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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Frankreich 1831 bis 1850.
Die Einfuhr von verarbeitetem Eisen war dagegen nicht in demselben
Verhältnisse gestiegen.

Auf die Herstellung schmiedbaren Gusses -- die alte Erfindung
Reaumurs -- erhielt 1836 der Engländer Elliot ein französisches
Patent (!).

Um die Cementstahlfabrikation Frankreichs erwarb sich
Le Play durch seine vortrefflichen Abhandlungen über das Stahl-
cementieren und die englische Stahlfabrikation Verdienste 1). Er wies
darin besonders auf die grossen Vorzüge des schwedischen Eisens für
die Gussstahlbereitung hin. Erst seit 1817 hatte man wieder an-
gefangen, der Cementstahlfabrikation einige Beachtung zu schenken.
Die Stahlfabrikation war bekanntlich die schwächste Seite der fran-
zösischen Eisenindustrie und jährlich wanderten grosse Summen
Geldes für Stahl in das Ausland. 1827 war für 697000 Frcs., 1833
für 802978 Frcs., 1837 für 1325395 Frcs. Stahl eingeführt worden.
1831 hatte die Stahleinfuhr 528320 kg betragen, wovon 311440 kg
aus Preussen kamen. Die französische Regierung unterstützte die
inländische Stahlfabrikation und suchte sie zu heben. Sie schützte
sie durch einen Wertzoll von 120 Proz. Um 1820 hatten die Eng-
länder Jackson freres zu Assailly im Loiredepartement eine grosse
Stahlfabrik angelegt, sie beschäftigten 1839 130 Arbeiter und machten
1350000 Ctr. Gärb-, Raffinier- und Gussstahl.

Sir Henry in Neuilly machte seit 1839 ebenfalls eine Art von
Gussstahl, den er acier fusible nannte; es war dies ein getempertes
Gusseisen. Cementstahl wurde hauptsächlich im Loiregebiete und in
den Pyrenäen gemacht.

Die Stahlproduktion Frankreichs betrug 1841

1. Rohstahl:
Gruppe von Isere     15920 M.-Ctr.
" " Elsass-Lothringen     3479 "
Das übrige Frankreich     12623 " 32022 M.-Ctr.
2. Cementstahl:
Gruppe der Pyrenäen     21304 M.-Ctr.
" " Loire     9155 "
Stahlwaren von Städten     3582 "
Das übrige Frankreich     2797 " 36838 "
68860 M.-Ctr.

1) Die drei grossen und vorzüglichen Abhandlungen finden sich in den Annales
des Mines 1841, 3. Ser., XIX.

Frankreich 1831 bis 1850.
Die Einfuhr von verarbeitetem Eisen war dagegen nicht in demselben
Verhältnisse gestiegen.

Auf die Herstellung schmiedbaren Gusses — die alte Erfindung
Reaumurs — erhielt 1836 der Engländer Elliot ein französisches
Patent (!).

Um die Cementstahlfabrikation Frankreichs erwarb sich
Le Play durch seine vortrefflichen Abhandlungen über das Stahl-
cementieren und die englische Stahlfabrikation Verdienste 1). Er wies
darin besonders auf die groſsen Vorzüge des schwedischen Eisens für
die Guſsstahlbereitung hin. Erst seit 1817 hatte man wieder an-
gefangen, der Cementstahlfabrikation einige Beachtung zu schenken.
Die Stahlfabrikation war bekanntlich die schwächste Seite der fran-
zösischen Eisenindustrie und jährlich wanderten groſse Summen
Geldes für Stahl in das Ausland. 1827 war für 697000 Frcs., 1833
für 802978 Frcs., 1837 für 1325395 Frcs. Stahl eingeführt worden.
1831 hatte die Stahleinfuhr 528320 kg betragen, wovon 311440 kg
aus Preuſsen kamen. Die französische Regierung unterstützte die
inländische Stahlfabrikation und suchte sie zu heben. Sie schützte
sie durch einen Wertzoll von 120 Proz. Um 1820 hatten die Eng-
länder Jackson frères zu Assailly im Loiredepartement eine groſse
Stahlfabrik angelegt, sie beschäftigten 1839 130 Arbeiter und machten
1350000 Ctr. Gärb-, Raffinier- und Guſsstahl.

Sir Henry in Neuilly machte seit 1839 ebenfalls eine Art von
Guſsstahl, den er acier fusible nannte; es war dies ein getempertes
Guſseisen. Cementstahl wurde hauptsächlich im Loiregebiete und in
den Pyrenäen gemacht.

Die Stahlproduktion Frankreichs betrug 1841

1. Rohstahl:
Gruppe von Isère     15920 M.-Ctr.
„ „ Elsaſs-Lothringen     3479 „
Das übrige Frankreich     12623 „ 32022 M.-Ctr.
2. Cementstahl:
Gruppe der Pyrenäen     21304 M.-Ctr.
„ „ Loire     9155 „
Stahlwaren von Städten     3582 „
Das übrige Frankreich     2797 „ 36838 „
68860 M.-Ctr.

1) Die drei groſsen und vorzüglichen Abhandlungen finden sich in den Annales
des Mines 1841, 3. Ser., XIX.
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[677/0693] Frankreich 1831 bis 1850. Die Einfuhr von verarbeitetem Eisen war dagegen nicht in demselben Verhältnisse gestiegen. Auf die Herstellung schmiedbaren Gusses — die alte Erfindung Reaumurs — erhielt 1836 der Engländer Elliot ein französisches Patent (!). Um die Cementstahlfabrikation Frankreichs erwarb sich Le Play durch seine vortrefflichen Abhandlungen über das Stahl- cementieren und die englische Stahlfabrikation Verdienste 1). Er wies darin besonders auf die groſsen Vorzüge des schwedischen Eisens für die Guſsstahlbereitung hin. Erst seit 1817 hatte man wieder an- gefangen, der Cementstahlfabrikation einige Beachtung zu schenken. Die Stahlfabrikation war bekanntlich die schwächste Seite der fran- zösischen Eisenindustrie und jährlich wanderten groſse Summen Geldes für Stahl in das Ausland. 1827 war für 697000 Frcs., 1833 für 802978 Frcs., 1837 für 1325395 Frcs. Stahl eingeführt worden. 1831 hatte die Stahleinfuhr 528320 kg betragen, wovon 311440 kg aus Preuſsen kamen. Die französische Regierung unterstützte die inländische Stahlfabrikation und suchte sie zu heben. Sie schützte sie durch einen Wertzoll von 120 Proz. Um 1820 hatten die Eng- länder Jackson frères zu Assailly im Loiredepartement eine groſse Stahlfabrik angelegt, sie beschäftigten 1839 130 Arbeiter und machten 1350000 Ctr. Gärb-, Raffinier- und Guſsstahl. Sir Henry in Neuilly machte seit 1839 ebenfalls eine Art von Guſsstahl, den er acier fusible nannte; es war dies ein getempertes Guſseisen. Cementstahl wurde hauptsächlich im Loiregebiete und in den Pyrenäen gemacht. Die Stahlproduktion Frankreichs betrug 1841 1. Rohstahl: Gruppe von Isère 15920 M.-Ctr. „ „ Elsaſs-Lothringen 3479 „ Das übrige Frankreich 12623 „ 32022 M.-Ctr. 2. Cementstahl: Gruppe der Pyrenäen 21304 M.-Ctr. „ „ Loire 9155 „ Stahlwaren von Städten 3582 „ Das übrige Frankreich 2797 „ 36838 „ 68860 M.-Ctr. 1) Die drei groſsen und vorzüglichen Abhandlungen finden sich in den Annales des Mines 1841, 3. Ser., XIX.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/693>, abgerufen am 30.04.2024.