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August <Braunschweig-Lüneburg, Herzog, 1579-1666>: Von Gottes Gnaden/ Wir Augustus/ Herzog zu BrunsWig. [Wolfenbüttel], 1650.

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VOn GOttes Gnaden/ Wir Augustus/ Herzog zu
Bruns Wig/ und Lunä Burg/ Geben allen und Jeden unseren Prälaten/ Grafen/ Freihern/ de-

nen von der Ritterschaft/ Grosvögten/ Gerichts-Herrn/ Ober- und Amtleuten/ Befälichhabern/ Vögten/ Gogrefen/ Schuld-
heissen/ auch Richtern/ Bürgermeistern und Räthen in Stäten/ und in gemein allen und jeden Unsern Untertanen und Verwanten
nächst Entbitung Unserer Gnade himit zu wissen. Ob wol nicht allein in des Heil. Röm. Reichs Abscheiden/ sondern auch in
unterschidlichen von Weiland Unsren Vorfahren an Unser Landes-Fürstl. Regirung Hochlöblichen Christmilden Gedächtnis/
publicirten constitutionen aus wichtigen hochbewegenden Ursachen/ deutlich enthalten daß das unnütze böse Gesindlein/ welche
man Zigeuner oder ins gemein Tartern nennet/ so wol in dem ganzen Heil. Röm. Reich Teutscher Nation als auch in disen Unseren Fürstentumen/
Graf-Herrschaften/ und Landen nicht geduldet noch gelitten/ sondern weggewisen/ abgeschaffet/ und jnen kein Durchzug noch unters leif verstattet werden solle.

So erfahren Wir dennoch mit sonderbarer Befremdung/ und ungnädigen Misfällen das unter andern Ungelegenheiten/ so der leidige Krig nach sich
gezogen/ auch dieses böses/ und verräterisches Gesindlein/ unter dem vorwandt einiger Kriges Dinste auch in Unseren Fürstentum/ Graf- Herschaften/
und Landen sich wider finden lässen wollen/ wodurch Unseren Untertanen vilerlei Beswerungen/ überlast/ allerhand dibische Entwendunge und mannigerlei
Betrug zu gefüget/ dy Zigeuner aber unter sich selbst in allerhand Sünden und Schanden/ wider das göttliche/ und natürliche Recht/ öffendlich leben/ einer
den andern ungescheuet ermorden/ Zauberei/ Unzucht/ Blutschande/ Ehebruch/ und Todtslag/ für keine Sünde halten/ sondern jnen ein eigenes unnatürliches
Recht einbilden/ und dabey unter keiner Obrigkeit zwang und Jurisdiction seyn/ sondern inen einen eigenen statum zueigenen wollen/ durch welches alles den
GOtt im Himmel hochbeleidiget/ und das Land durch Blutschulde und andere zu GOtt in dem Himmel schreyende Laster verunreiniget wird: Dero
verräterischen bösen Hendel für dismahl nicht zugedenkken/ welche dy Röm: Käyserl: Majest: auch Chur-Fürsten und Stände des Reichs/ zu verbann-
und Austilgung dises gottlosen Gesindleins bewogen. Wenn Wir aber solchem Unwesen in Unsren Fürstentum und Landen/ zu zusehen/ ganz nicht/ son-
dern vilmehr so vil an Uns/ über obberürte des Heil. Röm. Reichs gesezze und Ordnung/ wie auch über Unserer in Gottruhenden Vorfaren constitutiones zu
halten/ gemeint/ dero Behuf auch gemelte Zigeuner unlängst durch ein öffenes an alle Unsere Beamten und Geriches-Herrn ausgelassenes Befehl aus Un-
seren Landen ausgeboten.

Als befälen/ ordnen/ und constituiren Wir himit ernstlich/ das hinfüro in Unseren Fürstentumen/ Graff-Herschafften/ und Landen/ vorgemelte Zigeu-
ner oder Tartarn nicht sollen geduldet/ inen kein Durchzug oder Nacht Lager verstattet/ noch sy auf einige Weise darin gelitten oder sonst ihnen Unters leif ge-
gönnet werden/ sondern es sollen dy Unsrige sambt und sonders/ niemand ausbescheiden/ bei Vermeidung Unserer swären Strafe und höchsten ungnade/ be-
fäliget seyn/ dafern dergleichen Zigeuner oder Tartern sich in Unsren Landen betreten lassen solten/ das alsdenn ein jeder seines Ortes sich derselben bemächti-
gen/ und wen ein Gerichte etwan dazu nicht Sterkke oder Mittel gnug hette/ als denn das andere um Hülf/ und Beistand durch den Glokkenslag oder andere
Mittel anruffen/ (welches ihm auch darauf bei Vermeidung swärer Strafe beizustehen/ schuldig seyn soll) solches Gesindlein zu wolverwarlicher Haft nämen/
und solches Uns zu ernstlicher Bestrafung desselbigen/ ohne Verzug zu wissen tun soll. Wir wollen auch hidurch dy märgemelte in des Heil. Reichs Policei
Ordnung wider dy Zigeuner gemachte Verordnung/ worinn sy für Vogel-frei/ wie man es ins gemein nennet/ geächtet werden/ nicht aufgehoben haben/ son-
dern erklären Uns dahin/ daß wenn jemands/ gegen gemelte Zigeuner in Unsren Landen mit der That handlen oder fürnämen würde/ derselbe daran nicht gefre-
velt noch Unrecht gethan haben solle/ Solten auch etwa dy hirzu/ so wol von Uns/ und Unseren Beamten und andern Gerichten bestalte Dinere oder auch
Unsere Beamte/ und dy Gerichts-Herrn selbst sich hirin seumig/ und verdächtig bezeigen oder mit solchem Gesindlein durch die Finger sehen/ auf solchen Fall
wollen Wir dy von Unseren Vorfahren verordnete Strafe himit widerholet haben/ das nemlich/ ein jeder Ober-Herr dy seumige Diner mit Geld/ oder Ge-
fängnüs/ nach gestalten Sachen belägen/ dy Beamten/ und Gerichts- Herrn aber/ so sich desfals selbst strafbar machen/ zu Anordnung gebürlicher Be-
strafung/ bei Uns angemeldet werden sollen. Daran geschicht Unser ernstlicher Wille und Meinung/ und Wir sind den Gehorsam gegen jedwedern
mit Gnaden zu erkennen/ den Ungehorsam aber mit Ernst zu bestrafen/ gemeint. Uhrkündlich haben Wir dises eigenhändlich unterscriben/ und mit Unserem
Fürstl. Kanzlei Secret unterdrukken lassen. So geschehen in unser Vestung und Residenz Wulfenbüttel/ den 20. Julij/ des 1650. Jares.

VOn GOttes Gnaden/ Wir Augustus/ Herzog zu
Bruns Wig/ und Lunaͤ Burg/ Geben allen und Jeden unſeren Praͤlaten/ Grafen/ Freihern/ de-

nen von der Ritterſchaft/ Grosvoͤgten/ Gerichts-Herrn/ Ober- und Amtleuten/ Befaͤlichhabern/ Voͤgten/ Gogrefen/ Schuld-
heisſen/ auch Richtern/ Buͤrgermeistern und Raͤthen in Staͤten/ und in gemein allen und jeden Unſern Untertanen und Verwanten
naͤchst Entbitung Unſerer Gnade himit zu wisſen. Ob wol nicht allein in des Heil. Roͤm. Reichs Abſcheiden/ ſondern auch in
unterſchidlichen von Weiland Unsren Vorfahren an Unſer Landes-Fuͤrstl. Regirung Hochloͤblichen Christmilden Gedaͤchtnis/
publicirten conſtitutionen aus wichtigen hochbewegenden Urſachen/ deutlich enthalten daß das unnuͤtze boͤſe Geſindlein/ welche
man Zigeuner oder ins gemein Tartern nennet/ ſo wol in dem ganzen Heil. Roͤm. Reich Teutscher Nation als auch in diſen Unſeren Fuͤrstentumen/
Graf-Herrſchaften/ und Landen nicht geduldet noch gelitten/ ſondern weggewiſen/ abgeſchaffet/ und jnen kein Durchzug noch unterſ leif verſtattet werden ſolle.

So erfahren Wir dennoch mit ſonderbarer Befremdung/ und ungnaͤdigen Misfaͤllen das unter andern Ungelegenheiten/ ſo der leidige Krig nach ſich
gezogen/ auch dieſes boͤſes/ und verraͤterisches Geſindlein/ unter dem vorwandt einiger Kriges Dinste auch in Unſeren Fuͤrstentum/ Graf- Herſchaften/
und Landen ſich wider finden laͤsſen wollen/ wodurch Unſeren Untertanen vilerlei Beſwerungen/ uͤberlast/ allerhand dibische Entwendunge und mannigerlei
Betrug zu gefuͤget/ dy Zigeuner aber unter ſich ſelbst in allerhand Suͤnden und Schanden/ wider das goͤttliche/ und natuͤrliche Recht/ oͤffendlich leben/ einer
den andern ungeſcheuet ermorden/ Zauberei/ Unzucht/ Blutſchande/ Ehebruch/ und Todtſlag/ fuͤr keine Suͤnde halten/ ſondern jnen ein eigenes unnatuͤrliches
Recht einbilden/ und dabey unter keiner Obrigkeit zwang und Jurisdiction ſeyn/ ſondern inen einen eigenen ſtatum zueigenen wollen/ durch welches alles den
GOtt im Himmel hochbeleidiget/ und das Land durch Blutſchulde und andere zu GOtt in dem Himmel ſchreyende Laster verunreiniget wird: Dero
verraͤterischen boͤſen Hendel fuͤr dismahl nicht zugedenkken/ welche dy Roͤm: Kaͤyſerl: Majest: auch Chur-Fuͤrsten und Staͤnde des Reichs/ zu verbann-
und Austilgung diſes gottloſen Geſindleins bewogen. Wenn Wir aber ſolchem Unweſen in Unsren Fuͤrstentum und Landen/ zu zuſehen/ ganz nicht/ ſon-
dern vilmehr ſo vil an Uns/ uͤber obberuͤrte des Heil. Roͤm. Reichs geſezze und Ordnung/ wie auch uͤber Unſerer in Gottruhenden Vorfaren conſtitutiones zu
halten/ gemeint/ dero Behuf auch gemelte Zigeuner unlaͤngst durch ein oͤffenes an alle Unſere Beamten und Geriches-Herrn ausgelasſenes Befehl aus Un-
ſeren Landen ausgeboten.

Als befaͤlen/ ordnen/ und conſtituiren Wir himit ernstlich/ das hinfuͤro in Unſeren Fuͤrstentumen/ Graff-Herſchafften/ und Landen/ vorgemelte Zigeu-
ner oder Tartarn nicht ſollen geduldet/ inen kein Durchzug oder Nacht Lager verſtattet/ noch ſy auf einige Weiſe darin gelitten oder ſonst ihnen Unterſ leif ge-
goͤnnet werden/ ſondern es ſollen dy Unsrige ſambt und ſonders/ niemand ausbeſcheiden/ bei Vermeidung Unſerer ſwaͤren Strafe und hoͤchsten ungnade/ be-
faͤliget ſeyn/ dafern dergleichen Zigeuner oder Tartern ſich in Unsren Landen betreten lasſen ſolten/ das alsdeñ ein jeder ſeines Ortes ſich derſelben bemaͤchti-
gen/ und wen ein Gerichte etwan dazu nicht Sterkke oder Mittel gnug hette/ als deñ das andere um Huͤlf/ und Beiſtand durch den Glokkenſlag oder andere
Mittel anruffen/ (welches ihm auch darauf bei Vermeidung ſwaͤrer Strafe beizuſtehen/ ſchuldig ſeyn ſoll) ſolches Geſindlein zu wolverwarlicher Haft naͤmen/
und ſolches Uns zu ernstlicher Beſtrafung desſelbigen/ ohne Verzug zu wisſen tun ſoll. Wir wollen auch hidurch dy maͤrgemelte in des Heil. Reichs Policei
Ordnung wider dy Zigeuner gemachte Verordnung/ worinn ſy fuͤr Vogel-frei/ wie man es ins gemein nennet/ geaͤchtet werden/ nicht aufgehoben haben/ ſon-
dern erklaͤren Uns dahin/ daß wenn jemands/ gegen gemelte Zigeuner in Unsren Landen mit der That handlen oder fuͤrnaͤmen wuͤrde/ derſelbe daran nicht gefre-
velt noch Unrecht gethan haben ſolle/ Solten auch etwa dy hirzu/ ſo wol von Uns/ und Unſeren Beamten und andern Gerichten beſtalte Dinere oder auch
Unſere Beamte/ und dy Gerichts-Herrn ſelbst ſich hirin ſeumig/ und verdaͤchtig bezeigen oder mit ſolchem Geſindlein durch die Finger ſehen/ auf ſolchen Fall
wollen Wir dy von Unſeren Vorfahren verordnete Strafe himit widerholet haben/ das nemlich/ ein jeder Ober-Herr dy ſeumige Diner mit Geld/ oder Ge-
faͤngnuͤs/ nach geſtalten Sachen belaͤgen/ dy Beamten/ und Gerichts- Herrn aber/ ſo ſich desfals ſelbst ſtrafbar machen/ zu Anordnung gebuͤrlicher Be-
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So erfahren Wir dennoch mit ſonderbarer Befremdung/ und ungnaͤdigen Misfaͤllen das unter andern Ungelegenheiten/ ſo der leidige Krig nach ſich gezogen/ auch dieſes boͤſes/ und verraͤterisches Geſindlein/ unter dem vorwandt einiger Kriges Dinste auch in Unſeren Fuͤrstentum/ Graf- Herſchaften/ und Landen ſich wider finden laͤsſen wollen/ wodurch Unſeren Untertanen vilerlei Beſwerungen/ uͤberlast/ allerhand dibische Entwendunge und mannigerlei Betrug zu gefuͤget/ dy Zigeuner aber unter ſich ſelbst in allerhand Suͤnden und Schanden/ wider das goͤttliche/ und natuͤrliche Recht/ oͤffendlich leben/ einer den andern ungeſcheuet ermorden/ Zauberei/ Unzucht/ Blutſchande/ Ehebruch/ und Todtſlag/ fuͤr keine Suͤnde halten/ ſondern jnen ein eigenes unnatuͤrliches Recht einbilden/ und dabey unter keiner Obrigkeit zwang und Jurisdiction ſeyn/ ſondern inen einen eigenen ſtatum zueigenen wollen/ durch welches alles den GOtt im Himmel hochbeleidiget/ und das Land durch Blutſchulde und andere zu GOtt in dem Himmel ſchreyende Laster verunreiniget wird: Dero verraͤterischen boͤſen Hendel fuͤr dismahl nicht zugedenkken/ welche dy Roͤm: Kaͤyſerl: Majest: auch Chur-Fuͤrsten und Staͤnde des Reichs/ zu verbann- und Austilgung diſes gottloſen Geſindleins bewogen. 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Wir wollen auch hidurch dy maͤrgemelte in des Heil. Reichs Policei Ordnung wider dy Zigeuner gemachte Verordnung/ worinn ſy fuͤr Vogel-frei/ wie man es ins gemein nennet/ geaͤchtet werden/ nicht aufgehoben haben/ ſon- dern erklaͤren Uns dahin/ daß wenn jemands/ gegen gemelte Zigeuner in Unsren Landen mit der That handlen oder fuͤrnaͤmen wuͤrde/ derſelbe daran nicht gefre- velt noch Unrecht gethan haben ſolle/ Solten auch etwa dy hirzu/ ſo wol von Uns/ und Unſeren Beamten und andern Gerichten beſtalte Dinere oder auch Unſere Beamte/ und dy Gerichts-Herrn ſelbst ſich hirin ſeumig/ und verdaͤchtig bezeigen oder mit ſolchem Geſindlein durch die Finger ſehen/ auf ſolchen Fall wollen Wir dy von Unſeren Vorfahren verordnete Strafe himit widerholet haben/ das nemlich/ ein jeder Ober-Herr dy ſeumige Diner mit Geld/ oder Ge- faͤngnuͤs/ nach geſtalten Sachen belaͤgen/ dy Beamten/ und Gerichts- Herrn aber/ ſo ſich desfals ſelbst ſtrafbar machen/ zu Anordnung gebuͤrlicher Be- ſtrafung/ bei Uns angemeldet werden ſollen. 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Zitationshilfe: August <Braunschweig-Lüneburg, Herzog, 1579-1666>: Von Gottes Gnaden/ Wir Augustus/ Herzog zu BrunsWig. [Wolfenbüttel], 1650, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/august_gesindlein_1650/1>, abgerufen am 28.03.2024.