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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
wacker abbrügeln/ da nahm er den
Stecken und zerschluge den ausgezopf-
ten Teufel/ daß das Wärk davon flo-
ge. Endlich fiele die Figur gar von
der Bank/ und ich sagte/ der Jung wäre
in eine Ohnmacht gefallen/ da erschrack
der Schulmeister aus dermaßen sehr/
und bate wir solten ihn wieder zu recht
bringen/ er wolle uns morgen den
ganzen Tag die Schul schenken. Mit
solchen Stücklein vertrieben wir die
edle Zeit/ und ich wurde der Narren-
Poßen so gewohnet/ daß ich mich
endlich in dem Schloß mit allerley
dergleichen Hudlereyen hervor thate.
Früh Morgens bestriche ich in der
Schub-Lad alle hölzerne Löffel mit
frischer Galle/ wann dann das Ge-
sind Mittags damit die Suppen essen
wolte/ klagten iede und alle auf die
verlumpte Köchin/ da bekame das
arme unschuldige Mensch eine Hader-
Predig nach der andern/ und es gienge
selten ein Tag vorüber/ da ich ihr nicht
einen sonderlichen Filtz zurichtete/ und
in einem solchen Zustand verbrachte
ich das Leben/ bis in das sechzehende

Jahr/

Kurzweiliger
wacker abbruͤgeln/ da nahm er den
Stecken und zerſchluge den ausgezopf-
ten Teufel/ daß das Waͤrk davon flo-
ge. Endlich fiele die Figur gar von
der Bank/ und ich ſagte/ der Jung waͤre
in eine Ohnmacht gefallen/ da erſchrack
der Schulmeiſter aus dermaßen ſehr/
und bate wir ſolten ihn wieder zu recht
bringen/ er wolle uns morgen den
ganzen Tag die Schul ſchenken. Mit
ſolchen Stuͤcklein vertrieben wir die
edle Zeit/ und ich wurde der Narren-
Poßen ſo gewohnet/ daß ich mich
endlich in dem Schloß mit allerley
dergleichen Hudlereyen hervor thate.
Fruͤh Morgens beſtriche ich in der
Schub-Lad alle hoͤlzerne Loͤffel mit
friſcher Galle/ wann dann das Ge-
ſind Mittags damit die Suppen eſſen
wolte/ klagten iede und alle auf die
verlumpte Koͤchin/ da bekame das
arme unſchuldige Menſch eine Hader-
Predig nach der andern/ und es gienge
ſelten ein Tag voruͤber/ da ich ihr nicht
einen ſonderlichen Filtz zurichtete/ und
in einem ſolchen Zuſtand verbrachte
ich das Leben/ bis in das ſechzehende

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[58/0066] Kurzweiliger wacker abbruͤgeln/ da nahm er den Stecken und zerſchluge den ausgezopf- ten Teufel/ daß das Waͤrk davon flo- ge. Endlich fiele die Figur gar von der Bank/ und ich ſagte/ der Jung waͤre in eine Ohnmacht gefallen/ da erſchrack der Schulmeiſter aus dermaßen ſehr/ und bate wir ſolten ihn wieder zu recht bringen/ er wolle uns morgen den ganzen Tag die Schul ſchenken. Mit ſolchen Stuͤcklein vertrieben wir die edle Zeit/ und ich wurde der Narren- Poßen ſo gewohnet/ daß ich mich endlich in dem Schloß mit allerley dergleichen Hudlereyen hervor thate. Fruͤh Morgens beſtriche ich in der Schub-Lad alle hoͤlzerne Loͤffel mit friſcher Galle/ wann dann das Ge- ſind Mittags damit die Suppen eſſen wolte/ klagten iede und alle auf die verlumpte Koͤchin/ da bekame das arme unſchuldige Menſch eine Hader- Predig nach der andern/ und es gienge ſelten ein Tag voruͤber/ da ich ihr nicht einen ſonderlichen Filtz zurichtete/ und in einem ſolchen Zuſtand verbrachte ich das Leben/ bis in das ſechzehende Jahr/

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/66>, abgerufen am 02.05.2024.