Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
erzehlet würde. Aber er sahe trawrig auß/ vnd kund-
te das Seufftzen auch nicht wol lassen. Als jhm der-
wegen Poliarchus offtmals zusetzte/ vnd letztlich
darneben dräwete/ erzehlete er was er vnterwegs ge-
höret hette; daß Argems dem Radirobanes verspro-
chen were. Diese trawrige Zeittung brachte dem
Poliarchus weder Schmertzen/ noch Zorn/ noch
Schrecken; seine Erregung hierüber war grösser/
als alle die jenigen Anfechtungen/ welche wir mit
Namen nennen können. Wie er nun nicht mehr
trawrig war/ als ob jhme das Glück weiter nicht
schaden köndte/ vnd sich zugleich mit seinen Wider-
sachern zustürtzen gedachte/ kam Arsidas zum Hau-
se hinein/ vnd vberredte den Wirth/ als ob er einem
Wildt nachgesetzt/ vnd wegen Vnwissenheit der
Strassen sich biß dahin verjrret hette. Als sie aber
allein waren/ vnd er sahe daß Poliarchus an Glie-
dern vnd Augen verstarrete; Was sehe ich/ sagte er/
jhr stattlicher Jüngeling? Was könnet jhr für
Schmertzen haben/ weil Argenis noch gesundt ist.
Aber Poliarchus: Ich bin wol auff/ Arsidas/ sagte
er; ich bin gar wol auff: vnd Radirobanes sol
mit seiner Braut erfahren/ daß ich
noch lebe.



Poliar-

Joh. Barclayens Argenis/
erzehlet wuͤrde. Aber er ſahe trawrig auß/ vnd kund-
te das Seufftzen auch nicht wol laſſen. Als jhm der-
wegen Poliarchus offtmals zuſetzte/ vnd letztlich
darneben draͤwete/ erzehlete er was er vnterwegs ge-
hoͤret hette; daß Argems dem Radirobanes verſpro-
chen were. Dieſe trawrige Zeittung brachte dem
Poliarchus weder Schmertzen/ noch Zorn/ noch
Schrecken; ſeine Erꝛegung hieruͤber war groͤſſer/
als alle die jenigen Anfechtungen/ welche wir mit
Namen nennen koͤnnen. Wie er nun nicht mehr
trawrig war/ als ob jhme das Gluͤck weiter nicht
ſchaden koͤndte/ vnd ſich zugleich mit ſeinen Wider-
ſachern zuſtuͤrtzen gedachte/ kam Arſidas zum Hau-
ſe hinein/ vnd vberꝛedte den Wirth/ als ob er einem
Wildt nachgeſetzt/ vnd wegen Vnwiſſenheit der
Straſſen ſich biß dahin verjrꝛet hette. Als ſie aber
allein waren/ vnd er ſahe daß Poliarchus an Glie-
dern vnd Augen verſtarꝛete; Was ſehe ich/ ſagte er/
jhr ſtattlicher Juͤngeling? Was koͤnnet jhr fuͤr
Schmertzen haben/ weil Argenis noch geſundt iſt.
Aber Poliarchus: Ich bin wol auff/ Arſidas/ ſagte
er; ich bin gar wol auff: vnd Radirobanes ſol
mit ſeiner Braut erfahren/ daß ich
noch lebe.



Poliar-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0550" n="506"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
erzehlet wu&#x0364;rde. Aber er &#x017F;ahe trawrig auß/ vnd kund-<lb/>
te das Seufftzen auch nicht wol la&#x017F;&#x017F;en. Als jhm der-<lb/>
wegen Poliarchus offtmals zu&#x017F;etzte/ vnd letztlich<lb/>
darneben dra&#x0364;wete/ erzehlete er was er vnterwegs ge-<lb/>
ho&#x0364;ret hette; daß Argems dem Radirobanes ver&#x017F;pro-<lb/>
chen were. Die&#x017F;e trawrige Zeittung brachte dem<lb/>
Poliarchus weder Schmertzen/ noch Zorn/ noch<lb/>
Schrecken; &#x017F;eine Er&#xA75B;egung hieru&#x0364;ber war gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
als alle die jenigen Anfechtungen/ welche wir mit<lb/>
Namen nennen ko&#x0364;nnen. Wie er nun nicht mehr<lb/>
trawrig war/ als ob jhme das Glu&#x0364;ck weiter nicht<lb/>
&#x017F;chaden ko&#x0364;ndte/ vnd &#x017F;ich zugleich mit &#x017F;einen Wider-<lb/>
&#x017F;achern zu&#x017F;tu&#x0364;rtzen gedachte/ kam Ar&#x017F;idas zum Hau-<lb/>
&#x017F;e hinein/ vnd vber&#xA75B;edte den Wirth/ als ob er einem<lb/>
Wildt nachge&#x017F;etzt/ vnd wegen Vnwi&#x017F;&#x017F;enheit der<lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich biß dahin verjr&#xA75B;et hette. Als &#x017F;ie aber<lb/>
allein waren/ vnd er &#x017F;ahe daß Poliarchus an Glie-<lb/>
dern vnd Augen ver&#x017F;tar&#xA75B;ete; Was &#x017F;ehe ich/ &#x017F;agte er/<lb/>
jhr &#x017F;tattlicher Ju&#x0364;ngeling? Was ko&#x0364;nnet jhr fu&#x0364;r<lb/>
Schmertzen haben/ weil Argenis noch ge&#x017F;undt i&#x017F;t.<lb/>
Aber Poliarchus: Ich bin wol auff/ Ar&#x017F;idas/ &#x017F;agte<lb/><hi rendition="#c">er; ich bin gar wol auff: vnd Radirobanes &#x017F;ol<lb/>
mit &#x017F;einer Braut erfahren/ daß ich<lb/>
noch lebe.</hi></p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Poliar-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[506/0550] Joh. Barclayens Argenis/ erzehlet wuͤrde. Aber er ſahe trawrig auß/ vnd kund- te das Seufftzen auch nicht wol laſſen. Als jhm der- wegen Poliarchus offtmals zuſetzte/ vnd letztlich darneben draͤwete/ erzehlete er was er vnterwegs ge- hoͤret hette; daß Argems dem Radirobanes verſpro- chen were. Dieſe trawrige Zeittung brachte dem Poliarchus weder Schmertzen/ noch Zorn/ noch Schrecken; ſeine Erꝛegung hieruͤber war groͤſſer/ als alle die jenigen Anfechtungen/ welche wir mit Namen nennen koͤnnen. Wie er nun nicht mehr trawrig war/ als ob jhme das Gluͤck weiter nicht ſchaden koͤndte/ vnd ſich zugleich mit ſeinen Wider- ſachern zuſtuͤrtzen gedachte/ kam Arſidas zum Hau- ſe hinein/ vnd vberꝛedte den Wirth/ als ob er einem Wildt nachgeſetzt/ vnd wegen Vnwiſſenheit der Straſſen ſich biß dahin verjrꝛet hette. Als ſie aber allein waren/ vnd er ſahe daß Poliarchus an Glie- dern vnd Augen verſtarꝛete; Was ſehe ich/ ſagte er/ jhr ſtattlicher Juͤngeling? Was koͤnnet jhr fuͤr Schmertzen haben/ weil Argenis noch geſundt iſt. Aber Poliarchus: Ich bin wol auff/ Arſidas/ ſagte er; ich bin gar wol auff: vnd Radirobanes ſol mit ſeiner Braut erfahren/ daß ich noch lebe. Poliar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/550
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/550>, abgerufen am 27.04.2024.