Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Europaeer.
der Teufel/ in Gestalt derselben/ Evam
betrügen wolte/ wuste er keine bessere
Persvasoria zu gebrauchen/ als/ daß er
von vieler Ehre schwatzte/ welche Eva/
durch Geniessung der verbothenen
Frucht erlangen würde/ sagte/ sie wür-
de GOtt gleich seyn/ und was etwa der
Teuffel vor Reden mehr geführet/ wel-
che nicht auffgezeichnet zu finden. Weil
nun Eva noch in einen höhern Stand
sich zu setzen gedachte/ begieng sich in ei-
nen solchen Jrrthum/ deßwegen wir al-
le/ alß ihre Nachkommen gestraffet. De-
rowegen sage ich/ daß der Hochmuth
dem Frauenzimmer von Eva her ange-
erbet/ daß aber manche Person/ auch ih-
rer Natur zuwider/ solchen nichtachtet/
ist billich zu loben. Der Hochmuth
wird heute zu Tage vor eine Galante-
rie gehalten. Da weiß manch Frauen-
zimmer nicht/ wenn es auff der Gasse
gehet/ wie es sich gnugsam brüsten soll/

da
M 6

Europæer.
der Teufel/ in Geſtalt derſelben/ Evam
betruͤgen wolte/ wuſte er keine beſſere
Perſvaſoria zu gebrauchen/ als/ daß er
von vieler Ehre ſchwatzte/ welche Eva/
durch Genieſſung der verbothenen
Frucht erlangen wuͤrde/ ſagte/ ſie wuͤr-
de GOtt gleich ſeyn/ und was etwa der
Teuffel vor Reden mehr gefuͤhret/ wel-
che nicht auffgezeichnet zu finden. Weil
nun Eva noch in einen hoͤhern Stand
ſich zu ſetzen gedachte/ begieng ſich in ei-
nen ſolchen Jrrthum/ deßwegen wir al-
le/ alß ihre Nachkommen geſtraffet. De-
rowegen ſage ich/ daß der Hochmuth
dem Frauenzimmer von Eva her ange-
erbet/ daß aber manche Perſon/ auch ih-
rer Natur zuwider/ ſolchen nichtachtet/
iſt billich zu loben. Der Hochmuth
wird heute zu Tage vor eine Galante-
rie gehalten. Da weiß manch Frauen-
zimmer nicht/ wenn es auff der Gaſſe
gehet/ wie es ſich gnugſam bruͤſten ſoll/

da
M 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0279" n="257"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi></fw><lb/>
der Teufel/ in Ge&#x017F;talt der&#x017F;elben/ Evam<lb/>
betru&#x0364;gen wolte/ wu&#x017F;te er keine be&#x017F;&#x017F;ere<lb/><hi rendition="#aq">Per&#x017F;va&#x017F;oria</hi> zu gebrauchen/ als/ daß er<lb/>
von vieler Ehre &#x017F;chwatzte/ welche Eva/<lb/>
durch Genie&#x017F;&#x017F;ung der verbothenen<lb/>
Frucht erlangen wu&#x0364;rde/ &#x017F;agte/ &#x017F;ie wu&#x0364;r-<lb/>
de GOtt gleich &#x017F;eyn/ und was etwa der<lb/>
Teuffel vor Reden mehr gefu&#x0364;hret/ wel-<lb/>
che nicht auffgezeichnet zu finden. Weil<lb/>
nun Eva noch in einen ho&#x0364;hern Stand<lb/>
&#x017F;ich zu &#x017F;etzen gedachte/ begieng &#x017F;ich in ei-<lb/>
nen &#x017F;olchen Jrrthum/ deßwegen wir al-<lb/>
le/ alß ihre Nachkommen ge&#x017F;traffet. De-<lb/>
rowegen &#x017F;age ich/ daß der Hochmuth<lb/>
dem Frauenzimmer von Eva her ange-<lb/>
erbet/ daß aber manche Per&#x017F;on/ auch ih-<lb/>
rer Natur zuwider/ &#x017F;olchen nichtachtet/<lb/>
i&#x017F;t billich zu loben. Der Hochmuth<lb/>
wird heute zu Tage vor eine Galante-<lb/>
rie gehalten. Da weiß manch Frauen-<lb/>
zimmer nicht/ wenn es auff der Ga&#x017F;&#x017F;e<lb/>
gehet/ wie es &#x017F;ich gnug&#x017F;am bru&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;oll/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 6</fw><fw place="bottom" type="catch">da</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0279] Europæer. der Teufel/ in Geſtalt derſelben/ Evam betruͤgen wolte/ wuſte er keine beſſere Perſvaſoria zu gebrauchen/ als/ daß er von vieler Ehre ſchwatzte/ welche Eva/ durch Genieſſung der verbothenen Frucht erlangen wuͤrde/ ſagte/ ſie wuͤr- de GOtt gleich ſeyn/ und was etwa der Teuffel vor Reden mehr gefuͤhret/ wel- che nicht auffgezeichnet zu finden. Weil nun Eva noch in einen hoͤhern Stand ſich zu ſetzen gedachte/ begieng ſich in ei- nen ſolchen Jrrthum/ deßwegen wir al- le/ alß ihre Nachkommen geſtraffet. De- rowegen ſage ich/ daß der Hochmuth dem Frauenzimmer von Eva her ange- erbet/ daß aber manche Perſon/ auch ih- rer Natur zuwider/ ſolchen nichtachtet/ iſt billich zu loben. Der Hochmuth wird heute zu Tage vor eine Galante- rie gehalten. Da weiß manch Frauen- zimmer nicht/ wenn es auff der Gaſſe gehet/ wie es ſich gnugſam bruͤſten ſoll/ da M 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/279
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/279>, abgerufen am 24.05.2024.