Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.

In England wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts die erste Ge-
wehrfabrik angelegt.

Die wichtigste Erfindung für die Handfeuerwaffen im 17. Jahr-
hundert geschah in Frankreich, nämlich die Erfindung des franzö-
sischen Gewehrschlosses im Jahre 1640. Dasselbe ist in Fig. 216 ab-
gebildet. Die einzelnen Teile desselben sind das Schlossblech a, der
Hahn b, die Batterie c, die Batteriefeder d, die Pfanne e und der
Pfannendeckel g, welche Teile sich an der Aussenseite der Schlossplatte
befinden; an der inneren Seite derselben befindet sich die Nuss h, die
Schlagfeder i, die Stange k, die Stangenfeder l, der Fuss m des Pfannen-

[Abbildung] Fig. 216.
deckels, die zugehörige Feder n und der Schieber o für genannten
Deckel. Es würde hier zu weit führen, auf Konstruktion und Wir-
kungsweise näher einzugehen 1). Das französische Schloss war eine
Verbesserung des spanischen und niederländischen Schnappschlosses
(Fig. 149). Es wurde 1648 in der französischen Armee eingeführt
und verdrängte bald wegen seiner grösseren Feuerwirkung auch in
den übrigen Ländern die älteren Konstruktionen.

An die Erfindung des französischen Gewehrschlosses reiht sich
die Erfindung des Bajonetts, welches ebenfalls 1640, also gleichzeitig
mit ersterem erfunden sein soll. Die Jahreszahl sowohl, als auch
dass dieselben in der französischen Stadt Bajonne zuerst gemacht
worden sein sollen, ist sehr wenig erwiesen. Man weiss nur, dass
man in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dolchartige Messer
in den Flintenlauf einsteckte, welche man als Bajonett benutzte. Dies
geschah nachweislich 1647 bei den niederländischen Fusstruppen,

1) Wir verweisen auf Schön a. a. O., S. 64 etc.
Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.

In England wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts die erste Ge-
wehrfabrik angelegt.

Die wichtigste Erfindung für die Handfeuerwaffen im 17. Jahr-
hundert geschah in Frankreich, nämlich die Erfindung des franzö-
sischen Gewehrschlosses im Jahre 1640. Dasſelbe ist in Fig. 216 ab-
gebildet. Die einzelnen Teile desſelben sind das Schloſsblech a, der
Hahn b, die Batterie c, die Batteriefeder d, die Pfanne e und der
Pfannendeckel g, welche Teile sich an der Auſsenseite der Schloſsplatte
befinden; an der inneren Seite derſelben befindet sich die Nuſs h, die
Schlagfeder i, die Stange k, die Stangenfeder l, der Fuſs m des Pfannen-

[Abbildung] Fig. 216.
deckels, die zugehörige Feder n und der Schieber o für genannten
Deckel. Es würde hier zu weit führen, auf Konstruktion und Wir-
kungsweise näher einzugehen 1). Das französische Schloſs war eine
Verbesserung des spanischen und niederländischen Schnappschlosses
(Fig. 149). Es wurde 1648 in der französischen Armee eingeführt
und verdrängte bald wegen seiner gröſseren Feuerwirkung auch in
den übrigen Ländern die älteren Konstruktionen.

An die Erfindung des französischen Gewehrschlosses reiht sich
die Erfindung des Bajonetts, welches ebenfalls 1640, also gleichzeitig
mit ersterem erfunden sein soll. Die Jahreszahl sowohl, als auch
daſs dieselben in der französischen Stadt Bajonne zuerst gemacht
worden sein sollen, ist sehr wenig erwiesen. Man weiſs nur, daſs
man in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dolchartige Messer
in den Flintenlauf einsteckte, welche man als Bajonett benutzte. Dies
geschah nachweislich 1647 bei den niederländischen Fuſstruppen,

1) Wir verweisen auf Schön a. a. O., S. 64 etc.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f1012" n="990"/>
            <fw place="top" type="header">Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
            <p>In England wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts die erste Ge-<lb/>
wehrfabrik angelegt.</p><lb/>
            <p>Die wichtigste Erfindung für die Handfeuerwaffen im 17. Jahr-<lb/>
hundert geschah in Frankreich, nämlich die Erfindung des franzö-<lb/>
sischen Gewehrschlosses im Jahre 1640. Das&#x017F;elbe ist in Fig. 216 ab-<lb/>
gebildet. Die einzelnen Teile des&#x017F;elben sind das Schlo&#x017F;sblech <hi rendition="#i">a</hi>, der<lb/>
Hahn <hi rendition="#i">b</hi>, die Batterie <hi rendition="#i">c</hi>, die Batteriefeder <hi rendition="#i">d</hi>, die Pfanne <hi rendition="#i">e</hi> und der<lb/>
Pfannendeckel <hi rendition="#i">g</hi>, welche Teile sich an der Au&#x017F;senseite der Schlo&#x017F;splatte<lb/>
befinden; an der inneren Seite der&#x017F;elben befindet sich die Nu&#x017F;s <hi rendition="#i">h</hi>, die<lb/>
Schlagfeder <hi rendition="#i">i</hi>, die Stange <hi rendition="#i">k</hi>, die Stangenfeder <hi rendition="#i">l</hi>, der Fu&#x017F;s <hi rendition="#i">m</hi> des Pfannen-<lb/><figure><head>Fig. 216.</head></figure><lb/>
deckels, die zugehörige Feder <hi rendition="#i">n</hi> und der Schieber <hi rendition="#i">o</hi> für genannten<lb/>
Deckel. Es würde hier zu weit führen, auf Konstruktion und Wir-<lb/>
kungsweise näher einzugehen <note place="foot" n="1)">Wir verweisen auf <hi rendition="#g">Schön</hi> a. a. O., S. 64 etc.</note>. Das französische Schlo&#x017F;s war eine<lb/>
Verbesserung des spanischen und niederländischen Schnappschlosses<lb/>
(Fig. 149). Es wurde 1648 in der französischen Armee eingeführt<lb/>
und verdrängte bald wegen seiner grö&#x017F;seren Feuerwirkung auch in<lb/>
den übrigen Ländern die älteren Konstruktionen.</p><lb/>
            <p>An die Erfindung des französischen Gewehrschlosses reiht sich<lb/>
die Erfindung des Bajonetts, welches ebenfalls 1640, also gleichzeitig<lb/>
mit ersterem erfunden sein soll. Die Jahreszahl sowohl, als auch<lb/>
da&#x017F;s dieselben in der französischen Stadt Bajonne zuerst gemacht<lb/>
worden sein sollen, ist sehr wenig erwiesen. Man wei&#x017F;s nur, da&#x017F;s<lb/>
man in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dolchartige Messer<lb/>
in den Flintenlauf einsteckte, welche man als Bajonett benutzte. Dies<lb/>
geschah nachweislich 1647 bei den niederländischen Fu&#x017F;struppen,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[990/1012] Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert. In England wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts die erste Ge- wehrfabrik angelegt. Die wichtigste Erfindung für die Handfeuerwaffen im 17. Jahr- hundert geschah in Frankreich, nämlich die Erfindung des franzö- sischen Gewehrschlosses im Jahre 1640. Dasſelbe ist in Fig. 216 ab- gebildet. Die einzelnen Teile desſelben sind das Schloſsblech a, der Hahn b, die Batterie c, die Batteriefeder d, die Pfanne e und der Pfannendeckel g, welche Teile sich an der Auſsenseite der Schloſsplatte befinden; an der inneren Seite derſelben befindet sich die Nuſs h, die Schlagfeder i, die Stange k, die Stangenfeder l, der Fuſs m des Pfannen- [Abbildung Fig. 216.] deckels, die zugehörige Feder n und der Schieber o für genannten Deckel. Es würde hier zu weit führen, auf Konstruktion und Wir- kungsweise näher einzugehen 1). Das französische Schloſs war eine Verbesserung des spanischen und niederländischen Schnappschlosses (Fig. 149). Es wurde 1648 in der französischen Armee eingeführt und verdrängte bald wegen seiner gröſseren Feuerwirkung auch in den übrigen Ländern die älteren Konstruktionen. An die Erfindung des französischen Gewehrschlosses reiht sich die Erfindung des Bajonetts, welches ebenfalls 1640, also gleichzeitig mit ersterem erfunden sein soll. Die Jahreszahl sowohl, als auch daſs dieselben in der französischen Stadt Bajonne zuerst gemacht worden sein sollen, ist sehr wenig erwiesen. Man weiſs nur, daſs man in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dolchartige Messer in den Flintenlauf einsteckte, welche man als Bajonett benutzte. Dies geschah nachweislich 1647 bei den niederländischen Fuſstruppen, 1) Wir verweisen auf Schön a. a. O., S. 64 etc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1012
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 990. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1012>, abgerufen am 20.05.2024.