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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
in der Ersparnis an den immer teurer werdenden Holzkohlen. Die
technische Vervollkommnung bewegte sich in der Richtung der sorg-
fältigeren Ausführungen der Betriebsapparate, zunächst der Kon-
struktion und des Baues des Frischfeuers und in einer grösseren
Arbeitsteilung oder Trennung des Verfahrens in verschiedene Teile
der Vor- und Nachbehandlung. Das vorbereitende Schmelzen oder
Feinen des Roheisens fand namentlich im Süden, wo man gute
Bergerze verschmolz, Eingang, so in Kärnten und Steiermark in
dem Hartzerennen, im südlichen Frankreich in einem ähnlichen Ver-
frischen, mazeage genannt. Die selbständige Nachbehandlung, das
Ausheizen des Rohfrischeisens in einem besonderen Herd war schon
bei der Wallonschmiede zur Anwendung gekommen und wurde noch
weiter entwickelt in der englischen Frischmethode.

In Steiermark war durch die Einführung der Flossöfen auch
die Einführung des Frischverfahrens bedingt worden. So wenig man
sich bei der Konstruktion der Flossöfen streng an die kärntnerischen
Öfen, welche doch zunächst die Veranlassung zum Übergang zu
diesem Betriebe gegeben hatten, hielt, so wenig war dies bei dem
Frischprozess der Fall. Man behielt vielmehr den alten gemauerten
Löschherd, wie man ihn zum Ausheizen oder Zerennen der Halb-
massen der Stücköfen verwendet hatte, bei, und benutzte ihn sowohl
zum Eisen- wie zum Stahlfrischen, also zum Weich- und zum Hart-
zerennen, sowie als Ausheizfeuer für die Streckhämmer. Diese allge-
meine Brauchbarkeit darf aber nicht als ein besonderer Vorzug an-
gesehen werden; im Gegenteil muss man schon vornweg urteilen, dass
ein Herd, welcher für so verschiedene Zwecke gebraucht wird, unmög-
lich für jeden einzelnen Zweck die entsprechendste Gestalt und Grösse
haben konnte1).

Fig. 109 (a. f. S.) ist die Abbildung eines steierischen Löschherds,
wie er noch in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts im
Gebrauch war.

Über das Weichzerennen, d. h. das Eisenfrischen in Steier-
mark, hat Jars eine gute Schilderung in seinem Reisebericht aus
dem Jahre 1758 hinterlassen. Derselbe wird ergänzt durch eine
von Ferber 1780 veröffentlichte Beschreibung des steierischen Eisen-
schmelzens und einen Aufsatz von Klinghammer im Bergmännischen
Journal von 1788. Zu Eisenerz selbst befand sich bei Jars' Besuch

1) Siehe Tunner, Die Stabeisen- und Stahlbereitung in Frischherden, Bd. II,
S. 105.
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Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
in der Ersparnis an den immer teurer werdenden Holzkohlen. Die
technische Vervollkommnung bewegte sich in der Richtung der sorg-
fältigeren Ausführungen der Betriebsapparate, zunächst der Kon-
struktion und des Baues des Frischfeuers und in einer gröſseren
Arbeitsteilung oder Trennung des Verfahrens in verschiedene Teile
der Vor- und Nachbehandlung. Das vorbereitende Schmelzen oder
Feinen des Roheisens fand namentlich im Süden, wo man gute
Bergerze verschmolz, Eingang, so in Kärnten und Steiermark in
dem Hartzerennen, im südlichen Frankreich in einem ähnlichen Ver-
frischen, mazéage genannt. Die selbständige Nachbehandlung, das
Ausheizen des Rohfrischeisens in einem besonderen Herd war schon
bei der Wallonschmiede zur Anwendung gekommen und wurde noch
weiter entwickelt in der englischen Frischmethode.

In Steiermark war durch die Einführung der Floſsöfen auch
die Einführung des Frischverfahrens bedingt worden. So wenig man
sich bei der Konstruktion der Floſsöfen streng an die kärntnerischen
Öfen, welche doch zunächst die Veranlassung zum Übergang zu
diesem Betriebe gegeben hatten, hielt, so wenig war dies bei dem
Frischprozeſs der Fall. Man behielt vielmehr den alten gemauerten
Löschherd, wie man ihn zum Ausheizen oder Zerennen der Halb-
massen der Stücköfen verwendet hatte, bei, und benutzte ihn sowohl
zum Eisen- wie zum Stahlfrischen, also zum Weich- und zum Hart-
zerennen, sowie als Ausheizfeuer für die Streckhämmer. Diese allge-
meine Brauchbarkeit darf aber nicht als ein besonderer Vorzug an-
gesehen werden; im Gegenteil muſs man schon vornweg urteilen, daſs
ein Herd, welcher für so verschiedene Zwecke gebraucht wird, unmög-
lich für jeden einzelnen Zweck die entsprechendste Gestalt und Gröſse
haben konnte1).

Fig. 109 (a. f. S.) ist die Abbildung eines steierischen Löschherds,
wie er noch in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts im
Gebrauch war.

Über das Weichzerennen, d. h. das Eisenfrischen in Steier-
mark, hat Jars eine gute Schilderung in seinem Reisebericht aus
dem Jahre 1758 hinterlassen. Derselbe wird ergänzt durch eine
von Ferber 1780 veröffentlichte Beschreibung des steierischen Eisen-
schmelzens und einen Aufsatz von Klinghammer im Bergmännischen
Journal von 1788. Zu Eisenerz selbst befand sich bei Jars’ Besuch

1) Siehe Tunner, Die Stabeisen- und Stahlbereitung in Frischherden, Bd. II,
S. 105.
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[387/0401] Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. in der Ersparnis an den immer teurer werdenden Holzkohlen. Die technische Vervollkommnung bewegte sich in der Richtung der sorg- fältigeren Ausführungen der Betriebsapparate, zunächst der Kon- struktion und des Baues des Frischfeuers und in einer gröſseren Arbeitsteilung oder Trennung des Verfahrens in verschiedene Teile der Vor- und Nachbehandlung. Das vorbereitende Schmelzen oder Feinen des Roheisens fand namentlich im Süden, wo man gute Bergerze verschmolz, Eingang, so in Kärnten und Steiermark in dem Hartzerennen, im südlichen Frankreich in einem ähnlichen Ver- frischen, mazéage genannt. Die selbständige Nachbehandlung, das Ausheizen des Rohfrischeisens in einem besonderen Herd war schon bei der Wallonschmiede zur Anwendung gekommen und wurde noch weiter entwickelt in der englischen Frischmethode. In Steiermark war durch die Einführung der Floſsöfen auch die Einführung des Frischverfahrens bedingt worden. So wenig man sich bei der Konstruktion der Floſsöfen streng an die kärntnerischen Öfen, welche doch zunächst die Veranlassung zum Übergang zu diesem Betriebe gegeben hatten, hielt, so wenig war dies bei dem Frischprozeſs der Fall. Man behielt vielmehr den alten gemauerten Löschherd, wie man ihn zum Ausheizen oder Zerennen der Halb- massen der Stücköfen verwendet hatte, bei, und benutzte ihn sowohl zum Eisen- wie zum Stahlfrischen, also zum Weich- und zum Hart- zerennen, sowie als Ausheizfeuer für die Streckhämmer. Diese allge- meine Brauchbarkeit darf aber nicht als ein besonderer Vorzug an- gesehen werden; im Gegenteil muſs man schon vornweg urteilen, daſs ein Herd, welcher für so verschiedene Zwecke gebraucht wird, unmög- lich für jeden einzelnen Zweck die entsprechendste Gestalt und Gröſse haben konnte 1). Fig. 109 (a. f. S.) ist die Abbildung eines steierischen Löschherds, wie er noch in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts im Gebrauch war. Über das Weichzerennen, d. h. das Eisenfrischen in Steier- mark, hat Jars eine gute Schilderung in seinem Reisebericht aus dem Jahre 1758 hinterlassen. Derselbe wird ergänzt durch eine von Ferber 1780 veröffentlichte Beschreibung des steierischen Eisen- schmelzens und einen Aufsatz von Klinghammer im Bergmännischen Journal von 1788. Zu Eisenerz selbst befand sich bei Jars’ Besuch 1) Siehe Tunner, Die Stabeisen- und Stahlbereitung in Frischherden, Bd. II, S. 105. 25*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/401>, abgerufen am 30.04.2024.