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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Baden im 17. Jahrhundert.
den 14 Betriebsjahren, von denen aus dem Zeitraum von 1601 bis
1621 die Rechnungen vorhanden sind, 20231 Masseln, also durchschnitt-
lich 1445 (zu 10 Ctr.) im Jahre. Dagegen sank im 30jährigen Kriege
sowohl die Erzförderung der "Ernzergemeinde" im Frickthal als die
Eisenerzeugung des Bundes und hatten die beteiligten Landschaften
schwer unter den Gräueln des furchtbaren Krieges zu leiden, besonders
in den Jahren 1633 bis 1646, am schwersten Laufenberg, welches
Anfangs Februar 1639 von den Schweden unter Herzog Bernhard von
Sachsen-Weimar nach vierwöchentlicher Belagerung erstürmt, zum
grossen Teil eingeäschert und gebrandschatzt wurde. Bei diesem An-
lass wurden auch vier grosse Hammerwerke, welche auf 38000 Gulden
geschätzt waren, ein Raub der Flammen. Mit dem Wohlstand
und der Bedeutung des Ortes erlitt die Eisenindustrie der ganzen
Gegend einen gewaltigen Stoss. Die darauf folgende 13 jährige
schwedisch-französische Okkupation, spätere feindliche Invasionen,
häufige Verkehrsstörungen und veränderte Verkehrsverhältnisse führten
den allmählichen Zerfall der Industrie herbei. Von den 36 im Jahre
1509 bestandenen Hämmern waren im Jahre 1647 nur noch 13 im
Betriebe. Nach Beendigung des 30jährigen Krieges hob sich die Erz-
förderung der Eisengruben im Frickthal, deren Zahl sich vermehrte,
so dass sich 1659 die Zahl der Vogteien von fünf auf acht erhöhte und
die Zahl der geförderten "Karreten", welche in der ersten Hälfte des
Jahrhunderts im Jahresdurchschnitt unter 1000 geblieben war, sich im
Jahre 1666 auf 4292 hob. In diesem Jahre wurden von den Hütten
des Eisenbundes 1616 Masseln geschmolzen. Nach 1674 trat aber
von neuem ein Rückgang ein, so dass ein Bericht von 1682 erklärt,
dass aus Mangel an Erz und der grossen Kosten wegen in Wehr,
Säckingen und Laufenberg viele Hämmer in Abgang gekommen seien.
Die Gruben im Frickthal seien bereits ein Jahr lang ertrunken.
Dies hing wohl auch damit zusammen, dass im Juli 1678 die Säckinger
Brücke von den Kaiserlichen verbrannt worden war, um den Fran-
zosen den Uebergang zu sperren.

Um diese Zeit machten die Landesherrschaft und Privatunter-
nehmer neue Anstrengungen, die Eisenindustrie am Oberrhein zu
heben. Im Jahre 1681/82 war von Baseler Unternehmern in Albbruck
ein neues Hammer- und Hochofenwerk gegründet und bald darauf
1684 auch das zum Eisenbund gehörende Schmelz- und Hüttenwerk
Wehr, das durch Kauf an den Landschreiber M. Joh. Belz in Rhein-
felden übergegangen war, von seinem neuen Besitzer ebenfalls zu einem
Hochofenwerk erweitert worden. Dem Hammerwerk Albbruck wurde

Baden im 17. Jahrhundert.
den 14 Betriebsjahren, von denen aus dem Zeitraum von 1601 bis
1621 die Rechnungen vorhanden sind, 20231 Masseln, also durchschnitt-
lich 1445 (zu 10 Ctr.) im Jahre. Dagegen sank im 30jährigen Kriege
sowohl die Erzförderung der „Ernzergemeinde“ im Frickthal als die
Eisenerzeugung des Bundes und hatten die beteiligten Landschaften
schwer unter den Gräueln des furchtbaren Krieges zu leiden, besonders
in den Jahren 1633 bis 1646, am schwersten Laufenberg, welches
Anfangs Februar 1639 von den Schweden unter Herzog Bernhard von
Sachsen-Weimar nach vierwöchentlicher Belagerung erstürmt, zum
groſsen Teil eingeäschert und gebrandschatzt wurde. Bei diesem An-
laſs wurden auch vier groſse Hammerwerke, welche auf 38000 Gulden
geschätzt waren, ein Raub der Flammen. Mit dem Wohlstand
und der Bedeutung des Ortes erlitt die Eisenindustrie der ganzen
Gegend einen gewaltigen Stoſs. Die darauf folgende 13 jährige
schwedisch-französische Okkupation, spätere feindliche Invasionen,
häufige Verkehrsstörungen und veränderte Verkehrsverhältnisse führten
den allmählichen Zerfall der Industrie herbei. Von den 36 im Jahre
1509 bestandenen Hämmern waren im Jahre 1647 nur noch 13 im
Betriebe. Nach Beendigung des 30jährigen Krieges hob sich die Erz-
förderung der Eisengruben im Frickthal, deren Zahl sich vermehrte,
so daſs sich 1659 die Zahl der Vogteien von fünf auf acht erhöhte und
die Zahl der geförderten „Karreten“, welche in der ersten Hälfte des
Jahrhunderts im Jahresdurchschnitt unter 1000 geblieben war, sich im
Jahre 1666 auf 4292 hob. In diesem Jahre wurden von den Hütten
des Eisenbundes 1616 Masseln geschmolzen. Nach 1674 trat aber
von neuem ein Rückgang ein, so daſs ein Bericht von 1682 erklärt,
daſs aus Mangel an Erz und der groſsen Kosten wegen in Wehr,
Säckingen und Laufenberg viele Hämmer in Abgang gekommen seien.
Die Gruben im Frickthal seien bereits ein Jahr lang ertrunken.
Dies hing wohl auch damit zusammen, daſs im Juli 1678 die Säckinger
Brücke von den Kaiserlichen verbrannt worden war, um den Fran-
zosen den Uebergang zu sperren.

Um diese Zeit machten die Landesherrschaft und Privatunter-
nehmer neue Anstrengungen, die Eisenindustrie am Oberrhein zu
heben. Im Jahre 1681/82 war von Baseler Unternehmern in Albbruck
ein neues Hammer- und Hochofenwerk gegründet und bald darauf
1684 auch das zum Eisenbund gehörende Schmelz- und Hüttenwerk
Wehr, das durch Kauf an den Landschreiber M. Joh. Belz in Rhein-
felden übergegangen war, von seinem neuen Besitzer ebenfalls zu einem
Hochofenwerk erweitert worden. Dem Hammerwerk Albbruck wurde

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[1068/1090] Baden im 17. Jahrhundert. den 14 Betriebsjahren, von denen aus dem Zeitraum von 1601 bis 1621 die Rechnungen vorhanden sind, 20231 Masseln, also durchschnitt- lich 1445 (zu 10 Ctr.) im Jahre. Dagegen sank im 30jährigen Kriege sowohl die Erzförderung der „Ernzergemeinde“ im Frickthal als die Eisenerzeugung des Bundes und hatten die beteiligten Landschaften schwer unter den Gräueln des furchtbaren Krieges zu leiden, besonders in den Jahren 1633 bis 1646, am schwersten Laufenberg, welches Anfangs Februar 1639 von den Schweden unter Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar nach vierwöchentlicher Belagerung erstürmt, zum groſsen Teil eingeäschert und gebrandschatzt wurde. Bei diesem An- laſs wurden auch vier groſse Hammerwerke, welche auf 38000 Gulden geschätzt waren, ein Raub der Flammen. Mit dem Wohlstand und der Bedeutung des Ortes erlitt die Eisenindustrie der ganzen Gegend einen gewaltigen Stoſs. Die darauf folgende 13 jährige schwedisch-französische Okkupation, spätere feindliche Invasionen, häufige Verkehrsstörungen und veränderte Verkehrsverhältnisse führten den allmählichen Zerfall der Industrie herbei. Von den 36 im Jahre 1509 bestandenen Hämmern waren im Jahre 1647 nur noch 13 im Betriebe. Nach Beendigung des 30jährigen Krieges hob sich die Erz- förderung der Eisengruben im Frickthal, deren Zahl sich vermehrte, so daſs sich 1659 die Zahl der Vogteien von fünf auf acht erhöhte und die Zahl der geförderten „Karreten“, welche in der ersten Hälfte des Jahrhunderts im Jahresdurchschnitt unter 1000 geblieben war, sich im Jahre 1666 auf 4292 hob. In diesem Jahre wurden von den Hütten des Eisenbundes 1616 Masseln geschmolzen. Nach 1674 trat aber von neuem ein Rückgang ein, so daſs ein Bericht von 1682 erklärt, daſs aus Mangel an Erz und der groſsen Kosten wegen in Wehr, Säckingen und Laufenberg viele Hämmer in Abgang gekommen seien. Die Gruben im Frickthal seien bereits ein Jahr lang ertrunken. Dies hing wohl auch damit zusammen, daſs im Juli 1678 die Säckinger Brücke von den Kaiserlichen verbrannt worden war, um den Fran- zosen den Uebergang zu sperren. Um diese Zeit machten die Landesherrschaft und Privatunter- nehmer neue Anstrengungen, die Eisenindustrie am Oberrhein zu heben. Im Jahre 1681/82 war von Baseler Unternehmern in Albbruck ein neues Hammer- und Hochofenwerk gegründet und bald darauf 1684 auch das zum Eisenbund gehörende Schmelz- und Hüttenwerk Wehr, das durch Kauf an den Landschreiber M. Joh. Belz in Rhein- felden übergegangen war, von seinem neuen Besitzer ebenfalls zu einem Hochofenwerk erweitert worden. Dem Hammerwerk Albbruck wurde

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1068. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1090>, abgerufen am 28.04.2024.