Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.nicht vergessen. Vnd bald fuhr er fort vnd sagte / gleich ob wer er in der That vnd warhafftig verliebet: O Fürstin Dulcinea, Herrscherin vber dieses bestrickte vnd gefangene Hertz groß vnrecht thatet jhr mir / als jhr mir abschied vnd Vrlaub gabt / vnd mich mit einer also harten vnd rawen Grawsambkeit anfuhret / daß jhr mir befahlet vor ewrer Schönheit nicht wieder zuerscheinen. Geruhet ja in Gnaden indenck zu sein dieses euch vnterworffenen Hertzens / welchs so grosse Angst vnd Schmertzen wegen ewrer Liebe außstehet. In solchen Reden reisete er fort vnd sprengete viel derogleichen andere Thorheiten mit ein / alles auff maß vnd weise / wie jhn hierin die Erlesung seiner Bucher vnterrichtet hatte: Derer Sprach vnd Art er / so viel jhm müglich wahr / in allem nach ahnete. Er ritte nur Fuß vor Fuß gar langsamb fort / vnd die Sonne begunte starck gegen jhn zuscheinen vnd so heiß auff jhn loß zustechen / daß nicht wunder gewesen / jhme davon alle sein Gehirn zerschmoltzen wehre / wo er einiges im Kopff anders noch vbrig gehabt hette. Fast denselben gantzen Tag reisete er müssig fort / also daß jhm gar nichts denckwürdigs auffstieß oder begegnete. Welchs jhn dann sehr vnmutig vnnd verdrossen machte: weil er eilends vnd geschwinde jemanden anzutreffen wünschte / mit dem er einen Versuch seiner Krafft vnd streitbaren Arms het thun mögen. Es seind etliche Geschichtschreiber / welche melden / die erste abenthewr / so jhm begegnet / sey gewesen die im port Lapice. Ander berichten solches von dem streit wider die Windmühlen. Aber / so viel ich dißfalls hab ergründen können / auch deme gemeß ist / so in den Fleckenländischen Jahrbüchern zu befinden: so ist er denselben gantzen Tag fort gereiset / nicht vergessen. Vnd bald fuhr er fort vnd sagte / gleich ob wer er in der That vnd warhafftig verliebet: O Fürstin Dulcinéa, Herrscherin vber dieses bestrickte vnd gefangene Hertz groß vnrecht thatet jhr mir / als jhr mir abschied vnd Vrlaub gabt / vnd mich mit einer also harten vnd rawen Grawsambkeit anfuhret / daß jhr mir befahlet vor ewrer Schönheit nicht wieder zuerscheinen. Geruhet ja in Gnaden indenck zu sein dieses euch vnterworffenen Hertzens / welchs so grosse Angst vnd Schmertzen wegen ewrer Liebe außstehet. In solchen Reden reisete er fort vnd sprengete viel derogleichen andere Thorheiten mit ein / alles auff maß vnd weise / wie jhn hierin die Erlesung seiner Bucher vnterrichtet hatte: Derer Sprach vnd Art er / so viel jhm müglich wahr / in allem nach ahnete. Er ritte nur Fuß vor Fuß gar langsamb fort / vnd die Sonne begunte starck gegen jhn zuscheinen vnd so heiß auff jhn loß zustechen / daß nicht wunder gewesen / jhme davon alle sein Gehirn zerschmoltzen wehre / wo er einiges im Kopff anders noch vbrig gehabt hette. Fast denselben gantzen Tag reisete er müssig fort / also daß jhm gar nichts denckwürdigs auffstieß oder begegnete. Welchs jhn dann sehr vnmutig vnnd verdrossen machte: weil er eilends vnd geschwinde jemanden anzutreffen wünschte / mit dem er einen Versuch seiner Krafft vnd streitbaren Arms het thun mögen. Es seind etliche Geschichtschreiber / welche melden / die erste abenthewr / so jhm begegnet / sey gewesen die im port Lapice. Ander berichten solches von dem streit wider die Windmühlen. 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Welchs jhn dann sehr vnmutig vnnd verdrossen machte: weil er eilends vnd geschwinde jemanden anzutreffen wünschte / mit dem er einen Versuch seiner Krafft vnd streitbaren Arms het thun mögen.</p> <p>Es seind etliche Geschichtschreiber / welche melden / die erste abenthewr / so jhm begegnet / sey gewesen die im port <hi rendition="#aq">Lapice.</hi> Ander berichten solches von dem streit wider die Windmühlen. Aber / so viel ich dißfalls hab ergründen können / auch deme gemeß ist / so in den Fleckenländischen Jahrbüchern zu befinden: so ist er denselben gantzen Tag fort gereiset / </p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0027]
nicht vergessen. Vnd bald fuhr er fort vnd sagte / gleich ob wer er in der That vnd warhafftig verliebet: O Fürstin Dulcinéa, Herrscherin vber dieses bestrickte vnd gefangene Hertz groß vnrecht thatet jhr mir / als jhr mir abschied vnd Vrlaub gabt / vnd mich mit einer also harten vnd rawen Grawsambkeit anfuhret / daß jhr mir befahlet vor ewrer Schönheit nicht wieder zuerscheinen. Geruhet ja in Gnaden indenck zu sein dieses euch vnterworffenen Hertzens / welchs so grosse Angst vnd Schmertzen wegen ewrer Liebe außstehet.
In solchen Reden reisete er fort vnd sprengete viel derogleichen andere Thorheiten mit ein / alles auff maß vnd weise / wie jhn hierin die Erlesung seiner Bucher vnterrichtet hatte: Derer Sprach vnd Art er / so viel jhm müglich wahr / in allem nach ahnete. Er ritte nur Fuß vor Fuß gar langsamb fort / vnd die Sonne begunte starck gegen jhn zuscheinen vnd so heiß auff jhn loß zustechen / daß nicht wunder gewesen / jhme davon alle sein Gehirn zerschmoltzen wehre / wo er einiges im Kopff anders noch vbrig gehabt hette. Fast denselben gantzen Tag reisete er müssig fort / also daß jhm gar nichts denckwürdigs auffstieß oder begegnete. Welchs jhn dann sehr vnmutig vnnd verdrossen machte: weil er eilends vnd geschwinde jemanden anzutreffen wünschte / mit dem er einen Versuch seiner Krafft vnd streitbaren Arms het thun mögen.
Es seind etliche Geschichtschreiber / welche melden / die erste abenthewr / so jhm begegnet / sey gewesen die im port Lapice. Ander berichten solches von dem streit wider die Windmühlen. Aber / so viel ich dißfalls hab ergründen können / auch deme gemeß ist / so in den Fleckenländischen Jahrbüchern zu befinden: so ist er denselben gantzen Tag fort gereiset /
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Zitationshilfe: | Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/27>, abgerufen am 15.08.2022. |