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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Brennmaterial 1801 bis 1815.

Das Verkoken der Stückkohlen im Freien geschah meistens nicht
mehr in Meilern, sondern in langen Haufen. Diese wurden auf
einer gestampften Lehmsohle in der Art errichtet, dass in der Mitte
mit grossen Stücken ein Luftkanal der Länge nach gesetzt wurde.
Hiergegen setzte man die übrigen Steinkohlen in abnehmender Grösse.
Die kleineren Stücke wurden nicht mehr gesetzt, sondern dienten zur
Ausfüllung der Zwischenräume und zur Bedeckung; so führte man den
Haufen in 3,14 bis 3,77 m Breite und von beliebiger Länge, etwa 31,4
bis 37,4 Fuss, auf. Die Höhe des Haufens betrug in der Mitte 0,42
bis 0,58 m, an den Seiten 0,10 bis 0,16 m.
Das Löschen geschah einfach durch Be-
werfen mit Lösche an den Stellen, wo
das Flammen aufhörte und sich eine
weisse Schlacke ansetzte. Das Brennen
verlief rasch und war bei bituminösen
Steinkohlen in 36 bis 48 Stunden, bei
weniger bituminösen schon in 12 bis

[Abbildung] Fig. 1.
16 Stunden beendet. Der Haufen blieb dann 3 bis 4 Tage mit seiner
Decke stehen, ehe er gezogen wurde. -- Dieses Verfahren war sehr
einfach, aber auch mit grossem Abbrand verknüpft, namentlich bei
fetten Kohlen. Solche verkokte man deshalb zweckmässiger in
bedeckten Meilern oder in Öfen.

In England baute man damals den Meiler, Fig. 1, um einen aus
feuerfesten Steinen hergestellten trichterförmigen Turm, Fig. 2, mit
zwei oder drei übereinanderliegenden Reihen von je sechs oder mehr

[Abbildung] Fig. 2.
Zuglöchern. Nachdem der Meiler aufgeführt und mit einer Decke
von feuchter Kokslösche gedeckt war, wurde er durch den trichter-
förmigen Ofenschacht entzündet. Diese verbesserten Meiler waren
eine Erfindung von John Wilkinson in Bradley 1). Zerkleinerte
Steinkohlen liessen sich nicht in Meilern oder Haufen verkoken, weil
sie den Zug hemmten. Überhaupt liess sich nur fettes Kohlenklein

1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1803, XIV, p. 34.
Das Brennmaterial 1801 bis 1815.

Das Verkoken der Stückkohlen im Freien geschah meistens nicht
mehr in Meilern, sondern in langen Haufen. Diese wurden auf
einer gestampften Lehmsohle in der Art errichtet, daſs in der Mitte
mit groſsen Stücken ein Luftkanal der Länge nach gesetzt wurde.
Hiergegen setzte man die übrigen Steinkohlen in abnehmender Gröſse.
Die kleineren Stücke wurden nicht mehr gesetzt, sondern dienten zur
Ausfüllung der Zwischenräume und zur Bedeckung; so führte man den
Haufen in 3,14 bis 3,77 m Breite und von beliebiger Länge, etwa 31,4
bis 37,4 Fuſs, auf. Die Höhe des Haufens betrug in der Mitte 0,42
bis 0,58 m, an den Seiten 0,10 bis 0,16 m.
Das Löschen geschah einfach durch Be-
werfen mit Lösche an den Stellen, wo
das Flammen aufhörte und sich eine
weiſse Schlacke ansetzte. Das Brennen
verlief rasch und war bei bituminösen
Steinkohlen in 36 bis 48 Stunden, bei
weniger bituminösen schon in 12 bis

[Abbildung] Fig. 1.
16 Stunden beendet. Der Haufen blieb dann 3 bis 4 Tage mit seiner
Decke stehen, ehe er gezogen wurde. — Dieses Verfahren war sehr
einfach, aber auch mit groſsem Abbrand verknüpft, namentlich bei
fetten Kohlen. Solche verkokte man deshalb zweckmäſsiger in
bedeckten Meilern oder in Öfen.

In England baute man damals den Meiler, Fig. 1, um einen aus
feuerfesten Steinen hergestellten trichterförmigen Turm, Fig. 2, mit
zwei oder drei übereinanderliegenden Reihen von je sechs oder mehr

[Abbildung] Fig. 2.
Zuglöchern. Nachdem der Meiler aufgeführt und mit einer Decke
von feuchter Kokslösche gedeckt war, wurde er durch den trichter-
förmigen Ofenschacht entzündet. Diese verbesserten Meiler waren
eine Erfindung von John Wilkinson in Bradley 1). Zerkleinerte
Steinkohlen lieſsen sich nicht in Meilern oder Haufen verkoken, weil
sie den Zug hemmten. Überhaupt lieſs sich nur fettes Kohlenklein

1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1803, XIV, p. 34.
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[57/0073] Das Brennmaterial 1801 bis 1815. Das Verkoken der Stückkohlen im Freien geschah meistens nicht mehr in Meilern, sondern in langen Haufen. Diese wurden auf einer gestampften Lehmsohle in der Art errichtet, daſs in der Mitte mit groſsen Stücken ein Luftkanal der Länge nach gesetzt wurde. Hiergegen setzte man die übrigen Steinkohlen in abnehmender Gröſse. Die kleineren Stücke wurden nicht mehr gesetzt, sondern dienten zur Ausfüllung der Zwischenräume und zur Bedeckung; so führte man den Haufen in 3,14 bis 3,77 m Breite und von beliebiger Länge, etwa 31,4 bis 37,4 Fuſs, auf. Die Höhe des Haufens betrug in der Mitte 0,42 bis 0,58 m, an den Seiten 0,10 bis 0,16 m. Das Löschen geschah einfach durch Be- werfen mit Lösche an den Stellen, wo das Flammen aufhörte und sich eine weiſse Schlacke ansetzte. Das Brennen verlief rasch und war bei bituminösen Steinkohlen in 36 bis 48 Stunden, bei weniger bituminösen schon in 12 bis [Abbildung Fig. 1.] 16 Stunden beendet. Der Haufen blieb dann 3 bis 4 Tage mit seiner Decke stehen, ehe er gezogen wurde. — Dieses Verfahren war sehr einfach, aber auch mit groſsem Abbrand verknüpft, namentlich bei fetten Kohlen. Solche verkokte man deshalb zweckmäſsiger in bedeckten Meilern oder in Öfen. In England baute man damals den Meiler, Fig. 1, um einen aus feuerfesten Steinen hergestellten trichterförmigen Turm, Fig. 2, mit zwei oder drei übereinanderliegenden Reihen von je sechs oder mehr [Abbildung Fig. 2.] Zuglöchern. Nachdem der Meiler aufgeführt und mit einer Decke von feuchter Kokslösche gedeckt war, wurde er durch den trichter- förmigen Ofenschacht entzündet. Diese verbesserten Meiler waren eine Erfindung von John Wilkinson in Bradley 1). Zerkleinerte Steinkohlen lieſsen sich nicht in Meilern oder Haufen verkoken, weil sie den Zug hemmten. Überhaupt lieſs sich nur fettes Kohlenklein 1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1803, XIV, p. 34.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/73>, abgerufen am 15.05.2024.