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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Gebläse im 17. Jahrhundert.
Wind zur richtigen Wirkung kommen zu lassen und Windverlust
durch Ausströmung zwischen Ober- und Unterkasten, sind an den
Seiten des Unterkastens bewegliche Leisten angebracht, welche durch
Federn gegen die Wände des Oberkastens gepresst werden. Diese
Leistenliederung bildet einen sehr wesentlichen Teil des Apparates
und würde sich auch durch das genaueste Einpassen von Boden und
[Abbildung] Fig. 204.
[Abbildung] Fig. 205.
Unterkasten nicht er-
setzen lassen, umso-
weniger, als das Holz
bei wechselnder Tem-
peratur und Feuchtig-
keit sich ungleich aus-
dehnt. Der ganze
Balg ruht auf dem
Balgfuss, welcher mit
einem Untergestell fest
verbunden ist. Der
Wind tritt, wie bei
dem Lederbalg, durch
eine Düse oder Deute
von Eisenblech aus.

Die Vorteile der Holzbälge gegenüber den Lederbälgen waren
hauptsächlich folgende: Zunächst waren sie haltbarer, der Zerstörung
nicht so leicht ausgesetzt. Die Lederblasebälge nutzten sich rasch
ab, einerseits dadurch, dass das Leder ziemlich bald brüchig wurde,
anderseits dadurch, dass es sehr leicht durchbrannte. Dieser Gefahr
war bei dem hüttenmännischen Betriebe das trockne oder eingefettete
Leder sehr leicht ausgesetzt, besonders wenn der Balg bei seinem
Aufzug die heisse Luft und damit oft Funken von Kohlen und
glühender Schlacke einsaugte. Ein kleines Loch konnte aber den
Lederbalg unbrauchbar machen. Dies war bei den dicken Wänden
des Holzbalges nicht zu befürchten. -- Zweitens lieferten die Holz-
bälge einen stärkeren und gepressteren Luftstrom. Die Falten der
Lederbälge bauschten sich beim Niedergang seitlich aus. Die in
diesen Falten eingeschlossene Luft kam nicht zur Wirkung und ver-
minderte die Pressung. Wollte man letztere durch rascheren Wechsel
erzwingen, so waren die Lederbälge der Gefahr des Zerplatzens aus-
gesetzt; nicht so die Holzbälge. Drittens konnte man bei dieser
Konstruktion die Bälge grösser und stärker bauen. Bei den Leder-
bälgen war die Grösse der Bälge im Allgemeinen beschränkt durch

Gebläse im 17. Jahrhundert.
Wind zur richtigen Wirkung kommen zu lassen und Windverlust
durch Ausströmung zwischen Ober- und Unterkasten, sind an den
Seiten des Unterkastens bewegliche Leisten angebracht, welche durch
Federn gegen die Wände des Oberkastens gepreſst werden. Diese
Leistenliederung bildet einen sehr wesentlichen Teil des Apparates
und würde sich auch durch das genaueste Einpassen von Boden und
[Abbildung] Fig. 204.
[Abbildung] Fig. 205.
Unterkasten nicht er-
setzen lassen, umso-
weniger, als das Holz
bei wechselnder Tem-
peratur und Feuchtig-
keit sich ungleich aus-
dehnt. Der ganze
Balg ruht auf dem
Balgfuſs, welcher mit
einem Untergestell fest
verbunden ist. Der
Wind tritt, wie bei
dem Lederbalg, durch
eine Düse oder Deute
von Eisenblech aus.

Die Vorteile der Holzbälge gegenüber den Lederbälgen waren
hauptsächlich folgende: Zunächst waren sie haltbarer, der Zerstörung
nicht so leicht ausgesetzt. Die Lederblasebälge nutzten sich rasch
ab, einerseits dadurch, daſs das Leder ziemlich bald brüchig wurde,
anderseits dadurch, daſs es sehr leicht durchbrannte. Dieser Gefahr
war bei dem hüttenmännischen Betriebe das trockne oder eingefettete
Leder sehr leicht ausgesetzt, besonders wenn der Balg bei seinem
Aufzug die heiſse Luft und damit oft Funken von Kohlen und
glühender Schlacke einsaugte. Ein kleines Loch konnte aber den
Lederbalg unbrauchbar machen. Dies war bei den dicken Wänden
des Holzbalges nicht zu befürchten. — Zweitens lieferten die Holz-
bälge einen stärkeren und gepreſsteren Luftstrom. Die Falten der
Lederbälge bauschten sich beim Niedergang seitlich aus. Die in
diesen Falten eingeschlossene Luft kam nicht zur Wirkung und ver-
minderte die Pressung. Wollte man letztere durch rascheren Wechsel
erzwingen, so waren die Lederbälge der Gefahr des Zerplatzens aus-
gesetzt; nicht so die Holzbälge. Drittens konnte man bei dieser
Konstruktion die Bälge gröſser und stärker bauen. Bei den Leder-
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[939/0961] Gebläse im 17. Jahrhundert. Wind zur richtigen Wirkung kommen zu lassen und Windverlust durch Ausströmung zwischen Ober- und Unterkasten, sind an den Seiten des Unterkastens bewegliche Leisten angebracht, welche durch Federn gegen die Wände des Oberkastens gepreſst werden. Diese Leistenliederung bildet einen sehr wesentlichen Teil des Apparates und würde sich auch durch das genaueste Einpassen von Boden und [Abbildung Fig. 204.] [Abbildung Fig. 205.] Unterkasten nicht er- setzen lassen, umso- weniger, als das Holz bei wechselnder Tem- peratur und Feuchtig- keit sich ungleich aus- dehnt. Der ganze Balg ruht auf dem Balgfuſs, welcher mit einem Untergestell fest verbunden ist. Der Wind tritt, wie bei dem Lederbalg, durch eine Düse oder Deute von Eisenblech aus. Die Vorteile der Holzbälge gegenüber den Lederbälgen waren hauptsächlich folgende: Zunächst waren sie haltbarer, der Zerstörung nicht so leicht ausgesetzt. Die Lederblasebälge nutzten sich rasch ab, einerseits dadurch, daſs das Leder ziemlich bald brüchig wurde, anderseits dadurch, daſs es sehr leicht durchbrannte. Dieser Gefahr war bei dem hüttenmännischen Betriebe das trockne oder eingefettete Leder sehr leicht ausgesetzt, besonders wenn der Balg bei seinem Aufzug die heiſse Luft und damit oft Funken von Kohlen und glühender Schlacke einsaugte. Ein kleines Loch konnte aber den Lederbalg unbrauchbar machen. Dies war bei den dicken Wänden des Holzbalges nicht zu befürchten. — Zweitens lieferten die Holz- bälge einen stärkeren und gepreſsteren Luftstrom. Die Falten der Lederbälge bauschten sich beim Niedergang seitlich aus. Die in diesen Falten eingeschlossene Luft kam nicht zur Wirkung und ver- minderte die Pressung. Wollte man letztere durch rascheren Wechsel erzwingen, so waren die Lederbälge der Gefahr des Zerplatzens aus- gesetzt; nicht so die Holzbälge. Drittens konnte man bei dieser Konstruktion die Bälge gröſser und stärker bauen. Bei den Leder- bälgen war die Gröſse der Bälge im Allgemeinen beschränkt durch

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/961>, abgerufen am 30.04.2024.