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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Geschäft ist, desto genauer ist die Arbeit getheilt, nicht blos was
den Kauf und Verkauf, sondern auch was die Magazinirung, die
Geschäfte der Buchführung und die Geschäftsreisen anbelangt.

III. Von der Leitung des Umsatzbetriebes.
§. 366.
1) Speculation. 2) Betriebsarten. 3) Inventarium.

Ein Punkt, welcher jedem Handelsmanne und Geldcapitalisten
unumgänglich ist, besonders wenn er sich in größere Geschäfte ein-
lassen will, ist:

1) Die Speculation. Sie erscheint in diesem Gewerbe als
dasjenige, was bei den anderen unter der Aufschrift Versuche
vorkam. Es ist dazu aber ein solcher eigenthümlicher Geist nöthig
und die äußeren Verhältnisse, wonach sie vorgenommen werden
muß, sind so manchfach und verschieden, daß sie als etwas rein
Praktisches erscheint, wobei aber das Glück nicht fehlen darf. Man
versteht unter der Handelsspeculation die aus der Vermuthung
eines zu machenden Gewinnes erfolgende Anschaffung von Waaren
mit dem Zwecke, sie um einen höheren, als den Ankaufspreis,
wieder fortzubringen. Sie findet in allen Handelsarten, und am
meisten im Geld- und Effectenhandel Statt. Der solide Handels-
mann zieht ein dauerndes, sicheres, auch ein geringeres Gewinnst-
procent abwerfendes, Geschäft mit solider Speculation dem Wagnisse
vor, welches, wie das Spiel, einmal sehr reich, aber ein ander-
mal wieder sehr arm macht. Die zur Bestimmung der Wahr-
scheinlichkeit in ihren verschiedenen Graden durch die Vernunft
und Erfahrung aufgefundenen Gründe für und wider eine Unter-
nehmung heißt man Conjuncturen, die Zusammenstellung dieser
Conjuncturen aber Calculation. Diese erscheint unter zwei
Hauptbeziehungen, nämlich als solche beim Einkaufe, und solche
beim Verkaufe der Waaren1). Bei beiden und bei der Ausführung
der Speculation ist aber die Berücksichtigung der Concurrenz in
der Lezteren selbst von der größten Wichtigkeit und daher kommen
die verschiedenerlei Machinationen der Speculanten, um ihre Mit-
bewerber zu entdecken, ihnen zuvorzukommen und der Gegenparthei
entgegen zu arbeiten2).

2) Die Wahl und Leitung der Betriebsart. Der Zweck
des Umsatzbetriebes ist, durch ein Zusammenhalten der verschiedenen
Theile und Beziehungen des Gewerbes sich die Benutzung aller
eintretenden Umstände und vortheilhafte Verwendung aller, auch
der kleinen, Hilfsmittel zum größt möglichen Reinertrage zu

Geſchäft iſt, deſto genauer iſt die Arbeit getheilt, nicht blos was
den Kauf und Verkauf, ſondern auch was die Magazinirung, die
Geſchäfte der Buchführung und die Geſchäftsreiſen anbelangt.

III. Von der Leitung des Umſatzbetriebes.
§. 366.
1) Speculation. 2) Betriebsarten. 3) Inventarium.

Ein Punkt, welcher jedem Handelsmanne und Geldcapitaliſten
unumgänglich iſt, beſonders wenn er ſich in größere Geſchäfte ein-
laſſen will, iſt:

1) Die Speculation. Sie erſcheint in dieſem Gewerbe als
dasjenige, was bei den anderen unter der Aufſchrift Verſuche
vorkam. Es iſt dazu aber ein ſolcher eigenthümlicher Geiſt nöthig
und die äußeren Verhältniſſe, wonach ſie vorgenommen werden
muß, ſind ſo manchfach und verſchieden, daß ſie als etwas rein
Praktiſches erſcheint, wobei aber das Glück nicht fehlen darf. Man
verſteht unter der Handelsſpeculation die aus der Vermuthung
eines zu machenden Gewinnes erfolgende Anſchaffung von Waaren
mit dem Zwecke, ſie um einen höheren, als den Ankaufspreis,
wieder fortzubringen. Sie findet in allen Handelsarten, und am
meiſten im Geld- und Effectenhandel Statt. Der ſolide Handels-
mann zieht ein dauerndes, ſicheres, auch ein geringeres Gewinnſt-
procent abwerfendes, Geſchäft mit ſolider Speculation dem Wagniſſe
vor, welches, wie das Spiel, einmal ſehr reich, aber ein ander-
mal wieder ſehr arm macht. Die zur Beſtimmung der Wahr-
ſcheinlichkeit in ihren verſchiedenen Graden durch die Vernunft
und Erfahrung aufgefundenen Gründe für und wider eine Unter-
nehmung heißt man Conjuncturen, die Zuſammenſtellung dieſer
Conjuncturen aber Calculation. Dieſe erſcheint unter zwei
Hauptbeziehungen, nämlich als ſolche beim Einkaufe, und ſolche
beim Verkaufe der Waaren1). Bei beiden und bei der Ausführung
der Speculation iſt aber die Berückſichtigung der Concurrenz in
der Lezteren ſelbſt von der größten Wichtigkeit und daher kommen
die verſchiedenerlei Machinationen der Speculanten, um ihre Mit-
bewerber zu entdecken, ihnen zuvorzukommen und der Gegenparthei
entgegen zu arbeiten2).

2) Die Wahl und Leitung der Betriebsart. Der Zweck
des Umſatzbetriebes iſt, durch ein Zuſammenhalten der verſchiedenen
Theile und Beziehungen des Gewerbes ſich die Benutzung aller
eintretenden Umſtände und vortheilhafte Verwendung aller, auch
der kleinen, Hilfsmittel zum größt möglichen Reinertrage zu

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[494/0516] Geſchäft iſt, deſto genauer iſt die Arbeit getheilt, nicht blos was den Kauf und Verkauf, ſondern auch was die Magazinirung, die Geſchäfte der Buchführung und die Geſchäftsreiſen anbelangt. III. Von der Leitung des Umſatzbetriebes. §. 366. 1) Speculation. 2) Betriebsarten. 3) Inventarium. Ein Punkt, welcher jedem Handelsmanne und Geldcapitaliſten unumgänglich iſt, beſonders wenn er ſich in größere Geſchäfte ein- laſſen will, iſt: 1) Die Speculation. Sie erſcheint in dieſem Gewerbe als dasjenige, was bei den anderen unter der Aufſchrift Verſuche vorkam. Es iſt dazu aber ein ſolcher eigenthümlicher Geiſt nöthig und die äußeren Verhältniſſe, wonach ſie vorgenommen werden muß, ſind ſo manchfach und verſchieden, daß ſie als etwas rein Praktiſches erſcheint, wobei aber das Glück nicht fehlen darf. Man verſteht unter der Handelsſpeculation die aus der Vermuthung eines zu machenden Gewinnes erfolgende Anſchaffung von Waaren mit dem Zwecke, ſie um einen höheren, als den Ankaufspreis, wieder fortzubringen. Sie findet in allen Handelsarten, und am meiſten im Geld- und Effectenhandel Statt. Der ſolide Handels- mann zieht ein dauerndes, ſicheres, auch ein geringeres Gewinnſt- procent abwerfendes, Geſchäft mit ſolider Speculation dem Wagniſſe vor, welches, wie das Spiel, einmal ſehr reich, aber ein ander- mal wieder ſehr arm macht. Die zur Beſtimmung der Wahr- ſcheinlichkeit in ihren verſchiedenen Graden durch die Vernunft und Erfahrung aufgefundenen Gründe für und wider eine Unter- nehmung heißt man Conjuncturen, die Zuſammenſtellung dieſer Conjuncturen aber Calculation. Dieſe erſcheint unter zwei Hauptbeziehungen, nämlich als ſolche beim Einkaufe, und ſolche beim Verkaufe der Waaren1). Bei beiden und bei der Ausführung der Speculation iſt aber die Berückſichtigung der Concurrenz in der Lezteren ſelbſt von der größten Wichtigkeit und daher kommen die verſchiedenerlei Machinationen der Speculanten, um ihre Mit- bewerber zu entdecken, ihnen zuvorzukommen und der Gegenparthei entgegen zu arbeiten2). 2) Die Wahl und Leitung der Betriebsart. Der Zweck des Umſatzbetriebes iſt, durch ein Zuſammenhalten der verſchiedenen Theile und Beziehungen des Gewerbes ſich die Benutzung aller eintretenden Umſtände und vortheilhafte Verwendung aller, auch der kleinen, Hilfsmittel zum größt möglichen Reinertrage zu

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/516>, abgerufen am 30.04.2024.