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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Gichtgase als Brennmaterial.
Versuche vor dem Jahre 1837 alle Nachrichten, und die aus der Zeit
nach 1837 sind auch nur höchst spärlich und ungenügend. Faber
du Faur
hat nichts durch den Druck veröffentlicht. Er hielt seine
Erfindungen geheim, weil er sie finanziell ausbeuten wollte.

Um dieselbe Zeit begann man in Frankreich, die Gichtgase ausser
zur Winderhitzung auch zum Darren und teilweisen Verkohlen des
Holzes in gusseisernen Kästen, welche auf der Gicht standen und von
den Gasen umspült wurden, zu verwenden. Dieses Verfahren wurde
zuerst auf der Hütte zu Bievres eingeführt, und die Erfinder Houzeau-

[Abbildung] Fig. 119.
Moiron und Feauveau-Deliars erhielten
dafür am 17. Februar 1835 ein Patent auf
15 Jahre. Sie erhoben eine Prämie von
1200 Franken jährlich von jedem Ofen,
bei dem ihr Verfahren eingerichtet wurde.
Fig. 119 ist ein Querschnitt eines solchen
Apparates. Die Hochofengase erhitzten erst
einen Taylorschen Winderhitzungsapparat,
umspülten darauf die eiser-
nen Holzdarrkästen B B
und traten dann in die Esse.
Die Darrkästen wurden, so-
bald die Verkohlung ge-
nügend vorgeschritten war,
durch Ziehen der Thür D in
eisernen, mit einem Deckel
verschliessbaren Kästen C
entfernt, wo man die Rot-
kohle sich abkühlen liess.
Der Ingenieur Th. Virlet
hat sich eingehend mit
diesem Gegenstande be-
schäftigt und in den Annales des Mines von 1836 eine Abhandlung
darüber veröffentlicht.

Im Jahre 1836 erhielt Victor Sire, Hüttenbesitzer zu Clerval,
ein Patent auf ein Verfahren, Stabeisen mittels der Hochofengase zu
fabrizieren. Er führte aber sein Verfahren nicht aus und überliess
es 1841 Ebelman.

1837 waren Faber du Faurs Versuche zu Wasseralfingen zu
einem Abschlusse gelangt. Es war ihm gelungen, Eisen mit abgelei-
teten Hochofengasen zu frischen, und er bot sein Verfahren mit den

Die Gichtgase als Brennmaterial.
Versuche vor dem Jahre 1837 alle Nachrichten, und die aus der Zeit
nach 1837 sind auch nur höchst spärlich und ungenügend. Faber
du Faur
hat nichts durch den Druck veröffentlicht. Er hielt seine
Erfindungen geheim, weil er sie finanziell ausbeuten wollte.

Um dieselbe Zeit begann man in Frankreich, die Gichtgase auſser
zur Winderhitzung auch zum Darren und teilweisen Verkohlen des
Holzes in guſseisernen Kästen, welche auf der Gicht standen und von
den Gasen umspült wurden, zu verwenden. Dieses Verfahren wurde
zuerst auf der Hütte zu Bièvres eingeführt, und die Erfinder Houzeau-

[Abbildung] Fig. 119.
Moiron und Feauveau-Déliars erhielten
dafür am 17. Februar 1835 ein Patent auf
15 Jahre. Sie erhoben eine Prämie von
1200 Franken jährlich von jedem Ofen,
bei dem ihr Verfahren eingerichtet wurde.
Fig. 119 ist ein Querschnitt eines solchen
Apparates. Die Hochofengase erhitzten erst
einen Taylorschen Winderhitzungsapparat,
umspülten darauf die eiser-
nen Holzdarrkästen B B
und traten dann in die Esse.
Die Darrkästen wurden, so-
bald die Verkohlung ge-
nügend vorgeschritten war,
durch Ziehen der Thür D in
eisernen, mit einem Deckel
verschlieſsbaren Kästen C
entfernt, wo man die Rot-
kohle sich abkühlen lieſs.
Der Ingenieur Th. Virlet
hat sich eingehend mit
diesem Gegenstande be-
schäftigt und in den Annales des Mines von 1836 eine Abhandlung
darüber veröffentlicht.

Im Jahre 1836 erhielt Victor Sire, Hüttenbesitzer zu Clerval,
ein Patent auf ein Verfahren, Stabeisen mittels der Hochofengase zu
fabrizieren. Er führte aber sein Verfahren nicht aus und überlieſs
es 1841 Ebelman.

1837 waren Faber du Faurs Versuche zu Wasseralfingen zu
einem Abschlusse gelangt. Es war ihm gelungen, Eisen mit abgelei-
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[436/0452] Die Gichtgase als Brennmaterial. Versuche vor dem Jahre 1837 alle Nachrichten, und die aus der Zeit nach 1837 sind auch nur höchst spärlich und ungenügend. Faber du Faur hat nichts durch den Druck veröffentlicht. Er hielt seine Erfindungen geheim, weil er sie finanziell ausbeuten wollte. Um dieselbe Zeit begann man in Frankreich, die Gichtgase auſser zur Winderhitzung auch zum Darren und teilweisen Verkohlen des Holzes in guſseisernen Kästen, welche auf der Gicht standen und von den Gasen umspült wurden, zu verwenden. Dieses Verfahren wurde zuerst auf der Hütte zu Bièvres eingeführt, und die Erfinder Houzeau- [Abbildung Fig. 119.] Moiron und Feauveau-Déliars erhielten dafür am 17. Februar 1835 ein Patent auf 15 Jahre. Sie erhoben eine Prämie von 1200 Franken jährlich von jedem Ofen, bei dem ihr Verfahren eingerichtet wurde. Fig. 119 ist ein Querschnitt eines solchen Apparates. Die Hochofengase erhitzten erst einen Taylorschen Winderhitzungsapparat, umspülten darauf die eiser- nen Holzdarrkästen B B und traten dann in die Esse. Die Darrkästen wurden, so- bald die Verkohlung ge- nügend vorgeschritten war, durch Ziehen der Thür D in eisernen, mit einem Deckel verschlieſsbaren Kästen C entfernt, wo man die Rot- kohle sich abkühlen lieſs. Der Ingenieur Th. Virlet hat sich eingehend mit diesem Gegenstande be- schäftigt und in den Annales des Mines von 1836 eine Abhandlung darüber veröffentlicht. Im Jahre 1836 erhielt Victor Sire, Hüttenbesitzer zu Clerval, ein Patent auf ein Verfahren, Stabeisen mittels der Hochofengase zu fabrizieren. Er führte aber sein Verfahren nicht aus und überlieſs es 1841 Ebelman. 1837 waren Faber du Faurs Versuche zu Wasseralfingen zu einem Abschlusse gelangt. Es war ihm gelungen, Eisen mit abgelei- teten Hochofengasen zu frischen, und er bot sein Verfahren mit den

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/452>, abgerufen am 27.04.2024.