Ausfuhr vom Fuße der Alpen bis zu den Küsten der Nordsee unter rein deutscher Flagge den sichern Weg über alle Meere findet.

Viel, unendlich viel dankt bereits nicht nur Bayern, sondern das gesammte deutsche Vaterland Sr. Maj. dem König Ludwig. Die Wissenschaft, die redende und bildende Kunst verehren in ihm den kundigsten und großmüthigsten Beschützer. Die inmitten der tiefsten Erniedrigung Deutschlands beschlossene Walhalla mahnt mächtig, daß wir nicht Ursache haben, andere Völker um ihre großen Männer schamroth zu beneiden. Die umfassendste Förderung des großen Zoll- und Handelsvereins, und hiedurch die Unterdrückung jener argen Demoralisation durch den Schmuggel, diese furchtbare Pflanzschule der Revolution, bezeugen des edlen Monarchen Hochgefühl für den deutschen Nationalcharakter. Sollte das Vaterland vergebens hoffend zu ihm aufblicken, daß seinem oft verkannten großen Werke, dem Ludwigscanal, die Weihe der Vollendung dadurch werde, daß er denselben durch eine Verbindung und Aufhülfe der bisher unverantwortlich und tractatenwidrig verkümmerten Wasserstraße der Weser nach dem Weltmeer emporhöbe zu einem – monumentum aere perennius, quod nec ignis, nec ferrum poterit, nec abolere vetustas? – Deutschland hofft auf ihn, Deutschland vertraut seinen Regierungen, daß sie ihren Schutz und Schirm der Integrität des deutschen Seehandels und der ganzen vaterländischen Industrie verleihen zunächst in der Förderung solcher Werke, die den deutschen Süden der Suprematie der Fremden entziehen und ihn dem deutschen Norden um so enger verbinden zu gemeinschaftlichem Heile, zur gegenseitigen Hebung des materiellen Wohls und zur Erstarkung volksthümlicher Einigkeit und dauernder Zufriedenheit!

[1263]

Verzeichniss der Vorlesungen, welche an der königl. bayerischen Friedrich-Alexanders-Universität zu Erlangen im Sommer-Semester 1840gehalten werden sollen.

Der gesetzliche Anfang derselben ist der 27 April.

Theologische Facultät.

Dr. Kaiser: Uebungen des exegetischen Seminariums, das Buch Hiob, den andern Theil der christl. Dogmatik, die christl. Moral. – Dr. Engelhardt: Kirchengeschichte von Anfang des achtzehnten Jahrhunderts bis auf unsere Zeiten, Uebungen des kirchenhistorischen Seminariums, Reformationsgeschichte, Dogmengeschichte in Verbindung mit bibl. Theologie. – Dr. Höfling: Uebungen des homiletischen und des katechetischen Seminariums, Katechetik u. Pastorale. – Dr. Harleß: theol. Encyklopädie, Symbolik u. Polemik. – Dr. Ranke: biblische Dogmatik. – Dr. Krafft: den ersten Theil der Dogmatik. – Dr. v. Ammon: Uebungen im Pastoralinstitute, Symbolik u. Polemik, pfarramtliche Geschäftspraxis. – Dr. Hofmann: den Brief an die Hebräer, Geschichte des alten Bundes, das Verhältniß des alten und des neuen Testaments. – Dr. Wiener: Symbolik, Brief an die Römer.

Die vier angestellten Repetenten werden unter Aufsicht und Leitung des k. Ephorus wissenschaftliche Conversatorien in lateinischer

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dieselbe Volkszahl wie Preußen 1763, als es den siebenjährigen Krieg wider alle Hauptmächte Europa's ruhmvoll ausgestritten hatte. Bayerns Hülfsquellen sind noch lange nicht überbenutzt. Welche wohlfeilen und unblutigen Eroberungen hat es nicht noch in seinem eigenen Innern zu machen in zahllosen Einöden, im Lechfeld, im Isarmoos, im Donaumoos, ohne sich etwa damit eine Bevölkerung bloßer Proletarier aufzujochen! Hier können die Moorcolonien der Holländer und des deutschen Nordens ein lehrreiches Beispiel geben. Trotz jener Einöden hat Bayern jetzt schon einen herrlichen Bodenreichthum. Es zählt die meisten und die blühendsten Städte, deren Erzeugnisse längst nicht mehr bloß auf den Absatz im Zollverein beschränkt sind. Preußen hat für sein gewerbsames Thüringen (Suhl, Erfurt, Langensalza, Mühlhausen, Nordhausen, Heiligenstadt etc.) dasselbe Interesse der Weser &#x2013; und wie erst Kurhessen für sein Korn, Linnen, Holz, Eisen, Obst, Thon- und Töpferwaaren, Steine, Steinkohlen etc., wie unendlich aber würde aller Export, insonderheit Bayerns, sich heben, wenn die <hi rendition="#g">Weserschifffahrtsacte</hi> endlich einmal &#x2013; eine <hi rendition="#g">Wahrheit</hi> würde; wenn eine Bahn vom <hi rendition="#g">Main</hi> zur <hi rendition="#g">Werra</hi>, wenn eine Schleuse bei Hannöverisch-Münden, wenn die Befreiung vom Weserzoll und die Verbesserung des Strombettes der Weser den Frachtsatz vom Main bis Bremen, z. B. für Getreide, beinahe eben so niedrig machte, als derselbe bisher für kurhessisches Getreide aus dem Werralande war, welches in so großen Massen in den Bremer Handel kommt und nach allen Richtungen Auswege findet! &#x2013; Die bremische Schiffsrhederei bietet eine Erleichterung solcher Ausfuhr dar, wie sie in Holland gewiß vergeblich gesucht wird, denn es wäre ein Leichtes, Beispiele anzuführen, wo bremische Schiffe schon Massen deutschen Getreides und deutschen Mehls über den Ocean gebracht haben, als andere große Handelsplätze noch gar nicht an die Möglichkeit solchen Transports dachten. Was steht ferner im Wege, im Donaulande den Weizen in Mehl nach amerikanischer Weise zu verwandeln und solches vermittelst Bremen nach Mittel- und Südamerika in Concurrenz mit den Vereinigten Staaten zu führen? Amerikanische Maschinen, amerikanische Mehlmeister sind zu bekommen, wenn für den Anfang deutsche Kunde nicht ausreicht, dem Mehl die gehörige Feinheit und Dauerhaftigkeit zu verschaffen. Ist aber nur der Wille da, so kann die That nicht auf sich warten lassen. Schon jetzt sind die Hanseaten die Hauptversorger Westindiens mit Fleisch, welches sie von den Provinzen des Laplatastroms holen. Was kann sie hindern, ein Gleiches mit deutschem Mehl zu thun, sobald man es nur von gleicher Güte macht, wie das nordamerikanische? Wie erst, wenn die Motionen auf Abschaffung der brittischen Korngesetze (gleich der Katholiken-Bill) noch ein paarmal verworfen, alsdann aber diese Gesetze vielfach modificirt werden? (Bis dahin kann auch Bayerns agrarische Production wiederum bedeutend vorgerückt seyn.) Welch ein großes Hülfsmittel bietet alsdann nebst dem Rhein die Weser allem Getreide der Main-, Donau- und Isargegenden! Aber nicht allein der Getreideabsatz muß durch den Ludwigscanal und durch eine Bahn auf die Werra unendlich gewinnen, die neue Handelsstraße muß auf <hi rendition="#g">alle</hi> landwirthschaftlichen und auf alle Industriezweige auf das günstigste zurückwirken und den segensreichsten Einfluß üben auf den zunehmenden Wohlstand des ganzen Königreichs Bayern, aber auch des östlichen Würtembergs, Kurhessens, der sächsischen Herzogslande etc. (Sonnenberg, Hildburghausen etc.)</p><lb/>
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[0822/0014] dieselbe Volkszahl wie Preußen 1763, als es den siebenjährigen Krieg wider alle Hauptmächte Europa's ruhmvoll ausgestritten hatte. Bayerns Hülfsquellen sind noch lange nicht überbenutzt. Welche wohlfeilen und unblutigen Eroberungen hat es nicht noch in seinem eigenen Innern zu machen in zahllosen Einöden, im Lechfeld, im Isarmoos, im Donaumoos, ohne sich etwa damit eine Bevölkerung bloßer Proletarier aufzujochen! Hier können die Moorcolonien der Holländer und des deutschen Nordens ein lehrreiches Beispiel geben. Trotz jener Einöden hat Bayern jetzt schon einen herrlichen Bodenreichthum. Es zählt die meisten und die blühendsten Städte, deren Erzeugnisse längst nicht mehr bloß auf den Absatz im Zollverein beschränkt sind. 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B. für Getreide, beinahe eben so niedrig machte, als derselbe bisher für kurhessisches Getreide aus dem Werralande war, welches in so großen Massen in den Bremer Handel kommt und nach allen Richtungen Auswege findet! – Die bremische Schiffsrhederei bietet eine Erleichterung solcher Ausfuhr dar, wie sie in Holland gewiß vergeblich gesucht wird, denn es wäre ein Leichtes, Beispiele anzuführen, wo bremische Schiffe schon Massen deutschen Getreides und deutschen Mehls über den Ocean gebracht haben, als andere große Handelsplätze noch gar nicht an die Möglichkeit solchen Transports dachten. Was steht ferner im Wege, im Donaulande den Weizen in Mehl nach amerikanischer Weise zu verwandeln und solches vermittelst Bremen nach Mittel- und Südamerika in Concurrenz mit den Vereinigten Staaten zu führen? Amerikanische Maschinen, amerikanische Mehlmeister sind zu bekommen, wenn für den Anfang deutsche Kunde nicht ausreicht, dem Mehl die gehörige Feinheit und Dauerhaftigkeit zu verschaffen. Ist aber nur der Wille da, so kann die That nicht auf sich warten lassen. Schon jetzt sind die Hanseaten die Hauptversorger Westindiens mit Fleisch, welches sie von den Provinzen des Laplatastroms holen. Was kann sie hindern, ein Gleiches mit deutschem Mehl zu thun, sobald man es nur von gleicher Güte macht, wie das nordamerikanische? Wie erst, wenn die Motionen auf Abschaffung der brittischen Korngesetze (gleich der Katholiken-Bill) noch ein paarmal verworfen, alsdann aber diese Gesetze vielfach modificirt werden? (Bis dahin kann auch Bayerns agrarische Production wiederum bedeutend vorgerückt seyn.) Welch ein großes Hülfsmittel bietet alsdann nebst dem Rhein die Weser allem Getreide der Main-, Donau- und Isargegenden! Aber nicht allein der Getreideabsatz muß durch den Ludwigscanal und durch eine Bahn auf die Werra unendlich gewinnen, die neue Handelsstraße muß auf alle landwirthschaftlichen und auf alle Industriezweige auf das günstigste zurückwirken und den segensreichsten Einfluß üben auf den zunehmenden Wohlstand des ganzen Königreichs Bayern, aber auch des östlichen Würtembergs, Kurhessens, der sächsischen Herzogslande etc. (Sonnenberg, Hildburghausen etc.) Der Ludwigscanal kann demnach seinen wahrhaft großen Zweck: das Gebiet der mächtigen Donau dem Welthandel des deutschen Nordens zu vermählen, erst dann vollständig für die Jahrhunderte erfüllen, wenn die Weser nach der Wiener Congreß- und Mindener Schifffahrtsacte endlich einmal eine wahrhaft brauchbare Handelsstraße wird, und hiedurch die süd- und mitteldeutsche Ausfuhr vom Fuße der Alpen bis zu den Küsten der Nordsee unter rein deutscher Flagge den sichern Weg über alle Meere findet. Viel, unendlich viel dankt bereits nicht nur Bayern, sondern das gesammte deutsche Vaterland Sr. Maj. dem König Ludwig. Die Wissenschaft, die redende und bildende Kunst verehren in ihm den kundigsten und großmüthigsten Beschützer. Die inmitten der tiefsten Erniedrigung Deutschlands beschlossene Walhalla mahnt mächtig, daß wir nicht Ursache haben, andere Völker um ihre großen Männer schamroth zu beneiden. Die umfassendste Förderung des großen Zoll- und Handelsvereins, und hiedurch die Unterdrückung jener argen Demoralisation durch den Schmuggel, diese furchtbare Pflanzschule der Revolution, bezeugen des edlen Monarchen Hochgefühl für den deutschen Nationalcharakter. Sollte das Vaterland vergebens hoffend zu ihm aufblicken, daß seinem oft verkannten großen Werke, dem Ludwigscanal, die Weihe der Vollendung dadurch werde, daß er denselben durch eine Verbindung und Aufhülfe der bisher unverantwortlich und tractatenwidrig verkümmerten Wasserstraße der Weser nach dem Weltmeer emporhöbe zu einem – monumentum aere perennius, quod nec ignis, nec ferrum poterit, nec abolere vetustas? – Deutschland hofft auf ihn, Deutschland vertraut seinen Regierungen, daß sie ihren Schutz und Schirm der Integrität des deutschen Seehandels und der ganzen vaterländischen Industrie verleihen zunächst in der Förderung solcher Werke, die den deutschen Süden der Suprematie der Fremden entziehen und ihn dem deutschen Norden um so enger verbinden zu gemeinschaftlichem Heile, zur gegenseitigen Hebung des materiellen Wohls und zur Erstarkung volksthümlicher Einigkeit und dauernder Zufriedenheit! [1263] Verzeichniss der Vorlesungen, welche an der königl. bayerischen Friedrich-Alexanders-Universität zu Erlangen im Sommer-Semester 1840gehalten werden sollen. Der gesetzliche Anfang derselben ist der 27 April. Theologische Facultät. Dr. Kaiser: Uebungen des exegetischen Seminariums, das Buch Hiob, den andern Theil der christl. Dogmatik, die christl. Moral. – Dr. Engelhardt: Kirchengeschichte von Anfang des achtzehnten Jahrhunderts bis auf unsere Zeiten, Uebungen des kirchenhistorischen Seminariums, Reformationsgeschichte, Dogmengeschichte in Verbindung mit bibl. Theologie. – Dr. Höfling: Uebungen des homiletischen und des katechetischen Seminariums, Katechetik u. Pastorale. – Dr. Harleß: theol. Encyklopädie, Symbolik u. Polemik. – Dr. Ranke: biblische Dogmatik. – Dr. Krafft: den ersten Theil der Dogmatik. – Dr. v. Ammon: Uebungen im Pastoralinstitute, Symbolik u. Polemik, pfarramtliche Geschäftspraxis. – Dr. Hofmann: den Brief an die Hebräer, Geschichte des alten Bundes, das Verhältniß des alten und des neuen Testaments. – Dr. Wiener: Symbolik, Brief an die Römer. Die vier angestellten Repetenten werden unter Aufsicht und Leitung des k. Ephorus wissenschaftliche Conversatorien in lateinischer

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 103. Augsburg, 12. April 1840, S. 0822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_103_18400412/14>, abgerufen am 29.04.2024.