Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie II. Buch.
zu beschreiben. Sie wischte mit ihrem
Schnupf-Salvet ihre Augen/ und
kunte uns vor häuffigen Threnen kaum
ersehen. Jn einem solchen Heraclyti-
schen Zustande traffen wir sie in dem
Zimmer an/ alwo sie vor großem
Unmuht Tisch und Bänke über den
Hauffen geworffen/ ihre Spiegel wa-
ren zertretten/ und die Schildereyen
alle von denen Wänden gerissen.
Der Jäger redete sie an/ und fragte/
aus was Ursachen sie sich so jämmer-
lich erwiese/ da sie sich doch keines
Schadens zu versehen hätte. Ach!
ich unglückseelige/ sprach sie/ Ach! ich
betrogene/ elende Frau! Wie garstig
bin ich von der leicht-fertigen Huren
hinter das Liecht geführet worden.

Jhr därft nicht glauben/ sag-
te sie zu uns/ daß ich die Tisch und
Bänke der Gestalten über den Hauf-
gekehret/ sondern die Gott-lose Schatz-
Gräberin/ die Henker-mäßige Land-
Betriegerin hat es gethan/ dann als
ihr kaum aus dem Zimmer waret/ ka-
me sie/ mit einem Leylach überzogen/
zu mir herein. Jch hielte es vor ein Ge-

spenst

Hiſtorie II. Buch.
zu beſchreiben. Sie wiſchte mit ihrem
Schnupf-Salvet ihre Augen/ und
kunte uns vor haͤuffigen Threnen kaum
erſehen. Jn einem ſolchen Heraclyti-
ſchen Zuſtande traffen wir ſie in dem
Zimmer an/ alwo ſie vor großem
Unmuht Tiſch und Baͤnke uͤber den
Hauffen geworffen/ ihre Spiegel wa-
ren zertretten/ und die Schildereyen
alle von denen Waͤnden geriſſen.
Der Jaͤger redete ſie an/ und fragte/
aus was Urſachen ſie ſich ſo jaͤmmer-
lich erwieſe/ da ſie ſich doch keines
Schadens zu verſehen haͤtte. Ach!
ich ungluͤckſeelige/ ſprach ſie/ Ach! ich
betrogene/ elende Frau! Wie garſtig
bin ich von der leicht-fertigen Huren
hinter das Liecht gefuͤhret worden.

Jhr daͤrft nicht glauben/ ſag-
te ſie zu uns/ daß ich die Tiſch und
Baͤnke der Geſtalten uͤber den Hauf-
gekehret/ ſondern die Gott-loſe Schatz-
Graͤberin/ die Henker-maͤßige Land-
Betriegerin hat es gethan/ dann als
ihr kaum aus dem Zimmer waret/ ka-
me ſie/ mit einem Leylach uͤberzogen/
zu mir herein. Jch hielte es vor ein Ge-

ſpenſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0093" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi></hi> Buch.</hi></fw><lb/>
zu be&#x017F;chreiben. Sie wi&#x017F;chte mit ihrem<lb/>
Schnupf-Salvet ihre Augen/ und<lb/>
kunte uns vor ha&#x0364;uffigen Threnen kaum<lb/>
er&#x017F;ehen. Jn einem &#x017F;olchen Heraclyti-<lb/>
&#x017F;chen Zu&#x017F;tande traffen wir &#x017F;ie in dem<lb/>
Zimmer an/ alwo &#x017F;ie vor großem<lb/>
Unmuht Ti&#x017F;ch und Ba&#x0364;nke u&#x0364;ber den<lb/>
Hauffen geworffen/ ihre Spiegel wa-<lb/>
ren zertretten/ und die Schildereyen<lb/>
alle von denen Wa&#x0364;nden geri&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Der Ja&#x0364;ger redete &#x017F;ie an/ und fragte/<lb/>
aus was Ur&#x017F;achen &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;o ja&#x0364;mmer-<lb/>
lich erwie&#x017F;e/ da &#x017F;ie &#x017F;ich doch keines<lb/>
Schadens zu ver&#x017F;ehen ha&#x0364;tte. Ach!<lb/>
ich unglu&#x0364;ck&#x017F;eelige/ &#x017F;prach &#x017F;ie/ Ach! ich<lb/>
betrogene/ elende Frau! Wie gar&#x017F;tig<lb/>
bin ich von der leicht-fertigen Huren<lb/>
hinter das Liecht gefu&#x0364;hret worden.</p><lb/>
        <p>Jhr da&#x0364;rft nicht glauben/ &#x017F;ag-<lb/>
te &#x017F;ie zu uns/ daß ich die Ti&#x017F;ch und<lb/>
Ba&#x0364;nke der Ge&#x017F;talten u&#x0364;ber den Hauf-<lb/>
gekehret/ &#x017F;ondern die Gott-lo&#x017F;e Schatz-<lb/>
Gra&#x0364;berin/ die Henker-ma&#x0364;ßige Land-<lb/>
Betriegerin hat es gethan/ dann als<lb/>
ihr kaum aus dem Zimmer waret/ ka-<lb/>
me &#x017F;ie/ mit einem Leylach u&#x0364;berzogen/<lb/>
zu mir herein. Jch hielte es vor ein Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;pen&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0093] Hiſtorie II. Buch. zu beſchreiben. Sie wiſchte mit ihrem Schnupf-Salvet ihre Augen/ und kunte uns vor haͤuffigen Threnen kaum erſehen. Jn einem ſolchen Heraclyti- ſchen Zuſtande traffen wir ſie in dem Zimmer an/ alwo ſie vor großem Unmuht Tiſch und Baͤnke uͤber den Hauffen geworffen/ ihre Spiegel wa- ren zertretten/ und die Schildereyen alle von denen Waͤnden geriſſen. Der Jaͤger redete ſie an/ und fragte/ aus was Urſachen ſie ſich ſo jaͤmmer- lich erwieſe/ da ſie ſich doch keines Schadens zu verſehen haͤtte. Ach! ich ungluͤckſeelige/ ſprach ſie/ Ach! ich betrogene/ elende Frau! Wie garſtig bin ich von der leicht-fertigen Huren hinter das Liecht gefuͤhret worden. Jhr daͤrft nicht glauben/ ſag- te ſie zu uns/ daß ich die Tiſch und Baͤnke der Geſtalten uͤber den Hauf- gekehret/ ſondern die Gott-loſe Schatz- Graͤberin/ die Henker-maͤßige Land- Betriegerin hat es gethan/ dann als ihr kaum aus dem Zimmer waret/ ka- me ſie/ mit einem Leylach uͤberzogen/ zu mir herein. Jch hielte es vor ein Ge- ſpenſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/93
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/93>, abgerufen am 02.05.2024.