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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Schweden.

Die Roheisenerzeugung Schwedens hat seit 1870 eine beträchtliche
Steigerung erfahren. Sie wuchs von 1871 bis 1898 von 299081 auf
523960 Tonnen, dazu kamen 1871 5792, 1898 7806 Tonnen Hochofen-
guss. Die Zahl der Hochöfen nahm ab, ihre Leistungsfähigkeit nahm
zu. Durch Einführung der Winderhitzung und bessere Gebläse war
die Produktion der schwedischen Hochöfen schon in den voraus-
gegangenen Jahrzehnten beträchtlich gesteigert worden. 1833, vor
Einführung der Winderhitzung war die durchschnittliche Tagesleistung
eines Hochofens nur 2,78 Tonnen, 1874 war sie auf 9,85 Tonnen
gestiegen. Durch weitere Verbesserungen in der gleichen Richtung
erhöhte sich die durchschnittliche Tageserzeugung bis 1898 auf
13,35 Tonnen Roheisen. Die grösste Leistung hatte die Hütte zu
Domnarfvet mit 35,81 Tonnen, die kleinste Jönköping mit 5,61 Tonnen.

Auch diese grösste Leistung eines schwedischen Holzkohlenhoch-
ofens erscheint klein im Verhältnis zu der moderner Kokshochöfen,
besonders der amerikanischen. Die Zahl der betriebenen Hochöfen
war in der Zeit von 1874 bis 1898 von 217 auf 143 gesunken. Dabei
war eine merkliche Verschiebung in der Roheisenerzeugung der ein-
zelnen Provinzen eingetreten. Von den drei Provinzen, welche die
grösste Produktion hatten, erzeugte 1874 Örebro 29,3, Kopparberg 19,8
und Gefleborg 13,8 Prozent, 1898 dagegen Kopparberg 26,7, Örebro
25,8 und Gefleborg 13,5 Prozent der Gesamtproduktion.

Die Schweisseisenerzeugung geschah nach wie vor fast aus-
schliesslich in Frischherden mit Holzkohlen. Der Puddelofenbetrieb
konnte trotz der verbesserten Gasfeuerungen nicht aufkommen, und
die Zahl der Puddelöfen betrug seit 1888 ständig nur vier. Das beste
Dannemoraeisen wurde in den alten Wallonschmieden gemacht, an
denen man zähe festhielt. Die Zahl der Franche-Comte-Herde nahm
dagegen seit Ende der achtziger Jahre ab, 1888 zählte man noch 95,
1898 nur noch 17. Auch die Zahl der Lancashireherde, die am zahl-
reichsten waren und den grössten Teil des schwedischen Stangen-
eisens lieferten, nahm ab, aber doch nur insoweit, als sich ihre
Leistungsfähigkeit durch Verbesserungen der Konstruktion und des
Betriebes steigerte.

1888 wurden in 402 Lancashireherden 182380 Tonnen, 1898 in
293184356 Tonnen Frischeisen erzeugt. 1882 waren in 266 Werken
773 Herde und Öfen in Betrieb, 1898 in 126 Werken 336, oder zu-
züglich 16 Schrottherden 352. Nachstehende Zusammenstellung zeigt
diese Veränderungen von 1888 bis 1898.


Beck, Geschichte des Eisens. 75
Schweden.

Die Roheisenerzeugung Schwedens hat seit 1870 eine beträchtliche
Steigerung erfahren. Sie wuchs von 1871 bis 1898 von 299081 auf
523960 Tonnen, dazu kamen 1871 5792, 1898 7806 Tonnen Hochofen-
guſs. Die Zahl der Hochöfen nahm ab, ihre Leistungsfähigkeit nahm
zu. Durch Einführung der Winderhitzung und bessere Gebläse war
die Produktion der schwedischen Hochöfen schon in den voraus-
gegangenen Jahrzehnten beträchtlich gesteigert worden. 1833, vor
Einführung der Winderhitzung war die durchschnittliche Tagesleistung
eines Hochofens nur 2,78 Tonnen, 1874 war sie auf 9,85 Tonnen
gestiegen. Durch weitere Verbesserungen in der gleichen Richtung
erhöhte sich die durchschnittliche Tageserzeugung bis 1898 auf
13,35 Tonnen Roheisen. Die gröſste Leistung hatte die Hütte zu
Domnarfvet mit 35,81 Tonnen, die kleinste Jönköping mit 5,61 Tonnen.

Auch diese gröſste Leistung eines schwedischen Holzkohlenhoch-
ofens erscheint klein im Verhältnis zu der moderner Kokshochöfen,
besonders der amerikanischen. Die Zahl der betriebenen Hochöfen
war in der Zeit von 1874 bis 1898 von 217 auf 143 gesunken. Dabei
war eine merkliche Verschiebung in der Roheisenerzeugung der ein-
zelnen Provinzen eingetreten. Von den drei Provinzen, welche die
gröſste Produktion hatten, erzeugte 1874 Örebro 29,3, Kopparberg 19,8
und Gefleborg 13,8 Prozent, 1898 dagegen Kopparberg 26,7, Örebro
25,8 und Gefleborg 13,5 Prozent der Gesamtproduktion.

Die Schweiſseisenerzeugung geschah nach wie vor fast aus-
schlieſslich in Frischherden mit Holzkohlen. Der Puddelofenbetrieb
konnte trotz der verbesserten Gasfeuerungen nicht aufkommen, und
die Zahl der Puddelöfen betrug seit 1888 ständig nur vier. Das beste
Dannemoraeisen wurde in den alten Wallonschmieden gemacht, an
denen man zähe festhielt. Die Zahl der Franche-Comté-Herde nahm
dagegen seit Ende der achtziger Jahre ab, 1888 zählte man noch 95,
1898 nur noch 17. Auch die Zahl der Lancashireherde, die am zahl-
reichsten waren und den gröſsten Teil des schwedischen Stangen-
eisens lieferten, nahm ab, aber doch nur insoweit, als sich ihre
Leistungsfähigkeit durch Verbesserungen der Konstruktion und des
Betriebes steigerte.

1888 wurden in 402 Lancashireherden 182380 Tonnen, 1898 in
293184356 Tonnen Frischeisen erzeugt. 1882 waren in 266 Werken
773 Herde und Öfen in Betrieb, 1898 in 126 Werken 336, oder zu-
züglich 16 Schrottherden 352. Nachstehende Zusammenstellung zeigt
diese Veränderungen von 1888 bis 1898.


Beck, Geschichte des Eisens. 75
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[1185/1201] Schweden. Die Roheisenerzeugung Schwedens hat seit 1870 eine beträchtliche Steigerung erfahren. Sie wuchs von 1871 bis 1898 von 299081 auf 523960 Tonnen, dazu kamen 1871 5792, 1898 7806 Tonnen Hochofen- guſs. Die Zahl der Hochöfen nahm ab, ihre Leistungsfähigkeit nahm zu. Durch Einführung der Winderhitzung und bessere Gebläse war die Produktion der schwedischen Hochöfen schon in den voraus- gegangenen Jahrzehnten beträchtlich gesteigert worden. 1833, vor Einführung der Winderhitzung war die durchschnittliche Tagesleistung eines Hochofens nur 2,78 Tonnen, 1874 war sie auf 9,85 Tonnen gestiegen. Durch weitere Verbesserungen in der gleichen Richtung erhöhte sich die durchschnittliche Tageserzeugung bis 1898 auf 13,35 Tonnen Roheisen. Die gröſste Leistung hatte die Hütte zu Domnarfvet mit 35,81 Tonnen, die kleinste Jönköping mit 5,61 Tonnen. Auch diese gröſste Leistung eines schwedischen Holzkohlenhoch- ofens erscheint klein im Verhältnis zu der moderner Kokshochöfen, besonders der amerikanischen. Die Zahl der betriebenen Hochöfen war in der Zeit von 1874 bis 1898 von 217 auf 143 gesunken. Dabei war eine merkliche Verschiebung in der Roheisenerzeugung der ein- zelnen Provinzen eingetreten. Von den drei Provinzen, welche die gröſste Produktion hatten, erzeugte 1874 Örebro 29,3, Kopparberg 19,8 und Gefleborg 13,8 Prozent, 1898 dagegen Kopparberg 26,7, Örebro 25,8 und Gefleborg 13,5 Prozent der Gesamtproduktion. Die Schweiſseisenerzeugung geschah nach wie vor fast aus- schlieſslich in Frischherden mit Holzkohlen. Der Puddelofenbetrieb konnte trotz der verbesserten Gasfeuerungen nicht aufkommen, und die Zahl der Puddelöfen betrug seit 1888 ständig nur vier. Das beste Dannemoraeisen wurde in den alten Wallonschmieden gemacht, an denen man zähe festhielt. Die Zahl der Franche-Comté-Herde nahm dagegen seit Ende der achtziger Jahre ab, 1888 zählte man noch 95, 1898 nur noch 17. Auch die Zahl der Lancashireherde, die am zahl- reichsten waren und den gröſsten Teil des schwedischen Stangen- eisens lieferten, nahm ab, aber doch nur insoweit, als sich ihre Leistungsfähigkeit durch Verbesserungen der Konstruktion und des Betriebes steigerte. 1888 wurden in 402 Lancashireherden 182380 Tonnen, 1898 in 293184356 Tonnen Frischeisen erzeugt. 1882 waren in 266 Werken 773 Herde und Öfen in Betrieb, 1898 in 126 Werken 336, oder zu- züglich 16 Schrottherden 352. Nachstehende Zusammenstellung zeigt diese Veränderungen von 1888 bis 1898. Beck, Geschichte des Eisens. 75

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1201>, abgerufen am 28.04.2024.