Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.dritter Theil. das ist, aus höchster Liebe und Zärtlichkeit her-fliesende Wohlthaten des Dreieinigen GOt- tes, in diesem Leben, (§. 83.) diese Woltha- ten mögen hernach geistlich oder leiblich seyn. Dabei ist nun folgendes zu mercken. (1) Das Wort Mutter ist vor sich nicht gent- (*) Der Beweis ist dieser: das Wort
Mutter ist bildlich. Es stellet eine Per- son für, welche in der Ehe oder durch Zuthuung eines Mannes Kinder empfan- gen und gebohren hat: welche der Kinder liebreich pfleget, und ihnen nach Beschaf- fenheit ihres Alters und verschiedenen Zustandes, die ersinnlichste Proben der allerzärtlichsten Liebe erweiset. Wann nun GOtt, der ein Geist ist, eine Mutter genennet wird, so bringt mir das Bild einer Mutter, im fall ich den Begrif von GOtt und der Versöhnung mit GOtt, voraus gesetzet habe, folgende Gedancken bey: GOtt ist derjenige, der mich zärtlich liebet, und meine so geistli- che als leibliche Wolfahrt mit der aller- grösten Treue befördert. Daraus sehe ich noch nicht was es eigentlich vor Wohlthaten sind. Jch erkenne aus die- sem dritter Theil. das iſt, aus hoͤchſter Liebe und Zaͤrtlichkeit her-flieſende Wohlthaten des Dreieinigen GOt- tes, in dieſem Leben, (§. 83.) dieſe Woltha- ten moͤgen hernach geiſtlich oder leiblich ſeyn. Dabei iſt nun folgendes zu mercken. (1) Das Wort Mutter iſt vor ſich nicht gent- (*) Der Beweis iſt dieſer: das Wort
Mutter iſt bildlich. Es ſtellet eine Per- ſon fuͤr, welche in der Ehe oder durch Zuthuung eines Mannes Kinder empfan- gen und gebohren hat: welche der Kinder liebreich pfleget, und ihnen nach Beſchaf- fenheit ihres Alters und verſchiedenen Zuſtandes, die erſinnlichſte Proben der allerzaͤrtlichſten Liebe erweiſet. Wann nun GOtt, der ein Geiſt iſt, eine Mutter genennet wird, ſo bringt mir das Bild einer Mutter, im fall ich den Begrif von GOtt und der Verſoͤhnung mit GOtt, voraus geſetzet habe, folgende Gedancken bey: GOtt iſt derjenige, der mich zaͤrtlich liebet, und meine ſo geiſtli- che als leibliche Wolfahrt mit der aller- groͤſten Treue befoͤrdert. Daraus ſehe ich noch nicht was es eigentlich vor Wohlthaten ſind. Jch erkenne aus die- ſem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0189" n="173"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Theil.</hi></fw><lb/> das iſt, aus hoͤchſter Liebe und Zaͤrtlichkeit her-<lb/> flieſende Wohlthaten des Dreieinigen GOt-<lb/> tes, in dieſem Leben, (§. 83.) dieſe Woltha-<lb/> ten moͤgen hernach geiſtlich oder leiblich ſeyn.<lb/> Dabei iſt nun folgendes zu mercken.</p><lb/> <p>(1) Das Wort <hi rendition="#fr">Mutter</hi> iſt vor ſich nicht<lb/> verſtaͤndlich oder deutlich gnug, dieſe Wohl-<lb/> thaten auszudruͤcken, <note xml:id="seg2pn_30_1" next="#seg2pn_30_2" place="foot" n="(*)">Der Beweis iſt dieſer: das Wort<lb/><hi rendition="#fr">Mutter</hi> iſt bildlich. Es ſtellet eine Per-<lb/> ſon fuͤr, welche in der Ehe oder durch<lb/> Zuthuung eines Mannes Kinder empfan-<lb/> gen und gebohren hat: welche der Kinder<lb/> liebreich pfleget, und ihnen nach Beſchaf-<lb/> fenheit ihres Alters und verſchiedenen<lb/> Zuſtandes, die erſinnlichſte Proben der<lb/> allerzaͤrtlichſten Liebe erweiſet. Wann nun<lb/> GOtt, der ein Geiſt iſt, eine <hi rendition="#fr">Mutter</hi><lb/> genennet wird, ſo bringt mir das Bild<lb/> einer Mutter, im fall ich den Begrif<lb/> von GOtt und der Verſoͤhnung mit<lb/> GOtt, voraus geſetzet habe, folgende<lb/> Gedancken bey: <hi rendition="#fr">GOtt</hi> iſt derjenige, der<lb/> mich zaͤrtlich liebet, und meine ſo geiſtli-<lb/> che als leibliche Wolfahrt mit der aller-<lb/> groͤſten Treue befoͤrdert. Daraus ſehe<lb/> ich noch nicht <hi rendition="#fr">was es eigentlich vor</hi><lb/> Wohlthaten ſind. Jch erkenne aus die-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſem</fw></note> wenn man die ei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gent-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0189]
dritter Theil.
das iſt, aus hoͤchſter Liebe und Zaͤrtlichkeit her-
flieſende Wohlthaten des Dreieinigen GOt-
tes, in dieſem Leben, (§. 83.) dieſe Woltha-
ten moͤgen hernach geiſtlich oder leiblich ſeyn.
Dabei iſt nun folgendes zu mercken.
(1) Das Wort Mutter iſt vor ſich nicht
verſtaͤndlich oder deutlich gnug, dieſe Wohl-
thaten auszudruͤcken, (*) wenn man die ei-
gent-
(*) Der Beweis iſt dieſer: das Wort
Mutter iſt bildlich. Es ſtellet eine Per-
ſon fuͤr, welche in der Ehe oder durch
Zuthuung eines Mannes Kinder empfan-
gen und gebohren hat: welche der Kinder
liebreich pfleget, und ihnen nach Beſchaf-
fenheit ihres Alters und verſchiedenen
Zuſtandes, die erſinnlichſte Proben der
allerzaͤrtlichſten Liebe erweiſet. Wann nun
GOtt, der ein Geiſt iſt, eine Mutter
genennet wird, ſo bringt mir das Bild
einer Mutter, im fall ich den Begrif
von GOtt und der Verſoͤhnung mit
GOtt, voraus geſetzet habe, folgende
Gedancken bey: GOtt iſt derjenige, der
mich zaͤrtlich liebet, und meine ſo geiſtli-
che als leibliche Wolfahrt mit der aller-
groͤſten Treue befoͤrdert. Daraus ſehe
ich noch nicht was es eigentlich vor
Wohlthaten ſind. Jch erkenne aus die-
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Zitationshilfe: | Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/189>, abgerufen am 27.07.2024. |