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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Italien.

Auch die darauf folgende Beschreibung der Löschherde zum Ver-
schmieden des Eisens in Brescia scheint dies zu bestätigen. Der
Herd war 1 Elle hoch, durch einen darunter liegenden Abzugskanal
vor Feuchtigkeit geschützt. Über dem Kanale lag eine Kalkplatte
von 1/2 Fuss Dicke, hierüber wurde der Herd aus Kohlenstübbe ge-
schlagen. Die Formseite ward durch eine Mauer gebildet, die
Schlackenseite wurde durch ein vielfach durchlöchertes Eisen, "la
lattarvola", geschlossen. Die Form lag in der Mitte der Formseite,
ragte 4 Zoll in den Herd und 6 Zoll über den Boden. Der geschla-
gene Löschherd wurde mit Kohlen gefüllt und der Wind angelassen.
Waren diese verzehrt, so wurden neue nachgefüllt und die Eisen-
brocken aufgegeben, einer nach dem anderen unter beständigem Nach-
füllen von Kohlen, bis sie niedergeschmolzen waren, wobei die ge-
bildeten Schlacken wiederholt abgestochen wurden. Schien das Eisen
genügend gereinigt, so nahm der Frischer eine 10 Fuss lange Eisen-
stange, erhitzte sie am Ende zur Weissglut und stiess sie dann in die
fest gewordene Eisenluppe, mit der sie zusammenschweisste. Mit
dieser Stange zog er die Luppe aus dem Herde und hob sie auf den
Amboss, wo sie unter dem Hammer in Stäbe ausgereckt wurde.
Währenddem reinigte der Gehülfe den Herd.

Das Eisen, welches zu jener Zeit in der Romagna verarbeitet
wurde, kam von Ancona. Sowohl hier wie an anderen Orten an den
Küsten gab es Eisenhütten, welche Eisenerze von Elba verschmolzen.
Dies geschah teils in Öfen, teils in Herden. Schmelzöfen gab es bei
Concka, 40 Meilen (milliaria) von der Stadt Rom, und bei Nottona,
Cisterna, Montevana, Canizio und anderen Orten im Neapolitanischen.
Die Schmelzung wurde zuweilen zwei bis drei Monate fortgesetzt, wie
namentlich zu Piombino und Cervetto und wich nur wenig von dem
oben beschriebenen Verfahren ab.

In einigen Eisenschmelzen bei Rom (ferraria genannt), von denen
sich eine dicht bei der Porta St. Giovanni befand, wurde das Eisen
in zwei Feuern geschmolzen. In dem einen Herde wurde altes Eisen,
Eisenbrocken von den Hütten und Eisenerz, vena di ferro, das
von Piombino kam, verschmolzen. In dem anderen wurden die Luppen
ausgeheizt und dann verschmiedet.

Der Wind für diese Feuer wurde durch Wassertrommelgebläse
erzeugt. In dem Rennherde wurde auf die Kohlen erst das alte
Eisen aufgegeben, dann wieder eine Lage Kohlen und hierauf das
Erz. Hatte sich eine Luppe im Herde gesammelt, so wurde sie mit
der Anlaufstange herausgenommen.


Italien.

Auch die darauf folgende Beschreibung der Löschherde zum Ver-
schmieden des Eisens in Brescia scheint dies zu bestätigen. Der
Herd war 1 Elle hoch, durch einen darunter liegenden Abzugskanal
vor Feuchtigkeit geschützt. Über dem Kanale lag eine Kalkplatte
von ½ Fuſs Dicke, hierüber wurde der Herd aus Kohlenstübbe ge-
schlagen. Die Formseite ward durch eine Mauer gebildet, die
Schlackenseite wurde durch ein vielfach durchlöchertes Eisen, „la
lattarvola“, geschlossen. Die Form lag in der Mitte der Formseite,
ragte 4 Zoll in den Herd und 6 Zoll über den Boden. Der geschla-
gene Löschherd wurde mit Kohlen gefüllt und der Wind angelassen.
Waren diese verzehrt, so wurden neue nachgefüllt und die Eisen-
brocken aufgegeben, einer nach dem anderen unter beständigem Nach-
füllen von Kohlen, bis sie niedergeschmolzen waren, wobei die ge-
bildeten Schlacken wiederholt abgestochen wurden. Schien das Eisen
genügend gereinigt, so nahm der Frischer eine 10 Fuſs lange Eisen-
stange, erhitzte sie am Ende zur Weiſsglut und stieſs sie dann in die
fest gewordene Eisenluppe, mit der sie zusammenschweiſste. Mit
dieser Stange zog er die Luppe aus dem Herde und hob sie auf den
Amboſs, wo sie unter dem Hammer in Stäbe ausgereckt wurde.
Währenddem reinigte der Gehülfe den Herd.

Das Eisen, welches zu jener Zeit in der Romagna verarbeitet
wurde, kam von Ancona. Sowohl hier wie an anderen Orten an den
Küsten gab es Eisenhütten, welche Eisenerze von Elba verschmolzen.
Dies geschah teils in Öfen, teils in Herden. Schmelzöfen gab es bei
Concka, 40 Meilen (milliaria) von der Stadt Rom, und bei Nottona,
Cisterna, Montevana, Canizio und anderen Orten im Neapolitanischen.
Die Schmelzung wurde zuweilen zwei bis drei Monate fortgesetzt, wie
namentlich zu Piombino und Cervetto und wich nur wenig von dem
oben beschriebenen Verfahren ab.

In einigen Eisenschmelzen bei Rom (ferraria genannt), von denen
sich eine dicht bei der Porta St. Giovanni befand, wurde das Eisen
in zwei Feuern geschmolzen. In dem einen Herde wurde altes Eisen,
Eisenbrocken von den Hütten und Eisenerz, vena di ferro, das
von Piombino kam, verschmolzen. In dem anderen wurden die Luppen
ausgeheizt und dann verschmiedet.

Der Wind für diese Feuer wurde durch Wassertrommelgebläse
erzeugt. In dem Rennherde wurde auf die Kohlen erst das alte
Eisen aufgegeben, dann wieder eine Lage Kohlen und hierauf das
Erz. Hatte sich eine Luppe im Herde gesammelt, so wurde sie mit
der Anlaufstange herausgenommen.


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[1055/1069] Italien. Auch die darauf folgende Beschreibung der Löschherde zum Ver- schmieden des Eisens in Brescia scheint dies zu bestätigen. Der Herd war 1 Elle hoch, durch einen darunter liegenden Abzugskanal vor Feuchtigkeit geschützt. Über dem Kanale lag eine Kalkplatte von ½ Fuſs Dicke, hierüber wurde der Herd aus Kohlenstübbe ge- schlagen. Die Formseite ward durch eine Mauer gebildet, die Schlackenseite wurde durch ein vielfach durchlöchertes Eisen, „la lattarvola“, geschlossen. Die Form lag in der Mitte der Formseite, ragte 4 Zoll in den Herd und 6 Zoll über den Boden. Der geschla- gene Löschherd wurde mit Kohlen gefüllt und der Wind angelassen. Waren diese verzehrt, so wurden neue nachgefüllt und die Eisen- brocken aufgegeben, einer nach dem anderen unter beständigem Nach- füllen von Kohlen, bis sie niedergeschmolzen waren, wobei die ge- bildeten Schlacken wiederholt abgestochen wurden. Schien das Eisen genügend gereinigt, so nahm der Frischer eine 10 Fuſs lange Eisen- stange, erhitzte sie am Ende zur Weiſsglut und stieſs sie dann in die fest gewordene Eisenluppe, mit der sie zusammenschweiſste. Mit dieser Stange zog er die Luppe aus dem Herde und hob sie auf den Amboſs, wo sie unter dem Hammer in Stäbe ausgereckt wurde. Währenddem reinigte der Gehülfe den Herd. Das Eisen, welches zu jener Zeit in der Romagna verarbeitet wurde, kam von Ancona. Sowohl hier wie an anderen Orten an den Küsten gab es Eisenhütten, welche Eisenerze von Elba verschmolzen. Dies geschah teils in Öfen, teils in Herden. Schmelzöfen gab es bei Concka, 40 Meilen (milliaria) von der Stadt Rom, und bei Nottona, Cisterna, Montevana, Canizio und anderen Orten im Neapolitanischen. Die Schmelzung wurde zuweilen zwei bis drei Monate fortgesetzt, wie namentlich zu Piombino und Cervetto und wich nur wenig von dem oben beschriebenen Verfahren ab. In einigen Eisenschmelzen bei Rom (ferraria genannt), von denen sich eine dicht bei der Porta St. Giovanni befand, wurde das Eisen in zwei Feuern geschmolzen. In dem einen Herde wurde altes Eisen, Eisenbrocken von den Hütten und Eisenerz, vena di ferro, das von Piombino kam, verschmolzen. In dem anderen wurden die Luppen ausgeheizt und dann verschmiedet. Der Wind für diese Feuer wurde durch Wassertrommelgebläse erzeugt. In dem Rennherde wurde auf die Kohlen erst das alte Eisen aufgegeben, dann wieder eine Lage Kohlen und hierauf das Erz. Hatte sich eine Luppe im Herde gesammelt, so wurde sie mit der Anlaufstange herausgenommen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1055. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1069>, abgerufen am 29.04.2024.