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Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742.

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habe dieselbe auch nicht so wohl zum Gebrauch im
Kriege, und zu einem feindlichen Uberfall, vorge-
schlagen, als das Leben der armen See-Leute auf
den Fall eines Schiffbruchs zu retten.

So wie ich mit denjenigen Mitleiden habe, die
im Kriege umkommen, so jammert es mich auch un-
gemein, wenn ich durch die Gazetten vernehme,
daß Leute zur See geblieben. Und eben diesen Tag,
da ich dieses Werk abschreibe, um es drucken zu
lassen, geschicht in der Utrechter-Gazette N. XCII.
einer Englischen Brigantine, welche um 11. Uhr un-
weit Rotterdam gestrandet, Erwehnung, und
zwar mit den Umständen, daß die Equipage ver-
schiedene Noth-Schüsse gethan, lange erbärmlich
geschrien, und in diesem Zustande bis um 4. Uhr
Nach-Mittags geblieben, ohne daß es wegen des
Ungewitters und der Sturm-Winde möglich ge-
wesen, ihr zu helfen. Zuletzt berichtet der Zei-
tungs-Verfasser, daß gedachte Brigantine zer-
scheitert, und von den 13. Personen nur ein einziger
Bots-Mann das Leben davon gebracht, als wel-
cher sich mit schwimmen gerettet, gleichwohl aber
halb todt zu Lande gekommen.

Jch wollte keine grössere Belohnung für meine
Erfindung verlangen, als das Geld, welches auf
dieser einzigen Brigantine verhanden gewesen, und
vermittelst meines Kürasses, samt den ertrunkenen
Menschen, hätte gerettet werden können. Gleich-
wie man nun nicht allein Waaren, sondern auch
das Leben der See-Leute, assecuriren läst, in-
dem man ihren Wittwen, falls sie umkommen sol-

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habe dieſelbe auch nicht ſo wohl zum Gebrauch im
Kriege, und zu einem feindlichen Uberfall, vorge-
ſchlagen, als das Leben der armen See-Leute auf
den Fall eines Schiffbruchs zu retten.

So wie ich mit denjenigen Mitleiden habe, die
im Kriege umkommen, ſo jammert es mich auch un-
gemein, wenn ich durch die Gazetten vernehme,
daß Leute zur See geblieben. Und eben dieſen Tag,
da ich dieſes Werk abſchreibe, um es drucken zu
laſſen, geſchicht in der Utrechter-Gazette N. XCII.
einer Engliſchen Brigantine, welche um 11. Uhr un-
weit Rotterdam geſtrandet, Erwehnung, und
zwar mit den Umſtaͤnden, daß die Equipage ver-
ſchiedene Noth-Schuͤſſe gethan, lange erbaͤrmlich
geſchrien, und in dieſem Zuſtande bis um 4. Uhr
Nach-Mittags geblieben, ohne daß es wegen des
Ungewitters und der Sturm-Winde moͤglich ge-
weſen, ihr zu helfen. Zuletzt berichtet der Zei-
tungs-Verfaſſer, daß gedachte Brigantine zer-
ſcheitert, und von den 13. Perſonen nur ein einziger
Bots-Mann das Leben davon gebracht, als wel-
cher ſich mit ſchwimmen gerettet, gleichwohl aber
halb todt zu Lande gekommen.

Jch wollte keine groͤſſere Belohnung fuͤr meine
Erfindung verlangen, als das Geld, welches auf
dieſer einzigen Brigantine verhanden geweſen, und
vermittelſt meines Kuͤraſſes, ſamt den ertrunkenen
Menſchen, haͤtte gerettet werden koͤnnen. Gleich-
wie man nun nicht allein Waaren, ſondern auch
das Leben der See-Leute, aſſecuriren laͤſt, in-
dem man ihren Wittwen, falls ſie umkommen ſol-

ten,
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[49[47]/0053] habe dieſelbe auch nicht ſo wohl zum Gebrauch im Kriege, und zu einem feindlichen Uberfall, vorge- ſchlagen, als das Leben der armen See-Leute auf den Fall eines Schiffbruchs zu retten. So wie ich mit denjenigen Mitleiden habe, die im Kriege umkommen, ſo jammert es mich auch un- gemein, wenn ich durch die Gazetten vernehme, daß Leute zur See geblieben. Und eben dieſen Tag, da ich dieſes Werk abſchreibe, um es drucken zu laſſen, geſchicht in der Utrechter-Gazette N. XCII. einer Engliſchen Brigantine, welche um 11. Uhr un- weit Rotterdam geſtrandet, Erwehnung, und zwar mit den Umſtaͤnden, daß die Equipage ver- ſchiedene Noth-Schuͤſſe gethan, lange erbaͤrmlich geſchrien, und in dieſem Zuſtande bis um 4. Uhr Nach-Mittags geblieben, ohne daß es wegen des Ungewitters und der Sturm-Winde moͤglich ge- weſen, ihr zu helfen. Zuletzt berichtet der Zei- tungs-Verfaſſer, daß gedachte Brigantine zer- ſcheitert, und von den 13. Perſonen nur ein einziger Bots-Mann das Leben davon gebracht, als wel- cher ſich mit ſchwimmen gerettet, gleichwohl aber halb todt zu Lande gekommen. Jch wollte keine groͤſſere Belohnung fuͤr meine Erfindung verlangen, als das Geld, welches auf dieſer einzigen Brigantine verhanden geweſen, und vermittelſt meines Kuͤraſſes, ſamt den ertrunkenen Menſchen, haͤtte gerettet werden koͤnnen. Gleich- wie man nun nicht allein Waaren, ſondern auch das Leben der See-Leute, aſſecuriren laͤſt, in- dem man ihren Wittwen, falls ſie umkommen ſol- ten, D

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Zitationshilfe: Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742, S. 49[47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bachstrom_schwimmen_1742/53>, abgerufen am 01.05.2024.