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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Italien, Spanien und Frankreich.
lagen Rennwerke zerstreut, welche Elbanisches Erz verschmolzen.
Indessen blieben doch auch die zahlreichen Erzvorkommen des Fest-
landes nicht ganz unbenutzt liegen. In Toskana selbst, obgleich dort
hauptsächlich Erz von Elba verschmolzen wurde, gewann man in den
Apuanischen Alpen Eisenerz und verschmolz es mit Elbanischem
Erz. Biringuccio bezeugt dies, indem er berichtet, dass er selbst
als Hüttenmeister des Fürsten Pandolfo auf den Eisenhütten im
Thale Boccheggiano mit bestem Erfolge die Erze der Nachbarschaft
mit Elbanischem Erz verschmolzen habe. Toskana ist bekannt-
lich reich an Eisenstein, der hauptsächlich in Gängen auftritt 1).
Bemerkenswert sind die Gänge von Frigido bei Massa mit Magnet-
eisenstein in körnigem Kalk; die von Corsinella bei Stazzema mit
Roteisenstein im Lias-Marmor; die von Val de Castello mit Braun-
und Magneteisenstein, und die am Tambura im Arnothal mit Rot-
eisenstein; sodann die zahlreichen kleinen brauneisensteinführenden
Gänge von Massetano im Kreidegebirge und der grosse Brauneisenstein-
gang von Montevalerio unterhalb Campiglia in jurassischen Schie-
fern. -- Biringuccio waren die sehr verschiedenen Eisensteinsorten
wohl bekannt, und da er in seiner Beschreibung derselben ihren
grösseren oder geringeren hüttenmännischen Wert anführt, waren die-
selben also auch im Ofen probiert worden. Aus Biringuccios
Schilderung ersehen wir ferner, dass zu seiner Zeit auch bereits
Stücköfen in Anwendung waren. Dies wird besonders in Norditalien
der Fall gewesen sein, wo der Betrieb mit dem der benachbarten
österreichischen Alpenländer ganz ähnlich gewesen zu sein scheint.
Auch die Erze des italienischen Alpengebietes haben grosse Ähnlichkeit
mit den steierischen und kärntnerischen. Es sind Gänge von mangan-
reichem Spateisenstein in Thonschiefer. Dieser Art sind die Erze in
dem Gebiete zwischen dem Flusse Caffaro und dem Comersee, welche
am Ausgehenden in Brauneisenstein umgewandelt sind. Schon zur
Römerzeit war Como berühmt durch sein Eisen. Seit ältester Zeit
wurde in den Alpenthälern zwischen dem Como- und dem Gardasee
Eisen gewonnen und geschmolzen. Dieser Betrieb fand in den sieben
von Westen nach Osten ziehenden Parallelthälern statt. Es sind dies
das Thal des Comersees, das von Sassira, von Bembrana, von Serisna
und von Camonica, in dessen südlicher Verlängerung der See von
Iseo liegt, ferner die Thäler von Trompio und Sabbio. Ebenso sind
Sondrio, Bergamo und Brescia alte Eisenindustriebezirke Norditaliens.

1) Siehe Percy-Wedding, a. a. O., Bd. I, S. 423.

Italien, Spanien und Frankreich.
lagen Rennwerke zerstreut, welche Elbanisches Erz verschmolzen.
Indessen blieben doch auch die zahlreichen Erzvorkommen des Fest-
landes nicht ganz unbenutzt liegen. In Toskana selbst, obgleich dort
hauptsächlich Erz von Elba verschmolzen wurde, gewann man in den
Apuanischen Alpen Eisenerz und verschmolz es mit Elbanischem
Erz. Biringuccio bezeugt dies, indem er berichtet, daſs er selbst
als Hüttenmeister des Fürsten Pandolfo auf den Eisenhütten im
Thale Boccheggiano mit bestem Erfolge die Erze der Nachbarschaft
mit Elbanischem Erz verschmolzen habe. Toskana ist bekannt-
lich reich an Eisenstein, der hauptsächlich in Gängen auftritt 1).
Bemerkenswert sind die Gänge von Frigido bei Massa mit Magnet-
eisenstein in körnigem Kalk; die von Corsinella bei Stazzema mit
Roteisenstein im Lias-Marmor; die von Val de Castello mit Braun-
und Magneteisenstein, und die am Tambura im Arnothal mit Rot-
eisenstein; sodann die zahlreichen kleinen brauneisensteinführenden
Gänge von Massetano im Kreidegebirge und der groſse Brauneisenstein-
gang von Montevalerio unterhalb Campiglia in jurassischen Schie-
fern. — Biringuccio waren die sehr verschiedenen Eisensteinsorten
wohl bekannt, und da er in seiner Beschreibung derselben ihren
gröſseren oder geringeren hüttenmännischen Wert anführt, waren die-
selben also auch im Ofen probiert worden. Aus Biringuccios
Schilderung ersehen wir ferner, daſs zu seiner Zeit auch bereits
Stücköfen in Anwendung waren. Dies wird besonders in Norditalien
der Fall gewesen sein, wo der Betrieb mit dem der benachbarten
österreichischen Alpenländer ganz ähnlich gewesen zu sein scheint.
Auch die Erze des italienischen Alpengebietes haben groſse Ähnlichkeit
mit den steierischen und kärntnerischen. Es sind Gänge von mangan-
reichem Spateisenstein in Thonschiefer. Dieser Art sind die Erze in
dem Gebiete zwischen dem Flusse Caffaro und dem Comersee, welche
am Ausgehenden in Brauneisenstein umgewandelt sind. Schon zur
Römerzeit war Como berühmt durch sein Eisen. Seit ältester Zeit
wurde in den Alpenthälern zwischen dem Como- und dem Gardasee
Eisen gewonnen und geschmolzen. Dieser Betrieb fand in den sieben
von Westen nach Osten ziehenden Parallelthälern statt. Es sind dies
das Thal des Comersees, das von Sassira, von Bembrana, von Serisna
und von Camonica, in dessen südlicher Verlängerung der See von
Iseo liegt, ferner die Thäler von Trompio und Sabbio. Ebenso sind
Sondrio, Bergamo und Brescia alte Eisenindustriebezirke Norditaliens.

1) Siehe Percy-Wedding, a. a. O., Bd. I, S. 423.
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[858/0878] Italien, Spanien und Frankreich. lagen Rennwerke zerstreut, welche Elbanisches Erz verschmolzen. Indessen blieben doch auch die zahlreichen Erzvorkommen des Fest- landes nicht ganz unbenutzt liegen. In Toskana selbst, obgleich dort hauptsächlich Erz von Elba verschmolzen wurde, gewann man in den Apuanischen Alpen Eisenerz und verschmolz es mit Elbanischem Erz. Biringuccio bezeugt dies, indem er berichtet, daſs er selbst als Hüttenmeister des Fürsten Pandolfo auf den Eisenhütten im Thale Boccheggiano mit bestem Erfolge die Erze der Nachbarschaft mit Elbanischem Erz verschmolzen habe. Toskana ist bekannt- lich reich an Eisenstein, der hauptsächlich in Gängen auftritt 1). Bemerkenswert sind die Gänge von Frigido bei Massa mit Magnet- eisenstein in körnigem Kalk; die von Corsinella bei Stazzema mit Roteisenstein im Lias-Marmor; die von Val de Castello mit Braun- und Magneteisenstein, und die am Tambura im Arnothal mit Rot- eisenstein; sodann die zahlreichen kleinen brauneisensteinführenden Gänge von Massetano im Kreidegebirge und der groſse Brauneisenstein- gang von Montevalerio unterhalb Campiglia in jurassischen Schie- fern. — Biringuccio waren die sehr verschiedenen Eisensteinsorten wohl bekannt, und da er in seiner Beschreibung derselben ihren gröſseren oder geringeren hüttenmännischen Wert anführt, waren die- selben also auch im Ofen probiert worden. Aus Biringuccios Schilderung ersehen wir ferner, daſs zu seiner Zeit auch bereits Stücköfen in Anwendung waren. Dies wird besonders in Norditalien der Fall gewesen sein, wo der Betrieb mit dem der benachbarten österreichischen Alpenländer ganz ähnlich gewesen zu sein scheint. Auch die Erze des italienischen Alpengebietes haben groſse Ähnlichkeit mit den steierischen und kärntnerischen. Es sind Gänge von mangan- reichem Spateisenstein in Thonschiefer. Dieser Art sind die Erze in dem Gebiete zwischen dem Flusse Caffaro und dem Comersee, welche am Ausgehenden in Brauneisenstein umgewandelt sind. Schon zur Römerzeit war Como berühmt durch sein Eisen. Seit ältester Zeit wurde in den Alpenthälern zwischen dem Como- und dem Gardasee Eisen gewonnen und geschmolzen. Dieser Betrieb fand in den sieben von Westen nach Osten ziehenden Parallelthälern statt. Es sind dies das Thal des Comersees, das von Sassira, von Bembrana, von Serisna und von Camonica, in dessen südlicher Verlängerung der See von Iseo liegt, ferner die Thäler von Trompio und Sabbio. Ebenso sind Sondrio, Bergamo und Brescia alte Eisenindustriebezirke Norditaliens. 1) Siehe Percy-Wedding, a. a. O., Bd. I, S. 423.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 858. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/878>, abgerufen am 07.05.2024.