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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie I. Buch.
te/ daß thäte ihr so wehe und übel/
daß sie ganz schwach und krank wür-
de/ und dergestalten führte sie die
närrischen Stümpfer am Narren-
Seil herum/ dadurch sie viel Geld
practicirte.

Die poßierliche Handlungen aber
alle auf die Seite gesetzet/ verliebte
sich doch/ bald da bald dort ein un-
gehobeltes Bürschgen in sie. Einer
schrieb ihr zu Ehren die allerschönsten
und zierlichsten Lieder/ dann der
Schulmeister in unserm Dorfe lobte
solche mehr als zu viel. Der ander
brachte in tieffer Nacht des besagten
Schulmeisters seine Jungen/ welche
ihr eine Nacht-Arie herunter singen
musten. Der dritte schickte ihr übers
Land etliche Buhl-Brieflein/ und
wurde nur derjenige von ihr nicht be-
trogen/ welcher mit ihrer Liebe nichts
zu thun begehrte/ denen allen schorre
sie den Beutel tapfer ab/ und lachte
die Phantasten aus darzu/ hatte auch
wol das Herz/ ihnen in der Antwort
zu vermelden/ daß sie sich schämen
solten/ ihre junge Tage so in Faulen-

zen zu-

Hiſtorie I. Buch.
te/ daß thaͤte ihr ſo wehe und uͤbel/
daß ſie ganz ſchwach und krank wuͤr-
de/ und dergeſtalten fuͤhrte ſie die
naͤrriſchen Stuͤmpfer am Narren-
Seil herum/ dadurch ſie viel Geld
practicirte.

Die poßierliche Handlungen aber
alle auf die Seite geſetzet/ verliebte
ſich doch/ bald da bald dort ein un-
gehobeltes Buͤrſchgen in ſie. Einer
ſchrieb ihr zu Ehren die allerſchoͤnſten
und zierlichſten Lieder/ dann der
Schulmeiſter in unſerm Dorfe lobte
ſolche mehr als zu viel. Der ander
brachte in tieffer Nacht des beſagten
Schulmeiſters ſeine Jungen/ welche
ihr eine Nacht-Arie herunter ſingen
muſten. Der dritte ſchickte ihr uͤbers
Land etliche Buhl-Brieflein/ und
wurde nur derjenige von ihr nicht be-
trogen/ welcher mit ihrer Liebe nichts
zu thun begehrte/ denen allen ſchorre
ſie den Beutel tapfer ab/ und lachte
die Phantaſten aus darzu/ hatte auch
wol das Herz/ ihnen in der Antwort
zu vermelden/ daß ſie ſich ſchaͤmen
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[43/0051] Hiſtorie I. Buch. te/ daß thaͤte ihr ſo wehe und uͤbel/ daß ſie ganz ſchwach und krank wuͤr- de/ und dergeſtalten fuͤhrte ſie die naͤrriſchen Stuͤmpfer am Narren- Seil herum/ dadurch ſie viel Geld practicirte. Die poßierliche Handlungen aber alle auf die Seite geſetzet/ verliebte ſich doch/ bald da bald dort ein un- gehobeltes Buͤrſchgen in ſie. Einer ſchrieb ihr zu Ehren die allerſchoͤnſten und zierlichſten Lieder/ dann der Schulmeiſter in unſerm Dorfe lobte ſolche mehr als zu viel. Der ander brachte in tieffer Nacht des beſagten Schulmeiſters ſeine Jungen/ welche ihr eine Nacht-Arie herunter ſingen muſten. Der dritte ſchickte ihr uͤbers Land etliche Buhl-Brieflein/ und wurde nur derjenige von ihr nicht be- trogen/ welcher mit ihrer Liebe nichts zu thun begehrte/ denen allen ſchorre ſie den Beutel tapfer ab/ und lachte die Phantaſten aus darzu/ hatte auch wol das Herz/ ihnen in der Antwort zu vermelden/ daß ſie ſich ſchaͤmen ſolten/ ihre junge Tage ſo in Faulen- zen zu-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/51>, abgerufen am 29.04.2024.