Die Brennmaterialersparnis betrug 15 bis 20 Prozent und die Arbeit verlief rascher. Solche dreiförmigen Herde wurden zu Hult und Niby erbaut.
1885 liess sich Forsberg einen vierförmigen Frischherd paten- tieren. Es war dies ein Doppelherd mit zwei Arbeitsöffnungen und je zwei Formen auf jeder Langseite. Ein nach diesem Patent erbautes Frischfeuer zu Stridberg erwies sich aber nicht besser als der dreiförmige Herd. Zu Bofors waren 1885 20 vierförmige Frischfeuer in Betrieb.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika machte man in Lankashire-Frischherden besonders Eisen für die Cementstahlfabri- kation. Man umgab das Feuer mit doppelten Wänden aus Blech, die für Wasserkühlungen dienten, wodurch die Frischer weniger durch die Hitze zu leiden hatten.
Während in den Vereinigten Staaten die Frischeisenerzeugung immer mehr verschwand, erhielt sie sich in Schweden auf ihrer Höhe. 1891 betrug die Schweisseisenerzeugung daselbst rund 195000 Tonnen, davon waren 182000 Tonnen Herdfrischeisen, wovon der weitaus grösste Teil in Lankashire-Feuern mit ein bis drei Formen erzeugt war. Bei etwa 100 bis 180 kg Einsatz und 114 bis 120 kg Vorwage und 4 bis 7 hl Kohlenverbrauch wöchentlich wurden 14 bis 16 Tonnen Frischluppen erzeugt. Die Einsätze wurden aus weissem und halbiertem Roheisen gemischt und das fertige Produkt in vier Klassen sortiert: a) für schwere Radreifen, Schieneneisen; b) für Stangeneisen; c) für leichte Radreifen und Schienen; d) für Extraqualität (geschweisste Zaggl) zur Erzeugung von Hufnageleisen und Drahtstangen 1).
Der Puddelprozess oder das Flammofenfrischen.
Auch das Flammofenfrischen oder Puddeln war um 1871 bereits relativ im Rückgang begriffen, wenn auch seine Erzeugung noch im Steigen war. Das Bessemerflusseisen verdrängte das Schweiss- eisen überall da, wo es sich um ein hartes, festes Material handelte; so namentlich in dem wichtigsten Zweige der Walzindustrie der Schienenfabrikation.
Auch das Siemens-Martin-Verfahren begann dem Puddeleisen empfindliche Konkurrenz zu bereiten. Dagegen behauptete sich das
1) Siehe J. von Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt- ausstellung in Chicago, Wien 1895, S. 110.
Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Die Brennmaterialersparnis betrug 15 bis 20 Prozent und die Arbeit verlief rascher. Solche dreiförmigen Herde wurden zu Hult und Niby erbaut.
1885 lieſs sich Forsberg einen vierförmigen Frischherd paten- tieren. Es war dies ein Doppelherd mit zwei Arbeitsöffnungen und je zwei Formen auf jeder Langseite. Ein nach diesem Patent erbautes Frischfeuer zu Stridberg erwies sich aber nicht besser als der dreiförmige Herd. Zu Bofors waren 1885 20 vierförmige Frischfeuer in Betrieb.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika machte man in Lankashire-Frischherden besonders Eisen für die Cementstahlfabri- kation. Man umgab das Feuer mit doppelten Wänden aus Blech, die für Wasserkühlungen dienten, wodurch die Frischer weniger durch die Hitze zu leiden hatten.
Während in den Vereinigten Staaten die Frischeisenerzeugung immer mehr verschwand, erhielt sie sich in Schweden auf ihrer Höhe. 1891 betrug die Schweiſseisenerzeugung daselbst rund 195000 Tonnen, davon waren 182000 Tonnen Herdfrischeisen, wovon der weitaus gröſste Teil in Lankashire-Feuern mit ein bis drei Formen erzeugt war. Bei etwa 100 bis 180 kg Einsatz und 114 bis 120 kg Vorwage und 4 bis 7 hl Kohlenverbrauch wöchentlich wurden 14 bis 16 Tonnen Frischluppen erzeugt. Die Einsätze wurden aus weiſsem und halbiertem Roheisen gemischt und das fertige Produkt in vier Klassen sortiert: a) für schwere Radreifen, Schieneneisen; b) für Stangeneisen; c) für leichte Radreifen und Schienen; d) für Extraqualität (geschweiſste Zaggl) zur Erzeugung von Hufnageleisen und Drahtstangen 1).
Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Auch das Flammofenfrischen oder Puddeln war um 1871 bereits relativ im Rückgang begriffen, wenn auch seine Erzeugung noch im Steigen war. Das Bessemerfluſseisen verdrängte das Schweiſs- eisen überall da, wo es sich um ein hartes, festes Material handelte; so namentlich in dem wichtigsten Zweige der Walzindustrie der Schienenfabrikation.
Auch das Siemens-Martin-Verfahren begann dem Puddeleisen empfindliche Konkurrenz zu bereiten. Dagegen behauptete sich das
1) Siehe J. von Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt- ausstellung in Chicago, Wien 1895, S. 110.
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Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Die Brennmaterialersparnis betrug 15 bis 20 Prozent und die Arbeit
verlief rascher. Solche dreiförmigen Herde wurden zu Hult und Niby
erbaut.
1885 lieſs sich Forsberg einen vierförmigen Frischherd paten-
tieren. Es war dies ein Doppelherd mit zwei Arbeitsöffnungen und
je zwei Formen auf jeder Langseite. Ein nach diesem Patent erbautes
Frischfeuer zu Stridberg erwies sich aber nicht besser als der
dreiförmige Herd. Zu Bofors waren 1885 20 vierförmige Frischfeuer
in Betrieb.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika machte man in
Lankashire-Frischherden besonders Eisen für die Cementstahlfabri-
kation. Man umgab das Feuer mit doppelten Wänden aus Blech,
die für Wasserkühlungen dienten, wodurch die Frischer weniger durch
die Hitze zu leiden hatten.
Während in den Vereinigten Staaten die Frischeisenerzeugung
immer mehr verschwand, erhielt sie sich in Schweden auf ihrer Höhe.
1891 betrug die Schweiſseisenerzeugung daselbst rund 195000 Tonnen,
davon waren 182000 Tonnen Herdfrischeisen, wovon der weitaus
gröſste Teil in Lankashire-Feuern mit ein bis drei Formen erzeugt
war. Bei etwa 100 bis 180 kg Einsatz und 114 bis 120 kg Vorwage
und 4 bis 7 hl Kohlenverbrauch wöchentlich wurden 14 bis 16 Tonnen
Frischluppen erzeugt. Die Einsätze wurden aus weiſsem und halbiertem
Roheisen gemischt und das fertige Produkt in vier Klassen sortiert:
a) für schwere Radreifen, Schieneneisen; b) für Stangeneisen; c) für
leichte Radreifen und Schienen; d) für Extraqualität (geschweiſste
Zaggl) zur Erzeugung von Hufnageleisen und Drahtstangen 1).
Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Auch das Flammofenfrischen oder Puddeln war um 1871
bereits relativ im Rückgang begriffen, wenn auch seine Erzeugung
noch im Steigen war. Das Bessemerfluſseisen verdrängte das Schweiſs-
eisen überall da, wo es sich um ein hartes, festes Material handelte;
so namentlich in dem wichtigsten Zweige der Walzindustrie der
Schienenfabrikation.
Auch das Siemens-Martin-Verfahren begann dem Puddeleisen
empfindliche Konkurrenz zu bereiten. Dagegen behauptete sich das
1) Siehe J. von Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt-
ausstellung in Chicago, Wien 1895, S. 110.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/604>, abgerufen am 03.12.2023.
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