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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
Arbeitern, unter Verbrennung etwas büchenen Holzes, soviel und wol
mehr Eisen zerschnitten werden kann, als in einer Woche vor einem
Hammer dazu ausgeschmiedet wird. Der Nutzen davon ist auch
unterschiedlich, und bestehet in folgendem.

1. Werden neben der Zeit wieder viel Kohlen ersparet, welche
theils vor dem Stabhammer zu Ausschmiedung kleinerer Stabeisen, als
zum Exempel zu Hufeisen und dergleichen, theils vor dem Zahn-
hammer zu Ausziehung des Zahneisens aufgehen.

2. Wird das Eisen mit weit geringern Kosten zu allerhand
Gattungen Stäben geschnitten, als die Löhne, dergleichen Stabeisen
vor dem Stab- und Zahnhammer zu verfertigen, erfordern. Die Er-
sparung so vieler Kosten ist ohngefehr abzunehmen, wenn man nur
den Ueberschlag macht, wie viel vor dem Stabhammer, und wie viel
vor dem Zahnhammer wöchentlich Centner Eisen an allerley Gattung
ausgeschmiedet werden können, und wie viel dabey an Gelde auf das
Schmiedlohn, und Kohlen gehet, und solche Kosten gegen die hält,
welche in der Eisenschneidmühle auf eben so viel Centner in einer
gar kurzen Zeit aufgeschnittener Stäbe gehen mögen.

3. Kann ein der Stärke nach dem Zahneisen gleichendes zer-
schnittenes Eisen (ob es wol eine andere Form hat) in gleichem
Preis mit dem Zahneisen verkauffet werden.

4. Werden Schlösser, Huf- und andere Schmiede das geschnittene,
und der Stärke nach schon zu ihrer Arbeit aptirte Stabeisen gerne
um höhern Preis bezahlen, weil sie hernach in ihren Feuern und
Werkstädten vieler Arbeit mit Zerschrotung auch vieler dabey nöthiger
Hitze überhoben bleiben, ein ziemliches an Kohlen erspahren, und
folglich die vorhabende Arbeit in kürzerer Zeit ausfertigen können.

"Hierbey ist letzlich zu erinnern, dass dem Meister eines solchen
Werkes, um alles in gutem Stand, nach einmal geschehener voll-
kommener Vorrichtung, zu unterhalten, wöchentlich ein gewisser Lohn
zu vermachen, dabey er, weil die Eisenschneidmühle nur eine kurze
Zeit, und vielleicht zusammen nicht über einen Monat im Jahr um-
gehen darf, er auch die übrige ganze Zeit durch mit Vorrichtung und
Reparirung der nöthigen Instrumente und anderer dabey vorfallender
Nebenarbeit nicht zu thun hat, zu anderer Hammerschmiede Arbeit
mit zu appliciren wäre. Die übrigen Arbeiter, so ihm beym Eisen-
schneiden oder sonsten Handlangung thun müsten, wären ihme von
andern im Lohne stehenden Arbeitern, so lange die Arbeit in der
Eisenschneidmühle umginge, zuzugeben, dass also niemand auf der-
gleichen Werk absonderlich zu unterhalten wäre. Aus welchem denn

Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
Arbeitern, unter Verbrennung etwas büchenen Holzes, soviel und wol
mehr Eisen zerschnitten werden kann, als in einer Woche vor einem
Hammer dazu ausgeschmiedet wird. Der Nutzen davon ist auch
unterschiedlich, und bestehet in folgendem.

1. Werden neben der Zeit wieder viel Kohlen ersparet, welche
theils vor dem Stabhammer zu Ausschmiedung kleinerer Stabeisen, als
zum Exempel zu Hufeisen und dergleichen, theils vor dem Zahn-
hammer zu Ausziehung des Zahneisens aufgehen.

2. Wird das Eisen mit weit geringern Kosten zu allerhand
Gattungen Stäben geschnitten, als die Löhne, dergleichen Stabeisen
vor dem Stab- und Zahnhammer zu verfertigen, erfordern. Die Er-
sparung so vieler Kosten ist ohngefehr abzunehmen, wenn man nur
den Ueberschlag macht, wie viel vor dem Stabhammer, und wie viel
vor dem Zahnhammer wöchentlich Centner Eisen an allerley Gattung
ausgeschmiedet werden können, und wie viel dabey an Gelde auf das
Schmiedlohn, und Kohlen gehet, und solche Kosten gegen die hält,
welche in der Eisenschneidmühle auf eben so viel Centner in einer
gar kurzen Zeit aufgeschnittener Stäbe gehen mögen.

3. Kann ein der Stärke nach dem Zahneisen gleichendes zer-
schnittenes Eisen (ob es wol eine andere Form hat) in gleichem
Preis mit dem Zahneisen verkauffet werden.

4. Werden Schlösser, Huf- und andere Schmiede das geschnittene,
und der Stärke nach schon zu ihrer Arbeit aptirte Stabeisen gerne
um höhern Preis bezahlen, weil sie hernach in ihren Feuern und
Werkstädten vieler Arbeit mit Zerschrotung auch vieler dabey nöthiger
Hitze überhoben bleiben, ein ziemliches an Kohlen erspahren, und
folglich die vorhabende Arbeit in kürzerer Zeit ausfertigen können.

„Hierbey ist letzlich zu erinnern, daſs dem Meister eines solchen
Werkes, um alles in gutem Stand, nach einmal geschehener voll-
kommener Vorrichtung, zu unterhalten, wöchentlich ein gewisser Lohn
zu vermachen, dabey er, weil die Eisenschneidmühle nur eine kurze
Zeit, und vielleicht zusammen nicht über einen Monat im Jahr um-
gehen darf, er auch die übrige ganze Zeit durch mit Vorrichtung und
Reparirung der nöthigen Instrumente und anderer dabey vorfallender
Nebenarbeit nicht zu thun hat, zu anderer Hammerschmiede Arbeit
mit zu appliciren wäre. Die übrigen Arbeiter, so ihm beym Eisen-
schneiden oder sonsten Handlangung thun müsten, wären ihme von
andern im Lohne stehenden Arbeitern, so lange die Arbeit in der
Eisenschneidmühle umginge, zuzugeben, daſs also niemand auf der-
gleichen Werk absonderlich zu unterhalten wäre. Aus welchem denn

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[959/0981] Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert. Arbeitern, unter Verbrennung etwas büchenen Holzes, soviel und wol mehr Eisen zerschnitten werden kann, als in einer Woche vor einem Hammer dazu ausgeschmiedet wird. Der Nutzen davon ist auch unterschiedlich, und bestehet in folgendem. 1. Werden neben der Zeit wieder viel Kohlen ersparet, welche theils vor dem Stabhammer zu Ausschmiedung kleinerer Stabeisen, als zum Exempel zu Hufeisen und dergleichen, theils vor dem Zahn- hammer zu Ausziehung des Zahneisens aufgehen. 2. Wird das Eisen mit weit geringern Kosten zu allerhand Gattungen Stäben geschnitten, als die Löhne, dergleichen Stabeisen vor dem Stab- und Zahnhammer zu verfertigen, erfordern. Die Er- sparung so vieler Kosten ist ohngefehr abzunehmen, wenn man nur den Ueberschlag macht, wie viel vor dem Stabhammer, und wie viel vor dem Zahnhammer wöchentlich Centner Eisen an allerley Gattung ausgeschmiedet werden können, und wie viel dabey an Gelde auf das Schmiedlohn, und Kohlen gehet, und solche Kosten gegen die hält, welche in der Eisenschneidmühle auf eben so viel Centner in einer gar kurzen Zeit aufgeschnittener Stäbe gehen mögen. 3. Kann ein der Stärke nach dem Zahneisen gleichendes zer- schnittenes Eisen (ob es wol eine andere Form hat) in gleichem Preis mit dem Zahneisen verkauffet werden. 4. Werden Schlösser, Huf- und andere Schmiede das geschnittene, und der Stärke nach schon zu ihrer Arbeit aptirte Stabeisen gerne um höhern Preis bezahlen, weil sie hernach in ihren Feuern und Werkstädten vieler Arbeit mit Zerschrotung auch vieler dabey nöthiger Hitze überhoben bleiben, ein ziemliches an Kohlen erspahren, und folglich die vorhabende Arbeit in kürzerer Zeit ausfertigen können. „Hierbey ist letzlich zu erinnern, daſs dem Meister eines solchen Werkes, um alles in gutem Stand, nach einmal geschehener voll- kommener Vorrichtung, zu unterhalten, wöchentlich ein gewisser Lohn zu vermachen, dabey er, weil die Eisenschneidmühle nur eine kurze Zeit, und vielleicht zusammen nicht über einen Monat im Jahr um- gehen darf, er auch die übrige ganze Zeit durch mit Vorrichtung und Reparirung der nöthigen Instrumente und anderer dabey vorfallender Nebenarbeit nicht zu thun hat, zu anderer Hammerschmiede Arbeit mit zu appliciren wäre. Die übrigen Arbeiter, so ihm beym Eisen- schneiden oder sonsten Handlangung thun müsten, wären ihme von andern im Lohne stehenden Arbeitern, so lange die Arbeit in der Eisenschneidmühle umginge, zuzugeben, daſs also niemand auf der- gleichen Werk absonderlich zu unterhalten wäre. Aus welchem denn

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/981>, abgerufen am 27.04.2024.