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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
man, um z. B. Blech von 1/16 zu bekommen, vier Bleche von 1/4 Zoll
zusammenlegt und diese bis auf 1/4 Zoll ausschmiedet.

Um Schlösser zu machen, muss die Arbeitsteilung noch weiter
durchgeführt werden. Für jeden Schlossteil muss ein besonderer
Schmied sein. Ein jeder hat seine besonderen Gesenke. Polhem
beschäftigte sich viel mit der Verbesserung der Schlösser und be-
schreibt in seinem Testament ein von ihm erfundenes neues Sicher-
heitsschloss, von dem er eine allgemeine Verwendung hofft.

Man schlägt, wie schon erwähnt, alle einzelnen Teile in Ge-
senke, auch die Schlüssel, welche, wie bei den englischen und fran-
zösischen Schlössern, aus dem Ganzen geschmiedet und ohne Lötungen
sein mussten. "Wenn es hiermit aber recht geschwind gehen soll,
so macht man ein Paar Stahlwalzen, in welche man der
Länge nach die Schlüssel von verschiedener Form und
Grösse eingräbt
. Diese Walzen müssen an einem Ende ein
doppeltes Zahngetriebe haben, damit die Schlüsselformen recht genau
aufeinander passen. Wenn man walzen will, was am besten durch
ein Wasserrad geschieht, müssen die Platten die Breite und Länge
der Schlüssel haben und über 30 bis 45 cm lang, auch ungefähr
8 bis 10 cm dick sein; man macht sie der grössten Weichheit wegen
weissglühend. Je geschwinder sie bei einem kräftigen Wasserbetrieb
umlaufen, desto besser und genauer drückt sich die Form aus, so
dass, wenn man die Walzen ganz dicht zusammenschraubt, das Blech
zwischen jedem Schlüssel so dünn wie Papier wird, welches man mit
Meisseln weghaut und sie überall mit feinen Feilen zum Polieren und
Härten abfeilt."

Hier giebt also Polhem eine andere Art der Verwendung der
Walzen an, nämlich zur Prägung an Stelle des Schmiedens im Ge-
senke, ein Verfahren, welches erst in neuerer Zeit wieder zu allge-
meinerer Verwendung gelangt ist.

Das Eisen zu dieser Fabrikation stellt man am besten so dar,
dass man drei Stäbe zusammenschweisst, einen weichen in der Mitte
und zwei harte (kaltbrüchige) zu beiden Seiten, diese reckt man,
nachdem sie geschweisst sind, unter dem Reckhammer zu so breiten
Platten aus, als es zwei, drei bis vier Schlüssel in der Breite er-
fordern und schneidet sie mit einer groben Wasserschere in solche
Stücken, wie es die Auswalzung in der beschriebenen Weise er-
fordert.

"Durch diese Einrichtung kann man gute und schöne Schlösser
viel billiger (zu 2 Dal. Kupf. Münze, welche sonst einige Reichsthaler

Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
man, um z. B. Blech von 1/16 zu bekommen, vier Bleche von ¼ Zoll
zusammenlegt und diese bis auf ¼ Zoll ausschmiedet.

Um Schlösser zu machen, muſs die Arbeitsteilung noch weiter
durchgeführt werden. Für jeden Schloſsteil muſs ein besonderer
Schmied sein. Ein jeder hat seine besonderen Gesenke. Polhem
beschäftigte sich viel mit der Verbesserung der Schlösser und be-
schreibt in seinem Testament ein von ihm erfundenes neues Sicher-
heitsschloſs, von dem er eine allgemeine Verwendung hofft.

Man schlägt, wie schon erwähnt, alle einzelnen Teile in Ge-
senke, auch die Schlüssel, welche, wie bei den englischen und fran-
zösischen Schlössern, aus dem Ganzen geschmiedet und ohne Lötungen
sein muſsten. „Wenn es hiermit aber recht geschwind gehen soll,
so macht man ein Paar Stahlwalzen, in welche man der
Länge nach die Schlüssel von verschiedener Form und
Gröſse eingräbt
. Diese Walzen müssen an einem Ende ein
doppeltes Zahngetriebe haben, damit die Schlüsselformen recht genau
aufeinander passen. Wenn man walzen will, was am besten durch
ein Wasserrad geschieht, müssen die Platten die Breite und Länge
der Schlüssel haben und über 30 bis 45 cm lang, auch ungefähr
8 bis 10 cm dick sein; man macht sie der gröſsten Weichheit wegen
weiſsglühend. Je geschwinder sie bei einem kräftigen Wasserbetrieb
umlaufen, desto besser und genauer drückt sich die Form aus, so
daſs, wenn man die Walzen ganz dicht zusammenschraubt, das Blech
zwischen jedem Schlüssel so dünn wie Papier wird, welches man mit
Meiſseln weghaut und sie überall mit feinen Feilen zum Polieren und
Härten abfeilt.“

Hier giebt also Polhem eine andere Art der Verwendung der
Walzen an, nämlich zur Prägung an Stelle des Schmiedens im Ge-
senke, ein Verfahren, welches erst in neuerer Zeit wieder zu allge-
meinerer Verwendung gelangt ist.

Das Eisen zu dieser Fabrikation stellt man am besten so dar,
daſs man drei Stäbe zusammenschweiſst, einen weichen in der Mitte
und zwei harte (kaltbrüchige) zu beiden Seiten, diese reckt man,
nachdem sie geschweiſst sind, unter dem Reckhammer zu so breiten
Platten aus, als es zwei, drei bis vier Schlüssel in der Breite er-
fordern und schneidet sie mit einer groben Wasserschere in solche
Stücken, wie es die Auswalzung in der beschriebenen Weise er-
fordert.

„Durch diese Einrichtung kann man gute und schöne Schlösser
viel billiger (zu 2 Dal. Kupf. Münze, welche sonst einige Reichsthaler

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[254/0268] Die mechanische Bearbeitung des Eisens. man, um z. B. Blech von 1/16 zu bekommen, vier Bleche von ¼ Zoll zusammenlegt und diese bis auf ¼ Zoll ausschmiedet. Um Schlösser zu machen, muſs die Arbeitsteilung noch weiter durchgeführt werden. Für jeden Schloſsteil muſs ein besonderer Schmied sein. Ein jeder hat seine besonderen Gesenke. Polhem beschäftigte sich viel mit der Verbesserung der Schlösser und be- schreibt in seinem Testament ein von ihm erfundenes neues Sicher- heitsschloſs, von dem er eine allgemeine Verwendung hofft. Man schlägt, wie schon erwähnt, alle einzelnen Teile in Ge- senke, auch die Schlüssel, welche, wie bei den englischen und fran- zösischen Schlössern, aus dem Ganzen geschmiedet und ohne Lötungen sein muſsten. „Wenn es hiermit aber recht geschwind gehen soll, so macht man ein Paar Stahlwalzen, in welche man der Länge nach die Schlüssel von verschiedener Form und Gröſse eingräbt. Diese Walzen müssen an einem Ende ein doppeltes Zahngetriebe haben, damit die Schlüsselformen recht genau aufeinander passen. Wenn man walzen will, was am besten durch ein Wasserrad geschieht, müssen die Platten die Breite und Länge der Schlüssel haben und über 30 bis 45 cm lang, auch ungefähr 8 bis 10 cm dick sein; man macht sie der gröſsten Weichheit wegen weiſsglühend. Je geschwinder sie bei einem kräftigen Wasserbetrieb umlaufen, desto besser und genauer drückt sich die Form aus, so daſs, wenn man die Walzen ganz dicht zusammenschraubt, das Blech zwischen jedem Schlüssel so dünn wie Papier wird, welches man mit Meiſseln weghaut und sie überall mit feinen Feilen zum Polieren und Härten abfeilt.“ Hier giebt also Polhem eine andere Art der Verwendung der Walzen an, nämlich zur Prägung an Stelle des Schmiedens im Ge- senke, ein Verfahren, welches erst in neuerer Zeit wieder zu allge- meinerer Verwendung gelangt ist. Das Eisen zu dieser Fabrikation stellt man am besten so dar, daſs man drei Stäbe zusammenschweiſst, einen weichen in der Mitte und zwei harte (kaltbrüchige) zu beiden Seiten, diese reckt man, nachdem sie geschweiſst sind, unter dem Reckhammer zu so breiten Platten aus, als es zwei, drei bis vier Schlüssel in der Breite er- fordern und schneidet sie mit einer groben Wasserschere in solche Stücken, wie es die Auswalzung in der beschriebenen Weise er- fordert. „Durch diese Einrichtung kann man gute und schöne Schlösser viel billiger (zu 2 Dal. Kupf. Münze, welche sonst einige Reichsthaler

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/268>, abgerufen am 29.04.2024.