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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
dörrten oder halb verkohlten Holzes Nutzen; so sollten nach Sauvage
zu Haraucourt 33, zu Bievre 26 Proz. erspart worden sein, aber der
Betrieb hatte viele Störungen zur Folge. Bei 1/2 Holz und 1/2 Holz-
kohle giebt Binneau die Ersparnis zu Masseveau, Dep. Oberrhein, zu
14,8 Proz. an; zu Betancourt (Haute-Saone) zu 6,6 Proz. bei 1/5 Holz; zu
St. Loup zu 7,3 Proz. bei 27,5 Proz. dem Volumen nach. Ferner nennt
Binneau noch folgende französische Hütten, wo gedörrtes Holz ver-
wendet wurde: Trecourt, Breurey, Etravaux, Vellexon, Montagney,
Boigne, Fallon, Loulans und Clerval. Das halb fertige Produkt des
Darrprozesses, war es nun Darrholz oder Rotkohle, war nie gleich-
mässig und zuverlässig. War das Brennmaterial nicht genügend vor-
bereitet, was oft vorkam und schwer zu erkennen war, so entstanden
im Hochofen störende Gasentwickelungen, zuweilen Explosionen und
oft grosse Abkühlung im Schachte.

Über den Nutzen des Wasserdampfes im Hochofen war man auch
in dieser Periode sehr geteilter Ansicht. Freytag hatte bei Ver-
suchen, Wasserdampf mit der Gebläseluft in den Hochofen zu leiten,
zu Schierke angeblich günstige Resultate erzielt 1). Guennyveau hat
sich 1835 dagegen ausgesprochen 2). Versuche, welche Zinken in
dem Hochofen zu Mägdesprung anstellte, hatten keinen Erfolg.
Scheerer glaubt, dass eine geringe Menge Wasserdampf vorteilhaft
wirke, namentlich durch Entschwefelung. Thatsache war aber, dass
die Engländer die Wasserregulatoren abwarfen, hauptsächlich deshalb,
weil die feuchte Luft nachteilig auf die Produktion wirkte.

Eine Verbesserung des Schmelzprozesses im Hochofen wollte J.
S. Dawes 1831 dadurch erreichen, dass er gewisse Substanzen, die
als Fluss- und Reinigungsmittel dienen sollten und aus Alkalien, al-
kalischen Erden, Kalk, metallischen oder anderen Oxyden bestanden,
in das Gestell des Ofens brachte und zwar durch Einblasen mit dem
Winde durch die Form. Dieses Verfahren sollte es ermöglichen, den
Ofen mit Steinkohlen und ungerösteten Erzen zu beschicken. Hier-
für nahm Dawes ein Patent (Nr. 6207).

Derselbe Erfinder erhielt 1835 ein weiteres Patent auf Erzeugung
grösserer Hitze und Beschleunigung des Hochofenprozesses durch Ein-
leitung von Wasserstoffgas, entweder mit dem Winde gemischt, oder
durch besondere Düsen, in den Hochofen. Das Cyankalium, welches
sich im unteren Teile des Hochofens bildete, sollte dabei durch eine

1) Siehe Erdmanns Journal II, 819.
2) Annales des mines, 3. Ser., VIII, 418.

Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
dörrten oder halb verkohlten Holzes Nutzen; so sollten nach Sauvage
zu Haraucourt 33, zu Bièvre 26 Proz. erspart worden sein, aber der
Betrieb hatte viele Störungen zur Folge. Bei ½ Holz und ½ Holz-
kohle giebt Binneau die Ersparnis zu Masseveau, Dep. Oberrhein, zu
14,8 Proz. an; zu Betancourt (Haute-Saône) zu 6,6 Proz. bei ⅕ Holz; zu
St. Loup zu 7,3 Proz. bei 27,5 Proz. dem Volumen nach. Ferner nennt
Binneau noch folgende französische Hütten, wo gedörrtes Holz ver-
wendet wurde: Trécourt, Breurey, Etravaux, Vellexon, Montagney,
Boigne, Fallon, Loulans und Clerval. Das halb fertige Produkt des
Darrprozesses, war es nun Darrholz oder Rotkohle, war nie gleich-
mäſsig und zuverlässig. War das Brennmaterial nicht genügend vor-
bereitet, was oft vorkam und schwer zu erkennen war, so entstanden
im Hochofen störende Gasentwickelungen, zuweilen Explosionen und
oft groſse Abkühlung im Schachte.

Über den Nutzen des Wasserdampfes im Hochofen war man auch
in dieser Periode sehr geteilter Ansicht. Freytag hatte bei Ver-
suchen, Wasserdampf mit der Gebläseluft in den Hochofen zu leiten,
zu Schierke angeblich günstige Resultate erzielt 1). Guennyveau hat
sich 1835 dagegen ausgesprochen 2). Versuche, welche Zinken in
dem Hochofen zu Mägdesprung anstellte, hatten keinen Erfolg.
Scheerer glaubt, daſs eine geringe Menge Wasserdampf vorteilhaft
wirke, namentlich durch Entschwefelung. Thatsache war aber, daſs
die Engländer die Wasserregulatoren abwarfen, hauptsächlich deshalb,
weil die feuchte Luft nachteilig auf die Produktion wirkte.

Eine Verbesserung des Schmelzprozesses im Hochofen wollte J.
S. Dawes 1831 dadurch erreichen, daſs er gewisse Substanzen, die
als Fluſs- und Reinigungsmittel dienen sollten und aus Alkalien, al-
kalischen Erden, Kalk, metallischen oder anderen Oxyden bestanden,
in das Gestell des Ofens brachte und zwar durch Einblasen mit dem
Winde durch die Form. Dieses Verfahren sollte es ermöglichen, den
Ofen mit Steinkohlen und ungerösteten Erzen zu beschicken. Hier-
für nahm Dawes ein Patent (Nr. 6207).

Derselbe Erfinder erhielt 1835 ein weiteres Patent auf Erzeugung
gröſserer Hitze und Beschleunigung des Hochofenprozesses durch Ein-
leitung von Wasserstoffgas, entweder mit dem Winde gemischt, oder
durch besondere Düsen, in den Hochofen. Das Cyankalium, welches
sich im unteren Teile des Hochofens bildete, sollte dabei durch eine

1) Siehe Erdmanns Journal II, 819.
2) Annales des mines, 3. Ser., VIII, 418.
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[527/0543] Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850. dörrten oder halb verkohlten Holzes Nutzen; so sollten nach Sauvage zu Haraucourt 33, zu Bièvre 26 Proz. erspart worden sein, aber der Betrieb hatte viele Störungen zur Folge. Bei ½ Holz und ½ Holz- kohle giebt Binneau die Ersparnis zu Masseveau, Dep. Oberrhein, zu 14,8 Proz. an; zu Betancourt (Haute-Saône) zu 6,6 Proz. bei ⅕ Holz; zu St. Loup zu 7,3 Proz. bei 27,5 Proz. dem Volumen nach. Ferner nennt Binneau noch folgende französische Hütten, wo gedörrtes Holz ver- wendet wurde: Trécourt, Breurey, Etravaux, Vellexon, Montagney, Boigne, Fallon, Loulans und Clerval. Das halb fertige Produkt des Darrprozesses, war es nun Darrholz oder Rotkohle, war nie gleich- mäſsig und zuverlässig. War das Brennmaterial nicht genügend vor- bereitet, was oft vorkam und schwer zu erkennen war, so entstanden im Hochofen störende Gasentwickelungen, zuweilen Explosionen und oft groſse Abkühlung im Schachte. Über den Nutzen des Wasserdampfes im Hochofen war man auch in dieser Periode sehr geteilter Ansicht. Freytag hatte bei Ver- suchen, Wasserdampf mit der Gebläseluft in den Hochofen zu leiten, zu Schierke angeblich günstige Resultate erzielt 1). Guennyveau hat sich 1835 dagegen ausgesprochen 2). Versuche, welche Zinken in dem Hochofen zu Mägdesprung anstellte, hatten keinen Erfolg. Scheerer glaubt, daſs eine geringe Menge Wasserdampf vorteilhaft wirke, namentlich durch Entschwefelung. Thatsache war aber, daſs die Engländer die Wasserregulatoren abwarfen, hauptsächlich deshalb, weil die feuchte Luft nachteilig auf die Produktion wirkte. Eine Verbesserung des Schmelzprozesses im Hochofen wollte J. S. Dawes 1831 dadurch erreichen, daſs er gewisse Substanzen, die als Fluſs- und Reinigungsmittel dienen sollten und aus Alkalien, al- kalischen Erden, Kalk, metallischen oder anderen Oxyden bestanden, in das Gestell des Ofens brachte und zwar durch Einblasen mit dem Winde durch die Form. Dieses Verfahren sollte es ermöglichen, den Ofen mit Steinkohlen und ungerösteten Erzen zu beschicken. Hier- für nahm Dawes ein Patent (Nr. 6207). Derselbe Erfinder erhielt 1835 ein weiteres Patent auf Erzeugung gröſserer Hitze und Beschleunigung des Hochofenprozesses durch Ein- leitung von Wasserstoffgas, entweder mit dem Winde gemischt, oder durch besondere Düsen, in den Hochofen. Das Cyankalium, welches sich im unteren Teile des Hochofens bildete, sollte dabei durch eine 1) Siehe Erdmanns Journal II, 819. 2) Annales des mines, 3. Ser., VIII, 418.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/543>, abgerufen am 27.04.2024.