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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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und Wasser-Künsten an und auf dem Hartz.
hinauf in den andern Trog/ und so weiter/ biß endlich der letzte das
Wasser in die Gerinne des Stollens ausgiesset.

XII.
Von denen Wasser-Künsten in
Nordhausen.

DJe erhöhete und bergichte Situation oder Lage der hiesigen
Ober-Stadt und der daher rührende Mangel eines von sich
selbst fliessenden Wassers hat die klugen/ und um das Stadt-Regi-
ment wohl-verdienten/ Vorfahren E. E. Rahts alhier gelernet/
darauf zu dencken/ wie die Stadt mit nohtwendigem Wasser versor-
get werden möchte; derohalben Sie nicht allein haben etliche sehr tieffe
Brunnen graben/ sondern auch zwey unterschiedliche Wasser-Kunst-
Wercke anlegen lassen. Die erste von denselben wird die Ober-Kunst
genennet/ weilen solche eine ziemliche Weite über der nachfolgenden
lieget. Diese Kunst ist anfanglich A. 1546 von Hans Laxuern/ von
Sachswerfen bürtig/ angeleget/ und dadurch das Wasser bey 85 El-
len hoch erhoben worden/ es hat aber nachgehends A. 1598 Peter
Günther von Halle solche Höhe auf 264 Ellen gebracht/ dabey es
biß hieher verblieben ist; woraus ich muthmasse/ daß diese Kunst vor
diesem erstlich ein unterschlägig Werck müsse gewesen seyn/ wovon
etliche/ insonderheit die Berg-Leüthe am Hartz/ nicht viel halten/ wie
Herr Christian Berward/ weyland JCtus und Assessor im Ober-
Harzischen Berg-Amte/ in seiner/ Herrn Lazari Erckers Probier-
Buch mit angehängten/ Erklährung derer Berg-Leüthe Redens-
Arten p. 27 bezeüget. Die Ursach dessen ist: daß das Wasser nicht
darauf fallet/ und solches dieserwegen keine sonderliche Last heben
kan/ derohalben es auch dem andern eine leichte Mühe gewesen/ die-
sen Fehler mit einem überschlagigen Rade/ darauf das Wasser mit
Gewalt fallet/ zu verbessern/ und dadurch das Wasser höher hinauf
zu bringen. Das Kunst-Gehause/ worinnen diese Kunst sich befin-
det/ trifft man in der Vor-Stadt/ das Altendorff genannt/ nahe bey
der Kirche/ und gleich unter dem Wohn-Hause des Kunst-Meisters

an/
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und Waſſer-Kuͤnſten an und auf dem Hartz.
hinauf in den andern Trog/ und ſo weiter/ biß endlich der letzte das
Waſſer in die Gerinne des Stollens ausgieſſet.

XII.
Von denen Waſſer-Kuͤnſten in
Nordhauſen.

DJe erhoͤhete und bergichte Situation oder Lage der hieſigen
Ober-Stadt und der daher ruͤhrende Mangel eines von ſich
ſelbſt flieſſenden Waſſers hat die klugen/ und um das Stadt-Regi-
ment wohl-verdienten/ Vorfahren E. E. Rahts alhier gelernet/
darauf zu dencken/ wie die Stadt mit nohtwendigem Waſſer verſor-
get werden moͤchte; derohalben Sie nicht allein haben etliche ſehr tieffe
Brunnen graben/ ſondern auch zwey unterſchiedliche Waſſer-Kunſt-
Wercke anlegen laſſen. Die erſte von denſelben wird die Ober-Kunſt
genennet/ weilen ſolche eine ziemliche Weite uͤber der nachfolgenden
lieget. Dieſe Kunſt iſt anfånglich A. 1546 von Hans Laxuern/ von
Sachswerfen buͤrtig/ angeleget/ und dadurch das Waſſer bey 85 El-
len hoch erhoben worden/ es hat aber nachgehends A. 1598 Peter
Guͤnther von Halle ſolche Hoͤhe auf 264 Ellen gebracht/ dabey es
biß hieher verblieben iſt; woraus ich muthmaſſe/ daß dieſe Kunſt vor
dieſem erſtlich ein unterſchlaͤgig Werck muͤſſe geweſen ſeyn/ wovon
etliche/ inſonderheit die Berg-Leuͤthe am Hartz/ nicht viel halten/ wie
Herr Chriſtian Berward/ weyland JCtus und Aſſeſſor im Ober-
Harziſchen Berg-Amte/ in ſeiner/ Herrn Lazari Erckers Probier-
Buch mit angehaͤngten/ Erklaͤhrung derer Berg-Leuͤthe Redens-
Arten p. 27 bezeuͤget. Die Urſach deſſen iſt: daß das Waſſer nicht
darauf fållet/ und ſolches dieſerwegen keine ſonderliche Laſt heben
kan/ derohalben es auch dem andern eine leichte Muͤhe geweſen/ die-
ſen Fehler mit einem uͤberſchlågigen Rade/ darauf das Waſſer mit
Gewalt fållet/ zu verbeſſern/ und dadurch das Waſſer hoͤher hinauf
zu bringen. Das Kunſt-Gehauſe/ worinnen dieſe Kunſt ſich befin-
det/ trifft man in der Vor-Stadt/ das Altendorff genannt/ nahe bey
der Kirche/ und gleich unter dem Wohn-Hauſe des Kunſt-Meiſters

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[115/0127] und Waſſer-Kuͤnſten an und auf dem Hartz. hinauf in den andern Trog/ und ſo weiter/ biß endlich der letzte das Waſſer in die Gerinne des Stollens ausgieſſet. XII. Von denen Waſſer-Kuͤnſten in Nordhauſen. DJe erhoͤhete und bergichte Situation oder Lage der hieſigen Ober-Stadt und der daher ruͤhrende Mangel eines von ſich ſelbſt flieſſenden Waſſers hat die klugen/ und um das Stadt-Regi- ment wohl-verdienten/ Vorfahren E. E. Rahts alhier gelernet/ darauf zu dencken/ wie die Stadt mit nohtwendigem Waſſer verſor- get werden moͤchte; derohalben Sie nicht allein haben etliche ſehr tieffe Brunnen graben/ ſondern auch zwey unterſchiedliche Waſſer-Kunſt- Wercke anlegen laſſen. Die erſte von denſelben wird die Ober-Kunſt genennet/ weilen ſolche eine ziemliche Weite uͤber der nachfolgenden lieget. Dieſe Kunſt iſt anfånglich A. 1546 von Hans Laxuern/ von Sachswerfen buͤrtig/ angeleget/ und dadurch das Waſſer bey 85 El- len hoch erhoben worden/ es hat aber nachgehends A. 1598 Peter Guͤnther von Halle ſolche Hoͤhe auf 264 Ellen gebracht/ dabey es biß hieher verblieben iſt; woraus ich muthmaſſe/ daß dieſe Kunſt vor dieſem erſtlich ein unterſchlaͤgig Werck muͤſſe geweſen ſeyn/ wovon etliche/ inſonderheit die Berg-Leuͤthe am Hartz/ nicht viel halten/ wie Herr Chriſtian Berward/ weyland JCtus und Aſſeſſor im Ober- Harziſchen Berg-Amte/ in ſeiner/ Herrn Lazari Erckers Probier- Buch mit angehaͤngten/ Erklaͤhrung derer Berg-Leuͤthe Redens- Arten p. 27 bezeuͤget. Die Urſach deſſen iſt: daß das Waſſer nicht darauf fållet/ und ſolches dieſerwegen keine ſonderliche Laſt heben kan/ derohalben es auch dem andern eine leichte Muͤhe geweſen/ die- ſen Fehler mit einem uͤberſchlågigen Rade/ darauf das Waſſer mit Gewalt fållet/ zu verbeſſern/ und dadurch das Waſſer hoͤher hinauf zu bringen. Das Kunſt-Gehauſe/ worinnen dieſe Kunſt ſich befin- det/ trifft man in der Vor-Stadt/ das Altendorff genannt/ nahe bey der Kirche/ und gleich unter dem Wohn-Hauſe des Kunſt-Meiſters an/ P 2

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/127>, abgerufen am 28.04.2024.