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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
Erklärung der Dampfmaschine heisst es weiter: "Noch ist zu gedenken,
dass der metallene Dampfcylinder in dem Königl. Giesshause zu Berlin,
unter der Aufsicht und nach der Angabe des Herrn Assessor Bück-
ling
gegossen, aus dem Kerne gebohrt und inwendig sehr sauber
poliert worden sei; dass dessen Durchmesser 2 Fuss 4 Zoll, die Höhe
9 Fuss 6 Zoll betrage und einen Hub von 8 Fuss habe 1). Der
kupferne Dampfkessel hat eine sphärische Figur und misst in seiner
gewöhnlichen Weite 8 Fuss 8 Zoll im Durchschnitt bei einer Höhe
von 7 Fuss 9 Zoll. Alles nach Rhein. Mass. Am Dampfkessel ist ein
Wärmemesser und in Verbindung mit der Luftpumpe ein Luftmesser
angebracht. Ersterer zeigt dem Arbeiter den Grad der Hitze, den
das Wasser im Kessel haben muss, welcher die Hitze des kochenden
Wassers nach Reaumurscher Skala um 5 Grade übersteigt und
letzterer unterrichtet ihn, ob die Luftpumpe in gehörigem Stande sei,
um ihre Dienste in den Dampfkanälen zu leisten. Der Dampfkessel
wird zur Hälfte mit Wasser gefüllt und in ihm sind zwei mit Hähnen
verschlossene Röhren angebracht, daran die eine unter das Wasser
reicht und die andere über selbigem steht.... Die Maschine hebt
in einer Minute 18 mal und giesset auf jeden Hub 3 Kubikfuss Wasser.
Die Kraft derselben ist übrigens der Kraft von 108 Pferden gleich."
In demselben Jahre 1785 wurde die Maschine vollendet und am
23. August 1785 in Gegenwart Sr. Excellenz des Staatsministers
v. Heinitz, des Oberbergrats v. Veltheim, des Oberbergrats v. Reden
und des Bergassessors Bückling in Betrieb gesetzt. Die Resultate
waren aber anfangs sehr wenig günstig. Zunächst stellte es sich
heraus, dass die Kesselfeuerung viel zu tief lag, dann brannte infolge
starken Absatzes von Kesselstein der Kessel durch, und als diese
Schäden repariert waren, zeigte es sich, dass die Maschine zu schwach
war. Bückling wurde zum zweitenmal nach England geschickt, um
einen grösseren gusseisernen Cylinder zu bestellen. Dies that er, und
zwar bei Homfray in Pennydarran in Südwales. Auch gelang es
ihm, einen Engländer, Richards, als Maschinenwärter zu engagieren.
Die kupfernen Kessel ersetzte man durch eiserne Wattsche Koffer-
kessel, wofür Suhler Pfannenblech von Schlegelmilch & Komp.
bezogen wurde; zu einem zweiten Kessel lieferte die Hütte zu Sorge
bei Benneckenstein das Material. Die umgebaute Maschine versah
nun ihren Dienst bis zum Jahre 1794 ohne Störung. Dann aber

1) Im Bergmännischen Journal, Jahrgang VI, Bd. I, S. 444, sind die Masse
der umgebauten Maschine wie folgt angegeben: Durchmesser des Cylinders 34 Zoll,
Höhe 101/2 Fuss, Stärke des Eisens 5/4 Zoll, Hub 6 bis 8 Fuss.

James Watt und die Dampfmaschine.
Erklärung der Dampfmaschine heiſst es weiter: „Noch ist zu gedenken,
daſs der metallene Dampfcylinder in dem Königl. Gieſshause zu Berlin,
unter der Aufsicht und nach der Angabe des Herrn Assessor Bück-
ling
gegossen, aus dem Kerne gebohrt und inwendig sehr sauber
poliert worden sei; daſs dessen Durchmesser 2 Fuſs 4 Zoll, die Höhe
9 Fuſs 6 Zoll betrage und einen Hub von 8 Fuſs habe 1). Der
kupferne Dampfkessel hat eine sphärische Figur und miſst in seiner
gewöhnlichen Weite 8 Fuſs 8 Zoll im Durchschnitt bei einer Höhe
von 7 Fuſs 9 Zoll. Alles nach Rhein. Maſs. Am Dampfkessel ist ein
Wärmemesser und in Verbindung mit der Luftpumpe ein Luftmesser
angebracht. Ersterer zeigt dem Arbeiter den Grad der Hitze, den
das Wasser im Kessel haben muſs, welcher die Hitze des kochenden
Wassers nach Reaumurscher Skala um 5 Grade übersteigt und
letzterer unterrichtet ihn, ob die Luftpumpe in gehörigem Stande sei,
um ihre Dienste in den Dampfkanälen zu leisten. Der Dampfkessel
wird zur Hälfte mit Wasser gefüllt und in ihm sind zwei mit Hähnen
verschlossene Röhren angebracht, daran die eine unter das Wasser
reicht und die andere über selbigem steht.... Die Maschine hebt
in einer Minute 18 mal und gieſset auf jeden Hub 3 Kubikfuſs Wasser.
Die Kraft derselben ist übrigens der Kraft von 108 Pferden gleich.“
In demselben Jahre 1785 wurde die Maschine vollendet und am
23. August 1785 in Gegenwart Sr. Excellenz des Staatsministers
v. Heinitz, des Oberbergrats v. Veltheim, des Oberbergrats v. Reden
und des Bergassessors Bückling in Betrieb gesetzt. Die Resultate
waren aber anfangs sehr wenig günstig. Zunächst stellte es sich
heraus, daſs die Kesselfeuerung viel zu tief lag, dann brannte infolge
starken Absatzes von Kesselstein der Kessel durch, und als diese
Schäden repariert waren, zeigte es sich, daſs die Maschine zu schwach
war. Bückling wurde zum zweitenmal nach England geschickt, um
einen gröſseren guſseisernen Cylinder zu bestellen. Dies that er, und
zwar bei Homfray in Pennydarran in Südwales. Auch gelang es
ihm, einen Engländer, Richards, als Maschinenwärter zu engagieren.
Die kupfernen Kessel ersetzte man durch eiserne Wattsche Koffer-
kessel, wofür Suhler Pfannenblech von Schlegelmilch & Komp.
bezogen wurde; zu einem zweiten Kessel lieferte die Hütte zu Sorge
bei Benneckenstein das Material. Die umgebaute Maschine versah
nun ihren Dienst bis zum Jahre 1794 ohne Störung. Dann aber

1) Im Bergmännischen Journal, Jahrgang VI, Bd. I, S. 444, sind die Maſse
der umgebauten Maschine wie folgt angegeben: Durchmesser des Cylinders 34 Zoll,
Höhe 10½ Fuſs, Stärke des Eisens 5/4 Zoll, Hub 6 bis 8 Fuſs.
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[542/0556] James Watt und die Dampfmaschine. Erklärung der Dampfmaschine heiſst es weiter: „Noch ist zu gedenken, daſs der metallene Dampfcylinder in dem Königl. Gieſshause zu Berlin, unter der Aufsicht und nach der Angabe des Herrn Assessor Bück- ling gegossen, aus dem Kerne gebohrt und inwendig sehr sauber poliert worden sei; daſs dessen Durchmesser 2 Fuſs 4 Zoll, die Höhe 9 Fuſs 6 Zoll betrage und einen Hub von 8 Fuſs habe 1). Der kupferne Dampfkessel hat eine sphärische Figur und miſst in seiner gewöhnlichen Weite 8 Fuſs 8 Zoll im Durchschnitt bei einer Höhe von 7 Fuſs 9 Zoll. Alles nach Rhein. Maſs. Am Dampfkessel ist ein Wärmemesser und in Verbindung mit der Luftpumpe ein Luftmesser angebracht. Ersterer zeigt dem Arbeiter den Grad der Hitze, den das Wasser im Kessel haben muſs, welcher die Hitze des kochenden Wassers nach Reaumurscher Skala um 5 Grade übersteigt und letzterer unterrichtet ihn, ob die Luftpumpe in gehörigem Stande sei, um ihre Dienste in den Dampfkanälen zu leisten. Der Dampfkessel wird zur Hälfte mit Wasser gefüllt und in ihm sind zwei mit Hähnen verschlossene Röhren angebracht, daran die eine unter das Wasser reicht und die andere über selbigem steht.... Die Maschine hebt in einer Minute 18 mal und gieſset auf jeden Hub 3 Kubikfuſs Wasser. Die Kraft derselben ist übrigens der Kraft von 108 Pferden gleich.“ In demselben Jahre 1785 wurde die Maschine vollendet und am 23. August 1785 in Gegenwart Sr. Excellenz des Staatsministers v. Heinitz, des Oberbergrats v. Veltheim, des Oberbergrats v. Reden und des Bergassessors Bückling in Betrieb gesetzt. Die Resultate waren aber anfangs sehr wenig günstig. Zunächst stellte es sich heraus, daſs die Kesselfeuerung viel zu tief lag, dann brannte infolge starken Absatzes von Kesselstein der Kessel durch, und als diese Schäden repariert waren, zeigte es sich, daſs die Maschine zu schwach war. Bückling wurde zum zweitenmal nach England geschickt, um einen gröſseren guſseisernen Cylinder zu bestellen. Dies that er, und zwar bei Homfray in Pennydarran in Südwales. Auch gelang es ihm, einen Engländer, Richards, als Maschinenwärter zu engagieren. Die kupfernen Kessel ersetzte man durch eiserne Wattsche Koffer- kessel, wofür Suhler Pfannenblech von Schlegelmilch & Komp. bezogen wurde; zu einem zweiten Kessel lieferte die Hütte zu Sorge bei Benneckenstein das Material. Die umgebaute Maschine versah nun ihren Dienst bis zum Jahre 1794 ohne Störung. Dann aber 1) Im Bergmännischen Journal, Jahrgang VI, Bd. I, S. 444, sind die Maſse der umgebauten Maschine wie folgt angegeben: Durchmesser des Cylinders 34 Zoll, Höhe 10½ Fuſs, Stärke des Eisens 5/4 Zoll, Hub 6 bis 8 Fuſs.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/556>, abgerufen am 30.04.2024.