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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie II. Buch.
Wärters recht übel. Sie bestellete
alsobald zwey Knechte/ welche suchen
und nachgraben solten/ aber sie wu-
sten alle nicht/ an welchem Ort der
Schatz etwan mägte vergraben seyn.
Diese große Forcht wuchse dermaßen
in dem Schloß/ daß sich endlich gar
niemand getrauete Schlaffen zu ge-
hen/ dann wir hörten alle Nacht ein
jämmerliches Weh-Klagen etlicher
Menschen-Stimmen/ daß nichts
drüber war/ und weil das Schloß-
Gesind dergleichen Gespensten ganz
ungewohnet waren/ getrauete sich
kein Mensch darnach zu sehen. Der
Jäger hatte zwar die bäste Courage,
dem Geist nachzugehen/ wann sich
nur iemand gefunden hätte/ so ihm
Gesellschaft leisten wollen/ dann allein
getrauete er sich auch nicht einen Tritt
darnach zu gehen/ weil das Geheul
von Tag zu Tag zunahmme/ und der
Geist die Mägde oftmahls aus der
Speis-Kammer verjagte. Jch
selbsten stunde in grausamen Aeng-
sten/ dann ich hatte vormahls viel
von Gespensten/ und dergleichen

Er-
D ij

Hiſtorie II. Buch.
Waͤrters recht uͤbel. Sie beſtellete
alſobald zwey Knechte/ welche ſuchen
und nachgraben ſolten/ aber ſie wu-
ſten alle nicht/ an welchem Ort der
Schatz etwan maͤgte vergraben ſeyn.
Dieſe große Forcht wuchſe dermaßen
in dem Schloß/ daß ſich endlich gar
niemand getrauete Schlaffen zu ge-
hen/ dann wir hoͤrten alle Nacht ein
jaͤmmerliches Weh-Klagen etlicher
Menſchen-Stimmen/ daß nichts
druͤber war/ und weil das Schloß-
Geſind dergleichen Geſpenſten ganz
ungewohnet waren/ getrauete ſich
kein Menſch darnach zu ſehen. Der
Jaͤger hatte zwar die baͤſte Courage,
dem Geiſt nachzugehen/ wann ſich
nur iemand gefunden haͤtte/ ſo ihm
Geſellſchaft leiſten wollen/ dann allein
getrauete er ſich auch nicht einen Tritt
darnach zu gehen/ weil das Geheul
von Tag zu Tag zunahm̃e/ und der
Geiſt die Maͤgde oftmahls aus der
Speis-Kammer verjagte. Jch
ſelbſten ſtunde in grauſamen Aeng-
ſten/ dann ich hatte vormahls viel
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[71/0079] Hiſtorie II. Buch. Waͤrters recht uͤbel. Sie beſtellete alſobald zwey Knechte/ welche ſuchen und nachgraben ſolten/ aber ſie wu- ſten alle nicht/ an welchem Ort der Schatz etwan maͤgte vergraben ſeyn. Dieſe große Forcht wuchſe dermaßen in dem Schloß/ daß ſich endlich gar niemand getrauete Schlaffen zu ge- hen/ dann wir hoͤrten alle Nacht ein jaͤmmerliches Weh-Klagen etlicher Menſchen-Stimmen/ daß nichts druͤber war/ und weil das Schloß- Geſind dergleichen Geſpenſten ganz ungewohnet waren/ getrauete ſich kein Menſch darnach zu ſehen. Der Jaͤger hatte zwar die baͤſte Courage, dem Geiſt nachzugehen/ wann ſich nur iemand gefunden haͤtte/ ſo ihm Geſellſchaft leiſten wollen/ dann allein getrauete er ſich auch nicht einen Tritt darnach zu gehen/ weil das Geheul von Tag zu Tag zunahm̃e/ und der Geiſt die Maͤgde oftmahls aus der Speis-Kammer verjagte. Jch ſelbſten ſtunde in grauſamen Aeng- ſten/ dann ich hatte vormahls viel von Geſpenſten/ und dergleichen Er- D ij

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/79>, abgerufen am 02.05.2024.