Wenn in der Grundstimme eine Note mit dem Sextenaccord um eine Stufe in die Höhe tritt, wobey diese letz- tere Note @ über sich hat: so nimmt man am sichersten die Octave zur Sexte, wenn es seyn kann. Diese Fortschreitung der Stimmen ist die beste (a). Bey der doppelten Terz geht in einer von den dreyen Stimmen ein Sprung vor (b). Mit so vielem Recht ein Componist zuweilen aus guten Ursachen in den Mittelstimmen Sprünge anbringt, mit eben so zureichendem Grunde vermeidet sie ein Accompagnist so viel möglich. Die doppelte Sexte kann bey unserm Exempel leicht Anlaß zu Quin- ten geben (c); will man sie vermeiden, so muß man in zwoen Stimmen Sprünge vornehmen (d). Ich sage oben mit Fleiß: Wenn es seyn kann, weil man dann und wann gezwungen wird, entweder die Sexte oder Terz zu verdoppeln. An der Ver- doppelung der Terz kann ein zufälliges Erhöhungszeichen Schuld seyn, welches man nicht verdoppeln darf (e); die Verdoppelung der Sexte können Dissonanzen verursachen, welche gehörig aufgelöset werden müssen, wie wir bey (f) an der Septime und übermäßi- gen Quinte sehen:
[Abbildung]
§. 4.
Wenn bey einer Grundstimme Noten mit vielen Sex- ten nach einander stufenweise herauf und hinunter gehen, und sich durchgehende Noten mit einmischen: so wird dadurch die Nothwendigkeit der Verdoppelung bey der vierstimmigen Beglei- tung nicht aufgehoben;
Z. E.
Vom Sextenaccord.
§. 3.
Wenn in der Grundſtimme eine Note mit dem Sextenaccord um eine Stufe in die Höhe tritt, wobey dieſe letz- tere Note  über ſich hat: ſo nimmt man am ſicherſten die Octave zur Sexte, wenn es ſeyn kann. Dieſe Fortſchreitung der Stimmen iſt die beſte (a). Bey der doppelten Terz geht in einer von den dreyen Stimmen ein Sprung vor (b). Mit ſo vielem Recht ein Componiſt zuweilen aus guten Urſachen in den Mittelſtimmen Sprünge anbringt, mit eben ſo zureichendem Grunde vermeidet ſie ein Accompagniſt ſo viel möglich. Die doppelte Sexte kann bey unſerm Exempel leicht Anlaß zu Quin- ten geben (c); will man ſie vermeiden, ſo muß man in zwoen Stimmen Sprünge vornehmen (d). Ich ſage oben mit Fleiß: Wenn es ſeyn kann, weil man dann und wann gezwungen wird, entweder die Sexte oder Terz zu verdoppeln. An der Ver- doppelung der Terz kann ein zufälliges Erhöhungszeichen Schuld ſeyn, welches man nicht verdoppeln darf (e); die Verdoppelung der Sexte können Diſſonanzen verurſachen, welche gehörig aufgelöſet werden müſſen, wie wir bey (f) an der Septime und übermäßi- gen Quinte ſehen:
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§. 4.
Wenn bey einer Grundſtimme Noten mit vielen Sex- ten nach einander ſtufenweiſe herauf und hinunter gehen, und ſich durchgehende Noten mit einmiſchen: ſo wird dadurch die Nothwendigkeit der Verdoppelung bey der vierſtimmigen Beglei- tung nicht aufgehoben;
Z. E.
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Vom Sextenaccord.
§. 3. Wenn in der Grundſtimme eine Note mit dem
Sextenaccord um eine Stufe in die Höhe tritt, wobey dieſe letz-
tere Note  über ſich hat: ſo nimmt man am ſicherſten die
Octave zur Sexte, wenn es ſeyn kann. Dieſe Fortſchreitung
der Stimmen iſt die beſte (a). Bey der doppelten Terz geht in
einer von den dreyen Stimmen ein Sprung vor (b). Mit ſo
vielem Recht ein Componiſt zuweilen aus guten Urſachen in den
Mittelſtimmen Sprünge anbringt, mit eben ſo zureichendem
Grunde vermeidet ſie ein Accompagniſt ſo viel möglich. Die
doppelte Sexte kann bey unſerm Exempel leicht Anlaß zu Quin-
ten geben (c); will man ſie vermeiden, ſo muß man in zwoen
Stimmen Sprünge vornehmen (d). Ich ſage oben mit Fleiß:
Wenn es ſeyn kann, weil man dann und wann gezwungen
wird, entweder die Sexte oder Terz zu verdoppeln. An der Ver-
doppelung der Terz kann ein zufälliges Erhöhungszeichen Schuld ſeyn,
welches man nicht verdoppeln darf (e); die Verdoppelung der
Sexte können Diſſonanzen verurſachen, welche gehörig aufgelöſet
werden müſſen, wie wir bey (f) an der Septime und übermäßi-
gen Quinte ſehen:
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§. 4. Wenn bey einer Grundſtimme Noten mit vielen Sex-
ten nach einander ſtufenweiſe herauf und hinunter gehen, und
ſich durchgehende Noten mit einmiſchen: ſo wird dadurch die
Nothwendigkeit der Verdoppelung bey der vierſtimmigen Beglei-
tung nicht aufgehoben;
Z. E.
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/65>, abgerufen am 26.04.2024.
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