Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Frischen 1831 bis 1850.
destens 25 Proz., durch die Anwendung von erhitzter Luft und Ver-
glühherd auf fast 50 Proz. angegeben.

Um einen Verglühherd oder Flammofen zwischen Frischherd und
Esse anbringen zu können, musste man die Frischherde ausserhalb
der Essen anbringen, wie dies zu Mariazell schon in den 20er Jahren
üblich war.

Tunner erklärte (1846) die Anlage der Verglühherde bei jedem
Frisch- und Ausheizfeuer von solcher Wichtigkeit, dass dieselbe bei
keinem gut eingerichteten Werk unterlassen werden dürfe. In Öster-
reich hatten denn auch die Verglühherde auf allen besser eingerich-
teten Frischhütten Eingang gefunden. Zu den vorzüglichsten Anlagen
und Benutzungen der Verglühherde gehörten die auf den Werken in
Hammerau bei Salzburg, zu Neubruck bei Scheibbs, zu St. Egydi,
Mariazell u. a. m.

Bei der Anlage eines Verglühherdes war besonders zu beachten,
dass die Arbeitsöffnung nicht grösser als durchaus nötig gemacht
wurde, damit der Zutritt der Luft möglichst abgehalten wurde. Am
zweckmässigsten war es, der Arbeitsöffnung zwar die grösste Höhe zu
geben, sie aber mit einer verstellbaren Schubplatte oder einem Vor-
hangblech zu versehen, so dass sie nur soweit offen war, als es die
Arbeit erforderte. Ebenso wurde ein Schieber an der Eintrittsöffnung
der Flamme in die Esse angebracht.

Man hatte an verschiedenen Orten auch versucht, mit der Über-
hitze der Frischfeuer Roheisen im Flammofen zu verpuddeln, so 1842
zu Montblainville im Maasdepartement 1) und zu Javorina in Ungarn
und 1845 zu Buchscheiden in Kärnten. Maresch zu Neuhütten in
Böhmen hat darüber gründliche Versuche angestellt, und erreichte
den Zweck vollständig dadurch, dass er zwei Frischfeuer mit einem
Puddelofen verband. Er erhielt für dieses Verfahren 1845 ein öster-
reichisches Patent 2).

Ahnliche Versuche zu Reichenau in Niederösterreich in den
40er Jahren hatten ebenfalls den besten Erfolg. Man betrieb dort
lange Jahre hindurch einen Puddlingsofen mit der Überhitze von
zwei Schwallfeuern. Die gleiche Einrichtung verbreitete sich von hier
nach Furthof und Rottemann.

Man suchte den Betrieb der Frischfeuer ferner dadurch zu ver-
wohlfeilen, dass man billigeres Brennmaterial zu verwenden
strebte. Wo Steinkohlen leicht zu haben waren, benutzte man diese

1) Annales des mines, 4. Ser., VI, 461.
2) Berg- und hüttenm. Ztg. 1846, S. 89.

Das Frischen 1831 bis 1850.
destens 25 Proz., durch die Anwendung von erhitzter Luft und Ver-
glühherd auf fast 50 Proz. angegeben.

Um einen Verglühherd oder Flammofen zwischen Frischherd und
Esse anbringen zu können, muſste man die Frischherde auſserhalb
der Essen anbringen, wie dies zu Mariazell schon in den 20er Jahren
üblich war.

Tunner erklärte (1846) die Anlage der Verglühherde bei jedem
Frisch- und Ausheizfeuer von solcher Wichtigkeit, daſs dieselbe bei
keinem gut eingerichteten Werk unterlassen werden dürfe. In Öster-
reich hatten denn auch die Verglühherde auf allen besser eingerich-
teten Frischhütten Eingang gefunden. Zu den vorzüglichsten Anlagen
und Benutzungen der Verglühherde gehörten die auf den Werken in
Hammerau bei Salzburg, zu Neubruck bei Scheibbs, zu St. Egydi,
Mariazell u. a. m.

Bei der Anlage eines Verglühherdes war besonders zu beachten,
daſs die Arbeitsöffnung nicht gröſser als durchaus nötig gemacht
wurde, damit der Zutritt der Luft möglichst abgehalten wurde. Am
zweckmäſsigsten war es, der Arbeitsöffnung zwar die gröſste Höhe zu
geben, sie aber mit einer verstellbaren Schubplatte oder einem Vor-
hangblech zu versehen, so daſs sie nur soweit offen war, als es die
Arbeit erforderte. Ebenso wurde ein Schieber an der Eintrittsöffnung
der Flamme in die Esse angebracht.

Man hatte an verschiedenen Orten auch versucht, mit der Über-
hitze der Frischfeuer Roheisen im Flammofen zu verpuddeln, so 1842
zu Montblainville im Maasdepartement 1) und zu Javorina in Ungarn
und 1845 zu Buchscheiden in Kärnten. Maresch zu Neuhütten in
Böhmen hat darüber gründliche Versuche angestellt, und erreichte
den Zweck vollständig dadurch, daſs er zwei Frischfeuer mit einem
Puddelofen verband. Er erhielt für dieses Verfahren 1845 ein öster-
reichisches Patent 2).

Ahnliche Versuche zu Reichenau in Niederösterreich in den
40er Jahren hatten ebenfalls den besten Erfolg. Man betrieb dort
lange Jahre hindurch einen Puddlingsofen mit der Überhitze von
zwei Schwallfeuern. Die gleiche Einrichtung verbreitete sich von hier
nach Furthof und Rottemann.

Man suchte den Betrieb der Frischfeuer ferner dadurch zu ver-
wohlfeilen, daſs man billigeres Brennmaterial zu verwenden
strebte. Wo Steinkohlen leicht zu haben waren, benutzte man diese

1) Annales des mines, 4. Ser., VI, 461.
2) Berg- und hüttenm. Ztg. 1846, S. 89.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0574" n="558"/><fw place="top" type="header">Das Frischen 1831 bis 1850.</fw><lb/>
destens 25 Proz., durch die Anwendung von erhitzter Luft und Ver-<lb/>
glühherd auf fast 50 Proz. angegeben.</p><lb/>
              <p>Um einen Verglühherd oder Flammofen zwischen Frischherd und<lb/>
Esse anbringen zu können, mu&#x017F;ste man die Frischherde au&#x017F;serhalb<lb/>
der Essen anbringen, wie dies zu Mariazell schon in den 20er Jahren<lb/>
üblich war.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Tunner</hi> erklärte (1846) die Anlage der Verglühherde bei jedem<lb/>
Frisch- und Ausheizfeuer von solcher Wichtigkeit, da&#x017F;s dieselbe bei<lb/>
keinem gut eingerichteten Werk unterlassen werden dürfe. In Öster-<lb/>
reich hatten denn auch die Verglühherde auf allen besser eingerich-<lb/>
teten Frischhütten Eingang gefunden. Zu den vorzüglichsten Anlagen<lb/>
und Benutzungen der Verglühherde gehörten die auf den Werken in<lb/>
Hammerau bei Salzburg, zu Neubruck bei Scheibbs, zu St. Egydi,<lb/>
Mariazell u. a. m.</p><lb/>
              <p>Bei der Anlage eines Verglühherdes war besonders zu beachten,<lb/>
da&#x017F;s die Arbeitsöffnung nicht grö&#x017F;ser als durchaus nötig gemacht<lb/>
wurde, damit der Zutritt der Luft möglichst abgehalten wurde. Am<lb/>
zweckmä&#x017F;sigsten war es, der Arbeitsöffnung zwar die grö&#x017F;ste Höhe zu<lb/>
geben, sie aber mit einer verstellbaren Schubplatte oder einem Vor-<lb/>
hangblech zu versehen, so da&#x017F;s sie nur soweit offen war, als es die<lb/>
Arbeit erforderte. Ebenso wurde ein Schieber an der Eintrittsöffnung<lb/>
der Flamme in die Esse angebracht.</p><lb/>
              <p>Man hatte an verschiedenen Orten auch versucht, mit der Über-<lb/>
hitze der Frischfeuer Roheisen im Flammofen zu verpuddeln, so 1842<lb/>
zu Montblainville im Maasdepartement <note place="foot" n="1)">Annales des mines, 4. Ser., VI, 461.</note> und zu Javorina in Ungarn<lb/>
und 1845 zu Buchscheiden in Kärnten. <hi rendition="#g">Maresch</hi> zu Neuhütten in<lb/>
Böhmen hat darüber gründliche Versuche angestellt, und erreichte<lb/>
den Zweck vollständig dadurch, da&#x017F;s er zwei Frischfeuer mit einem<lb/>
Puddelofen verband. Er erhielt für dieses Verfahren 1845 ein öster-<lb/>
reichisches Patent <note place="foot" n="2)">Berg- und hüttenm. Ztg. 1846, S. 89.</note>.</p><lb/>
              <p>Ahnliche Versuche zu Reichenau in Niederösterreich in den<lb/>
40er Jahren hatten ebenfalls den besten Erfolg. Man betrieb dort<lb/>
lange Jahre hindurch einen Puddlingsofen mit der Überhitze von<lb/>
zwei Schwallfeuern. Die gleiche Einrichtung verbreitete sich von hier<lb/>
nach Furthof und Rottemann.</p><lb/>
              <p>Man suchte den Betrieb der Frischfeuer ferner dadurch zu ver-<lb/>
wohlfeilen, da&#x017F;s man <hi rendition="#g">billigeres Brennmaterial</hi> zu verwenden<lb/>
strebte. Wo Steinkohlen leicht zu haben waren, benutzte man diese<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[558/0574] Das Frischen 1831 bis 1850. destens 25 Proz., durch die Anwendung von erhitzter Luft und Ver- glühherd auf fast 50 Proz. angegeben. Um einen Verglühherd oder Flammofen zwischen Frischherd und Esse anbringen zu können, muſste man die Frischherde auſserhalb der Essen anbringen, wie dies zu Mariazell schon in den 20er Jahren üblich war. Tunner erklärte (1846) die Anlage der Verglühherde bei jedem Frisch- und Ausheizfeuer von solcher Wichtigkeit, daſs dieselbe bei keinem gut eingerichteten Werk unterlassen werden dürfe. In Öster- reich hatten denn auch die Verglühherde auf allen besser eingerich- teten Frischhütten Eingang gefunden. Zu den vorzüglichsten Anlagen und Benutzungen der Verglühherde gehörten die auf den Werken in Hammerau bei Salzburg, zu Neubruck bei Scheibbs, zu St. Egydi, Mariazell u. a. m. Bei der Anlage eines Verglühherdes war besonders zu beachten, daſs die Arbeitsöffnung nicht gröſser als durchaus nötig gemacht wurde, damit der Zutritt der Luft möglichst abgehalten wurde. Am zweckmäſsigsten war es, der Arbeitsöffnung zwar die gröſste Höhe zu geben, sie aber mit einer verstellbaren Schubplatte oder einem Vor- hangblech zu versehen, so daſs sie nur soweit offen war, als es die Arbeit erforderte. Ebenso wurde ein Schieber an der Eintrittsöffnung der Flamme in die Esse angebracht. Man hatte an verschiedenen Orten auch versucht, mit der Über- hitze der Frischfeuer Roheisen im Flammofen zu verpuddeln, so 1842 zu Montblainville im Maasdepartement 1) und zu Javorina in Ungarn und 1845 zu Buchscheiden in Kärnten. Maresch zu Neuhütten in Böhmen hat darüber gründliche Versuche angestellt, und erreichte den Zweck vollständig dadurch, daſs er zwei Frischfeuer mit einem Puddelofen verband. Er erhielt für dieses Verfahren 1845 ein öster- reichisches Patent 2). Ahnliche Versuche zu Reichenau in Niederösterreich in den 40er Jahren hatten ebenfalls den besten Erfolg. Man betrieb dort lange Jahre hindurch einen Puddlingsofen mit der Überhitze von zwei Schwallfeuern. Die gleiche Einrichtung verbreitete sich von hier nach Furthof und Rottemann. Man suchte den Betrieb der Frischfeuer ferner dadurch zu ver- wohlfeilen, daſs man billigeres Brennmaterial zu verwenden strebte. Wo Steinkohlen leicht zu haben waren, benutzte man diese 1) Annales des mines, 4. Ser., VI, 461. 2) Berg- und hüttenm. Ztg. 1846, S. 89.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/574
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/574>, abgerufen am 27.04.2024.