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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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den, weshalb oft mitten in den Zeilen beträchtliche Lücken entstehen,
welche unangenehm ins Auge fallen und Lesen und Verständniß
nicht selten erschweren. Doch bietet hier die dem Jüdischdeutschen
eigenthümliche Trennung componirter deutscher Wörter, welche im
Deutschen dicht zusammengedruckt werden, einige Aushülfe, z. B.:
anfangen, [fremdsprachliches Material]; einmal, [fremdsprachliches Material]; Danksagung, [fremdsprachliches Material]. Jn
der Currentschrift sind die Züge viel freier, weshalb das Ende
einer Zeile geschickt mit Verlängerung des letzten Buchstaben aus-
gefüllt werden kann. Bei allen diesen Beschränkungen findet man
in den ältern deutschrabbinischen Drucken ebenso seltsame Druck-
spielereien, Säulen-, Pyramiden-, Eier-, Becher- und andere
Formen, wie man solche auch in deutschen Drucken, namentlich des
16. und 17. Jahrhunderts, häufig trifft und von denen Schottelius,
a. a. O., S. 951 fg., und Tabourot, "Bigarrures", I, 134, Bei-
spiele geben. Vielfach schließt die Vorrede oder auch das letzte
Kapitel eines Buchs in Form einer auf die Spitze gestellten und
mit [fremdsprachliches Material] endenden Pyramide, wie im Keter malchut (1674) und
Lef tof (1734). Spielereien der allerseltsamsten Art sind in Schudt's
"Jüdischen Merkwürdigkeiten" zahlreich gesammelt.



Siebenundsechzigstes Kapitel.
f) Die Abbreviaturen.

Schon auf hebräischen Münzen finden sich zur Bezeichnung
der Kürzung einzelner Wörter Buchstaben mit einem oben links
angebrachten kurzen Strich, z. B. [fremdsprachliches Material] für [fremdsprachliches Material], Jahr. Auch in
ältern Handschriften kommen solche Abbreviaturen vor. Diese wur-
den von den jüdischen Gelehrten in solcher Menge und Fülle ein-
geführt, daß das Verständniß der Abbreviaturen, [fremdsprachliches Material], rosche

den die dazu geeigneten Buchstaben [fremdsprachliches Material] in der graphischen Darstellung ge-
dehnt, weshalb sie auch dilatabiles genannt werden. So findet man besonders
das [fremdsprachliches Material] oft in durchaus unschöner Ausdehnung, wie überhaupt die gedehnte Schrei-
bung unschön ist, z. B. [fremdsprachliches Material].

den, weshalb oft mitten in den Zeilen beträchtliche Lücken entſtehen,
welche unangenehm ins Auge fallen und Leſen und Verſtändniß
nicht ſelten erſchweren. Doch bietet hier die dem Jüdiſchdeutſchen
eigenthümliche Trennung componirter deutſcher Wörter, welche im
Deutſchen dicht zuſammengedruckt werden, einige Aushülfe, z. B.:
anfangen, [fremdsprachliches Material]; einmal, [fremdsprachliches Material]; Dankſagung, [fremdsprachliches Material]. Jn
der Currentſchrift ſind die Züge viel freier, weshalb das Ende
einer Zeile geſchickt mit Verlängerung des letzten Buchſtaben aus-
gefüllt werden kann. Bei allen dieſen Beſchränkungen findet man
in den ältern deutſchrabbiniſchen Drucken ebenſo ſeltſame Druck-
ſpielereien, Säulen-, Pyramiden-, Eier-, Becher- und andere
Formen, wie man ſolche auch in deutſchen Drucken, namentlich des
16. und 17. Jahrhunderts, häufig trifft und von denen Schottelius,
a. a. O., S. 951 fg., und Tabourot, „Bigarrures“, I, 134, Bei-
ſpiele geben. Vielfach ſchließt die Vorrede oder auch das letzte
Kapitel eines Buchs in Form einer auf die Spitze geſtellten und
mit [fremdsprachliches Material] endenden Pyramide, wie im Keter malchut (1674) und
Lef tof (1734). Spielereien der allerſeltſamſten Art ſind in Schudt’s
„Jüdiſchen Merkwürdigkeiten“ zahlreich geſammelt.



Siebenundſechzigſtes Kapitel.
f) Die Abbreviaturen.

Schon auf hebräiſchen Münzen finden ſich zur Bezeichnung
der Kürzung einzelner Wörter Buchſtaben mit einem oben links
angebrachten kurzen Strich, z. B. [fremdsprachliches Material] für [fremdsprachliches Material], Jahr. Auch in
ältern Handſchriften kommen ſolche Abbreviaturen vor. Dieſe wur-
den von den jüdiſchen Gelehrten in ſolcher Menge und Fülle ein-
geführt, daß das Verſtändniß der Abbreviaturen, [fremdsprachliches Material], rosche

den die dazu geeigneten Buchſtaben [fremdsprachliches Material] in der graphiſchen Darſtellung ge-
dehnt, weshalb ſie auch dilatabiles genannt werden. So findet man beſonders
das [fremdsprachliches Material] oft in durchaus unſchöner Ausdehnung, wie überhaupt die gedehnte Schrei-
bung unſchön iſt, z. B. [fremdsprachliches Material].
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[325/0359] den, weshalb oft mitten in den Zeilen beträchtliche Lücken entſtehen, welche unangenehm ins Auge fallen und Leſen und Verſtändniß nicht ſelten erſchweren. Doch bietet hier die dem Jüdiſchdeutſchen eigenthümliche Trennung componirter deutſcher Wörter, welche im Deutſchen dicht zuſammengedruckt werden, einige Aushülfe, z. B.: anfangen, _ ; einmal, _ ; Dankſagung, _ . Jn der Currentſchrift ſind die Züge viel freier, weshalb das Ende einer Zeile geſchickt mit Verlängerung des letzten Buchſtaben aus- gefüllt werden kann. Bei allen dieſen Beſchränkungen findet man in den ältern deutſchrabbiniſchen Drucken ebenſo ſeltſame Druck- ſpielereien, Säulen-, Pyramiden-, Eier-, Becher- und andere Formen, wie man ſolche auch in deutſchen Drucken, namentlich des 16. und 17. Jahrhunderts, häufig trifft und von denen Schottelius, a. a. O., S. 951 fg., und Tabourot, „Bigarrures“, I, 134, Bei- ſpiele geben. Vielfach ſchließt die Vorrede oder auch das letzte Kapitel eines Buchs in Form einer auf die Spitze geſtellten und mit _ endenden Pyramide, wie im Keter malchut (1674) und Lef tof (1734). Spielereien der allerſeltſamſten Art ſind in Schudt’s „Jüdiſchen Merkwürdigkeiten“ zahlreich geſammelt. Siebenundſechzigſtes Kapitel. f) Die Abbreviaturen. Schon auf hebräiſchen Münzen finden ſich zur Bezeichnung der Kürzung einzelner Wörter Buchſtaben mit einem oben links angebrachten kurzen Strich, z. B. _ für _ , Jahr. Auch in ältern Handſchriften kommen ſolche Abbreviaturen vor. Dieſe wur- den von den jüdiſchen Gelehrten in ſolcher Menge und Fülle ein- geführt, daß das Verſtändniß der Abbreviaturen, _ , rosche 1) 1) den die dazu geeigneten Buchſtaben _ in der graphiſchen Darſtellung ge- dehnt, weshalb ſie auch dilatabiles genannt werden. So findet man beſonders das _ oft in durchaus unſchöner Ausdehnung, wie überhaupt die gedehnte Schrei- bung unſchön iſt, z. B. _ .

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/359>, abgerufen am 16.05.2024.