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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
ten/ aber er wolte durchaus nicht/
und solte sie ihn deßwegen Morgen
aus dem Schloß jagen. Derohal-
ben nahmme er mich mit sich/ und lies-
se die Frau alleine in dem Zimmer siz-
zen. An der Treppe zogen wir gleich-
falls die Schue aus/ und weil das
Schloß nur einen Ausgang durch den
Garten hatte/ stellete er sich daselbst
unter eine Hasel-Nuß-Staude/ und
ich legte mich hart an ihn/ dann es
ist nicht zu sagen/ wie ich mich ge-
forchten.

Jch will sagen sagen/ daß nicht
eine halbe Vierthel-Stund seye vor-
über gegangen/ als die Schatz-Grä-
berin mit ihrer Tochter ganz sachte
daher marchiret kamen. Mutter/
sagte die Tochter/ der Betrug ist statt-
lich angegangen! Still! Still! ant-
wortete die Mutter/ so muß man die
leicht-glaubige aufzähmen! Giebe
gute Achtung/ daß du mir über den
Zaun hinüber hilffest/ die Ketten sind
ziemlich schwehr.

Jndem sie so mit einander redeten/
richtete sich der Jäger auf/ und als sie

über

Kurzweiliger
ten/ aber er wolte durchaus nicht/
und ſolte ſie ihn deßwegen Morgen
aus dem Schloß jagen. Derohal-
ben nahm̃e er mich mit ſich/ und lieſ-
ſe die Frau alleine in dem Zimmer ſiz-
zen. An der Treppe zogen wir gleich-
falls die Schue aus/ und weil das
Schloß nur einen Ausgang durch den
Garten hatte/ ſtellete er ſich daſelbſt
unter eine Haſel-Nuß-Staude/ und
ich legte mich hart an ihn/ dann es
iſt nicht zu ſagen/ wie ich mich ge-
forchten.

Jch will ſagen ſagen/ daß nicht
eine halbe Vierthel-Stund ſeye vor-
uͤber gegangen/ als die Schatz-Graͤ-
berin mit ihrer Tochter ganz ſachte
daher marchiret kamen. Mutter/
ſagte die Tochter/ der Betrug iſt ſtatt-
lich angegangen! Still! Still! ant-
wortete die Mutter/ ſo muß man die
leicht-glaubige aufzaͤhmen! Giebe
gute Achtung/ daß du mir uͤber den
Zaun hinuͤber hilffeſt/ die Ketten ſind
ziemlich ſchwehr.

Jndem ſie ſo mit einander redeten/
richtete ſich der Jaͤger auf/ und als ſie

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[82/0090] Kurzweiliger ten/ aber er wolte durchaus nicht/ und ſolte ſie ihn deßwegen Morgen aus dem Schloß jagen. Derohal- ben nahm̃e er mich mit ſich/ und lieſ- ſe die Frau alleine in dem Zimmer ſiz- zen. An der Treppe zogen wir gleich- falls die Schue aus/ und weil das Schloß nur einen Ausgang durch den Garten hatte/ ſtellete er ſich daſelbſt unter eine Haſel-Nuß-Staude/ und ich legte mich hart an ihn/ dann es iſt nicht zu ſagen/ wie ich mich ge- forchten. Jch will ſagen ſagen/ daß nicht eine halbe Vierthel-Stund ſeye vor- uͤber gegangen/ als die Schatz-Graͤ- berin mit ihrer Tochter ganz ſachte daher marchiret kamen. Mutter/ ſagte die Tochter/ der Betrug iſt ſtatt- lich angegangen! Still! Still! ant- wortete die Mutter/ ſo muß man die leicht-glaubige aufzaͤhmen! Giebe gute Achtung/ daß du mir uͤber den Zaun hinuͤber hilffeſt/ die Ketten ſind ziemlich ſchwehr. Jndem ſie ſo mit einander redeten/ richtete ſich der Jaͤger auf/ und als ſie uͤber

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/90>, abgerufen am 01.05.2024.