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Allgemeine Zeitung. Nr. 165. Augsburg, 13. Juni 1840.

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selbst aus Belgrad wieder hieher kam und uns in den Stand setzte, jenen Artikel in jedem Punkte nach Verdienst zu würdigen. - Der Verleumder debutirt mit einem deutschen Spruch aus St. Augustinus über das Scandalmachen; hätte er aber in diesem biedern Kirchenvater etwas weiter gelesen, so hätte er auch gefunden, daß der Skandalmacher wenigstens sein Gesicht offen zeigen muß; übrigens gehen wir hier wie sonst lieber zum Schmied als zum Schmiedel, und verweisen den Hrn. Verleumder auf Matth. 18, 6-7, wo er sein neues Costume mit dem wohlverdienten Orden der mola asinaria sich besehen mag. Der Verleumder selbst redet, was die Sache betrifft, durchaus in den Tag hinein; wenn Sie Czaykovsky's Czerni-Georg aus den Litteratur-Blättern aufnehmen und zugleich zur Controle auf Ranke's Buch verweisen, glaubt der Mensch, Hr. Wuk sey auch an Czaykovskys oder Possards Broschüre Schuld, während weder Ihr Artikel dieß besagt noch sonst ein Grund zu dieser Annahme vorhanden ist. Offenbar hat er auch Ranke's Buch nicht gesehen, worin Czerni-Georg und Milosch ja gerade so geschildert werden, wie er selbst - gleichsam dieses berichtigend - verlangt! - Ja sogar an einem ihm mißfälligen Artikel der Braunschweiger Zeitung muß Hr. Wuk Schuld seyn; und jeder, der für den Abdicanten Milosch ein Wort zu sprechen wagt, ist ein Wukianer! Wie stolz könnte Hr. Wuk seyn, wenn ihm Cato's Ruhm beschieden wäre: "Victrix causa Diis placuit, sed victa Catoni." - Doch von all' diesem ist nichts wahr als der Zweck des Verleumders, durch diesen coup d'ane sich bei den politischen Gegnern des abgedankten Fürsten und den litterarischen Neidern Wuks, was man sagt, ein Bild einzulegen, und zum Lohne etwa in der ersten Betäubung des Weihrauchs eine Zöllnerstelle zu erschnappen. - Dositheus Obradowitsch (nicht Obrenowitsch) verließ allerdings mit dem Kloster auch das übliche Klosterslavisch; aber sein Serbisch war noch unrein und empirisch, seine Orthographie null; er interessirte mehr durch seinen - wenn auch natürlichen, doch in der griechischen Kirche noch seltenen - Deismus als durch seinen Styl, oder seine Sprache. Wenn Muschitzky die fünf neuen Buchstaben erfand, wie kommt es, daß er sie selbst nicht gebraucht? Diese Orthographie ist übrigens noch nicht allgemein angenommen, und wir hätten eher erwartet, daß der Verleumder sie Hrn. Wuk zum Verbrechen als zum Verdienst anrechnen würde. Genug, Wuk hat sie zuerst gebraucht und hat dafür gelitten; darum gebührt ihm billig auch der Ruhm dafür, so weit er bis jetzt (nach dem Einsender selbst) reicht. Daß Hr. Hadschitsch von den vier Bänden der von Wuk gesammelten und herausgegebenen Hunderten von Liedern zwei metrisch ins Deutsche übersetzt hat, was soll dieß gegen Wuk beweisen? Wuks Sammlung ist ja serbisch, nicht deutsch. Wenn Hr. Wuk dieß Geschenk des Hrn. Hadschitsch nicht weiter verschenkt hat, so hat er für seine serbische Sammlung ja doch keinen Gebrauch davon machen können! Hrn. Tirols serbische Grammatik ist aus Wuks Serbisch übersetzt, und der Uebersetzer selbst hat in den serbischen Jahrbüchern erklärt, daß er dem serbischen Verfasser mit der Uebersetzung ein freundschaftliches Geschenk gemacht habe (diese Uebersetzung hat Hr. Wuk weiter an Hrn. Jakob Grimm verschenkt, und dieser sie nach nöthiger Umarbeitung mit einer wichtigen Vorrede und Prof. Vaters Abhandlung etc. herausgegeben), so wie Hr. Wuk in der Vorrede zum Lexikon Kopitars Mitarbeit selbst meldet. Wenn nun Männer wie Muschitzky, Hadschitsch, Tirol, Kopitar, Grimm, Ranke etc. Hrn. Wuks Wirksamkeit ihrer eifrigen Förderung würdig finden, so sollte der Verleumder sich dieß vielmehr zur Warnung dienen lassen, seinen coup d'ane nicht an ihn zu wagen! Oder glaubt er, daß ein Ranke einen gemeinen ideen- und grundsatzlosen Serben, wie etwa der Einsender ist, wochenlang über Serbica hören, excerpiren und Ehre und Gewinn seines dadurch entstandenen Buches mit ihm theilen würde? Gerade durch diesen Bund Ranke's mit Wuk ist sein Buch das beste und gründlichste geworden, was man bis jetzt über Serbien hat! Schade daß Hrn. Ranke nicht auch ein griechischer Wuk in den Wurf gekommen; so hätten wir dann auch eine ähnliche griechische Revolution von ihm. Czaykovsky und Possard gehen Hrn. Wuk eben so wenig an, als des Verleumders "Braunschweiger Wukianer." Daß aber auch die jetzigen Machthaber Serbiens Hrn. Wuk gerechter zu würdigen wissen, dafür zeugt die Beibelassung der ihm unter Milosch angewiesenen Pension. Lächerlich ist endlich die Verleumdung, als ob Wuk der serbischen National-Casse 500 ihm zur Anschaffung einer Buchdruckerei anvertraute Thaler noch schuldig wäre. Konnte ihm diese Summe denn nicht bei der Pension längst compensirt oder an seiner Besoldung abgezogen werden, als er noch im serbischen Staatsdienste ansehnliche Aemter bekleidete, wenn dem so wäre? und kann man eine Buchdruckerei mit 500 Thalern von Grund aus neu errichten? - So wenig die obgenannten Männer den Verleumder bevollmächtigt haben können, ihre freiwilligen Gaben von Wuk zurückzufordern, eben so wenig kann dieß der Fall von Seite der serbischen National-Casse seyn. - Sie sehen daraus, wie unwürdig der Verleumder Ihres Zutrauens war. Vade in pace et noli peccare amplius.

[2219-20]

Neufchateler Asphalt.

Die Neufchateler Gesellschaft sieht sich veranlaßt, das geehrte Publicum, hinsichtlich ihrer Asphalterzeugnisse, auf Folgendes aufmerksam zu machen.

Die Asphaltgrube aus dem Val de Travers im Kanton Neufchatel ist, nebst der von Seyssel, die bis jetzt einzig bekannte, welche den Bitumen haltenden Kalkstein liefert, woraus sich unzerstörbarer Mastix gewinnen läßt. Andere Gruben liefern nach den bisherigen Erfahrungen nur untergeordnete Qualitäten, welche in Beziehung auf die damit ausgeführten Arbeiten bei weitem kein befriedigendes Resultat erzielen lassen.

Die Eigenschaften des künstlichen Asphalts, welcher hie und da bereitet wird, näher auseinanderzusetzen, erscheint vollkommen überflüssig, da das geehrte Publicum darüber genügend belehrt seyn wird, daß jenes Product höchst vergängliche, unvollkommene Machwerke liefert und trotz seines anscheinend wohlfeilen Preises, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, weit theurer zu stehen kommt als der ächte natürliche Asphalt. Indem nun die Neufchateler Gesellschaft ihren sich als vorzüglich bewährten Asphalt zu geneigter Abnahme bestens empfiehlt, bemerkt sie zugleich, daß man sich deßhalb für Augsburg und die Umgegend an das Handlungshaus Christoph Wilhelm Wagenseil in Augsburg wenden wolle, wo sich von diesem Producte stets ein ansehnliches Depot befindet, und welches zugleich über auszuführende Arbeiten jede erforderliche Auskunft zu geben bereit ist.

selbst aus Belgrad wieder hieher kam und uns in den Stand setzte, jenen Artikel in jedem Punkte nach Verdienst zu würdigen. – Der Verleumder debutirt mit einem deutschen Spruch aus St. Augustinus über das Scandalmachen; hätte er aber in diesem biedern Kirchenvater etwas weiter gelesen, so hätte er auch gefunden, daß der Skandalmacher wenigstens sein Gesicht offen zeigen muß; übrigens gehen wir hier wie sonst lieber zum Schmied als zum Schmiedel, und verweisen den Hrn. Verleumder auf Matth. 18, 6-7, wo er sein neues Costume mit dem wohlverdienten Orden der mola asinaria sich besehen mag. Der Verleumder selbst redet, was die Sache betrifft, durchaus in den Tag hinein; wenn Sie Czaykovsky's Czerni-Georg aus den Litteratur-Blättern aufnehmen und zugleich zur Controle auf Ranke's Buch verweisen, glaubt der Mensch, Hr. Wuk sey auch an Czaykovskys oder Possards Broschüre Schuld, während weder Ihr Artikel dieß besagt noch sonst ein Grund zu dieser Annahme vorhanden ist. Offenbar hat er auch Ranke's Buch nicht gesehen, worin Czerni-Georg und Milosch ja gerade so geschildert werden, wie er selbst – gleichsam dieses berichtigend – verlangt! – Ja sogar an einem ihm mißfälligen Artikel der Braunschweiger Zeitung muß Hr. Wuk Schuld seyn; und jeder, der für den Abdicanten Milosch ein Wort zu sprechen wagt, ist ein Wukianer! Wie stolz könnte Hr. Wuk seyn, wenn ihm Cato's Ruhm beschieden wäre: „Victrix causa Diis placuit, sed victa Catoni.“ – Doch von all' diesem ist nichts wahr als der Zweck des Verleumders, durch diesen coup d'âne sich bei den politischen Gegnern des abgedankten Fürsten und den litterarischen Neidern Wuks, was man sagt, ein Bild einzulegen, und zum Lohne etwa in der ersten Betäubung des Weihrauchs eine Zöllnerstelle zu erschnappen. – Dositheus Obradowitsch (nicht Obrenowitsch) verließ allerdings mit dem Kloster auch das übliche Klosterslavisch; aber sein Serbisch war noch unrein und empirisch, seine Orthographie null; er interessirte mehr durch seinen – wenn auch natürlichen, doch in der griechischen Kirche noch seltenen – Deismus als durch seinen Styl, oder seine Sprache. Wenn Muschitzky die fünf neuen Buchstaben erfand, wie kommt es, daß er sie selbst nicht gebraucht? Diese Orthographie ist übrigens noch nicht allgemein angenommen, und wir hätten eher erwartet, daß der Verleumder sie Hrn. Wuk zum Verbrechen als zum Verdienst anrechnen würde. Genug, Wuk hat sie zuerst gebraucht und hat dafür gelitten; darum gebührt ihm billig auch der Ruhm dafür, so weit er bis jetzt (nach dem Einsender selbst) reicht. Daß Hr. Hadschitsch von den vier Bänden der von Wuk gesammelten und herausgegebenen Hunderten von Liedern zwei metrisch ins Deutsche übersetzt hat, was soll dieß gegen Wuk beweisen? Wuks Sammlung ist ja serbisch, nicht deutsch. Wenn Hr. Wuk dieß Geschenk des Hrn. Hadschitsch nicht weiter verschenkt hat, so hat er für seine serbische Sammlung ja doch keinen Gebrauch davon machen können! Hrn. Tirols serbische Grammatik ist aus Wuks Serbisch übersetzt, und der Uebersetzer selbst hat in den serbischen Jahrbüchern erklärt, daß er dem serbischen Verfasser mit der Uebersetzung ein freundschaftliches Geschenk gemacht habe (diese Uebersetzung hat Hr. Wuk weiter an Hrn. Jakob Grimm verschenkt, und dieser sie nach nöthiger Umarbeitung mit einer wichtigen Vorrede und Prof. Vaters Abhandlung etc. herausgegeben), so wie Hr. Wuk in der Vorrede zum Lexikon Kopitars Mitarbeit selbst meldet. Wenn nun Männer wie Muschitzky, Hadschitsch, Tirol, Kopitar, Grimm, Ranke etc. Hrn. Wuks Wirksamkeit ihrer eifrigen Förderung würdig finden, so sollte der Verleumder sich dieß vielmehr zur Warnung dienen lassen, seinen coup d'âne nicht an ihn zu wagen! Oder glaubt er, daß ein Ranke einen gemeinen ideen- und grundsatzlosen Serben, wie etwa der Einsender ist, wochenlang über Serbica hören, excerpiren und Ehre und Gewinn seines dadurch entstandenen Buches mit ihm theilen würde? Gerade durch diesen Bund Ranke's mit Wuk ist sein Buch das beste und gründlichste geworden, was man bis jetzt über Serbien hat! Schade daß Hrn. Ranke nicht auch ein griechischer Wuk in den Wurf gekommen; so hätten wir dann auch eine ähnliche griechische Revolution von ihm. Czaykovsky und Possard gehen Hrn. Wuk eben so wenig an, als des Verleumders „Braunschweiger Wukianer.“ Daß aber auch die jetzigen Machthaber Serbiens Hrn. Wuk gerechter zu würdigen wissen, dafür zeugt die Beibelassung der ihm unter Milosch angewiesenen Pension. Lächerlich ist endlich die Verleumdung, als ob Wuk der serbischen National-Casse 500 ihm zur Anschaffung einer Buchdruckerei anvertraute Thaler noch schuldig wäre. Konnte ihm diese Summe denn nicht bei der Pension längst compensirt oder an seiner Besoldung abgezogen werden, als er noch im serbischen Staatsdienste ansehnliche Aemter bekleidete, wenn dem so wäre? und kann man eine Buchdruckerei mit 500 Thalern von Grund aus neu errichten? – So wenig die obgenannten Männer den Verleumder bevollmächtigt haben können, ihre freiwilligen Gaben von Wuk zurückzufordern, eben so wenig kann dieß der Fall von Seite der serbischen National-Casse seyn. – Sie sehen daraus, wie unwürdig der Verleumder Ihres Zutrauens war. Vade in pace et noli peccare amplius.

[2219-20]

Neufchateler Asphalt.

Die Neufchateler Gesellschaft sieht sich veranlaßt, das geehrte Publicum, hinsichtlich ihrer Asphalterzeugnisse, auf Folgendes aufmerksam zu machen.

Die Asphaltgrube aus dem Val de Travers im Kanton Neufchatel ist, nebst der von Seyssel, die bis jetzt einzig bekannte, welche den Bitumen haltenden Kalkstein liefert, woraus sich unzerstörbarer Mastix gewinnen läßt. Andere Gruben liefern nach den bisherigen Erfahrungen nur untergeordnete Qualitäten, welche in Beziehung auf die damit ausgeführten Arbeiten bei weitem kein befriedigendes Resultat erzielen lassen.

Die Eigenschaften des künstlichen Asphalts, welcher hie und da bereitet wird, näher auseinanderzusetzen, erscheint vollkommen überflüssig, da das geehrte Publicum darüber genügend belehrt seyn wird, daß jenes Product höchst vergängliche, unvollkommene Machwerke liefert und trotz seines anscheinend wohlfeilen Preises, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, weit theurer zu stehen kommt als der ächte natürliche Asphalt. Indem nun die Neufchateler Gesellschaft ihren sich als vorzüglich bewährten Asphalt zu geneigter Abnahme bestens empfiehlt, bemerkt sie zugleich, daß man sich deßhalb für Augsburg und die Umgegend an das Handlungshaus Christoph Wilhelm Wagenseil in Augsburg wenden wolle, wo sich von diesem Producte stets ein ansehnliches Depot befindet, und welches zugleich über auszuführende Arbeiten jede erforderliche Auskunft zu geben bereit ist.

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Offenbar hat er auch Ranke's Buch nicht gesehen, worin Czerni-Georg und Milosch ja gerade so geschildert werden, wie er selbst &#x2013; gleichsam dieses berichtigend &#x2013; verlangt! &#x2013; Ja sogar an einem ihm mißfälligen Artikel der Braunschweiger Zeitung muß Hr. Wuk Schuld seyn; und jeder, der für den Abdicanten Milosch ein Wort zu sprechen wagt, ist ein Wukianer! Wie stolz könnte Hr. Wuk seyn, wenn ihm Cato's Ruhm beschieden wäre: &#x201E;Victrix causa Diis placuit, sed victa Catoni.&#x201C; &#x2013; Doch von all' diesem ist nichts wahr als der Zweck des Verleumders, durch diesen coup d'âne sich bei den politischen Gegnern des abgedankten Fürsten und den litterarischen Neidern Wuks, was man sagt, ein Bild einzulegen, und zum Lohne etwa in der ersten Betäubung des Weihrauchs eine Zöllnerstelle zu erschnappen. &#x2013; Dositheus Obradowitsch (nicht Obrenowitsch) verließ allerdings mit dem Kloster auch das übliche Klosterslavisch; aber sein Serbisch war noch unrein und empirisch, seine Orthographie null; er interessirte mehr durch seinen &#x2013; wenn auch natürlichen, doch in der griechischen Kirche noch seltenen &#x2013; Deismus als durch seinen Styl, oder seine Sprache. Wenn Muschitzky die fünf neuen Buchstaben erfand, wie kommt es, daß er sie selbst nicht gebraucht? Diese Orthographie ist übrigens noch nicht allgemein angenommen, und wir hätten eher erwartet, daß der Verleumder sie Hrn. Wuk zum Verbrechen als zum Verdienst anrechnen würde. Genug, Wuk hat sie zuerst gebraucht und hat dafür gelitten; darum gebührt ihm billig auch der Ruhm dafür, so weit er bis jetzt (nach dem Einsender selbst) reicht. Daß Hr. Hadschitsch von den <hi rendition="#g">vier</hi> Bänden der von Wuk gesammelten und herausgegebenen <hi rendition="#g">Hunderten</hi> von Liedern <hi rendition="#g">zwei</hi> metrisch ins <hi rendition="#g">Deutsche</hi> übersetzt hat, was soll dieß gegen Wuk beweisen? Wuks Sammlung ist ja <hi rendition="#g">serbisch</hi>, nicht <hi rendition="#g">deutsch</hi>. Wenn Hr. Wuk dieß Geschenk des Hrn. Hadschitsch nicht weiter verschenkt hat, so hat er für seine <hi rendition="#g">serbische</hi> Sammlung ja doch keinen Gebrauch davon machen <hi rendition="#g">können</hi>! Hrn. 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Konnte ihm diese Summe denn nicht bei der Pension längst compensirt oder an seiner Besoldung abgezogen werden, als er noch im serbischen Staatsdienste ansehnliche Aemter bekleidete, wenn dem so wäre? und kann man eine Buchdruckerei mit 500 Thalern von Grund aus neu errichten? &#x2013; So wenig die obgenannten Männer den Verleumder bevollmächtigt haben können, ihre freiwilligen Gaben von Wuk zurückzufordern, eben so wenig kann dieß der Fall von Seite der serbischen National-Casse seyn. &#x2013; Sie sehen daraus, wie unwürdig der Verleumder Ihres Zutrauens war. Vade in pace et noli peccare amplius.</p>
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[1318/0014] selbst aus Belgrad wieder hieher kam und uns in den Stand setzte, jenen Artikel in jedem Punkte nach Verdienst zu würdigen. – Der Verleumder debutirt mit einem deutschen Spruch aus St. Augustinus über das Scandalmachen; hätte er aber in diesem biedern Kirchenvater etwas weiter gelesen, so hätte er auch gefunden, daß der Skandalmacher wenigstens sein Gesicht offen zeigen muß; übrigens gehen wir hier wie sonst lieber zum Schmied als zum Schmiedel, und verweisen den Hrn. Verleumder auf Matth. 18, 6-7, wo er sein neues Costume mit dem wohlverdienten Orden der mola asinaria sich besehen mag. Der Verleumder selbst redet, was die Sache betrifft, durchaus in den Tag hinein; wenn Sie Czaykovsky's Czerni-Georg aus den Litteratur-Blättern aufnehmen und zugleich zur Controle auf Ranke's Buch verweisen, glaubt der Mensch, Hr. Wuk sey auch an Czaykovskys oder Possards Broschüre Schuld, während weder Ihr Artikel dieß besagt noch sonst ein Grund zu dieser Annahme vorhanden ist. 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Wuk seyn, wenn ihm Cato's Ruhm beschieden wäre: „Victrix causa Diis placuit, sed victa Catoni.“ – Doch von all' diesem ist nichts wahr als der Zweck des Verleumders, durch diesen coup d'âne sich bei den politischen Gegnern des abgedankten Fürsten und den litterarischen Neidern Wuks, was man sagt, ein Bild einzulegen, und zum Lohne etwa in der ersten Betäubung des Weihrauchs eine Zöllnerstelle zu erschnappen. – Dositheus Obradowitsch (nicht Obrenowitsch) verließ allerdings mit dem Kloster auch das übliche Klosterslavisch; aber sein Serbisch war noch unrein und empirisch, seine Orthographie null; er interessirte mehr durch seinen – wenn auch natürlichen, doch in der griechischen Kirche noch seltenen – Deismus als durch seinen Styl, oder seine Sprache. Wenn Muschitzky die fünf neuen Buchstaben erfand, wie kommt es, daß er sie selbst nicht gebraucht? Diese Orthographie ist übrigens noch nicht allgemein angenommen, und wir hätten eher erwartet, daß der Verleumder sie Hrn. Wuk zum Verbrechen als zum Verdienst anrechnen würde. Genug, Wuk hat sie zuerst gebraucht und hat dafür gelitten; darum gebührt ihm billig auch der Ruhm dafür, so weit er bis jetzt (nach dem Einsender selbst) reicht. Daß Hr. Hadschitsch von den vier Bänden der von Wuk gesammelten und herausgegebenen Hunderten von Liedern zwei metrisch ins Deutsche übersetzt hat, was soll dieß gegen Wuk beweisen? Wuks Sammlung ist ja serbisch, nicht deutsch. Wenn Hr. Wuk dieß Geschenk des Hrn. Hadschitsch nicht weiter verschenkt hat, so hat er für seine serbische Sammlung ja doch keinen Gebrauch davon machen können! Hrn. Tirols serbische Grammatik ist aus Wuks Serbisch übersetzt, und der Uebersetzer selbst hat in den serbischen Jahrbüchern erklärt, daß er dem serbischen Verfasser mit der Uebersetzung ein freundschaftliches Geschenk gemacht habe (diese Uebersetzung hat Hr. Wuk weiter an Hrn. Jakob Grimm verschenkt, und dieser sie nach nöthiger Umarbeitung mit einer wichtigen Vorrede und Prof. Vaters Abhandlung etc. herausgegeben), so wie Hr. Wuk in der Vorrede zum Lexikon Kopitars Mitarbeit selbst meldet. Wenn nun Männer wie Muschitzky, Hadschitsch, Tirol, Kopitar, Grimm, Ranke etc. Hrn. Wuks Wirksamkeit ihrer eifrigen Förderung würdig finden, so sollte der Verleumder sich dieß vielmehr zur Warnung dienen lassen, seinen coup d'âne nicht an ihn zu wagen! Oder glaubt er, daß ein Ranke einen gemeinen ideen- und grundsatzlosen Serben, wie etwa der Einsender ist, wochenlang über Serbica hören, excerpiren und Ehre und Gewinn seines dadurch entstandenen Buches mit ihm theilen würde? Gerade durch diesen Bund Ranke's mit Wuk ist sein Buch das beste und gründlichste geworden, was man bis jetzt über Serbien hat! Schade daß Hrn. Ranke nicht auch ein griechischer Wuk in den Wurf gekommen; so hätten wir dann auch eine ähnliche griechische Revolution von ihm. Czaykovsky und Possard gehen Hrn. Wuk eben so wenig an, als des Verleumders „Braunschweiger Wukianer.“ Daß aber auch die jetzigen Machthaber Serbiens Hrn. Wuk gerechter zu würdigen wissen, dafür zeugt die Beibelassung der ihm unter Milosch angewiesenen Pension. Lächerlich ist endlich die Verleumdung, als ob Wuk der serbischen National-Casse 500 ihm zur Anschaffung einer Buchdruckerei anvertraute Thaler noch schuldig wäre. Konnte ihm diese Summe denn nicht bei der Pension längst compensirt oder an seiner Besoldung abgezogen werden, als er noch im serbischen Staatsdienste ansehnliche Aemter bekleidete, wenn dem so wäre? und kann man eine Buchdruckerei mit 500 Thalern von Grund aus neu errichten? – So wenig die obgenannten Männer den Verleumder bevollmächtigt haben können, ihre freiwilligen Gaben von Wuk zurückzufordern, eben so wenig kann dieß der Fall von Seite der serbischen National-Casse seyn. – Sie sehen daraus, wie unwürdig der Verleumder Ihres Zutrauens war. Vade in pace et noli peccare amplius. [2219-20] Neufchateler Asphalt. Die Neufchateler Gesellschaft sieht sich veranlaßt, das geehrte Publicum, hinsichtlich ihrer Asphalterzeugnisse, auf Folgendes aufmerksam zu machen. Die Asphaltgrube aus dem Val de Travers im Kanton Neufchatel ist, nebst der von Seyssel, die bis jetzt einzig bekannte, welche den Bitumen haltenden Kalkstein liefert, woraus sich unzerstörbarer Mastix gewinnen läßt. Andere Gruben liefern nach den bisherigen Erfahrungen nur untergeordnete Qualitäten, welche in Beziehung auf die damit ausgeführten Arbeiten bei weitem kein befriedigendes Resultat erzielen lassen. Die Eigenschaften des künstlichen Asphalts, welcher hie und da bereitet wird, näher auseinanderzusetzen, erscheint vollkommen überflüssig, da das geehrte Publicum darüber genügend belehrt seyn wird, daß jenes Product höchst vergängliche, unvollkommene Machwerke liefert und trotz seines anscheinend wohlfeilen Preises, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, weit theurer zu stehen kommt als der ächte natürliche Asphalt. Indem nun die Neufchateler Gesellschaft ihren sich als vorzüglich bewährten Asphalt zu geneigter Abnahme bestens empfiehlt, bemerkt sie zugleich, daß man sich deßhalb für Augsburg und die Umgegend an das Handlungshaus Christoph Wilhelm Wagenseil in Augsburg wenden wolle, wo sich von diesem Producte stets ein ansehnliches Depot befindet, und welches zugleich über auszuführende Arbeiten jede erforderliche Auskunft zu geben bereit ist.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 165. Augsburg, 13. Juni 1840, S. 1318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_165_18400613/14>, abgerufen am 28.04.2024.