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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830.

Karsten hat eine Anzahl Magneteisensteine analysiert, welche in
ihrer Zusammensetzung gleich waren und die normale Verbindung
von Eisenoxyd und Eisenoxydul im Verhältnis von 70 zu 30 zeigten.
Viele Magneteisensteine zeigten aber abweichende Mischung; so fand
Berthier in einem Magneteisenstein von la Plata 81,6 Oxyd und
17 Oxydul, und Karsten bezeichnete als Blau-Magneterz oder Vignit
einen Magneteisenstein, der vier Mischungsgewichte Magneteisenstein
mit vier Mischungsgewichten kohlensaurem Eisenoxydul und einem
Mischungsgewichte basisch phosphorsaurem Eisenoxyd enthielt.

Drappiez fand in dem Roteisenstein von Bihain im Luxembur-
gischen 87,0 Eisenoxyd, 5,0 Kieselerde, 2,0 Thonerde, 2,5 Manganoxyd
und 3,5 Verlust. Berthier untersuchte verschiedene Glanzeisensteine 1).
Karsten analysierte eine grosse Anzahl Raseneisensteine (Sumpf- und
Wiesenerze 2). Titaneisen untersuchten die französischen Chemiker
Berthier, Collet-Descostils und Cordier. Wolfram- und Chrom-
eisenstein analysierten Berzelius und Vauquelin u. a., Spateisen-
steine (Pflinz, Stahlstein oder Weisserz) Stromeyer, Karsten und
Berthier. Letzterer analysierte die französischen Braunerze (mines
douces), d. h. die verwitterten Spateisensteine 3). Ferner untersuchte
er die französischen Kohleneisensteine 4), die oolithischen Erze 5).

Sphärosiderite nannte Berthier diejenigen Thoneisensteine, in
welchen das Eisen hauptsächlich als kohlensaures Eisenoxydul ent-
halten ist. Er veröffentlichte davon eine grosse Zahl Analysen 6). Das
phosphorsaure Eisenoxyd, die blaue Eisenerde, untersuchten Berzelius,
Berthier u. a., Stromeyer
insbesondere den Vivianit, sowie auch
das Eisenpecherz (arseniksaures Eisenoxyd).

Nachdem man eine genaue Kenntnis der chemischen Konstitution
der Eisenerze und eine richtige Theorie der Schlackenbildung hatte,
war die wissenschaftliche Unterlage für einen rationellen Hochofen-
betrieb nach chemischen Grundsätzen gegeben. Es muss dies als ein
grosser Triumph der theoretischen Forschung bezeichnet werden. Seit-
dem man den wahren Grund der Wirkung der Kieselerde bei der
Schlackenbildung erkannt hatte, war es leicht geworden, sich über
die Auswahl und über die Menge der Zuschläge beim Verschmelzen

1) Siehe Karstens Archiv VI, 406.
2) Siehe Karsten, Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., §. 368.
3) Annales des mines IX, 825.
4) Ebendaselbst IV, 345.
5) Annales de Chimie et Physique XXXV, 247.
6) Karstens Archiv VI, 405; IX, 571; XII, 388.
Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830.

Karsten hat eine Anzahl Magneteisensteine analysiert, welche in
ihrer Zusammensetzung gleich waren und die normale Verbindung
von Eisenoxyd und Eisenoxydul im Verhältnis von 70 zu 30 zeigten.
Viele Magneteisensteine zeigten aber abweichende Mischung; so fand
Berthier in einem Magneteisenstein von la Plata 81,6 Oxyd und
17 Oxydul, und Karsten bezeichnete als Blau-Magneterz oder Vignit
einen Magneteisenstein, der vier Mischungsgewichte Magneteisenstein
mit vier Mischungsgewichten kohlensaurem Eisenoxydul und einem
Mischungsgewichte basisch phosphorsaurem Eisenoxyd enthielt.

Drappiez fand in dem Roteisenstein von Bihain im Luxembur-
gischen 87,0 Eisenoxyd, 5,0 Kieselerde, 2,0 Thonerde, 2,5 Manganoxyd
und 3,5 Verlust. Berthier untersuchte verschiedene Glanzeisensteine 1).
Karsten analysierte eine groſse Anzahl Raseneisensteine (Sumpf- und
Wiesenerze 2). Titaneisen untersuchten die französischen Chemiker
Berthier, Collet-Descostils und Cordier. Wolfram- und Chrom-
eisenstein analysierten Berzelius und Vauquelin u. a., Spateisen-
steine (Pflinz, Stahlstein oder Weiſserz) Stromeyer, Karsten und
Berthier. Letzterer analysierte die französischen Braunerze (mines
douces), d. h. die verwitterten Spateisensteine 3). Ferner untersuchte
er die französischen Kohleneisensteine 4), die oolithischen Erze 5).

Sphärosiderite nannte Berthier diejenigen Thoneisensteine, in
welchen das Eisen hauptsächlich als kohlensaures Eisenoxydul ent-
halten ist. Er veröffentlichte davon eine groſse Zahl Analysen 6). Das
phosphorsaure Eisenoxyd, die blaue Eisenerde, untersuchten Berzelius,
Berthier u. a., Stromeyer
insbesondere den Vivianit, sowie auch
das Eisenpecherz (arseniksaures Eisenoxyd).

Nachdem man eine genaue Kenntnis der chemischen Konstitution
der Eisenerze und eine richtige Theorie der Schlackenbildung hatte,
war die wissenschaftliche Unterlage für einen rationellen Hochofen-
betrieb nach chemischen Grundsätzen gegeben. Es muſs dies als ein
groſser Triumph der theoretischen Forschung bezeichnet werden. Seit-
dem man den wahren Grund der Wirkung der Kieselerde bei der
Schlackenbildung erkannt hatte, war es leicht geworden, sich über
die Auswahl und über die Menge der Zuschläge beim Verschmelzen

1) Siehe Karstens Archiv VI, 406.
2) Siehe Karsten, Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., §. 368.
3) Annales des mines IX, 825.
4) Ebendaselbst IV, 345.
5) Annales de Chimie et Physique XXXV, 247.
6) Karstens Archiv VI, 405; IX, 571; XII, 388.
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[224/0240] Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830. Karsten hat eine Anzahl Magneteisensteine analysiert, welche in ihrer Zusammensetzung gleich waren und die normale Verbindung von Eisenoxyd und Eisenoxydul im Verhältnis von 70 zu 30 zeigten. Viele Magneteisensteine zeigten aber abweichende Mischung; so fand Berthier in einem Magneteisenstein von la Plata 81,6 Oxyd und 17 Oxydul, und Karsten bezeichnete als Blau-Magneterz oder Vignit einen Magneteisenstein, der vier Mischungsgewichte Magneteisenstein mit vier Mischungsgewichten kohlensaurem Eisenoxydul und einem Mischungsgewichte basisch phosphorsaurem Eisenoxyd enthielt. Drappiez fand in dem Roteisenstein von Bihain im Luxembur- gischen 87,0 Eisenoxyd, 5,0 Kieselerde, 2,0 Thonerde, 2,5 Manganoxyd und 3,5 Verlust. Berthier untersuchte verschiedene Glanzeisensteine 1). Karsten analysierte eine groſse Anzahl Raseneisensteine (Sumpf- und Wiesenerze 2). Titaneisen untersuchten die französischen Chemiker Berthier, Collet-Descostils und Cordier. Wolfram- und Chrom- eisenstein analysierten Berzelius und Vauquelin u. a., Spateisen- steine (Pflinz, Stahlstein oder Weiſserz) Stromeyer, Karsten und Berthier. Letzterer analysierte die französischen Braunerze (mines douces), d. h. die verwitterten Spateisensteine 3). Ferner untersuchte er die französischen Kohleneisensteine 4), die oolithischen Erze 5). Sphärosiderite nannte Berthier diejenigen Thoneisensteine, in welchen das Eisen hauptsächlich als kohlensaures Eisenoxydul ent- halten ist. Er veröffentlichte davon eine groſse Zahl Analysen 6). Das phosphorsaure Eisenoxyd, die blaue Eisenerde, untersuchten Berzelius, Berthier u. a., Stromeyer insbesondere den Vivianit, sowie auch das Eisenpecherz (arseniksaures Eisenoxyd). Nachdem man eine genaue Kenntnis der chemischen Konstitution der Eisenerze und eine richtige Theorie der Schlackenbildung hatte, war die wissenschaftliche Unterlage für einen rationellen Hochofen- betrieb nach chemischen Grundsätzen gegeben. Es muſs dies als ein groſser Triumph der theoretischen Forschung bezeichnet werden. Seit- dem man den wahren Grund der Wirkung der Kieselerde bei der Schlackenbildung erkannt hatte, war es leicht geworden, sich über die Auswahl und über die Menge der Zuschläge beim Verschmelzen 1) Siehe Karstens Archiv VI, 406. 2) Siehe Karsten, Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., §. 368. 3) Annales des mines IX, 825. 4) Ebendaselbst IV, 345. 5) Annales de Chimie et Physique XXXV, 247. 6) Karstens Archiv VI, 405; IX, 571; XII, 388.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/240>, abgerufen am 26.04.2024.