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Allgemeine Zeitung. Nr. 162. Augsburg, 10. Juni 1840.

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statt, und zehn Mitglieder sprachen zuerst über die Veränderungen des Grundgesetzes im Allgemeinen, dann über den ersten Entwurf, der die Vertheilung der Provinzen, die Spaltung Hollands in zwei Theile und die Aufnahme Limburgs in die Reihe der Provinzen betrifft. In Betreff dieses letztern Gegenstandes beklagten sich mehrere, daß man die Abgeordneten von Limburg nicht mit zur Berathung ziehe, während Hr. van Dam van Ysselt so weit ging zu erklären, es sey gar nicht rathsam, Limburg, das zum deutschen Bunde gehöre, in Verbindung mit Holland zu bringen, indem man dadurch namentlich hinsichtlich Frankreichs in alle Verhältnisse des deutschen Bundes mit hineingezogen würde. Ich behalte mir vor, sobald die Berathung geschlossen ist, Ihnen eine Gesammtübersicht über dieselbe zu geben, und bemerke hier nur, daß die meisten Sprecher - es waren ihrer zehn - sich dahin erklärten, daß sie sich für die Versammlung der zweiten Kammer in doppelter Anzahl ihre Stimmen vorbehielten, und diese von dem Benehmen der ersten Kammer abhängig machten. Dieß ist ein starker Zug des Mißtrauens gegen die Regierung, der man immer vorgeworfen hat, sie werde die Veränderungen des Grundgesetzes, wenn sie auch von der zweiten Kammer angenommen würden, durch die erste verwerfen lassen.

Italien.

Wie ich nachträglich höre, haben alle Höfe, an welche sich der König gewendet hatte, um sein gutes Recht in dem Schwefelmonopol-Streit zu beweisen, fast einstimmig erwiedert: daß sie von der eigentlichen Rechtsfrage absehen müßten und sich darüber kein Urtheil erlauben können, daß sie aber, vom politischen Standpunkte aus, in Erwägung der in Italien und besonders auf Sicilien herrschenden Aufregung nur freundschaftlichst rathen können, die Sache im Wege gütlichen Vergleichs abzuthun. - Die unverhältnißmäßigen Entschädigungsforderungen Englands sollen noch immer als das wesentlichste Hinderniß einer solchen Ausgleichung entgegentreten.

In Neapel wurde das Namensfest des Königs der Franzosen mit auffallendem Pomp gefeiert; anhaltender Kanonendonner von den Forts der Hauptstadt schienen die Theilnahme der Regierung an diesem Feste bezeugen zu sollen. Man folgert hieraus auf ein besonders intimes Verhältniß zwischen Frankreich und Neapel, und in dieser Annahme finden die benachbarten italienischen Regierungen um so mehr einen Anlaß zur Besorgniß, als aus Paris über die Gesinnungen des Ministerpräsidenten in Bezug auf die nächste Zukunft Italiens beunruhigende (wohl sehr übertriebene) Gerüchte in Umlauf sind, die von der Bewegungspartei genährt und amplificirt werden. - Der österreichische Gesandte in Neapel, Baron Lebzeltern, soll vom König ungern gesehen seyn; der sicilianische Gesandte, Marquis Gagliati in Wien soll sogar Auftrag gehabt haben, die Abberufung Lebzelterns zu bewirken und nur die unkluge Art, mit welcher er in Ausführung dießfälliger Instructionen zu Werke gegangen, vorzugsweise seine eigene Ungnade und Abberufung veranlaßt haben.

Deutschland.

Der Bau der badischen Eisenbahnen ist jetzt der Oberpostdirection zu Karlsruhe übergeben worden; dieselbe hat dazu einen vorläufigen Credit von zwei Millionen Gulden bewilligt erhalten, und es soll nunmehr sogleich mit den Arbeiten zwischen Oos (resp. Baden-Baden) und Straßburg begonnen werden. Wer den thätigen Oberpostdirector v. Mollenbeck kennt, und weiß, wie durch seine umsichtige Leitung des Postwesens dieses zu einer Musteranstalt sich emporgeschwungen, der kann nur mit Freude über dieses Ereigniß erfüllt werden: es ist nun Aussicht vorhanden, daß binnen zwei Jahren von hier nach Straßburg auf Schienen gefahren werden wird.

(Nürnb. C.)

Wir sehen nunmehr dem Schlusse des Landtages bestimmt am 21 Junius entgegen, da der Entwurf des Preßgesetzes von der Regierung zurückgenommen worden ist, weil eine Verständigung der Kammern darüber bei der nur noch kurzen Dauer der Sitzungen, welche ohnedieß von andern Gegenständen in Anspruch genommen sind, nicht mehr zu erwarten war. Die Anwesenheit des Hofraths Dahlmann hier, ist mit einer ministeriellen Aeußerung in den Landtagsverhandlungen in Beziehung gebracht worden, zufolge der die durch Pölitz's Tod in Leipzig erledigte Professur längst besetzt wäre und der Antritt derselben demnächst erfolgen solle. Man vermuthet nun, daß der dafür Gewonnene nicht als geheimer Professor habe fungiren wollen, wenn überhaupt kein Irrthum in der Persönlichkeit stattfinden sollte.

Mit dem Befinden unserer hohen Wöchnerin, der Gemahlin des Prinzen Johann, und dem der neugebornen Prinzessin Margarethe geht es fortwährend erwünscht. Se. Maj. der König und Ihre Maj. die Königin haben nunmehr die Sommerresidenz Pillnitz bezogen. - Von den Fresken, die Professor Bendemann im hiesigen königlichen Schlosse malt, sieht man die ersten Gestalten vollendet, und die Gesetzgeber, die den Thronsaal, dem Throne zunächst, schmücken, treten allmählich in ernster Größe ins Leben. Außerdem hat der genannte Künstler sein schon früher vollendetes idyllisches kleines Bildchen, Hirt und Hirtin auf dem Berge, das, soviel ich mich erinnere, bereits durch einen Steindruck ins Publicum gekommen ist, in etwas größerm Umfange jetzt neugemalt. Ein junger Schüler Bendemanns, Metz aus Preußen, erregt durch seine neuesten Arbeiten sehr schöne Hoffnungen, und arbeitet namentlich an einer Composition, Ruth und Naemi vorstellend, die vorerst in der Anlage nicht genug zu rühmen ist. Bendemanns Schwager, Professor Hübner, ist mit einem großen Altarbilde für Halle, die Bergpredigt, beschäftigt. Ebenso Prof. v. Vogelstein mit einem großen Gemälde für eine Kirche in Böhmen.

Ein Artikel von hier in einem Leipziger Blatte, in welchem die Aufforderung an alle edlen Deutsche ergeht, das Goethe'sche Haus anzukaufen und zu einem Nationaldenkmal zu machen, hat darum besonders hier Sensation erregt, weil er den Gedanken an einen möglichen Verlust der Sammlungen des großen Mannes erweckt, indem mit nächstem Jahre der zweite Enkel Goethe's mündig wird, und nach dem Testament des alten Herrn die Vormundschaft der Goethe'schen Erben das Haus, sammt Allem, was darinnen, der Familie zu freier Disposition übergibt. Goethe's Vermögen, wenn auch nicht unbedeutend, konnte doch bei vier Erben die einzelnen nicht so reich machen, daß sie einmal die kostbaren Sammlungen des Alten zu ihrer und eines gesammten Publicums Freude ohne große Selbstaufopferung erhalten können. Wäre es ihnen nun wohl zu verdenken, wenn sie es sich gelüsten ließen, die Sammlungen einmal zu veräußern? Fände sich in diesem Fall kein Käufer, der eine angemessen große Summe für den ganzen Schatz gewähren wollte und könnte, wäre da nicht möglich, daß er für guten Gewinn an viele sich findende Verehrer vereinzelt würde! Solche Zerstücklung aber würde nicht allein Weimar einer seiner schönsten Zierden, sondern auch die Welt eine der merkwürdigsten Sammlungen, eines der edelsten Denkmäler berauben. Die Summe des Ankaufs mag bedeutend seyn, und kaum darf man wagen, den Wunsch

statt, und zehn Mitglieder sprachen zuerst über die Veränderungen des Grundgesetzes im Allgemeinen, dann über den ersten Entwurf, der die Vertheilung der Provinzen, die Spaltung Hollands in zwei Theile und die Aufnahme Limburgs in die Reihe der Provinzen betrifft. In Betreff dieses letztern Gegenstandes beklagten sich mehrere, daß man die Abgeordneten von Limburg nicht mit zur Berathung ziehe, während Hr. van Dam van Ysselt so weit ging zu erklären, es sey gar nicht rathsam, Limburg, das zum deutschen Bunde gehöre, in Verbindung mit Holland zu bringen, indem man dadurch namentlich hinsichtlich Frankreichs in alle Verhältnisse des deutschen Bundes mit hineingezogen würde. Ich behalte mir vor, sobald die Berathung geschlossen ist, Ihnen eine Gesammtübersicht über dieselbe zu geben, und bemerke hier nur, daß die meisten Sprecher – es waren ihrer zehn – sich dahin erklärten, daß sie sich für die Versammlung der zweiten Kammer in doppelter Anzahl ihre Stimmen vorbehielten, und diese von dem Benehmen der ersten Kammer abhängig machten. Dieß ist ein starker Zug des Mißtrauens gegen die Regierung, der man immer vorgeworfen hat, sie werde die Veränderungen des Grundgesetzes, wenn sie auch von der zweiten Kammer angenommen würden, durch die erste verwerfen lassen.

Italien.

Wie ich nachträglich höre, haben alle Höfe, an welche sich der König gewendet hatte, um sein gutes Recht in dem Schwefelmonopol-Streit zu beweisen, fast einstimmig erwiedert: daß sie von der eigentlichen Rechtsfrage absehen müßten und sich darüber kein Urtheil erlauben können, daß sie aber, vom politischen Standpunkte aus, in Erwägung der in Italien und besonders auf Sicilien herrschenden Aufregung nur freundschaftlichst rathen können, die Sache im Wege gütlichen Vergleichs abzuthun. – Die unverhältnißmäßigen Entschädigungsforderungen Englands sollen noch immer als das wesentlichste Hinderniß einer solchen Ausgleichung entgegentreten.

In Neapel wurde das Namensfest des Königs der Franzosen mit auffallendem Pomp gefeiert; anhaltender Kanonendonner von den Forts der Hauptstadt schienen die Theilnahme der Regierung an diesem Feste bezeugen zu sollen. Man folgert hieraus auf ein besonders intimes Verhältniß zwischen Frankreich und Neapel, und in dieser Annahme finden die benachbarten italienischen Regierungen um so mehr einen Anlaß zur Besorgniß, als aus Paris über die Gesinnungen des Ministerpräsidenten in Bezug auf die nächste Zukunft Italiens beunruhigende (wohl sehr übertriebene) Gerüchte in Umlauf sind, die von der Bewegungspartei genährt und amplificirt werden. – Der österreichische Gesandte in Neapel, Baron Lebzeltern, soll vom König ungern gesehen seyn; der sicilianische Gesandte, Marquis Gagliati in Wien soll sogar Auftrag gehabt haben, die Abberufung Lebzelterns zu bewirken und nur die unkluge Art, mit welcher er in Ausführung dießfälliger Instructionen zu Werke gegangen, vorzugsweise seine eigene Ungnade und Abberufung veranlaßt haben.

Deutschland.

Der Bau der badischen Eisenbahnen ist jetzt der Oberpostdirection zu Karlsruhe übergeben worden; dieselbe hat dazu einen vorläufigen Credit von zwei Millionen Gulden bewilligt erhalten, und es soll nunmehr sogleich mit den Arbeiten zwischen Oos (resp. Baden-Baden) und Straßburg begonnen werden. Wer den thätigen Oberpostdirector v. Mollenbeck kennt, und weiß, wie durch seine umsichtige Leitung des Postwesens dieses zu einer Musteranstalt sich emporgeschwungen, der kann nur mit Freude über dieses Ereigniß erfüllt werden: es ist nun Aussicht vorhanden, daß binnen zwei Jahren von hier nach Straßburg auf Schienen gefahren werden wird.

(Nürnb. C.)

Wir sehen nunmehr dem Schlusse des Landtages bestimmt am 21 Junius entgegen, da der Entwurf des Preßgesetzes von der Regierung zurückgenommen worden ist, weil eine Verständigung der Kammern darüber bei der nur noch kurzen Dauer der Sitzungen, welche ohnedieß von andern Gegenständen in Anspruch genommen sind, nicht mehr zu erwarten war. Die Anwesenheit des Hofraths Dahlmann hier, ist mit einer ministeriellen Aeußerung in den Landtagsverhandlungen in Beziehung gebracht worden, zufolge der die durch Pölitz's Tod in Leipzig erledigte Professur längst besetzt wäre und der Antritt derselben demnächst erfolgen solle. Man vermuthet nun, daß der dafür Gewonnene nicht als geheimer Professor habe fungiren wollen, wenn überhaupt kein Irrthum in der Persönlichkeit stattfinden sollte.

Mit dem Befinden unserer hohen Wöchnerin, der Gemahlin des Prinzen Johann, und dem der neugebornen Prinzessin Margarethe geht es fortwährend erwünscht. Se. Maj. der König und Ihre Maj. die Königin haben nunmehr die Sommerresidenz Pillnitz bezogen. – Von den Fresken, die Professor Bendemann im hiesigen königlichen Schlosse malt, sieht man die ersten Gestalten vollendet, und die Gesetzgeber, die den Thronsaal, dem Throne zunächst, schmücken, treten allmählich in ernster Größe ins Leben. Außerdem hat der genannte Künstler sein schon früher vollendetes idyllisches kleines Bildchen, Hirt und Hirtin auf dem Berge, das, soviel ich mich erinnere, bereits durch einen Steindruck ins Publicum gekommen ist, in etwas größerm Umfange jetzt neugemalt. Ein junger Schüler Bendemanns, Metz aus Preußen, erregt durch seine neuesten Arbeiten sehr schöne Hoffnungen, und arbeitet namentlich an einer Composition, Ruth und Naemi vorstellend, die vorerst in der Anlage nicht genug zu rühmen ist. Bendemanns Schwager, Professor Hübner, ist mit einem großen Altarbilde für Halle, die Bergpredigt, beschäftigt. Ebenso Prof. v. Vogelstein mit einem großen Gemälde für eine Kirche in Böhmen.

Ein Artikel von hier in einem Leipziger Blatte, in welchem die Aufforderung an alle edlen Deutsche ergeht, das Goethe'sche Haus anzukaufen und zu einem Nationaldenkmal zu machen, hat darum besonders hier Sensation erregt, weil er den Gedanken an einen möglichen Verlust der Sammlungen des großen Mannes erweckt, indem mit nächstem Jahre der zweite Enkel Goethe's mündig wird, und nach dem Testament des alten Herrn die Vormundschaft der Goethe'schen Erben das Haus, sammt Allem, was darinnen, der Familie zu freier Disposition übergibt. Goethe's Vermögen, wenn auch nicht unbedeutend, konnte doch bei vier Erben die einzelnen nicht so reich machen, daß sie einmal die kostbaren Sammlungen des Alten zu ihrer und eines gesammten Publicums Freude ohne große Selbstaufopferung erhalten können. Wäre es ihnen nun wohl zu verdenken, wenn sie es sich gelüsten ließen, die Sammlungen einmal zu veräußern? Fände sich in diesem Fall kein Käufer, der eine angemessen große Summe für den ganzen Schatz gewähren wollte und könnte, wäre da nicht möglich, daß er für guten Gewinn an viele sich findende Verehrer vereinzelt würde! Solche Zerstücklung aber würde nicht allein Weimar einer seiner schönsten Zierden, sondern auch die Welt eine der merkwürdigsten Sammlungen, eines der edelsten Denkmäler berauben. Die Summe des Ankaufs mag bedeutend seyn, und kaum darf man wagen, den Wunsch

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[1294/0006] statt, und zehn Mitglieder sprachen zuerst über die Veränderungen des Grundgesetzes im Allgemeinen, dann über den ersten Entwurf, der die Vertheilung der Provinzen, die Spaltung Hollands in zwei Theile und die Aufnahme Limburgs in die Reihe der Provinzen betrifft. In Betreff dieses letztern Gegenstandes beklagten sich mehrere, daß man die Abgeordneten von Limburg nicht mit zur Berathung ziehe, während Hr. van Dam van Ysselt so weit ging zu erklären, es sey gar nicht rathsam, Limburg, das zum deutschen Bunde gehöre, in Verbindung mit Holland zu bringen, indem man dadurch namentlich hinsichtlich Frankreichs in alle Verhältnisse des deutschen Bundes mit hineingezogen würde. Ich behalte mir vor, sobald die Berathung geschlossen ist, Ihnen eine Gesammtübersicht über dieselbe zu geben, und bemerke hier nur, daß die meisten Sprecher – es waren ihrer zehn – sich dahin erklärten, daß sie sich für die Versammlung der zweiten Kammer in doppelter Anzahl ihre Stimmen vorbehielten, und diese von dem Benehmen der ersten Kammer abhängig machten. Dieß ist ein starker Zug des Mißtrauens gegen die Regierung, der man immer vorgeworfen hat, sie werde die Veränderungen des Grundgesetzes, wenn sie auch von der zweiten Kammer angenommen würden, durch die erste verwerfen lassen. Italien. Von der italienischen Gränze, 31 Mai. Wie ich nachträglich höre, haben alle Höfe, an welche sich der König gewendet hatte, um sein gutes Recht in dem Schwefelmonopol-Streit zu beweisen, fast einstimmig erwiedert: daß sie von der eigentlichen Rechtsfrage absehen müßten und sich darüber kein Urtheil erlauben können, daß sie aber, vom politischen Standpunkte aus, in Erwägung der in Italien und besonders auf Sicilien herrschenden Aufregung nur freundschaftlichst rathen können, die Sache im Wege gütlichen Vergleichs abzuthun. – Die unverhältnißmäßigen Entschädigungsforderungen Englands sollen noch immer als das wesentlichste Hinderniß einer solchen Ausgleichung entgegentreten. * Von der italienischen Gränze, 1 Jun. In Neapel wurde das Namensfest des Königs der Franzosen mit auffallendem Pomp gefeiert; anhaltender Kanonendonner von den Forts der Hauptstadt schienen die Theilnahme der Regierung an diesem Feste bezeugen zu sollen. Man folgert hieraus auf ein besonders intimes Verhältniß zwischen Frankreich und Neapel, und in dieser Annahme finden die benachbarten italienischen Regierungen um so mehr einen Anlaß zur Besorgniß, als aus Paris über die Gesinnungen des Ministerpräsidenten in Bezug auf die nächste Zukunft Italiens beunruhigende (wohl sehr übertriebene) Gerüchte in Umlauf sind, die von der Bewegungspartei genährt und amplificirt werden. – Der österreichische Gesandte in Neapel, Baron Lebzeltern, soll vom König ungern gesehen seyn; der sicilianische Gesandte, Marquis Gagliati in Wien soll sogar Auftrag gehabt haben, die Abberufung Lebzelterns zu bewirken und nur die unkluge Art, mit welcher er in Ausführung dießfälliger Instructionen zu Werke gegangen, vorzugsweise seine eigene Ungnade und Abberufung veranlaßt haben. Deutschland. Baden, 3 Junius. Der Bau der badischen Eisenbahnen ist jetzt der Oberpostdirection zu Karlsruhe übergeben worden; dieselbe hat dazu einen vorläufigen Credit von zwei Millionen Gulden bewilligt erhalten, und es soll nunmehr sogleich mit den Arbeiten zwischen Oos (resp. Baden-Baden) und Straßburg begonnen werden. Wer den thätigen Oberpostdirector v. Mollenbeck kennt, und weiß, wie durch seine umsichtige Leitung des Postwesens dieses zu einer Musteranstalt sich emporgeschwungen, der kann nur mit Freude über dieses Ereigniß erfüllt werden: es ist nun Aussicht vorhanden, daß binnen zwei Jahren von hier nach Straßburg auf Schienen gefahren werden wird. (Nürnb. C.) : Dresden, 6 Junius. Wir sehen nunmehr dem Schlusse des Landtages bestimmt am 21 Junius entgegen, da der Entwurf des Preßgesetzes von der Regierung zurückgenommen worden ist, weil eine Verständigung der Kammern darüber bei der nur noch kurzen Dauer der Sitzungen, welche ohnedieß von andern Gegenständen in Anspruch genommen sind, nicht mehr zu erwarten war. Die Anwesenheit des Hofraths Dahlmann hier, ist mit einer ministeriellen Aeußerung in den Landtagsverhandlungen in Beziehung gebracht worden, zufolge der die durch Pölitz's Tod in Leipzig erledigte Professur längst besetzt wäre und der Antritt derselben demnächst erfolgen solle. Man vermuthet nun, daß der dafür Gewonnene nicht als geheimer Professor habe fungiren wollen, wenn überhaupt kein Irrthum in der Persönlichkeit stattfinden sollte. * Dresden, 5 Jun. Mit dem Befinden unserer hohen Wöchnerin, der Gemahlin des Prinzen Johann, und dem der neugebornen Prinzessin Margarethe geht es fortwährend erwünscht. Se. Maj. der König und Ihre Maj. die Königin haben nunmehr die Sommerresidenz Pillnitz bezogen. – Von den Fresken, die Professor Bendemann im hiesigen königlichen Schlosse malt, sieht man die ersten Gestalten vollendet, und die Gesetzgeber, die den Thronsaal, dem Throne zunächst, schmücken, treten allmählich in ernster Größe ins Leben. Außerdem hat der genannte Künstler sein schon früher vollendetes idyllisches kleines Bildchen, Hirt und Hirtin auf dem Berge, das, soviel ich mich erinnere, bereits durch einen Steindruck ins Publicum gekommen ist, in etwas größerm Umfange jetzt neugemalt. Ein junger Schüler Bendemanns, Metz aus Preußen, erregt durch seine neuesten Arbeiten sehr schöne Hoffnungen, und arbeitet namentlich an einer Composition, Ruth und Naemi vorstellend, die vorerst in der Anlage nicht genug zu rühmen ist. Bendemanns Schwager, Professor Hübner, ist mit einem großen Altarbilde für Halle, die Bergpredigt, beschäftigt. Ebenso Prof. v. Vogelstein mit einem großen Gemälde für eine Kirche in Böhmen. * Weimar, 27 Mai. Ein Artikel von hier in einem Leipziger Blatte, in welchem die Aufforderung an alle edlen Deutsche ergeht, das Goethe'sche Haus anzukaufen und zu einem Nationaldenkmal zu machen, hat darum besonders hier Sensation erregt, weil er den Gedanken an einen möglichen Verlust der Sammlungen des großen Mannes erweckt, indem mit nächstem Jahre der zweite Enkel Goethe's mündig wird, und nach dem Testament des alten Herrn die Vormundschaft der Goethe'schen Erben das Haus, sammt Allem, was darinnen, der Familie zu freier Disposition übergibt. Goethe's Vermögen, wenn auch nicht unbedeutend, konnte doch bei vier Erben die einzelnen nicht so reich machen, daß sie einmal die kostbaren Sammlungen des Alten zu ihrer und eines gesammten Publicums Freude ohne große Selbstaufopferung erhalten können. Wäre es ihnen nun wohl zu verdenken, wenn sie es sich gelüsten ließen, die Sammlungen einmal zu veräußern? Fände sich in diesem Fall kein Käufer, der eine angemessen große Summe für den ganzen Schatz gewähren wollte und könnte, wäre da nicht möglich, daß er für guten Gewinn an viele sich findende Verehrer vereinzelt würde! Solche Zerstücklung aber würde nicht allein Weimar einer seiner schönsten Zierden, sondern auch die Welt eine der merkwürdigsten Sammlungen, eines der edelsten Denkmäler berauben. Die Summe des Ankaufs mag bedeutend seyn, und kaum darf man wagen, den Wunsch

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 162. Augsburg, 10. Juni 1840, S. 1294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_162_18400610/6>, abgerufen am 03.05.2024.