Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
Weyer, zugleich ausgezeichneter Graveur, zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts in Nürnberg und Wien; Martin Sussebecker um 1640
in Dresden und um dieselbe Zeit Albergh Paras. Um 1650
arbeiteten Georg Fehr und Nicolaus Fichtner zu Dresden,
Aegydius Gsell zu Arzberg und Hans Mentel in Prag. In
Zürich war Felix Werder als Büchsenmacher thätig, von dem das
älteste datierte Flintenschloss von 1652 herrührt. Um 1660 werden
genannt Johann Entzinger in Baden, Caspar Escher in Leipzig
und Caspar Keiser in Eger. Mathäus Matl arbeitete um 1661,
Michael Grienwalt um 1664, Jan Sander in Hannover um 1669,
Martin Qualek um 1670 in Wien. Dem 17. Jahrhundert gehörten
ferner an P. und C. Cloeter in Mannheim, Michael Gull, Lorenz
Ill
in Augsburg, Franz Matzenkopf in Prag, Johann Neureiter
in Salzburg, Johann Schwenk in Wiener-Neustadt und der Rohr-
schmied Maximilian Wenger.

Genauer datiert sind Hans Christof Stifter, der von 1660 bis
nach 1685 in Prag thätig war, der Bauschmied Marcus Zilli 1670 bis
1690 in Memmingen. Von der berühmten Büchsenmacherfamilie Herold
in Dresden wird Christian um 1670 und Balthasar um 1690 ge-
nannt. Um 1680 lebten Joh. Georg Erttel in Dresden, der Lauf-
schmied Franz Ruef in Ellwangen, Elias Schinzel in Berlin,
Johann Sommer in Bamberg. Um 1690 arbeitete Johann Stein-
weg
zu München und der auch als Eisenschneider berühmte Armand
Bongarde
um 1700 in Düsseldorf. Johann Oberländer in Nürn-
berg, der ebenfalls als Erfinder der Luftbüchsen genannt wird und
1640 geboren war, arbeitete bis 1714. In Italien zeichneten sich aus
Lorenzo Caffi um 1620, der für Ludwig XIV. arbeitete; aus der
berühmten Laufschmiedfamilie Cominazzo zu Brescia um 1620
Lazaro der Alte, der seine Rohre "Lazari Cominaz" zeichnete, und
Lazarino der jüngere, der "Lazarino Cominazzo" zeichnete und 1696
zu Gardone starb. Zu Anfang des Jahrhunderts arbeitete der be-
rühmte Büchsenmacher Battistino Paratici zu Brescia und zu
Florenz; Ventura Cani wird um 1630 genannt. Eine andere be-
rühmte Laufschmiedfamilie zu Brescia waren die Francini, von denen
Claudio Francini zu Anfang des Jahrhunderts und der bekannteste
Giovanni um 1640 thätig waren. Bartolin Francini, welcher in
Florenz arbeitete und BF und einen Phönix im Schilde als Zeichen
führte, war von Herkunft ein Franzose.

Aus dem 17. Jahrhundert sind ferner zu nennen: Franzesco
Albergotti
zu Brescia, Bastiano da Pistoja, il Boia zu Brescia,

63*

Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
Weyer, zugleich ausgezeichneter Graveur, zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts in Nürnberg und Wien; Martin Sussebecker um 1640
in Dresden und um dieselbe Zeit Albergh Paras. Um 1650
arbeiteten Georg Fehr und Nicolaus Fichtner zu Dresden,
Aegydius Gsell zu Arzberg und Hans Mentel in Prag. In
Zürich war Felix Werder als Büchsenmacher thätig, von dem das
älteste datierte Flintenschloſs von 1652 herrührt. Um 1660 werden
genannt Johann Entzinger in Baden, Caspar Escher in Leipzig
und Caspar Keiser in Eger. Mathäus Matl arbeitete um 1661,
Michael Grienwalt um 1664, Jan Sander in Hannover um 1669,
Martin Qualek um 1670 in Wien. Dem 17. Jahrhundert gehörten
ferner an P. und C. Cloeter in Mannheim, Michael Gull, Lorenz
Ill
in Augsburg, Franz Matzenkopf in Prag, Johann Neureiter
in Salzburg, Johann Schwenk in Wiener-Neustadt und der Rohr-
schmied Maximilian Wenger.

Genauer datiert sind Hans Christof Stifter, der von 1660 bis
nach 1685 in Prag thätig war, der Bauschmied Marcus Zilli 1670 bis
1690 in Memmingen. Von der berühmten Büchsenmacherfamilie Herold
in Dresden wird Christian um 1670 und Balthasar um 1690 ge-
nannt. Um 1680 lebten Joh. Georg Erttel in Dresden, der Lauf-
schmied Franz Ruef in Ellwangen, Elias Schinzel in Berlin,
Johann Sommer in Bamberg. Um 1690 arbeitete Johann Stein-
weg
zu München und der auch als Eisenschneider berühmte Armand
Bongarde
um 1700 in Düsseldorf. Johann Oberländer in Nürn-
berg, der ebenfalls als Erfinder der Luftbüchsen genannt wird und
1640 geboren war, arbeitete bis 1714. In Italien zeichneten sich aus
Lorenzo Caffi um 1620, der für Ludwig XIV. arbeitete; aus der
berühmten Laufschmiedfamilie Cominazzo zu Brescia um 1620
Lazaro der Alte, der seine Rohre „Lazari Cominaz“ zeichnete, und
Lazarino der jüngere, der „Lazarino Cominazzo“ zeichnete und 1696
zu Gardone starb. Zu Anfang des Jahrhunderts arbeitete der be-
rühmte Büchsenmacher Battistino Paratici zu Brescia und zu
Florenz; Ventura Cani wird um 1630 genannt. Eine andere be-
rühmte Laufschmiedfamilie zu Brescia waren die Francini, von denen
Claudio Francini zu Anfang des Jahrhunderts und der bekannteste
Giovanni um 1640 thätig waren. Bartolin Francini, welcher in
Florenz arbeitete und BF und einen Phönix im Schilde als Zeichen
führte, war von Herkunft ein Franzose.

Aus dem 17. Jahrhundert sind ferner zu nennen: Franzesco
Albergotti
zu Brescia, Bastiano da Pistoja, il Boia zu Brescia,

63*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1017" n="995"/><fw place="top" type="header">Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.</fw><lb/><hi rendition="#g">Weyer</hi>, zugleich ausgezeichneter Graveur, zu Anfang des 17. Jahr-<lb/>
hunderts in Nürnberg und Wien; <hi rendition="#g">Martin Sussebecker</hi> um 1640<lb/>
in Dresden und um dieselbe Zeit <hi rendition="#g">Albergh Paras</hi>. Um 1650<lb/>
arbeiteten <hi rendition="#g">Georg Fehr</hi> und <hi rendition="#g">Nicolaus Fichtner</hi> zu Dresden,<lb/><hi rendition="#g">Aegydius Gsell</hi> zu Arzberg und <hi rendition="#g">Hans Mentel</hi> in Prag. In<lb/>
Zürich war <hi rendition="#g">Felix Werder</hi> als Büchsenmacher thätig, von dem das<lb/>
älteste datierte Flintenschlo&#x017F;s von 1652 herrührt. Um 1660 werden<lb/>
genannt <hi rendition="#g">Johann Entzinger</hi> in Baden, <hi rendition="#g">Caspar Escher</hi> in Leipzig<lb/>
und <hi rendition="#g">Caspar Keiser</hi> in Eger. <hi rendition="#g">Mathäus Matl</hi> arbeitete um 1661,<lb/><hi rendition="#g">Michael Grienwalt</hi> um 1664, <hi rendition="#g">Jan Sander</hi> in Hannover um 1669,<lb/><hi rendition="#g">Martin Qualek</hi> um 1670 in Wien. Dem 17. Jahrhundert gehörten<lb/>
ferner an P. und C. <hi rendition="#g">Cloeter</hi> in Mannheim, <hi rendition="#g">Michael Gull, Lorenz<lb/>
Ill</hi> in Augsburg, <hi rendition="#g">Franz Matzenkopf</hi> in Prag, <hi rendition="#g">Johann Neureiter</hi><lb/>
in Salzburg, <hi rendition="#g">Johann Schwenk</hi> in Wiener-Neustadt und der Rohr-<lb/>
schmied <hi rendition="#g">Maximilian Wenger</hi>.</p><lb/>
            <p>Genauer datiert sind <hi rendition="#g">Hans Christof Stifter</hi>, der von 1660 bis<lb/>
nach 1685 in Prag thätig war, der Bauschmied <hi rendition="#g">Marcus Zilli</hi> 1670 bis<lb/>
1690 in Memmingen. Von der berühmten Büchsenmacherfamilie <hi rendition="#g">Herold</hi><lb/>
in Dresden wird <hi rendition="#g">Christian</hi> um 1670 und <hi rendition="#g">Balthasar</hi> um 1690 ge-<lb/>
nannt. Um 1680 lebten <hi rendition="#g">Joh. Georg Erttel</hi> in Dresden, der Lauf-<lb/>
schmied <hi rendition="#g">Franz Ruef</hi> in Ellwangen, <hi rendition="#g">Elias Schinzel</hi> in Berlin,<lb/><hi rendition="#g">Johann Sommer</hi> in Bamberg. Um 1690 arbeitete <hi rendition="#g">Johann Stein-<lb/>
weg</hi> zu München und der auch als Eisenschneider berühmte <hi rendition="#g">Armand<lb/>
Bongarde</hi> um 1700 in Düsseldorf. <hi rendition="#g">Johann Oberländer</hi> in Nürn-<lb/>
berg, der ebenfalls als Erfinder der Luftbüchsen genannt wird und<lb/>
1640 geboren war, arbeitete bis 1714. In Italien zeichneten sich aus<lb/><hi rendition="#g">Lorenzo Caffi</hi> um 1620, der für Ludwig XIV. arbeitete; aus der<lb/>
berühmten Laufschmiedfamilie <hi rendition="#g">Cominazzo</hi> zu Brescia um 1620<lb/><hi rendition="#g">Lazaro</hi> der Alte, der seine Rohre &#x201E;Lazari Cominaz&#x201C; zeichnete, und<lb/><hi rendition="#g">Lazarino</hi> der jüngere, der &#x201E;Lazarino Cominazzo&#x201C; zeichnete und 1696<lb/>
zu Gardone starb. Zu Anfang des Jahrhunderts arbeitete der be-<lb/>
rühmte Büchsenmacher <hi rendition="#g">Battistino Paratici</hi> zu Brescia und zu<lb/>
Florenz; <hi rendition="#g">Ventura Cani</hi> wird um 1630 genannt. Eine andere be-<lb/>
rühmte Laufschmiedfamilie zu Brescia waren die <hi rendition="#g">Francini</hi>, von denen<lb/><hi rendition="#g">Claudio Francini</hi> zu Anfang des Jahrhunderts und der bekannteste<lb/><hi rendition="#g">Giovanni</hi> um 1640 thätig waren. <hi rendition="#g">Bartolin Francini</hi>, welcher in<lb/>
Florenz arbeitete und BF und einen Phönix im Schilde als Zeichen<lb/>
führte, war von Herkunft ein Franzose.</p><lb/>
            <p>Aus dem 17. Jahrhundert sind ferner zu nennen: <hi rendition="#g">Franzesco<lb/>
Albergotti</hi> zu Brescia, <hi rendition="#g">Bastiano da Pistoja, il Boia</hi> zu Brescia,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">63*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[995/1017] Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert. Weyer, zugleich ausgezeichneter Graveur, zu Anfang des 17. Jahr- hunderts in Nürnberg und Wien; Martin Sussebecker um 1640 in Dresden und um dieselbe Zeit Albergh Paras. Um 1650 arbeiteten Georg Fehr und Nicolaus Fichtner zu Dresden, Aegydius Gsell zu Arzberg und Hans Mentel in Prag. In Zürich war Felix Werder als Büchsenmacher thätig, von dem das älteste datierte Flintenschloſs von 1652 herrührt. Um 1660 werden genannt Johann Entzinger in Baden, Caspar Escher in Leipzig und Caspar Keiser in Eger. Mathäus Matl arbeitete um 1661, Michael Grienwalt um 1664, Jan Sander in Hannover um 1669, Martin Qualek um 1670 in Wien. Dem 17. Jahrhundert gehörten ferner an P. und C. Cloeter in Mannheim, Michael Gull, Lorenz Ill in Augsburg, Franz Matzenkopf in Prag, Johann Neureiter in Salzburg, Johann Schwenk in Wiener-Neustadt und der Rohr- schmied Maximilian Wenger. Genauer datiert sind Hans Christof Stifter, der von 1660 bis nach 1685 in Prag thätig war, der Bauschmied Marcus Zilli 1670 bis 1690 in Memmingen. Von der berühmten Büchsenmacherfamilie Herold in Dresden wird Christian um 1670 und Balthasar um 1690 ge- nannt. Um 1680 lebten Joh. Georg Erttel in Dresden, der Lauf- schmied Franz Ruef in Ellwangen, Elias Schinzel in Berlin, Johann Sommer in Bamberg. Um 1690 arbeitete Johann Stein- weg zu München und der auch als Eisenschneider berühmte Armand Bongarde um 1700 in Düsseldorf. Johann Oberländer in Nürn- berg, der ebenfalls als Erfinder der Luftbüchsen genannt wird und 1640 geboren war, arbeitete bis 1714. In Italien zeichneten sich aus Lorenzo Caffi um 1620, der für Ludwig XIV. arbeitete; aus der berühmten Laufschmiedfamilie Cominazzo zu Brescia um 1620 Lazaro der Alte, der seine Rohre „Lazari Cominaz“ zeichnete, und Lazarino der jüngere, der „Lazarino Cominazzo“ zeichnete und 1696 zu Gardone starb. Zu Anfang des Jahrhunderts arbeitete der be- rühmte Büchsenmacher Battistino Paratici zu Brescia und zu Florenz; Ventura Cani wird um 1630 genannt. Eine andere be- rühmte Laufschmiedfamilie zu Brescia waren die Francini, von denen Claudio Francini zu Anfang des Jahrhunderts und der bekannteste Giovanni um 1640 thätig waren. Bartolin Francini, welcher in Florenz arbeitete und BF und einen Phönix im Schilde als Zeichen führte, war von Herkunft ein Franzose. Aus dem 17. Jahrhundert sind ferner zu nennen: Franzesco Albergotti zu Brescia, Bastiano da Pistoja, il Boia zu Brescia, 63*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1017
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 995. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1017>, abgerufen am 22.05.2024.