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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837.

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Wir bemerken eine Schwanzkappe (Involucrum caudae), die zu einerSchwanz-
kappe,
Schwanz-
scheide.
Fig. V. q s.
Fig. VI q s u.

Schwanzscheide (Vagina caudae) auf dieselbe Weise sich umgestaltet *). Sehr
bald darauf erfolgt dasselbe an den Seiten, und man kann diese Bildung zur voll-
ständigen Consequenz Seitenkappen und in der Weiterbildung Seitenscheiden nennen.
Nun sind aber auch Kopfkappe, Schwanzkappe und Seitenkappen gar nicht mehrSeitenkap-
pen, Seiten-
scheiden.
Fig. 6' 6"
l f. Fig. 7'
7" l f g.

von einander getrennt, sondern nur Theile einer allgemeinen Senkung der Keimhaut
um den Nabel des Embryo, jener Senkung, welche Wolff das falsche Amnion
genannt hat. Eben aus diesem Grunde habe ich dafür den Namen der Kappe
gewählt **). Die Kopfkappe ist nichts als der zuerst erscheinende Abschnitt
der Kappe. Es ist also wohl zu merken, dass Kopfkappe, Schwanzkappe und
Seitenkappen nur Gegenden und zwar gar nicht abgegrenzte Gegenden der allge-
meinen Kappe sind. Eben so sind Kopfscheide, Schwanzscheide und Seiten-
scheiden, wenn man nur auf das animalische Blatt Rücksicht nimmt, Gegenden
des werdenden Amnions.

Aus der Geschichte vom Entstehen des Amnions geht hervor, dass diesero. Seröse
Blase. Taf.
III. Fig. 4. k k

Sack, anfänglich nach oben, mit dem übrigen Theile des animalischen Blattes der
Keimhaut zusammenhängen muss. Da nämlich das Amnion durch den Schluss einer
kreisförmig verwachsenden Falte vollständig wird und das untere Blatt dieser Falte
in den Sack des Amnions, das obere Blatt aber in den nicht für das Amnion ver-
brauchten Theil des obern Blattes der Keimhaut geht, so muss nach erreichtem
Schlusse, welcher mit einer Vernarbung endet, in dieser Narbe das Amnion an
dem obern oder animalischen Blatte der Keimhaut hängen.

Wir können für den nicht in Embryo und Amnion umgewandelten TheilFig. VII. t u.
Fig. 7" g.

des animalischen Blattes der Keimhaut die Pander'sche Benennung "seröses
Blatt" benutzen, da dieser Theil immer dünn bleibt und keine weitere Umbil-
dung, als seine allmählige Auflösung, die vor der Beendigung des Fötuslebens
erfolgt, erfährt, er auch einen besondern Namen haben muss, weil er, so bald das
Amnion vollendet ist, allmählig im ganzen Umfange bis zum Rande der Gefäss-
schicht der Keimhaut sich von dem vegetativen Blatte trennt und in ihm weit ab-

*) Wolff hat die Verhüllung des Kopfes in allen Stufen der Ausbildung Vagina capitis und die
Verhüllung des Schwanzes involucrum caudac genannt. Meckel nennt sie Kopfscheide und
Schwanzscheide. Obgleich ich die Namen vermehrt habe, glaube ich doch die Darstellung
klarer und einfacher gemacht zu haben.
**) Den Ausdruck Kopfkappe gebraucht schon Pander für Wolff's Vagina capitis. Ich habe
diese Benennung nicht nur beibehalten, sondern auch die ganze Bildung, von der die Kopf-
kappe der Anfang ist, Kappe genannt. Die Benennung falsches Amnion lässt man am be-
sten ganz eingehen, weil Pander sie für etwas Anderes gebraucht, als Wolff, und des Letz-
tern falsches Amnion zu vielfachen Missverständnissen Veranlassung gegeben hat.
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Wir bemerken eine Schwanzkappe (Involucrum caudae), die zu einerSchwanz-
kappe,
Schwanz-
scheide.
Fig. V. q s.
Fig. VI q s u.

Schwanzscheide (Vagina caudae) auf dieselbe Weise sich umgestaltet *). Sehr
bald darauf erfolgt dasselbe an den Seiten, und man kann diese Bildung zur voll-
ständigen Consequenz Seitenkappen und in der Weiterbildung Seitenscheiden nennen.
Nun sind aber auch Kopfkappe, Schwanzkappe und Seitenkappen gar nicht mehrSeitenkap-
pen, Seiten-
scheiden.
Fig. 6′ 6″
l f. Fig. 7′
7″ l f g.

von einander getrennt, sondern nur Theile einer allgemeinen Senkung der Keimhaut
um den Nabel des Embryo, jener Senkung, welche Wolff das falsche Amnion
genannt hat. Eben aus diesem Grunde habe ich dafür den Namen der Kappe
gewählt **). Die Kopfkappe ist nichts als der zuerst erscheinende Abschnitt
der Kappe. Es ist also wohl zu merken, daſs Kopfkappe, Schwanzkappe und
Seitenkappen nur Gegenden und zwar gar nicht abgegrenzte Gegenden der allge-
meinen Kappe sind. Eben so sind Kopfscheide, Schwanzscheide und Seiten-
scheiden, wenn man nur auf das animalische Blatt Rücksicht nimmt, Gegenden
des werdenden Amnions.

Aus der Geschichte vom Entstehen des Amnions geht hervor, daſs diesero. Seröse
Blase. Taf.
III. Fig. 4. k k

Sack, anfänglich nach oben, mit dem übrigen Theile des animalischen Blattes der
Keimhaut zusammenhängen muſs. Da nämlich das Amnion durch den Schluſs einer
kreisförmig verwachsenden Falte vollständig wird und das untere Blatt dieser Falte
in den Sack des Amnions, das obere Blatt aber in den nicht für das Amnion ver-
brauchten Theil des obern Blattes der Keimhaut geht, so muſs nach erreichtem
Schlusse, welcher mit einer Vernarbung endet, in dieser Narbe das Amnion an
dem obern oder animalischen Blatte der Keimhaut hängen.

Wir können für den nicht in Embryo und Amnion umgewandelten TheilFig. VII. t u.
Fig. 7″ g.

des animalischen Blattes der Keimhaut die Pander’sche Benennung „seröses
Blatt” benutzen, da dieser Theil immer dünn bleibt und keine weitere Umbil-
dung, als seine allmählige Auflösung, die vor der Beendigung des Fötuslebens
erfolgt, erfährt, er auch einen besondern Namen haben muſs, weil er, so bald das
Amnion vollendet ist, allmählig im ganzen Umfange bis zum Rande der Gefäſs-
schicht der Keimhaut sich von dem vegetativen Blatte trennt und in ihm weit ab-

*) Wolff hat die Verhüllung des Kopfes in allen Stufen der Ausbildung Vagina capitis und die
Verhüllung des Schwanzes involucrum caudac genannt. Meckel nennt sie Kopfscheide und
Schwanzscheide. Obgleich ich die Namen vermehrt habe, glaube ich doch die Darstellung
klarer und einfacher gemacht zu haben.
**) Den Ausdruck Kopfkappe gebraucht schon Pander für Wolff’s Vagina capitis. Ich habe
diese Benennung nicht nur beibehalten, sondern auch die ganze Bildung, von der die Kopf-
kappe der Anfang ist, Kappe genannt. Die Benennung falsches Amnion läſst man am be-
sten ganz eingehen, weil Pander sie für etwas Anderes gebraucht, als Wolff, und des Letz-
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[51/0061] Wir bemerken eine Schwanzkappe (Involucrum caudae), die zu einer Schwanzscheide (Vagina caudae) auf dieselbe Weise sich umgestaltet *). Sehr bald darauf erfolgt dasselbe an den Seiten, und man kann diese Bildung zur voll- ständigen Consequenz Seitenkappen und in der Weiterbildung Seitenscheiden nennen. Nun sind aber auch Kopfkappe, Schwanzkappe und Seitenkappen gar nicht mehr von einander getrennt, sondern nur Theile einer allgemeinen Senkung der Keimhaut um den Nabel des Embryo, jener Senkung, welche Wolff das falsche Amnion genannt hat. Eben aus diesem Grunde habe ich dafür den Namen der Kappe gewählt **). Die Kopfkappe ist nichts als der zuerst erscheinende Abschnitt der Kappe. Es ist also wohl zu merken, daſs Kopfkappe, Schwanzkappe und Seitenkappen nur Gegenden und zwar gar nicht abgegrenzte Gegenden der allge- meinen Kappe sind. Eben so sind Kopfscheide, Schwanzscheide und Seiten- scheiden, wenn man nur auf das animalische Blatt Rücksicht nimmt, Gegenden des werdenden Amnions. Schwanz- kappe, Schwanz- scheide. Fig. V. q s. Fig. VI q s u. Seitenkap- pen, Seiten- scheiden. Fig. 6′ 6″ l f. Fig. 7′ 7″ l f g. Aus der Geschichte vom Entstehen des Amnions geht hervor, daſs dieser Sack, anfänglich nach oben, mit dem übrigen Theile des animalischen Blattes der Keimhaut zusammenhängen muſs. Da nämlich das Amnion durch den Schluſs einer kreisförmig verwachsenden Falte vollständig wird und das untere Blatt dieser Falte in den Sack des Amnions, das obere Blatt aber in den nicht für das Amnion ver- brauchten Theil des obern Blattes der Keimhaut geht, so muſs nach erreichtem Schlusse, welcher mit einer Vernarbung endet, in dieser Narbe das Amnion an dem obern oder animalischen Blatte der Keimhaut hängen. o. Seröse Blase. Taf. III. Fig. 4. k k Wir können für den nicht in Embryo und Amnion umgewandelten Theil des animalischen Blattes der Keimhaut die Pander’sche Benennung „seröses Blatt” benutzen, da dieser Theil immer dünn bleibt und keine weitere Umbil- dung, als seine allmählige Auflösung, die vor der Beendigung des Fötuslebens erfolgt, erfährt, er auch einen besondern Namen haben muſs, weil er, so bald das Amnion vollendet ist, allmählig im ganzen Umfange bis zum Rande der Gefäſs- schicht der Keimhaut sich von dem vegetativen Blatte trennt und in ihm weit ab- Fig. VII. t u. Fig. 7″ g. *) Wolff hat die Verhüllung des Kopfes in allen Stufen der Ausbildung Vagina capitis und die Verhüllung des Schwanzes involucrum caudac genannt. Meckel nennt sie Kopfscheide und Schwanzscheide. Obgleich ich die Namen vermehrt habe, glaube ich doch die Darstellung klarer und einfacher gemacht zu haben. **) Den Ausdruck Kopfkappe gebraucht schon Pander für Wolff’s Vagina capitis. Ich habe diese Benennung nicht nur beibehalten, sondern auch die ganze Bildung, von der die Kopf- kappe der Anfang ist, Kappe genannt. Die Benennung falsches Amnion läſst man am be- sten ganz eingehen, weil Pander sie für etwas Anderes gebraucht, als Wolff, und des Letz- tern falsches Amnion zu vielfachen Miſsverständnissen Veranlassung gegeben hat. G 2

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/61>, abgerufen am 29.04.2024.