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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Schweden 1816 bis 1830.

Im zweiten, Wermelands-Distrikt, waren in Carlstadt 33, in
Orebro 37 Hochöfen, hiervon waren nur 10 in Philippstadt-Bergslag,
Carlstadt Län, aus Steinen erbaut.

Im dritten, Ost- und West-Bergslags-Distrikt, befanden sich in
Westeras 29, in Fahlun 40, in Öster-Bergslag 33 Hochöfen, wovon
8 gemauert waren.

Im vierten, Nord-Distrikt, waren in Stockholm 6, in Upsala 11, in
Gefleborg 29, in Jemtland 1, Vester Norrland 5 und Westerbotten 5, von
welchen 20 gemauert waren. In den beiden Landschaften Stockholm
und Upsala war überhaupt nur 1 Ofen und zwar mit Erdzimmerung.

Im ganzen waren von den 312 aufgeführten Hochöfen 260 in Erd-
zimmerung und 52 in Stein aufgeführt. Die meisten schwedischen
Öfen hatten noch Lehmformen.

Besonderen Rufes erfreuten sich nach wie vor die schwedischen
Kanonen. Dieselben wurden meist aus Hochöfen gegossen, welche
sich durch besonders hohe und geräumige Gestelle auszeichneten. In
Finspang betrug 1828 die Höhe des Dammsteines 17,2 pr. Zoll, in
Aker 15,3 Zoll, in Stafsjö 16,5 Zoll. Die Gestelle wurden jährlich
erneuert.

In dieser Periode entstanden zwei grosse Giessereien mit ver-
besserten Einrichtungen, die von Owen in Stockholm mit Flamm-
ofenbetrieb und die in Motala mit Kupolofenbetrieb. Das grosse Werk
in Motala am Wettersee war ein Staatswerk, welches dem Bau des
Goethekanals seine Entstehung verdankte. Es war 1822 von dem
Engländer Fraser angelegt worden. Beide Werke verschmolzen See-
erze und schmolzen das erblasene Roheisen dann um. Beide Werke
haben einen vorteilhaften Einfluss auf die schwedische Giessereitechnik
geübt, welche vordem noch in der Kindheit war. Owen goss nament-
lich auch gute Walzen für die Blechwalzwerke. Letztere befanden
sich zu Skebo in Upland und zu Closter in Dalarne. Jedes dieser
Werke hatte drei Walzenpaare, von denen immer zwei im Betriebe
waren. Die Platten, die man in sehr verschiedener Stärke und Grösse
herstellte, wurden mit grossen, von Epicykloidenrädern bewegten
Scheren beschnitten. Man bediente sich eines grossen Glühofens von
eigentümlicher Konstruktion, derselbe hatte ausser der Feuerung vier
Räume, jeder mit besonderer Einsatzthür. Der Ofen war 213/4 Fuss
lang und am Rost 3 Fuss 11 Zoll, am Fuchs 3 Fuss 7 Zoll breit. Die
der Feuerung zunächst liegende Abteilung hiess der Materialofen,
dieser folgte der Plattenofen Nr. 1, dann Plattenofen Nr. 2 und hier-
auf der Glühofen. In den Materialofen wurden 120 bis 130 Ctr. zu-

Schweden 1816 bis 1830.

Im zweiten, Wermelands-Distrikt, waren in Carlstadt 33, in
Orebro 37 Hochöfen, hiervon waren nur 10 in Philippstadt-Bergslag,
Carlstadt Län, aus Steinen erbaut.

Im dritten, Ost- und West-Bergslags-Distrikt, befanden sich in
Westerås 29, in Fahlun 40, in Öster-Bergslag 33 Hochöfen, wovon
8 gemauert waren.

Im vierten, Nord-Distrikt, waren in Stockholm 6, in Upsala 11, in
Gefleborg 29, in Jemtland 1, Vester Norrland 5 und Westerbotten 5, von
welchen 20 gemauert waren. In den beiden Landschaften Stockholm
und Upsala war überhaupt nur 1 Ofen und zwar mit Erdzimmerung.

Im ganzen waren von den 312 aufgeführten Hochöfen 260 in Erd-
zimmerung und 52 in Stein aufgeführt. Die meisten schwedischen
Öfen hatten noch Lehmformen.

Besonderen Rufes erfreuten sich nach wie vor die schwedischen
Kanonen. Dieselben wurden meist aus Hochöfen gegossen, welche
sich durch besonders hohe und geräumige Gestelle auszeichneten. In
Finspång betrug 1828 die Höhe des Dammsteines 17,2 pr. Zoll, in
Åker 15,3 Zoll, in Stafsjö 16,5 Zoll. Die Gestelle wurden jährlich
erneuert.

In dieser Periode entstanden zwei groſse Gieſsereien mit ver-
besserten Einrichtungen, die von Owen in Stockholm mit Flamm-
ofenbetrieb und die in Motala mit Kupolofenbetrieb. Das groſse Werk
in Motala am Wettersee war ein Staatswerk, welches dem Bau des
Goethekanals seine Entstehung verdankte. Es war 1822 von dem
Engländer Fraser angelegt worden. Beide Werke verschmolzen See-
erze und schmolzen das erblasene Roheisen dann um. Beide Werke
haben einen vorteilhaften Einfluſs auf die schwedische Gieſsereitechnik
geübt, welche vordem noch in der Kindheit war. Owen goſs nament-
lich auch gute Walzen für die Blechwalzwerke. Letztere befanden
sich zu Skebo in Upland und zu Closter in Dalarne. Jedes dieser
Werke hatte drei Walzenpaare, von denen immer zwei im Betriebe
waren. Die Platten, die man in sehr verschiedener Stärke und Gröſse
herstellte, wurden mit groſsen, von Epicykloidenrädern bewegten
Scheren beschnitten. Man bediente sich eines groſsen Glühofens von
eigentümlicher Konstruktion, derselbe hatte auſser der Feuerung vier
Räume, jeder mit besonderer Einsatzthür. Der Ofen war 21¾ Fuſs
lang und am Rost 3 Fuſs 11 Zoll, am Fuchs 3 Fuſs 7 Zoll breit. Die
der Feuerung zunächst liegende Abteilung hieſs der Materialofen,
dieser folgte der Plattenofen Nr. 1, dann Plattenofen Nr. 2 und hier-
auf der Glühofen. In den Materialofen wurden 120 bis 130 Ctr. zu-

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[370/0386] Schweden 1816 bis 1830. Im zweiten, Wermelands-Distrikt, waren in Carlstadt 33, in Orebro 37 Hochöfen, hiervon waren nur 10 in Philippstadt-Bergslag, Carlstadt Län, aus Steinen erbaut. Im dritten, Ost- und West-Bergslags-Distrikt, befanden sich in Westerås 29, in Fahlun 40, in Öster-Bergslag 33 Hochöfen, wovon 8 gemauert waren. Im vierten, Nord-Distrikt, waren in Stockholm 6, in Upsala 11, in Gefleborg 29, in Jemtland 1, Vester Norrland 5 und Westerbotten 5, von welchen 20 gemauert waren. In den beiden Landschaften Stockholm und Upsala war überhaupt nur 1 Ofen und zwar mit Erdzimmerung. Im ganzen waren von den 312 aufgeführten Hochöfen 260 in Erd- zimmerung und 52 in Stein aufgeführt. Die meisten schwedischen Öfen hatten noch Lehmformen. Besonderen Rufes erfreuten sich nach wie vor die schwedischen Kanonen. Dieselben wurden meist aus Hochöfen gegossen, welche sich durch besonders hohe und geräumige Gestelle auszeichneten. In Finspång betrug 1828 die Höhe des Dammsteines 17,2 pr. Zoll, in Åker 15,3 Zoll, in Stafsjö 16,5 Zoll. Die Gestelle wurden jährlich erneuert. In dieser Periode entstanden zwei groſse Gieſsereien mit ver- besserten Einrichtungen, die von Owen in Stockholm mit Flamm- ofenbetrieb und die in Motala mit Kupolofenbetrieb. Das groſse Werk in Motala am Wettersee war ein Staatswerk, welches dem Bau des Goethekanals seine Entstehung verdankte. Es war 1822 von dem Engländer Fraser angelegt worden. Beide Werke verschmolzen See- erze und schmolzen das erblasene Roheisen dann um. Beide Werke haben einen vorteilhaften Einfluſs auf die schwedische Gieſsereitechnik geübt, welche vordem noch in der Kindheit war. Owen goſs nament- lich auch gute Walzen für die Blechwalzwerke. Letztere befanden sich zu Skebo in Upland und zu Closter in Dalarne. Jedes dieser Werke hatte drei Walzenpaare, von denen immer zwei im Betriebe waren. Die Platten, die man in sehr verschiedener Stärke und Gröſse herstellte, wurden mit groſsen, von Epicykloidenrädern bewegten Scheren beschnitten. Man bediente sich eines groſsen Glühofens von eigentümlicher Konstruktion, derselbe hatte auſser der Feuerung vier Räume, jeder mit besonderer Einsatzthür. Der Ofen war 21¾ Fuſs lang und am Rost 3 Fuſs 11 Zoll, am Fuchs 3 Fuſs 7 Zoll breit. Die der Feuerung zunächst liegende Abteilung hieſs der Materialofen, dieser folgte der Plattenofen Nr. 1, dann Plattenofen Nr. 2 und hier- auf der Glühofen. In den Materialofen wurden 120 bis 130 Ctr. zu-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/386>, abgerufen am 30.04.2024.